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Und ich darf dir in der Oper zuwinken, Vati?»



13    «Natü rlich, Kind. Warum denn nicht? »

14   Kuss auf die ernste Kinderstirn! Hut auf den kantigen Kü nstlerkopf! Die Tü r schlä gt zu.

15    Das kleine Mä dchen geht langsam zum Fenster und denkt bekü mmert ü ber das Leben nach. Die Mutter darf nicht zu Hause arbeiten. Der Vater kann nicht zu Hause arbeiten.

16    Man hat’s schwer mit den Eltern!

17    Aber da sie, nicht zuletzt dank der mü tterlichen Erziehung, ein resolutes und praktisches Persö nchen ist, steckt sie sehr bald das Nachdenken auf, bewaffnet sich mit ihrem Oktavheft und beginnt an Hand von Luises Angaben systematisch, Zimmer fü r Zimmer, die schö ne Altwiener Wohnung fü r sich zu entdecken.

18    Nachdem sie die Forschungsreise hinter sich hat, setzt sie sich aus alter Gewohnheit an den Kü chentisch und rechnet in dem herumliegenden Haushaltsbuch der Reihe nach die Ausgabenspalten durch.

19    Dabei fä llt ihr zweierlei auf. Erstens hat sich Resi, die Haushä lterin, auf fast jeder Seite verrechnet. Und zweitens hat sie das jedesmal zu ihren Gunsten getan!

20    «Ja, was soll das heiß en? » Resi steht in der Kü chentü r. «Ich hab in deinem Buch nachgerechnet», sagt Lotte leise, aber bestimmt.

21    «Was sind denn das fü r neue Moden? » fragt Resi bö se. «Rechne du in der Schule, wo’s hingehö rt! »

22    «Ich werd jetzt immer bei dir nachrechnen», erklä rt das Kind sanft und hupft vom Kü chenstuhl. «Wir lernen in der Schule, aber nicht fü r die Schule, hat die Lehrerin gesagt.» Damit stolziert sie aus der Tü r.

23    Resi starrt verblü fft hinterdrein.

1      Wertgeschä tzte (многоуважаемые; wert – уважаемый, дорогой; schä tzen – ценить; der Wert – стоимость; der Schatz – сокровище) kleinere und grö ß ere Leserinnen und Leser! Jetzt wird es, glaube und fü rchte ich, allmä hlich Zeit (вот уж пришло время), dass ich auch ein wenig von Luises und Lottes Eltern berichte (сообщу, расскажу), vor allem darü ber (прежде всего о том), wie es seinerzeit (в свое время) zu der Scheidung zwischen ihnen kam (дошло до развода). Sollte euch an dieser Stelle des Buches ein Erwachsener ü ber die Schulter blicken (если на этом месте книги вам через плечо заглянет взрослый) und rufen: «Dieser Mensch! Wie kann er nur, um alles in der Welt (ради Бога, Боже мой), solche Sachen den Kindern erzä hlen! », dann lest ihm, bitte, das Folgende vor (прочитайте ему следующее):

2     Als Shirley Temple ein kleines Mä dchen von sieben, acht Jahren war, war sie doch schon ein auf der ganzen Erde berü hmter Filmstar, und die Firmen verdienten (зарабатывали) viele Millionen Dollar mit ihr. Wenn Shirley aber mit ihrer Mutter in ein Kino gehen wollte, um sich einen Shirley-Temple-Film anzuschauen, ließ man sie nicht hinein (не впустили). Sie war noch zu jung. Es war verboten (запрещено). Sie durfte nur Filme drehen (снимать: «крутить»). Das war erlaubt (разрешено). Dafü r war sie alt genug.

3     Wenn der Erwachsene, der euch ü ber die Schulter guckt, das Beispiel von Shirley Temple und den Zusammenhang (связь) mit Luises und Lottes Eltern und ihrer Scheidung nicht verstanden hat, dann richtet ihm einen schö nen Gruß von mir aus (передайте ему от меня большой привет: ausrichten), und ich ließ e ihm sagen (и что я прошу ему сказать), es gä be auf der Welt sehr viele geschiedene Eltern (что на свете есть очень много разведенных родителей), und es gä be sehr viele Kinder, die darunter litten (которые от этого страдают: leiden)! Und es gä be sehr viele andere Kinder, die darunter litten, dass die Eltern sich nicht scheiden ließ en (что не разводятся)! Wenn man aber den Kindern zumutete (если считают, что дети в силах: jemandem etwas zumuten – считать кого - либо способным на что - то, ожидать, требовать от кого - то чего - либо; der Mut – мужество, смелость), unter diesen Zustä nden zu leiden (страдать от этого: «от этих обстоятельств»), dann sei es doch wohl allzu zartfü hlend (было бы чересчур деликатно = было бы ложной деликатностью; zart – нежно, тонко + fü hlen – чувствовать) und auß erdem verkehrt (и, кроме того, извращенно, искаженно), nicht mit ihnen darü ber in verstä ndiger und verstä ndlicher Form zu sprechen (не поговорить с ними об этом в разумной и понятной форме; der Verstand – ум, разум, рассудок; verstehen – понимать)!

