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Sein Bett ist prunkvoll, aber man kann darin auch nicht viel anderes tun als schlafen.Стр 1 из 3Следующая ⇒
Peter Bichsel AMERIKA GIBT ES NICHT (Америки не существует)
Ich habe die Geschichte (история) von einem Mann, der Geschichten erzä hlt. Ich habe ihm mehrmals (много раз) gesagt, dass ich seine Geschichte nicht glaube (не верю). «Sie lü gen (вы лжете)», habe ich gesagt, «Sie schwindeln (врете), Sie phantasieren (выдумываете, фантазируете), Sie betrü gen (обманываете).» Das beeindruckte ihn nicht (это его не впечатляло). Er erzä hlte ruhig weiter (спокойно дальше), und als ich rief (воскликнул: rufen): «Sie Lü gner (лжец), Sie Schwindler (обманщик), Sie Phantast (фантазер), Sie Betrü ger (обманщик, мошенник)! », da schaute er mich lange an (долго смотрел на меня: anschauen), schü ttelte den Kopf (качал головой), lä chelte traurig (печально улыбался) und sagte dann so leise (так тихо), dass ich mich fast schä mte (мне почти было стыдно): «Amerika gibt es nicht.» Ich versprach (обещал: versprechen) ihm, um ihn zu trö sten (чтобы его успокоить), seine Geschichte aufzuschreiben (записать):
Ich habe die Geschichte von einem Mann, der Geschichten erzä hlt. Ich habe ihm mehrmals gesagt, dass ich seine Geschichte nicht glaube. «Sie lü gen», habe ich gesagt, «Sie schwindeln, Sie phantasieren, Sie betrü gen.» Das beeindruckte ihn nicht. Er erzä hlte ruhig weiter, und als ich rief: «Sie Lü gner, Sie Schwindler, Sie Phantast, Sie Betrü ger! », da schaute er mich lange an, schü ttelte den Kopf, lä chelte traurig und sagte dann so leise, dass ich mich fast schä mte: «Amerika gibt es nicht.» Ich versprach ihm, um ihn zu trö sten, seine Geschichte aufzuschreiben:
Sie beginnt (начинается) vor fü nfhundert Jahren (500 лет назад) am Hofe (при дворе) eines Kö nigs (одного короля), des Kö nigs von Spanien (Испания). Ein Palast (дворец), Seide (шелк) und Samt (бархат), Gold (золото), Silber (серебро), Bä rte (бороды), Kronen (короны), Diener (слуги) und Mä gde (служанки); Hö flinge (придворные), die sich im Morgengrauen (в утренние сумерки) gegenseitig (друг другу) die Degen (шпаги) in die Bä uche rennen (в животы всаживают), die sich am Abend zuvor den Fehdehandschuh vor die Fü ß e geschmissen haben (которые вечером накануне вызвали друг друга на дуэль: die Fehde – вражда, der Handschuh – перчатка, der Fuß – нога, schmeiß en – бросать). Auf dem Turm (на башне) fanfarenblasende Wä chter (трубящие в фанфары часовые). Und Boten (курьеры), die vom Pferd springen (которые спрыгивают с лошади), und Boten, die sich in den Sattel werfen (вскакивают в седло), Freunde des Kö nigs (друзья короля) und falsche Freunde (неверные друзья), Frauen, schö ne und gefä hrliche (красивые и опасные), und Wein (вино) und um den Palast herum Leute (а вокруг дворца люди), die nichts anderes wussten (не знали ничего другого), als all das zu bezahlen (как все это оплачивать). Aber auch der Kö nig wusste nichts anderes, als so zu leben (как жить так), und wie man auch lebt (как бы человек ни жил), ob in Saus und Braus (в роскоши) oder Armut (бедности), ob in Madrid, Barcelona oder irgendwo (где-нибудь), am Ende (в конце концов) ist es doch tä glich dasselbe (каждый день одно и то же), und man langweilt sich (скучает). So stellen sich die Leute, die irgendwo wohnen, Barcelona schö n vor (так, люди, живущие где-нибудь, думают, что в Барселоне красиво: sich vorstellen – представлять себе), und die Leute von Barcelona mö chten nach irgendwo reisen (поехать путешествовать куда-нибудь). Die Armen (бедняки) stellen es sich schö n vor, wie der Kö nig zu leben, und leiden darunter (страдают от того), dass der Kö nig glaubt, arm sein sei fü r die Armen das richtige (что бедняки должны быть бедными: быть бедным для бедных правильно).
