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Die Taktik der Sozialdemokratie



Schwächen gefundene Taktik, deren Ergebnis fast mathematisch zum Erfolge führen muß, wenn eben nicht auch die Gegenseite lernt, gegen Giftgas mit Giftgas zu kämpfen. Schwächlichen Naturen muß dabei gesagt werden, daß es sich hierbei eben um Sein oder Nichtsein handelt.

Nicht minder verständlich wurde mir die Bedeutung des körperlichen Terrors dem einzelnen, der Masse gegenüber. Auch hier genaue Berechnung der psychologischen Wirkung.

Der Terror auf der Arbeitsstätte, in der Fabrik, im Versammlungslokal und anläßlich von Massenkundgebung wird immer von Erfolg begleitet sein, solange nicht ein gleich großer Terror entgegentritt.

Dann freilich wird die Partei in entsetzlichem Geschrei Zeter und Mordio jammern, wird als alte Verächterin jeder Staatsautorität kreischend nach dieser rufen, um in den meisten Fällen in der allgemeinen Verwirrung tatsächlich das Ziel zu erreichen - nämlich: sie wird das Hornvieh eines höheren Beamten finden, der, in der blödseligen Hoffnung, sich vielleicht dadurch für später den gefürchteten Gegner geneigt zu machen, den Widersacher dieser Weltpest brechen hilft.

Welchen Eindruck ein solcher Erfolg auf die Sinne der breiten Masse sowohl der Anhänger als auch der Gegner ausübt, kann dann nur der ermessen, der die Seele eines Volkes nicht aus Büchern, sondern aus dem Leben kennt. Denn während in den Reichen ihrer Anhänger der erlangte Sieg nunmehr als ein Triumph des Rechtes der eigenen Sache gilt, verzweifelt der geschlagene Gegner in den meisten Fällen am Gelingen eines weiteren Widerstandes überhaupt.

Je mehr ich vor allem die Methoden des körperlichen Terrors kennen lernte, um so größer wurde meine Abbitte den Hunderttausenden gegenüber, die ihm erlagen.

Das danke ich am inständigsten meiner damaligen Lebenszeit, daß sie allein mir mein Volk wiedergegeben

47 Die Sünden des Bürgertums

hat, daß ich die Opfer unterscheiden lernte von den Verführern.

Anders als Opfer sind die Ergebnisse dieser Menschenverführung nicht zu bezeichnen. Denn wenn ich nun in einigen Bildern mich bemühte, das Wesen dieser "untersten" Schichten aus dem Leben heraus zu zeichnen, so würde dies nicht vollständig sein, ohne die Versicherung, daß ich aber in diesen Tiefen auch wieder Lichter fand in den Formen einer oft seltenen Opferwilligkeit, treuester Kameradschaft, außerordentlicher Genügsamkeit und zurückhaltender Bescheidenheit, besonders soweit es die damals ältere Arbeiterschaft betraf. Wenn auch diese Tugenden in der jungen Generation mehr und mehrt, schon durch die allgemeinen Einwirkungen der Großstadt, verloren wurden, so gab es selbst hier noch viele, bei denen das vorhandene kerngesunde Blut über die gemeinen Niederträchtigkeiten des Lebens Herr wurde. Wenn dann diese oft seelenguten, braven Menschen in ihrer politischen Betätigung dennoch in die Reihen der Todfeinde unseres Volkstums eintraten und diese so schließen halfen, dann lag dies daran, daß sie ja die Niedertracht der neuen Lehre weder verstanden noch verstehen konnten, daß niemand sonst sich die Mühe nahm, sich um sie zu kümmern, und daß endlich die sozialen Verhältnisse stärker waren als aller sonstige etwa vorhandene gegenteilige Wille. Die Not, der sie eines Tages so oder so verfielen, trieb sie in das Lager der Sozialdemokratie doch noch hinein.

Da nun das Bürgertum unzählige Male in der ungeschicktesten, aber auch unmoralischsten Weise gegen selbst allgemein menschlich berechtigte Forderungen Front machte, ja oft ohne einen Nutzen aus einer solchen Haltung zu erlangen oder gar überhaupt erwarten zu dürfen, wurde selbst der anständigste Arbeiter aus der gewerkschaftlichen Organisation in die politische Tätigkeit hineingetrieben.

Millionen von Arbeitern waren sicher in ihrem Inneren

Die Gewerkschafts-Frage

anfangs Feinde der sozialdemokratischen Partei, wurden aber in ihrem Widerstande besiegt durch eine manches Mal denn doch irrsinnige Art und Weise, in der seitens der bürgerlichen Parteien gegen jede Forderung sozialer Art Stellung genommen wurde. Die einfach bornierte Ablehnung aller Versuche einer Besserung der Arbeitsverhältnisse, der Schutzvorrichtungen an Maschinen, der Unterbindung von Kinderarbeit sowie des Schutzes der Frau wenigstens in den Monaten, da sie unter dem Herzen schon den kommenden Volksgenossen trägt, half mit, der Sozialdemokratie, die dankbar jeden solchen Fall erbärmlicher Gesinnung aufgriff, die Massen in das Netz zu treiben. Niemals kann unser politisches "Bürgertum" wieder gut machen, was so gesündigt wurde. Denn indem es gegen alle Versuche einer Beseitigung sozialer Mißstände Widerstand leistete, säte es Haß und rechtfertigte scheinbar selber die Behauptungen der Todfeinde des ganzen Volkstums, daß nur die sozialdemokratische Partei allein die Interessen des schaffenden Volkes verträte.