4     Also, der Herr Kapellmeister Ludwig Palfy ist ein Kü nstler, und Kü nstler sind bekanntlich (как известно) seltsame Lebewesen (странные существа: das Lebewesen). Er trä gt zwar keine Kalabreser (правда не носит калабрийскую шляпу /фетровую шляпу с широкими полями и острым верхом, мода на которую пришла из итальянской области Калабрия/) und keine flatternden Krawatten (развевающиеся галстуки: die Krawatte), im Gegenteil (напротив), er ist ganz manierlich gekleidet («манерно» = изысканно, старательно одет), sauber und beinahe elegant (почти элегантно).

5     Aber sein Innenleben (внутренняя = душевная, духовная жизнь; innen – внутри)! Das ist kompliziert (сложно)! Oh! Sein Innenleben, das hat es in sich (это не просто, это дело тонкое: «имеет это = кое-что в себе»)! Wenn er einen musikalischen Einfall hat (идею; einfallen – приходить в голову), muss er, um ihn zu notieren (записать) und kompositorisch auszugestalten (придать форму; die Gestalt – форма, образ), auf der Stelle allein sein (тут же: «на /том же/ месте» быть один). Und so einen Einfall hat er womö glich auf einer groß en Gesellschaft (может быть, в большом обществе)! «Wo ist denn Palfy hin? » fragt dann der Hausherr. Und irgend jemand antwortet: «Es wird ihm wohl wieder etwas eingefallen sein (ему, по-видимому, опять пришло что-то в голову)! » Der Hausherr lä chelt sauersü ß (кисло-сладко), bei sich aber denkt er: ‘Flegel (грубиян, невежа; der Flegel – цеп, молотило)! Man kann doch nicht bei jedem Einfall weglaufen! ’ Doch der Kapellmeister Palfy, der kann!

6     Der lief aus der eigenen Wohnung fort, als er noch verheiratet war, damals, blutjung (совсем юный; das Blut – кровь), verliebt, ehrgeizig (честолюбивый; die Ehre – честь; geizig – жадный, скаредный), selig und verrü ckt (сумасшедший: «сдвинутый»; rü cken – двигать) in einem (все в одном, все сразу)!

7     Und als dann gar die kleinen Zwillinge in der Wohnung Tag und Nacht krä hten (кукарекали) und die Wiener Philharmoniker sein erstes Klavierkonzert urauffü hrten (играли в первый раз; auffü hren – давать представление; urauffü hren – показывать премьеру), da ließ er einfach den Flü gel abholen (приказал просто забрать фортепьяно) und in ein Atelier am Ring (у кольца; der Ring) bringen, das er in seiner kü nstlerischen Verzweiflung gemietet hatte (которое он снял в своем художническом отчаянии)!

8     Und da er damals sehr viele Einfä lle hatte, kam er nur noch sehr selten zu seiner jungen Frau und den brü llenden Zwillingen (к ревущим двойняшкам).

9     Luiselotte Palfy, geb. Kö rner, kaum zwanzig Jahre alt, fand das nicht fidel (не находила это веселым: fidé l). Und als ihr zu den kaum zwanzigjä hrigen Ohren kam, dass der Herr Gemahl (супруг) in seinem Atelier nicht nur Noten malte, sondern auch mit Opernsä ngerinnen, die ihn sehr nett fanden, Gesangsrollen studierte, da reichte sie empö rt die Scheidung ein (с возмущением подала на развод)!

10   Nun war der um seine schö pferische Einsamkeit so besorgte (настолько озабоченный своим творческим одиночеством) Kapellmeister fein heraus (хорошо отделался, хорошо для него все сложилось). Nun konnte er so viel allein sein, wie er wollte. Den ihm nach der Scheidung verbliebenen Zwilling versorgte (обеспечивала = заботилась, ухаживала) in der Rotenturmstraß e ein tü chtiges Kindermä dchen (дельная, хорошая, старательная няня). Um ihn selber (о нем самом), im Atelier am Ring, kü mmerte sich (/не/ заботился), wie er sich’s so sehnlich gewü nscht hatte (как он себе это так страстно желал), kein Aas (никакая сволочь = ну совершенно никто; das Aas – падаль)!