Jemandem den Fehdehandschuh vor die Fü ß e werfen – вызывать к-либо на поединок den Fehdehandschuh aufheben – принимать вызов in Saus und Braus – прожигать жизнь в свое удовольствие; жить в роскоши
Sie beginnt vor fü nfhundert Jahren am Hofe eines Kö nigs, des Kö nigs von Spanien. Ein Palast, Seide und Samt, Gold, Silber, Bä rte, Kronen, Diener und Mä gde; Hö flinge, die sich im Morgengrauen gegenseitig die Degen in die Bä uche rennen, die sich am Abend zuvor den Fehdehandschuh vor die Fü ß e geschmissen haben. Auf dem Turm fanfarenblasende Wä chter. Und Boten, die vom Pferd springen, und Boten, die sich in den Sattel werfen, Freunde des Kö nigs und falsche Freunde, Frauen, schö ne und gefä hrliche, und Wein und um den Palast herum Leute, die nichts anderes wussten, als all das zu bezahlen. Aber auch der Kö nig wusste nichts anderes, als so zu leben, und wie man auch lebt, ob in Saus und Braus oder Armut, ob in Madrid, Barcelona oder irgendwo, am Ende ist es doch tä glich dasselbe, und man langweilt sich. So stellen sich die Leute, die irgendwo wohnen, Barcelona schö n vor, und die Leute von Barcelona mö chten nach irgendwo reisen. Die Armen stellen es sich schö n vor, wie der Kö nig zu leben, und leiden darunter, dass der Kö nig glaubt, arm sein sei fü r die Armen das richtige.
Am Morgen steht der Kö nig auf, am Abend geht der Kö nig ins Bett, und tagsü ber (в течение дня) langweilt er sich mit seinen Sorgen (скучает со своими заботами), mit seinen Dienern, seinem Gold, Silber, Samt, seiner Seide, langweilt sich mit seinen Kerzen (свечами). Sein Bett ist prunkvoll (роскошна), aber man kann darin (в ней) auch nicht viel anderes tun als schlafen. Die Diener machen am Morgen tiefe Verbeugungen (низкие поклоны), jeden Morgen gleich tief (одинаково низко), der Kö nig ist daran gewö hnt (к этому привык) und schaut nicht einmal hin (даже не смотрит). Jemand (кто-то) gibt ihm die Gabel (вилку), jemand gibt ihm das Messer (нож), jemand schiebt ihm den Stuhl zu (придвигает ему стул), und die Leute, die mit ihm sprechen, sagen Majestä t (величество) und sehr viele schö ne Worte dazu und sonst nichts (больше ничего). Nie sagt jemand zu ihm: «Du Trottel (дурак, идиот, глупец), du Schafskopf (болван)», und alles, was sie ihm heute sagen, haben sie ihm gestern schon gesagt. So ist das.
Am Morgen steht der Kö nig auf, am Abend geht der Kö nig ins Bett, und tagsü ber langweilt er sich mit seinen Sorgen, mit seinen Dienern, seinem Gold, Silber, Samt, seiner Seide, langweilt sich mit seinen Kerzen. So ist das.
