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Wert der humanistischen Bildung



soll man im Geschichtsunterricht sich nicht vom Studium der Antike abbringen lassen. Römische Geschichte, in ganz großen Linien richtig aufgefaßt, ist und bleibt die beste Lehrmeisterin nicht nur für heute, sondern wohl für alle Zeiten. Auch das hellenische Kulturideal soll uns in seiner vorbildlichen Schönheit erhalten bleiben. Man darf sich nicht durch Verschiedenheiten der einzelnen Völker die größere Rassegemeinschaft zerreißen lassen. Der Kampf, der heute tobt, geht um ganz große Ziele: eine Kultur kämpft um ihr Dasein, die Jahrtausende in sich verbindet und Griechen- und Germanentum gemeinsam umschließt.

Es soll ein scharfer Unterschied zwischen allgemeiner Bildung und besonderem Fachwissen bestehen. Da letzteres gerade heute immer mehr in den Dienst des reinen Mammons zu sinken droht, muß die allgemeine Bildung, wenigstens in ihrer mehr idealen Einstellung, als Gegengewicht erhalten bleiben. Auch hier muß man unentwegt den Grundsatz einprägen, daß Industrie und Technik, Handel und Gewerbe immer nur zu blühen vermögen, solange eine idealistisch veranlagte Volksgemeinschaft die notwendigen Voraussetzungen bietet. Diese aber liegen nicht in materiellem Egoismus, sondern in verzichtfreudiger Opferbereitschaft.

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Die heutige Ausbildung der Jugend hat sich im großen und ganzen als erstes Ziel gesetzt, dem jungen Menschen jenes Wissen einzupumpen, das er auf seinem späteren Lebenswege zu eigenem Fortkommen braucht. Man drückt dies so aus: "Der Junge muß dereinst ein nützliches Glied der menschlichen Gesellschaft werden." Darunter aber versteht man seine Fähigkeit, sich einmal auf ordentliche Weise sein tägliches Brot zu verdienen. Die oberflächliche staatsbürgerliche Ausbildung, die noch nebenherläuft, steht von vornherein auf schwachen Füßen. Da der Staat an sich nur eine

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Form darstellt, ist es auch sehr schwer, Menschen auf diese hin zu erziehen oder gar zu verpflichten. Eine Form kann zu leicht zerbrechen. Einen klaren Inhalt aber besitzt - wie wir sahen - der Begriff "Staat" heute nicht. So bleibt nichts übrig als die landläufige "patriotische" Erziehung. Im alten Deutschland lag ihr Hauptgewicht in einer oft wenig klugen, aber meist sehr faden Verhimmelung kleiner und kleinster Potentaten, deren Menge von vornherein zum Verzicht auf eine umfassende Würdigung der wirklich Großen unseres Volkes zwang. Das Ergebnis war daher bei unseren breiten Massen eine nur sehr ungenügende Kenntnis er deutschen Geschichte. Es fehlt auch hier die große Linie.

Daß man auf solche Weise nicht zu einer wahrhaftigen Nationalbegeisterung zu kommen vermochte, liegt auf der Hand. Es fehlte unsere Erziehung die Kunst, aus dem geschichtlichen Werden unseres Volkes einige wenige Namen herauszuheben und sie zum Allgemeingut des gesamten deutschen Volkes zu machen, um so durch gleiches Wissen und gleiche Begeisterung auch ein gleichmäßig verbindendes Band um die ganze Nation zu schlingen. Man hat es nicht verstanden, die wirklich bedeutenden Männer unseres Volkes in den Augen der Gegenwart als überragende Heroen erscheinen zu lassen, die allgemeine Aufmerksamkeit auf sie zu konzentrieren und dadurch eine geschlossene Stimmung zu erzeugen. Man vermochte nicht, aus den verschiedenen Unterrichtsstoffen das für die Nation ruhmvolle über das Niveau einer sachlichen Darstellung zu erheben und an solchen leuchtenden Beispielen den Nationalstolz zu entflammen. Es würde die der damaligen Zeit als übler Chauvinismus erschienen sein, den man in dieser Form wenig geliebt hätte. Der biedere dynastische Patriotismus schien angenehmer und leichter erträglich als die brausende Leidenschaft höchsten nationalen Stolzes. Jener war immer bereit, zu dienen, diese konnte eines Tages zur Herrin werden. Der monarchistische Patriotismus endete in Veteranenvereinen, die nationale Leidenschaft wäre in ihrem Wege schwer zu bestimmen gewesen. Sie ist wie ein edles Pferd,

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das nicht jeden Sattel trägt. Was Wunder, wenn man sich von einer solchen Gefahr lieber zurückhielt. Daß eines Tages ein Krieg kommen könnte, der in Trommelfeuer und Gasschwaden eine gründliche Prüfung der inneren Haltbarkeit patriotischer Gesinnung vornehmen würde, schien niemand für möglich zu halten. Als er dann aber da war, rächte sich der Mangel an höchster nationaler Leidenschaft und furchtbarster Weise. Für ihre kaiserlichen und königlichen Herren zu sterben hatten die Menschen nur mehr wenig Lust, die "Nation" aber war den meisten unbekannt.

Seit die Revolution in Deutschland ihren Einzug gehalten hat, und der monarchische Patriotismus damit von selbst erlosch, ist der Zweck des Geschichtsunterrichts wirklich nur mehr der bloßer Wissensaneignung. Nationalbegeisterung kann dieser Staat nicht brauchen, was er aber gerne möchte, wird er nie erhalten. Denn so wenig es einen dynastischen Patriotismus von letzter Widerstandsfähigkeit in einem Zeitalter geben konnte, da das Nationalitätenprinzip regiert, so noch viel weniger eine republikanische Begeisterung. Denn darüber dürfte wohl kein Zweifel herrschen, daß unter dem Motto "Für die Republik" das deutsche Volk keine viereinhalb Jahre auf dem Schlachtfeld bleiben würde; am allerwenigsten blieben die, welche dieses Wundergebilde erschaffen haben.

Tatsächlich verdankt diese Republik ihren ungeschorenen Bestand nur der allseits versicherten Bereitwilligkeit zur freiwilligen Übernahme jeder Tributleistung und Unterzeichnung jedes Landesverzichts. Sie ist der anderen Welt sympathisch; wie jeder Schwächling angenehmer empfunden wird von denen, die ihn brauchen, als ein knorriger Mann. Freilich liegt in dieser Sympathie der Feinde für gerade diese bestimmte Staatsform auch die vernichtendste Kritik derselben. Man liebt die deutsche Republik und läßt sie leben, weil man einen besseren Verbündeten für die Versklavungsarbeit


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