11   Das war ihm mit einem Male auch nicht recht (но и это ему вдруг не очень оказалось по душе: «подходящим»). O diese Kü nstler! Sie wissen wirklich nicht (действительно не знают), was sie wollen! Immerhin (тем не менее, все же), er komponierte und dirigierte fleiß ig (прилежно) und wurde von Jahr zu Jahr berü hmter (знаменитее; der Ruhm – слава). Auß erdem konnte er ja, wenn ihn der Katzenjammer packte (когда его охватывала тоска: «кошачье горе»; der Jammer – горе, несчастье; плач, причитания), in die andere Behausung (жилье) gehen und mit Luise, dem Tö chterchen, spielen.

12   Sooft (как только; всякий раз, когда) in Mü nchen ein Konzert war, bei dem neue Werke (произведения; das Werk) von Ludwig Palfy aufgefü hrt wurden (исполнялись), kaufte sich Luiselotte Kö rner ein Billett, saß dann, mit gesenktem Kopf (с опущенной головой), in einer der letzten, billigen Reihen und entnahm der Musik ihres geschiedenen Mannes (и чувствовала по музыке своего бывшего: «разведенного» мужа: entnehmen – брать, заимствовать; заключать, делать вывод), dass er kein glü cklicher Mensch geworden war (что он не стал счастливым человеком). Trotz seiner Erfolge (несмотря на свои успехи: der Erfolg). Und trotz seiner Einsamkeit.

 

1      Wertgeschä tzte kleinere und grö ß ere Leserinnen und Leser! Jetzt wird es, glaube und fü rchte ich, allmä hlich Zeit, dass ich auch ein wenig von Luises und Lottes Eltern berichte, vor allem darü ber, wie es seinerzeit zu der Scheidung zwischen ihnen kam. Sollte euch an dieser Stelle des Buches ein Erwachsener ü ber die Schulter blicken und rufen: «Dieser Mensch! Wie kann er nur, um alles in der Welt, solche Sachen den Kindern erzä hlen! », dann lest ihm, bitte, das Folgende vor:

2      Als Shirley Temple ein kleines Mä dchen von sieben, acht Jahren war, war sie doch schon ein auf der ganzen Erde berü hmter Filmstar, und die Firmen verdienten viele Millionen Dollar mit ihr. Wenn Shirley aber mit ihrer Mutter in ein Kino gehen wollte, um sich einen Shirley-Temple-Film anzuschauen, ließ man sie nicht hinein. Sie war noch zu jung. Es war verboten. Sie durfte nur Filme drehen. Das war erlaubt. Dafü r war sie alt genug.

3      Wenn der Erwachsene, der euch ü ber die Schulter guckt, das Beispiel von Shirley Temple und den Zusammenhang mit Luises und Lottes Eltern und ihrer Scheidung nicht verstanden hat, dann richtet ihm einen schö nen Gruß von mir aus, und ich ließ e ihm sagen, es gä be auf der Welt sehr viele geschiedene Eltern, und es gä be sehr viele Kinder, die darunter litten! Und es gä be sehr viele andere Kinder, die darunter litten, dass die Eltern sich nicht scheiden ließ en! Wenn man aber den Kindern zumutete, unter diesen Zustä nden zu leiden, dann sei es doch wohl allzu zartfü hlend und auß erdem verkehrt, nicht mit ihnen darü ber in verstä ndiger und verstä ndlicher Form zu sprechen!

4      Also, der Herr Kapellmeister Ludwig Palfy ist ein Kü nstler, und Kü nstler sind bekanntlich seltsame Lebewesen. Er trä gt zwar keine Kalabreser und keine flatternden Krawatten, im Gegenteil, er ist ganz manierlich gekleidet, sauber und beinahe elegant.

5      Aber sein Innenleben! Das ist kompliziert! Oh! Sein Innenleben, das hat es in sich! Wenn er einen musikalischen Einfall hat, muss er, um ihn zu notieren und kompositorisch auszugestalten, auf der Stelle allein sein. Und so einen Einfall hat er womö glich auf einer groß en Gesellschaft! «Wo ist denn Palfy hin? » fragt dann der Hausherr. Und irgend jemand antwortet: «Es wird ihm wohl wieder etwas eingefallen sein! » Der Hausherr lä chelt sauersü ß, bei sich aber denkt er: ‘Flegel! Man kann doch nicht bei jedem Einfall weglaufen! ’ Doch der Kapellmeister Palfy, der kann!