Und deshalb (поэтому) haben Kö nige Hofnarren (придворных шутов). Die dü rfen tun, was sie wollen, und sagen, was sie wollen, um den Kö nig zum Lachen zu bringen (развеселить), und wenn er ü ber sie nicht mehr lachen kann, bringt er sie um (убивает: umbringen) oder so. So hatte er einmal einen Narren (шут, дурак), der verdrehte die Worte (коверкал). Das fand der Kö nig lustig (находил смешным). Der, sagte «Stajesmä t» statt «Majestä t», der sagte «Lapast» statt «Palast» (дворец) und «Tuten Gat» statt «Guten Tag». Ich finde das blö d (считаю это глупым), der Kö nig fand das lustig. Ein ganzes halbes Jahr (целых полгода) lang fand er es lustig, bis zum 7. Juli, und am achten, als er aufstand und der Narr kam und «Tuten Gat, Stajesmä t» sagte, sagte der Kö nig: «Schafft mir den Narren vom Hals! » (избавьте меня от этого дурака: уберите с шеи)
Und deshalb haben Kö nige Hofnarren. Die dü rfen tun, was sie wollen, und sagen, was sie wollen, um den Kö nig zum Lachen zu bringen, und wenn er ü ber sie nicht mehr lachen kann, bringt er sie um oder so. So hatte er einmal einen Narren, der verdrehte die Worte. Das fand der Kö nig lustig. Der, sagte «Stajesmä t» statt «Majestä t», der sagte «Lapast» statt «Palast» und « Tuten Gat» statt «Guten Tag». Ich finde das blö d, der Kö nig fand das lustig. Ein ganzes halbes Jahr lang fand er es lustig, bis zum 7. Juli, und am achten, als er aufstand und der Narr kam und « Tuten Gat, Stajesmä t» sagte, sagte der Kö nig: «Schafft mir den Narren vom Hals! »
Ein anderer Narr, ein kleiner; dicker (толстый), Pepe hieß der, gefiel dem Kö nig sogar (даже) nur vier Tage lang (только четыре дня), der brachte den Kö nig damit zum Lachen, dass er auf die Stü hle (стулья) der Damen und Herren, der Fü rsten (князья), Herzö ge (герцоги), Freiherren (бароны) und Ritter (рыцари) Honig strich (медом намазывал: streichen). Am vierten Tag strich er Honig auf den Stuhl des Kö nigs, und der Kö nig musste nicht mehr lachen, und Pepe war kein Narr mehr. Nun kaufte (купил) sich der Kö nig den schrecklichsten (самого ужасного) Narren der Welt (на свете). Hä sslich (безобразный) war er, dü nn und dick zugleich (худой и толстый одновременно), lang und klein zugleich, und sein linkes Bein (левая нога): war ein O-Bein (колесом). Niemand wusste, ob er sprechen konnte und absichtlich (нарочно) nicht sprach oder ob er stumm war (немой). Sein Blick war bö se (взгляд был злым), sein Gesicht mü rrisch (лицо угрюмым); das einzig Liebliche an ihm (единственное приятное в нем) war sein Name: er hieß Hä nschen.
Ein anderer Narr, ein kleiner; dicker, Pepe hieß der, gefiel dem Kö nig sogar nur vier Tage lang, der brachte den Kö nig damit zum Lachen, dass er auf die Stü hle der Damen und Herren, der Fü rsten, Herzö ge, i Freiherren und Ritter Honig strich. Am vierten Tag strich er Honig auf den Stuhl des Kö nigs, und der Kö nig musste nicht mehr lachen, und Pepe war kein Narr mehr. Nun kaufte sich der Kö nig den schrecklichsten Narren der Welt. Hä sslich war er, dü nn und dick zugleich, lang und klein zugleich, und sein linkes Bein: war ein O-Bein. Niemand wusste, ob er sprechen konnte und absichtlich nicht sprach oder ob er stumm war. Sein Blick war bö se, sein Gesicht mü rrisch; das einzig Liebliche an ihm war sein Name: er hieß Hä nschen.
Das Grä sslichste (самое ужасное)aber war sein Lachen. Es begann (начинаться: beginnen) ganz klein und glä sern (стеклянный), ganz tief im Bauch (в животе), gluckste (издавать клокочущие звуки) hoch, ging langsam ü ber in ein Rü lpsen (медленно переходил в отрыжку), machte Hä nschens Kopf rot, ließ ihn fast ersticken (почти заставлял его задохнуться), bis er losplatzte (вырывался), explodierte (взрывался), drö hnte (гремел), schrie (кричал); dann stampfte er dazu (еще и топал) und tanzte und lachte; und nur der Kö nig freute sich daran (радовался этому), die andern wurden bleich (бледнели), begannen zu zittern (начинали дрожать) und fü rchteten sich (боялись). Und wenn die Leute rings um das Schloss das Lachen hö rten, sperrten sie Tü ren und Fenster zu (запирали двери и окна), schlossen die Lä den (ставни), brachten die Kinder zu Bett (укладывали детей в постель) und verschlossen sich die Ohren mit Wachs (затыкали уши воском). Hä nschens Lachen war das Fü rchterlichste (самое ужасное), was es gab. Der Kö nig konnte sagen, was er wollte (мог говорить, что хотел), Hä nschen lachte.