Es schuf so in erster Linie die moralische Begründung für den tatsächlichen Bestand der Gewerkschaften, der Organisation, die der politischen Partei die größten Zutreiberdienste von jeher geleistet hat.

In meinen Wiener Lehrjahren wurde ich gezwungen, ob ich wollte oder nicht, auch zur Frage der Gewerkschaften Stellung zu nehmen.

Da ich sie als einen unzertrennlichen Bestandteil der sozialdemokratischen Partei an sich ansah, war meine Entscheidung schnell und - falsch.

Ich lehnte sie selbstverständlich glatt ab.

Auch in dieser so unendlich wichtigen Frage gab mir das Schicksal selber Unterricht. Das Ergebnis war ein Umsturz meines ersten Urteils.

Mit zwanzig Jahren hatte ich unterscheiden gelernt zwischen der Gewerkschaft als Mittel zur Verteidigung allgemeiner sozialer Rechte des Arbeitnehmers und zur Erkämpfung besserer Lebensbedingungen desselben im einzelnen

Die Gewerkschafts-Frage

und der Gewerkschaft als Instrument der Partei des politischen Klassenkampfes.

Daß die Sozialdemokratie die enorme Bedeutung der gewerkschaftlichen Bewegung begriff, sicherte ihr das Instrument und damit den Erfolg; daß das Bürgertum dies nicht verstand, kostete es seine politische Stellung. Es glaubte, mit einer naseweisen "Ablehnung" einer logischen Entwicklung den Garaus machen zu können, um in Wirklichkeit dieselbe nun in unlogische Bahnen zu zwingen. Denn daß die Gewerkschaftsbewegung etwa an sich vaterlandsfeindlich sei, ist ein Unsinn und außerdem eine Unwahrheit. Richtig ist eher das Gegenteil. Wenn eine gewerkschaftliche Betätigung als Ziel die Besserstellung eines mit zu den Grundpfeilern der Nation gehörenden Standes im Auge hat und durchführt, wirkt sie nicht nur nicht vaterlands- oder staatsfeindlich, sondern im wahrsten Sinne des Wortes "national". Hilft sie doch so mit, die sozialen Voraussetzungen zu schaffen, ohne die eine allgemein nationale Erziehung gar nicht zu denken ist. Sie erwirbt sich höchstens Verdienst, indem sie durch Beseitigung sozialer Krebsschäden sowohl geistigen als aber auch körperlichen Krankheitserregern an den Leib rückt und so zu einer allgemeinen Gesundheit des Volkskörpers mit beiträgt.

Die Frage nach ihrer Notwendigkeit also ist wirklich überflüssig.

Solange es unter Arbeitgebern Menschen mit geringem sozialen Verständnis oder gar mangelndem Rechts- und Billigkeitsgefühl gibt, ist es nicht nur das Recht, sondern die Pflicht der von ihnen Angestellten, die doch einen Teil unseres Volkstums bilden, die Interessen der Allgemeinheit gegenüber der Habsucht oder der Unvernunft eines Einzelnen zu schützen; denn die Erhaltung von Treu und Glauben in einem Volkskörper ist ein Interesse der Nation, genau so wie die Erhaltung der Gesundheit des Volkes.

Beides wird durch unwürdige Unternehmer, die sich nicht als Glied der ganzen Volksgemeinschaft fühlen, schwer bedroht. Aus dem üblen Wirken ihrer Habsucht oder Rücksichtslosigkeit erwachsen tiefe Schäden für die Zukunft.

Die Gewerkschafts-Frage

Die Ursachen einer solchen Entwicklung beseitigen, heißt sich ein Verdienst um die Nation erwerben, und nicht etwa umgekehrt.

Man sage dabei nicht, daß es ja jedem Einzelnen freistünde, die Folgerungen aus einem ihm tatsächlich oder vermeintlich zugefügten Unrecht zu ziehen, also zu gehen.

Nein! Dies ist Spiegelfechterei und muß als Versuch angesehen werden, die Aufmerksamkeit abzulenken. Entweder ist die Beseitigung schlechter, unsozialer Vorgänge im Interesse der Nation gelegen oder nicht. Wenn ja, dann muß der Kampf gegen sie mit den Waffen aufgenommen werden, die die Aussicht auf Erfolg bieten. Der einzelne Arbeiter aber ist niemals in der Lage, sich gegenüber der Macht des großen Unternehmers durchzusetzen, da es sich hier nicht um eine Frage des Sieges des höheren Rechtes handeln kann - da ja bei Anerkennung desselben der ganze Streit infolge des Mangels jeder Veranlassung gar nicht vorhanden wäre -, sondern um die Frage der größeren Macht. Im anderen Falle würde das vorhandene Rechtsgefühl allein schon den Streit in ehrlicher Weise beenden, oder richtiger, es könnte nie zu einem solchen kommen.

Nein, wenn unsoziale oder unwürdige Behandlung von Menschen zum Widerstande auffordert, dann kann dieser Kampf, solange nicht gesetzliche, richterliche Behörden zur Beseitigung dieser Schäden geschaffen werden, nur durch die größere Macht zur Entscheidung kommen. Damit aber ist es selbstverständlich, daß der Einzelperson und mithin konzentrierten Kraft des Unternehmens allein die zur Einzelperson zusammengefaßte Zahl der Arbeitnehmer gegenübertreten kann, um nicht von Anbeginn schon auf die Möglichkeit des Sieges verzichten zu müssen.

So kann die gewerkschaftliche Organisation zu einer Stärkung des sozialen Gedankens in dessen praktischer Auswirkung im täglichen Leben führen und damit zu einer Beseitigung


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