6      Der lief aus der eigenen Wohnung fort, als er noch verheiratet war, damals, blutjung, verliebt, ehrgeizig, selig und verrü ckt in einem!

7      Und als dann gar die kleinen Zwillinge in der Wohnung Tag und Nacht krä hten und die Wiener Philharmoniker sein erstes Klavierkonzert urauffü hrten, da ließ er einfach den Flü gel abholen und in ein Atelier am Ring bringen, das er in seiner kü nstlerischen Verzweiflung gemietet hatte!

8      Und da er damals sehr viele Einfä lle hatte, kam er nur noch sehr selten zu seiner jungen Frau und den brü llenden Zwillingen.

9     Luiselotte Palfy, geb. Kö rner, kaum zwanzig Jahre alt, fand das nicht fidel. Und als ihr zu den kaum zwanzigjä hrigen Ohren kam, dass der Herr Gemahl in seinem Atelier nicht nur Noten malte, sondern auch mit Opernsä ngerinnen, die ihn sehr nett fanden, Gesangsrollen studierte, da reichte sie empö rt die Scheidung ein!

10    Nun war der um seine schö pferische Einsamkeit so besorgte Kapellmeister fein heraus. Nun konnte er so viel allein sein, wie er wollte. Den ihm nach der Scheidung verbliebenen Zwilling versorgte in der Rotenturmstraß e ein tü chtiges Kindermä dchen. Um ihn selber, im Atelier am Ring, kü mmerte sich, wie er sich’s so sehnlich gewü nscht hatte, kein Aas!

11    Das war ihm mit einem Male auch nicht recht. O diese Kü nstler! Sie wissen wirklich nicht, was sie wollen! Immerhin, er komponierte und dirigierte fleiß ig und wurde von Jahr zu Jahr berü hmter. Auß erdem konnte er ja, wenn ihn der Katzenjammer packte, in die andere Behausung gehen und mit Luise, dem Tö chterchen, spielen.

12    Sooft in Mü nchen ein Konzert war, bei dem neue Werke von Ludwig Palfy aufgefü hrt wurden, kaufte sich Luiselotte Kö rner ein Billett, saß dann, mit gesenktem Kopf, in einer der letzten, billigen Reihen und entnahm der Musik ihres geschiedenen Mannes, dass er kein glü cklicher Mensch geworden war. Trotz seiner Erfolge. Und trotz seiner Einsamkeit.

Sechstes Kapitel

 

Wo ist das Geschä ft der Frau Wagenthaler? – Aber! Kochen verlernt man doch nicht! – Lotte winkt in der Oper – Es regnet Pralinen – Die erste Nacht in Mü nchen und die erste Nacht in Wien – Der merkwü rdige Traum, worin Frä ulein Gerlach als Hexe auftritt – Eltern dü rfen alles – Vergissmeinnicht Mü nchen 18!

1      Frau Luiselotte Kö rner hat ihre Tochter gerade noch in die winzige Wohnung (в крошечную квартиру) in der Max-Emanuel-Straß e bringen kö nnen. Dann musste sie, sehr ungern und sehr schnell, wieder in den Verlag fahren. Arbeit wartete auf sie. Und Arbeit darf nicht warten.

2     Luise, ach nein! Lotte hat sich studienhalber (для информации, в познавательных целях: «учебы ради») kurz in der Wohnung umgesehen (быстренько осмотрелась). Dann hat sie die Schlü ssel (ключи: der Schlü ssel), das Portemonnaie (кошелек, портмонэ) und ein Netz (сетку = хозяйственную сумку) genommen. Und nun macht sie Einkä ufe. Beim Metzgermeister Huber an der Ecke Prinz-Eugen-Straß e ersteht (приобретает, покупает) sie ein halbes Pfund Rindfleisch, Querrippe, schö n durchwachsen, mit etwas Niere (die Niere – почка) und ein paar Knochen (der Knochen – кость). Und jetzt sucht sie krampfhaft (судорожно; der Krampf – судорога) das Viktualiengeschä ft ( / устар./ = Lebensmittelgeschä ft – продуктовый магазин) der Frau Wagenthaler, um Suppengrü n, Nudeln und Salz zu besorgen (достать, купить).

3     Und Anni Habersetzer wundert sich nicht wenig, dass ihre Mitschü lerin Lotte Kö rner mitten auf der Straß e steht und angestrengt (напряженно, усиленно) in einem Oktavheft blä ttert.