Das Grä sslichste aber war sein Lachen. Es begann ganz klein und glä sern, ganz tief im Bauch, gluckste hoch, ging langsam ü ber in ein Rü lpsen, machte Hä nschens Kopf rot, ließ ihn fast ersticken, bis er losplatzte, explodierte, drö hnte, schrie; dann stampfte er dazu und tanzte und lachte; und nur der Kö nig freute sich daran, die andern wurden bleich, begannen zu zittern und fü rchteten sich. Und wenn die Leute rings um das Schloss das Lachen hö rten, sperrten sie Tü ren und Fenster zu, schlossen die Lä den, brachten die Kinder zu Bett und verschlossen sich die Ohren mit Wachs. Hä nschens Lachen war das Fü rchterlichste, was es gab. Der Kö nig konnte sagen, was er wollte, Hä nschen lachte.
Der Kö nig sagte Dinge (вещи), ü ber die niemand lachen kann (над которыми никто не может смеяться), aber Hä nschen lachte. Und eines Tages sagte der Kö nig: «Hä nschen, ich hä nge dich auf (повешу тебя).» Und Hä nschen lachte, brü llte los (взревел), lachte wie noch nicht (как еще никогда). Da beschloss (решил: beschließ en) der Kö nig, dass Hä nschen morgen gehä ngt werden soll (должен быть повешен). Er ließ einen Galgen bauen (велел построить виселицу), und es war ihm ernst (серьезно) mit seinem Beschluss (решение), er wollte Hä nschen vor dem Galgen lachen hö ren. Dann befahl (приказал: befehlen) er allen Leuten, sich das bö se Schauspiel anzuschauen (посмотреть злой спектакль). Die Leute versteckten sich (спрятались) aber und verriegelten (заперли на засов) ihre Tü re, und am Morgen war der Kö nig mit dem Henker (палач), mit den Knechten (слуги) und dem lachenden Hä nschen allein. Und er schrie seinen Knechten zu: «Holt mir die Leute her (приведите)! » Die Knechte suchten die ganze Stadt ab (обыскали: absuchen) und fanden niemanden, und der Kö nig war zornig (в гневе: der Zorn), und Hä nschen lachte.
Der Kö nig sagte Dinge, ü ber die niemand lachen kann, aber Hä nschen lachte. Und eines Tages sagte der Kö nig: «Hä nschen, ich hä nge dich auf.» Und Hä nschen lachte, brü llte los, lachte wie noch nicht. Da beschloss der Kö nig, dass Hä nschen morgen gehä ngt werden soll. Er ließ einen Galgen bauen, und es war ihm ernst mit seinem Beschluss, er wollte Hä nschen vor dem Galgen lachen hö ren. Dann befahl er allen Leuten, sich das bö se Schauspiel anzuschauen. Die Leute versteckten sich aber und verriegelten ihre Tü re, und am Morgen war der Kö nig mit dem Henker, mit den Knechten und dem lachenden Hä nschen allein. Und er schrie seinen Knechten zu: «Holt mir die Leute her! » Die Knechte suchten die ganze Stadt ab und fanden niemanden, und der Kö nig war zornig, und Hä nschen lachte.
