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Verfolgung unliebsamer Warner



So wechselten auch in Deutschland Entwaffnungs- und Versklavungsedikte, politische Wehrlosmachung und wirtschaftliche Ausplünderung miteinander ab, um endlich moralisch jenen Geist zu erzeugen, der im Dawesgutachten ein Glück und im Vertrag von Locarno einen Erfolg zu sehen vermag. Man kann dann freilich, von einer höheren Warte aus betrachtet, von einem einzigen Glück in diesem Jammer reden, dem Glück, daß man wohl Menschen betören, den Himmel aber nicht bestechen konnte. Denn dessen Segen blieb aus: Not und Sorge sind seitdem die ständigen Begleiter unseres Volkes geworden, und unser einziger treuer Verbündeter ist das Elend. Das Schicksal hat auch in diesem Falle keine Ausnahme gemacht, sondern uns gegeben, was wir verdienten. Da wir die Ehre nicht mehr zu schätzen wissen, lehrt es uns wenigstens, die Freiheit am Brote würdigen. Nach Brot haben die Menschen nun schon zu rufen gelernt, um Freiheit aber werden sie eines Tages noch beten.

So bitter und so ersichtlich der Zusammenbruch unseres Volkes in den Jahren nach 1918 auch war, so entschlossen hatte man gerade in dieser Zeit jeden auf das heftigste verfolgt, der sich unterstand, das, was später immer eingetroffen ist, schon damals zu prophezeien. So erbärmlich schlecht die Leitung unseres Volkes gewesen ist, ebenso eingebildet war sie auch, und besonders dann, wenn es sich um das Abtun unliebsamer, weil unangenehmer Warner handelte. Da konnte man es (und man kann es auch heute noch!) erleben, daß sich die größten parlamentarischen Strohköpfe, wirkliche Gevatter Sattlermeister und Handschuhmacher - nicht bloß dem Beruf nach, was gar nichts sagen würde - plötzlich auf das Piedestal des Staatsmannes emporhoben, um von dort herunter dann die kleinen Sterblichen abzukanzeln. Es tat und tut dabei gar nichts zur Sache, daß ein solcher "Staatsmann" zumeist schon im sechsten Monat seiner Kunst als der windigste Murkser, vom Spott und Hohn der ganzen übrigen Welt umhallt, entlarvt ist, weder ein noch aus weiß und den untrüglichen Beweis für seine vollständige Unfähigkeit schlagend erbracht hat! Nein, das tut gar nichts

763 Frankreichs unverrückbares Kriegsziel

zur Sache, im Gegenteil: je mehr es den parlamentarischen Staatsmännern dieser Republik an wirklichen Leistungen gebricht, um so wütender verfolgen sie dafür diejenigen, die Leistungen von ihnen erwarten, die das Versagen ihrer bisherigen Tätigkeit festzustellen sich erfrechen und den Mißerfolg ihrer zukünftigen voraussagen. Nagelt man aber einen solchen parlamentarischen Ehrenmann einmal endgültig fest, und kann der Staatskünstler dann wirklich den Zusammenbruch seiner ganzen Tätigkeit und ihrer Ergebnisse nicht mehr wegleugnen, dann finden sie tausend und aber tausend Gründe der Entschuldigung für ihre Nichterfolge, und wollen nur einen einzigen nicht zugeben, daß sie selbst der Hauptgrund alles Übels sind.

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Spätestens im Winter 1922/23 hätte man allgemein verstehen müssen, daß sich Frankreich auch nach dem Friedensschluß mit eiserner Konsequenz bemühe, sein ihm ursprünglich vorschwebendes Kriegsziel doch noch zu erreichen. Denn niemand wird wohl glauben, daß Frankreich im entscheidendsten Ringen seiner Geschichte viereinhalb Jahre lang das an sich nicht zu reiche Blut seines Volkes einsetzte, nur um später die vorher angerichteten Schäden durch Reparationen wieder vergütet zu erhalten. Selbst Elsaß- Lothringen allein würde noch nicht die Energie der französischen Kriegsführung erklären, wenn es sich nicht dabei schon um einen Teil des wirklich großen politischen Zukunftsprogrammes der französischen Außenpolitik gehandelt hätte. Dieses Ziel aber heißt: Auflösung Deutschlands in ein Gemengsel von Kleinstaaten. Dafür hat das chauvinistische Frankreich gekämpft, wobei es allerdings sein Volk in Wahrheit als Landsknechte dem internationalen Weltjuden verkaufte.