4     «Machst du auf der Straß e Schularbeiten? » fragt sie neugierig. «Heut sind doch noch Ferien! »

5     Luise starrt das andere Mä dchen verdutzt (растерянно, сбитая с толку) an. Es ist ja auch zu blö d, wenn einen jemand anspricht (когда к тебе кто-то обращается), den man, obwohl man ihn noch nie im Leben sah, genau zu kennen hat (должен точно = обязательно знать)! Schließ lich reiß t sie sich zusammen (берет себя в руки) und sagt vergnü gt (весело): «Grü ß Gott! Kommst du mit (ты идешь со мной)? Ich muss zur Frau Wagenthaler, Suppengrü n kaufen.» Dann hä ngt sie sich bei der anderen ein (берет под руку) – wenn sie wenigstens wü sste (если бы она хотя бы знала), wie das sommersprossige Ding (как это веснушчатое существо; die Sommersprossen – веснушки) mit dem Vornamen heiß t (зовется по имени)! – und lä sst sich von ihr, ohne dass sie es merkt (и «дает себя ею», да так что та и не замечает), zum Laden (к лавке: der Laden) der Frau Wagenthaler lotsen (отвести: «провести, как лоцман»).

6     Die Frau Wagenthaler freut sich natü rlich, dass Lottchen aus den Ferien zurü ck ist und so rote Backen gekriegt hat! Als der Einkauf erledigt ist (когда с покупкой покончено: erledigen – закончить, довести до конца), erhalten (получают) die Mä dchen je einen Bonbon (каждая по конфетке, по леденцу) und auß erdem den Auftrag (и, кроме того, поручение), der Frau Kö rner und der Frau Habersetzer einen schö nen Gruß auszurichten.

7     Da fä llt der Luise ein Stein vom Herzen. Endlich weiß sie, dass die andere die Anni Habersetzer sein muss! (Im Oktavheft steht: Anni Habersetzer, ich war dreimal mit ihr bö se (ссорилась; bö se – злой), sie haut (бьет) kleinere Kinder, besonders die Ilse Merck, die kleinste in der Klasse.) Nun, damit kann man schon etwas anfangen (ну, с этим уже можно что-то начать = ну это уже другое дело, теперь ситуация ясна, теперь можно что-то сделать)!

8     Beim Abschied vor der Haustü r sagt also Luise: «Ehe ich es vergesse (пока не забыла: «прежде чем забуду») – Anni –, dreimal war ich mit dir bö se, wegen der Ilse Merck und so, du weiß t schon (ты уж знаешь). Das nä chste Mal bin ich dir nicht bloß (не только, не просто) bö se, sondern (но /и/)...» Dabei macht sie eine eindeutige Handbewegung (однозначное движение рукой; deuten – толковать) und rauscht davon (уносится прочь).

9     ‘Das werden wir ja sehen (это мы еще посмотрим)’, denkt Anni wü tend (взбешенная, в ярости; die Wut – ярость, бешенство). ‘Gleich morgen (прямо: «сразу» завтра) werden wir das sehen! Die ist wohl in den Ferien ü bergeschnappt (с ума сошла, что ли)? ’

 

1      Frau Luiselotte Kö rner hat ihre Tochter gerade noch in die winzige Wohnung in der Max-Emanuel-Straß e bringen kö nnen. Dann musste sie, sehr ungern und sehr schnell, wieder in den Verlag fahren. Arbeit wartete auf sie. Und Arbeit darf nicht warten.

2      Luise, ach nein! Lotte hat sich studienhalber kurz in der Wohnung umgesehen. Dann hat sie die Schlü ssel, das Portemonnaie und ein Netz genommen. Und nun macht sie Einkä ufe. Beim Metzgermeister Huber an der Ecke Prinz-Eugen-Straß e ersteht sie ein halbes Pfund Rindfleisch, Querrippe, schö n durchwachsen, mit etwas Niere und ein paar Knochen. Und jetzt sucht sie krampfhaft das Viktualiengeschä ft der Frau Wagenthaler, um Suppengrü n, Nudeln und Salz zu besorgen.

3      Und Anni Habersetzer wundert sich nicht wenig, dass ihre Mitschü lerin Lotte Kö rner mitten auf der Straß e steht und angestrengt in einem Oktavheft blä ttert.

4      «Machst du auf der Straß e Schularbeiten? » fragt sie neugierig. «Heut sind doch noch Ferien! »

5      Luise starrt das andere Mä dchen verdutzt an. Es ist ja auch zu blö d, wenn einen jemand anspricht, den man, obwohl man ihn noch nie im Leben sah, genau zu kennen hat! Schließ lich reiß t sie sich zusammen und sagt vergnü gt: «Grü ß Gott! Kommst du mit? Ich muss zur Frau Wagenthaler, Suppengrü n kaufen.» Dann hä ngt sie sich bei der anderen ein – wenn sie wenigstens wü sste, wie das sommersprossige Ding mit dem Vornamen heiß t! – und lä sst sich von ihr, ohne dass sie es merkt, zum Laden der Frau Wagenthaler lotsen.