Da endlich (наконец) fanden die Knechte einen Knaben, (мальчика: der Knabe, -en, -en) den schleppten (притащили) sie vor den Kö nig. Der Knabe war klein, bleich (бледный) und schü chtern (робкий), und der Kö nig wies auf den Galgen (указал на виселицу: weisen) und befahl ihm, zuzuschauen (приказал ему смотреть). Der Knabe schaute zum Galgen, lä chelte, klatschte in die Hä nde (захлопал в лaдоши), staunte und sagte dann: «Sie mü ssen ein guter Kö nig sein, dass Sie ein Bü nklein (голубятню) fü r die Tauben bauen (для голубей строите); sehn Sie, zwei haben sich bereits darauf gesetzt (уже на нее сели).» «Du bist ein Trottel», sagte der Kö nig, «wie heiß t, du? » «Ich bin ein Trottel, Herr Kö nig, und heiß e Colombo, meine Mutter nennt mich (называет меня) Colombin.» «Du Trottel», sagte der Kö nig, «hier wird jemand gehä ngt.» «Wie heiß t er denn? » fragte Colombin, und als er den Namen hö rte, sagte er: «Ein schö ner Name, Hä nschen heiß t er also. Wie kann man einen Mann, der so schö n heiß t, aufhä ngen? » «Er lacht so grä sslich», sagte der Kö nig, und er befahl dem Hä nschen zu lachen, und Hä nschen lachte doppelt so grä sslich wie gestern (вдвое ужаснее). Colombin staunte (удивился), dann sagte er: «Herr Kö nig, finden Sie das grä sslich (считаете, что это ужасно)? » Der Kö nig war ü berrascht (удивлен) und konnte nicht antworten, und Colombin fuhr fort (продолжал: fortfahren): «Mir gefä llt sein Lachen nicht besonders (не особенно), aber die Tauben sitzen immer noch auf dem Galgen; es hat sie nicht erschreckt (не испугал); sie finden das Lachen nicht grä sslich. Tauben haben ein feines Gehö r (тонкий слух). Man muss Hä nschen laufen lassen (надо отпустить).» Der Kö nig ü berlegte (подумал) und sagte dann: «Hä nschen, scher dich zum Teufel (убирайся к черту).» Und Hä nschen sprach zum ersten Mal (в первый раз) ein Wort. Er sagte zu Colombin: «Danke! » und lä chelte dazu ein schö nes menschliches Lä cheln (человеческий) und ging (ушел).
Da endlich fanden die Knechte einen Knaben, den schleppten sie vor den Kö nig. Der Knabe war klein, bleich und schü chtern, und der Kö nig wies auf den Galgen und befahl ihm, zuzuschauen. Der Knabe schaute zum Galgen, lä chelte, klatschte in die Hä nde, staunte und sagte dann: «Sie mü ssen ein guter Kö nig sein, dass Sie ein Bü nklein fü r die Tauben bauen; sehn Sie, zwei haben sich bereits darauf gesetzt.» «Du bist ein Trottel», sagte der Kö nig, «wie heiß t, du? » «Ich bin ein Trottel, Herr Kö nig, und heiß e Colombo, meine Mutter nennt mich Colombin.» «Du Trottel», sagte der Kö nig, «hier wird jemand gehä ngt.» «Wie heiß t er denn? » fragte Colombin, und als er den Namen hö rte, sagte er: «Ein schö ner Name, Hä nschen heiß t er also. Wie kann man einen Mann, der so schö n heiß t, aufhä ngen? » «Er lacht so grä sslich», sagte der Kö nig, und er befahl dem Hä nschen zu lachen, und Hä nschen lachte doppelt so grä sslich wie gestern. Colombin staunte, dann sagte er: «Herr Kö nig, finden Sie das grä sslich? » Der Kö nig war ü berrascht und konnte nicht antworten, und Colombin fuhr fort: «Mir gefä llt sein Lachen nicht besonders, aber die Tauben sitzen immer noch auf dem Galgen; es hat sie nicht erschreckt; sie finden das Lachen nicht grä sslich. Tauben haben ein feines Gehö r. Man muss Hä nschen laufen lassen.» Der Kö nig ü berlegte und sagte dann: «Hä nschen, scher dich zum Teufel.» Und Hä nschen sprach zum ersten Mal ein Wort. Er sagte zu Colombin: «Danke! » und lä chelte dazu ein schö nes menschliches Lä cheln und ging.