Dieses französische Kriegsziel wäre schon durch den Krieg an sich zu erreichen gewesen, wenn, wie man anfangs zu Paris hoffte, der Kampf sich auf deutschem Boden abgespielt hätte. Man stelle sich vor, daß die blutigen Schlachten des Weltkrieges nicht an der Somme, in Flandern, im Artois, vor Warschau, Nishnij Nowgorod, Kowno, Riga

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und wo sonst überall stattgefunden hätten, sondern in Deutschland, an der Ruhr und am Main, an der Elbe, vor Hannover, Leipzig, Nürnberg usw., und man wird wohl zustimmen müssen, daß die Möglichkeit einer Zertrümmerung Deutschlands gegeben gewesen wäre. Es ist sehr fraglich, ob unser junger föderativer Staat viereinhalb Jahre lang die gleiche Belastungsprobe ausgehalten hätte wie das seit Jahrhunderten stramm zentralisierte und nur nach dem unumstrittenen Mittelpunkt Paris sehende Frankreich. Daß dieses gewaltigste Völkerringen sich außerhalb der Grenzen unseres Vaterlandes abrollte, war nicht nur das unsterbliche Verdienst des einzigen alten Heeres, sondern auch das größte Glück für die deutsche Zukunft. Es ist meine felsenfeste, mich manches Mal fast beklemmende innere Überzeugung, daß es im anderen Falle heute schon längst kein Deutsches Reich, sondern nur mehr "deutsche Staaten" gäbe. Dies ist auch der einzige Grund, warum das Blut unserer gefallenen Freunde und Brüder wenigstens nicht ganz umsonst geflossen ist.

So kam alles anders! Wohl brach Deutschland im November 1918 blitzschnell zusammen. Allein, als die Katastrophe in der Heimat eintrat, standen die Armeen des Feldheeres noch tief in feindlichen Landen. Die erste Sorge Frankreichs war damals nicht Deutschlands Auflösung, sondern vielmehr die: Wie bringt man die deutschen Armeen möglichst schnell aus Frankreich und Belgien hinaus? Und so war für die Pariser Staatsleitung die erste Aufgabe zur Beendigung des Weltkrieges, die deutschen Armeen zu entwaffnen und, wenn möglich, zunächst nach Deutschland zurückzudrängen; und erst in zweiter Linie konnte man sich der Erfüllung des ursprünglichen und eigentlichen Kriegszieles widmen. Allerdings war Frankreich darin bereits gelähmt. In England war mit der Vernichtung Deutschlands als Kolonial- und Handelsmacht und dessen Herunterdrückung in den Rang eines Staates zweiter Klasse der Krieg wirklich siegreich beendet. Ein Interesse an der restlosen Ausmerzung des deutschen Staates besaß man nicht nur nicht, sondern man hatte sogar allen Grund, einen

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Rivalen gegen Frankreich in Europa für die Zukunft zu wünschen. So mußte die französische Politik erst in entschlossener Friedensarbeit fortsetzen, was der Krieg angebahnt hatte, und Clemenceaus Ausspruch, daß für ihn auch der Friede nur die Fortsetzung des Krieges sei, bekam erhöhte Bedeutung.