6      Die Frau Wagenthaler freut sich natü rlich, dass Lottchen aus den Ferien zurü ck ist und so rote Backen gekriegt hat! Als der Einkauf erledigt ist, erhalten die Mä dchen je einen Bonbon und auß erdem den Auftrag, der Frau Kö rner und der Frau Habersetzer einen schö nen Gruß auszurichten.

7      Da fä llt der Luise ein Stein vom Herzen. Endlich weiß sie, dass die andere die Anni Habersetzer sein muss! (Im Oktavheft steht: Anni Habersetzer, ich war dreimal mit ihr bö se, sie haut kleinere Kinder, besonders die Ilse Merck, die kleinste in der Klasse.) Nun, damit kann man schon etwas anfangen!

8      Beim Abschied vor der Haustü r sagt also Luise: «Ehe ich es vergesse – Anni –, dreimal war ich mit dir bö se, wegen der Ilse Merck und so, du weiß t schon. Das nä chste Mal bin ich dir nicht bloß bö se, sondern...» Dabei macht sie eine eindeutige Handbewegung und rauscht davon.

9      ‘Das werden wir ja sehen’, denkt Anni wü tend. ‘Gleich morgen werden wir das sehen! Die ist wohl in den Ferien ü bergeschnappt? ’

1      Luise kocht. Sie hat eine Schü rze von Mutti umgebunden (фартук повязала: umbinden) und rennt zwischen dem Gasherd (между плитой; der Herd), wo Tö pfe (кастрюли: der Topf – горшок; кастрюля) ü ber den Flammen stehen (die Flamme – огонь), und dem Tisch, auf dem das Kochbuch aufgeschlagen liegt, wie ein Kreisel (волчок, юла: der Kreisel) hin und her. Dauernd (постоянно, все время; dauern – длиться) hebt sie die Topfdeckel hoch (поднимает крышки: der Deckel; decken – накрывать, покрывать). Wenn kochendes Wasser (когда кипящая вода) zischend (шипя) ü berlä uft (убегает, переливается), zuckt sie zusammen (вздрагивает). Wie viel Salz sollte ins Nudelwasser (в воду с лапшой)? «Ein halber Esslö ffel (половину столовой ложки)! » Wie viel Selleriesalz (соль, приправленная натертым сельдереем; der Sellerie – сельдерей)? «Eine Prise (щепотку)! » Wie viel, um alles in der Welt (Боже ты мой), ist eine Prise?

2     Und dann: «Muskatnuss reiben (натереть мускатный орех; die Nuss)! » Wo steckt die Muskatnuss (куда подевался, где находится)? Wo das Reibeisen (терка; das Eisen – железо)?

3     Das kleine Mä dchen wü hlt in Schubfä chern (лихорадочно копается в выдвижных ящиках), klettert auf Stü hle, schaut in alle Behä ltnisse (das Behä ltnis – ларец, шкатулка; behalten – сохранять), starrt auf die Uhr an der Wand, springt vom Stuhl herunter, ergreift eine Gabel (хватает вилку), hebt einen Deckel auf, verbrennt sich die Finger (обжигает себе пальцы: der Finger; brennen – гореть; жечь), quiekt (визжит), sticht mit der Gabel in dem Rindfleisch herum (пробует, тыкает вилкой говядину; stechen – колоть) – nein, es ist noch nicht weich (мягкая)!

4     Mit der Gabel in der Hand bleibt sie wie angewurzelt (как прикованная; die Wurzel – корень) stehen. Was wollte sie eben noch suchen (что она только что, как раз хотела искать)? Ach richtig! Die Muskatnuss und das Reibeisen! Nanu, was liegt denn da friedlich («мирно» = спокойно, как ни в чем не бывало) neben dem Kochbuch? Das Suppengrü n! Herrje (о Боже), das muss doch geputzt und in die Bouillon getan werden (она /зелень/ должна же быть почищена и положена в бульон)! Also, Gabel weg (вилку прочь), Messer her (нож сюда = взять)! Ob das Fleisch jetzt gar ist (готово ли сейчас мясо)? Und wo sind die Reibnuss und das Muskateisen? Quatsch (чушь, ерунда), das Reibeisen und die Muskatnuss? Suppengrü n muss man erst unter der Wasserleitung (под краном; die Wasserleitung – водопровод; leiten – вести) waschen. Und die Mö hre muss geschabt werden (и морковь должна быть почищена; schaben – скоблить, скрести). Au (ой), man darf sich dabei natü rlich nicht in den Finger schneiden (резать; sich in den Finger schneiden – порезать палец)! Und wenn das Fleisch weich ist, muss man es aus dem Topf herausnehmen. Und um spä ter die Knochen abzuschö pfen (чтобы снять навар /с костей – с бульона/; schö pfen – черпать), braucht man ein Sieb (сито)! Und in einer halben Stunde kommt Mutti! Und zwanzig Minuten vorher (за двадцать минут до этого) muss man die Nudeln in kochendes Wasser werfen! Und wie es in der Kü che aussieht! Und die Muskatnuss! Und das Sieb! Und das Reibeisen! Und... Und... Und...

5     Luise sinkt auf dem Kü chenstuhl zusammen (опускается). Ach Lottchen! Es ist nicht leicht, deine Schwester zu sein! Hotel Imperial... Hofrat Strobl... Peperl... Herr Franz... Und Vati... Vati... Vati...

6     Und die Uhr tickt.

7     In neunundzwanzig Minuten kommt Mutti! – In achtundzwanzig und einer halben Minute! – In achtundzwanzig! Luise ballt vor Entschlossenheit die Fä uste (сжимает «от решительности» кулаки: die Faust) und erhebt sich zu neuen Taten (принимается за новые свершения: sich erheben – подниматься; die Tat – деяние, поступок). Dabei knurrt (ворчит: «рычит») sie: «Das wä r doch gelacht (плевое дело: «это б только посмеяться»)! »

8     Doch mit dem Kochen ist das eine eigene Sache (дело особое: «собственное» = непростое, хитрое). Entschlossenheit genü gt vielleicht (решительности возможно достаточно), um von einem hohen Turm (с высокой башни: der Turm) zu springen. Aber um Nudeln mit Rindfleisch zu kochen, dazu braucht’s mehr als Willenskraft (для этого нужно больше, чем сила воли: der Wille – воля + die Kraft – сила).

9     Und als Frau Kö rner, mü de von des Tages Unrast (уставшая от суеты дня; die Rast – передышка, отдых в пути, привал), heimkehrt, findet sie kein lä chelndes Hausmü tterchen vor, bewahre (вовсе нет: «/Боже/ сохрани»; bewahren – оберегать, сохранять; Gott bewahre! ), sondern ein vö llig erschö pftes (cовершенно изможденную) Hä ufchen Unglü ck («кучку, комочек несчастья»; der Haufen – куча, груда), ein leicht beschä digtes (поврежденное; der Schaden – вред), verwirrtes (сбитое с толку, запутанное; wirr – путаный, сумбурный), zerknittertes (смотрящее с отчаянием; zerknittern – комкать, мять) Etwas (нечто), aus dessen (из чьего) zum Weinen verzogenen Mund (для плача готового: «растянувшегося» рта: der Mund) es ihr entgegenklingt (ей навстречу звучит): «Schimpf nicht (не ругай, не ругайся), Mutti! Ich glaub, ich kann nicht mehr kochen! »

10   «Aber Lottchen, Kochen verlernt man doch nicht (готовить же нельзя разучиться)! » ruft die Mutter verwundert (вскрикивает удивленно). Doch zum Wundern ist wenig Zeit. Es gilt (нужно, необходимо: gelten – быть действительным, актуальным), Kinderträ nen zu trocknen (осушить; trocken – сухой), Bouillon abzuschmecken (попробовать), zerkochtes Fleisch (разваренное мясо) hineinzuwerfen, Teller und Bestecke (тарелки и приборы: der Teller; das Besteck) aus dem Schrank zu holen und vieles mehr.

11   Als sie endlich im Wohnzimmer unter der Lampe sitzen und Nudelsuppe lö ffeln (едят ложками), meint die Mutter trö stend (утешающе):

12   «Es schmeckt doch eigentlich sehr gut, nicht (а вкусно, правда)? »

13   «Ja? » Ein schü chternes Lä cheln stiehlt sich (прокрадывается; stehlen – красть) in das Kindergesicht. «Wirklich (правда: «действительно»)? »

14   Die Mutter nickt und lä chelt still zurü ck.

15   Luise atmet auf (вздыхает, переводит дух) und nun schmeckt es ihr selber mit einem Male so gut wie noch nie im Leben! Trotz Hotel Imperial und Eierkuchen. «Die nä chsten Tage werde ich selber kochen», sagt die Mutter. «Du wirst dabei schö n aufpassen (будешь при этом как следует наблюдать, внимательно следить). Dann kannst du’s bald wieder wie vor den Ferien.»