Dauernd, bei jedem möglichen Anlaß, mußte man das Reichsgefüge erschüttern. Durch die Auferlegung immer neuer Entwaffnungsnoten einerseits und durch die hierdurch ermöglichte wirtschaftliche Auspressung andererseits hoffte man in Paris, das Reichsgefüge langsam lockern zu können. Je mehr die nationale Ehre in Deutschland abstarb, um so eher konnten der wirtschaftliche Druck und die ewige Not zu politisch destruktiven Wirkungen führen. Eine solche Politik politischer Unterdrückung und wirtschaftlicher Ausplünderung, zehn und zwanzig Jahre durchgeführt, muß allmählich selbst den besten Staatskörper ruinieren und unter Umständen auflösen. Damit aber ist das französische Kriegsziel dann endgültig erreicht.

Dies mußte man im Winter 1922/23 doch schon längst als Frankreichs Absicht erkannt haben. Damit blieben aber nur zwei Möglichkeiten übrig: Man durfte hoffen, entweder den französischen Willen an der Zähigkeit des deutschen Volkskörpers allmählich stumpf zu machen oder einmal endlich zu tun, was doch nicht ausbleiben kann, nämlich bei irgendeinem besonders krassen Fall das Steuer des Reichsschiffes herumzureißen und die Ramme gegen den Feind zu kehren. Dies bedeutete dann allerdings einen Kampf auf Leben und Tod, und Aussicht zum Leben war nur vorhanden, wenn es vorher gelang, Frankreich soweit zu isolieren, daß dieser zweite Kampf nicht mehr ein Ringen Deutschlands gegen die Welt sein mußte, sondern eine Verteidigung Deutschlands gegen das die Welt und ihren Frieden dauernd störende Frankreich darstellte.

Ich betone es und bin fest davon überzeugt, daß dieser zweite Fall einmal so oder so kommen muß und kommen wird. Ich glaube niemals daran, daß sich Frankreichs Absichten uns gegenüber je ändern könnten; denn sie liegen

766 Endgültige Auseinandersetzung mit Frankreich

im tiefsten Grunde nur im Sinne der Selbsterhaltung der französischen Nation. Wäre ich selbst Franzose und wäre mir somit Frankreichs Größe so lieb, wie mir die Deutschlands heilig ist, so könnte und wollte auch ich nicht anders handeln, als es am Ende ein Clemenceau tut. Das nicht nur in seiner Volkszahl, sondern besonders in seinen rassisch besten Elementen langsam absterbende Franzosentum kann sich seine Bedeutung in der Welt auf die Dauer nur erhalten bei Zertrümmerung Deutschlands. Die französische Politik mag tausend Umwege machen, irgendwo am Ende wird immer dieses Ziel als Erfüllung letzter Wünsche und tiefster Sehnsucht vorhanden sein. Es ist aber unrichtig, zu glauben, daß ein rein passiver, nur sich selbst erhalten wollender Wille einem nicht minder kraftvollen, aber aktiv vorgehenden auf die Dauer Widerstand leisten könnte. Solange der ewige Konflikt zwischen Deutschland und Frankreich nur in der Form einer deutschen Abwehr gegenüber französischem Angriff ausgetragen wird, wird er niemals entschieden werden, wohl aber wird Deutschland von Jahrhundert zu Jahrhundert eine Position nach der anderen verlieren. Man verfolge das Wandern der deutschen Sprachgrenze vom zwölften Jahrhundert angefangen bis heute, und man wird wohl schwerlich mehr auf den Erfolg einer Einstellung und Entwicklung bauen, die uns bisher schon so viel Schaden gebracht hat.

Erst wenn dies in Deutschland vollständig begriffen sein wird, so daß man den Lebenswillen der deutschen Nation nicht mehr in bloß passiver Abwehr verkümmern läßt, sondern zu einer endgültigen aktiven Auseinandersetzung mit Frankreich zusammenrafft und in einem letzten Entscheidungskampf mit deutscherseits größten Schlußzielen hineinwirft: erst dann wird man imstande sein, das ewige und an sich so unfruchtbare Ringen zwischen uns und Frankreich zum Abschluß zu bringen; allerdings unter der Voraussetzung, daß Deutschland in der Vernichtung Frankreichs


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