16   Die Kleine nickt eifrig. «Vielleicht sogar noch besser! » meint sie etwas vorlaut (нескромно, дерзко).

17   Nach dem Essen waschen sie gemeinsam das Geschirr ab (вместе моют посуду). Und Luise erzä hlt, wie schö n es im Ferienheim war. (Allerdings (однако, правда), von dem Mä dchen, das ihr zum Verwechseln ä hnlich war, erzä hlt sie kein Sterbenswort! )

 

1      Luise kocht. Sie hat eine Schü rze von Mutti umgebunden und rennt zwischen dem Gasherd, wo Tö pfe ü ber den Flammen stehen, und dem Tisch, auf dem das Kochbuch aufgeschlagen liegt, wie ein Kreisel hin und her. Dauernd hebt sie die Topfdeckel hoch. Wenn kochendes Wasser zischend ü berlä uft, zuckt sie zusammen. Wie viel Salz sollte ins Nudelwasser? «Ein halber Esslö ffel! » Wie viel Selleriesalz? «Eine Prise! » Wie viel, um alles in der Welt, ist eine Prise?

2      Und dann: «Muskatnuss reiben! » Wo steckt die Muskatnuss? Wo das Reibeisen?

3      Das kleine Mä dchen wü hlt in Schubfä chern, klettert auf Stü hle, schaut in alle Behä ltnisse, starrt auf die Uhr an der Wand, springt vom Stuhl herunter, ergreift eine Gabel, hebt einen Deckel auf, verbrennt sich die Finger, quiekt, sticht mit der Gabel in dem Rindfleisch herum – nein, es ist noch nicht weich!

4      Mit der Gabel in der Hand bleibt sie wie angewurzelt stehen. Was wollte sie eben noch suchen? Ach richtig! Die Muskatnuss und das Reibeisen! Nanu, was liegt denn da friedlich neben dem Kochbuch? Das Suppengrü n! Herrje, das muss doch geputzt und in die Bouillon getan werden! Also, Gabel weg, Messer her! Ob das Fleisch jetzt gar ist? Und wo sind die Reibnuss und das Muskateisen? Quatsch, das Reibeisen und die Muskatnuss? Suppengrü n muss man erst unter der Wasserleitung waschen. Und die Mö hre muss geschabt werden. Au, man darf sich dabei natü rlich nicht in den Finger schneiden! Und wenn das Fleisch weich ist, muss man es aus dem Topf herausnehmen. Und um spä ter die Knochen abzuschö pfen, braucht man ein Sieb! Und in einer halben Stunde kommt Mutti! Und zwanzig Minuten vorher muss man die Nudeln in kochendes Wasser werfen! Und wie es in der Kü che aussieht! Und die Muskatnuss! Und das Sieb! Und das Reibeisen! Und... Und... Und...

5      Luise sinkt auf dem Kü chenstuhl zusammen. Ach Lottchen! Es ist nicht leicht, deine Schwester zu sein! Hotel Imperial... Hofrat Strobl... Peperl... Herr Franz... Und Vati... Vati... Vati...

Und die Uhr tickt.

7      In neunundzwanzig Minuten kommt Mutti! – In achtundzwanzig und einer halben Minute! – In achtundzwanzig! Luise ballt vor Entschlossenheit die Fä uste und erhebt sich zu neuen Taten. Dabei knurrt sie: «Das wä r doch gelacht! »

8      Doch mit dem Kochen ist das eine eigene Sache. Entschlossenheit genü gt vielleicht, um von einem hohen Turm zu springen. Aber um Nudeln mit Rindfleisch zu kochen, dazu braucht’s mehr als Willenskraft.

9      Und als Frau Kö rner, mü de von des Tages Unrast, heimkehrt, findet sie kein lä chelndes Hausmü tterchen vor, bewahre, sondern ein vö llig erschö pftes Hä ufchen Unglü ck, ein leicht beschä digtes, verwirrtes, zerknittertes Etwas, aus dessen zum Weinen verzogenen Mund es ihr entgegenklingt: «Schimpf nicht, Mutti! Ich glaub, ich kann nicht mehr kochen! »

10    «Aber Lottchen, Kochen verlernt man doch nicht! » ruft die Mutter verwundert. Doch zum Wundern ist wenig Zeit. Es gilt, Kinderträ nen zu trocknen, Bouillon abzuschmecken, zerkochtes Fleisch hineinzuwerfen, Teller und Bestecke aus dem Schrank zu holen und vieles mehr.

11    Als sie endlich im Wohnzimmer unter der Lampe sitzen und Nudelsuppe lö ffeln, meint die Mutter trö stend:


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