Der Kö nig hatte keinen Narren mehr. «Komm mit», sagte er zu Colombin. Des Kö nigs Diener und Mä gde, die Grafen und alle glaubten aber (считали), Colombin sei der neue Hofnarr (будто он новый шут). Doch Colombin war gar nicht lustig (совсем не веселый). Er stand da und staunte (удивлялся), sprach selten ein Wort (редко) und lachte nicht, er lä chelte (улыбался) nur und brachte niemanden zum Lachen. «Er ist kein Narr, er ist ein Trottel», sagten die Leute und Colombin sagte: «Ich bin kein Narr, ich bin ein Trottel.» Und die Leute lachten ihn aus (смеялись над ним). Wenn das der Kö nig gewusst hä tte (если бы знал), wä re er bö se geworden (рассердился бы), – aber Colombin sagte ihm nicht davon (об этом), denn es machte ihm nichts aus (не имело никакого значения), ausgelacht zu werden (быть высмеянным). Am Hofe gab es starke Leute und gescheite Leute (разумные), der Kö nig war ein Kö nig, die Frauen waren schö n und die Mä nner mutig (мужественные), der Pfarrer (священник) war fromm (набожен) und die Kü chenmagd fleiß ig (кухарка усердна) – nur Colombin, Colombin war nichts. Wenn jemand sagte: «Komm, Colombin, kä mpf mit mir (борись со мною)», sagte Colombin: «Ich bin schwä cher als du (слабее).» Wenn jemand sagte: « Wieviel gibt zwei mal sieben (сколько будет)? » sagte Colombin: «Ich bin dü mmer als du (глупее).» Wenn jemand sagte: «Getraust du dich, ü ber den Bach zu springen (отважишься ли ты перепрыгнуть через ручей)? » sagte Colombin: «Nein, ich getraue mich nicht (не отважусь).»
Der Kö nig hatte keinen Narren mehr. «Komm mit», sagte er zu Colombin. Des Kö nigs Diener und Mä gde, die Grafen und alle glaubten aber, Colombin sei der neue Hofnarr. Doch Colombin war gar nicht lustig. Er stand da und staunte, sprach selten ein Wort und lachte nicht, er lä chelte nur und brachte niemanden zum Lachen. «Er ist kein Narr, er ist ein Trottel», sagten die Leute und Colombin sagte: «Ich bin kein Narr, ich bin ein Trottel.» Peter Bichsel AMERIKA GIBT ES NICHT (Америки не существует)
Ich habe die Geschichte (история) von einem Mann, der Geschichten erzä hlt. Ich habe ihm mehrmals (много раз) gesagt, dass ich seine Geschichte nicht glaube (не верю). «Sie lü gen (вы лжете)», habe ich gesagt, «Sie schwindeln (врете), Sie phantasieren (выдумываете, фантазируете), Sie betrü gen (обманываете).» Das beeindruckte ihn nicht (это его не впечатляло). Er erzä hlte ruhig weiter (спокойно дальше), und als ich rief (воскликнул: rufen): «Sie Lü gner (лжец), Sie Schwindler (обманщик), Sie Phantast (фантазер), Sie Betrü ger (обманщик, мошенник)! », da schaute er mich lange an (долго смотрел на меня: anschauen), schü ttelte den Kopf (качал головой), lä chelte traurig (печально улыбался) und sagte dann so leise (так тихо), dass ich mich fast schä mte (мне почти было стыдно): «Amerika gibt es nicht.» Ich versprach (обещал: versprechen) ihm, um ihn zu trö sten (чтобы его успокоить), seine Geschichte aufzuschreiben (записать):
Ich habe die Geschichte von einem Mann, der Geschichten erzä hlt. Ich habe ihm mehrmals gesagt, dass ich seine Geschichte nicht glaube. «Sie lü gen», habe ich gesagt, «Sie schwindeln, Sie phantasieren, Sie betrü gen.» Das beeindruckte ihn nicht. Er erzä hlte ruhig weiter, und als ich rief: «Sie Lü gner, Sie Schwindler, Sie Phantast, Sie Betrü ger! », da schaute er mich lange an, schü ttelte den Kopf, lä chelte traurig und sagte dann so leise, dass ich mich fast schä mte: «Amerika gibt es nicht.» Ich versprach ihm, um ihn zu trö sten, seine Geschichte aufzuschreiben:
Sie beginnt (начинается) vor fü nfhundert Jahren (500 лет назад) am Hofe (при дворе) eines Kö nigs (одного короля), des Kö nigs von Spanien (Испания). Ein Palast (дворец), Seide (шелк) und Samt (бархат), Gold (золото), Silber (серебро), Bä rte (бороды), Kronen (короны), Diener (слуги) und Mä gde (служанки); Hö flinge (придворные), die sich im Morgengrauen (в утренние сумерки) gegenseitig (друг другу) die Degen (шпаги) in die Bä uche rennen (в животы всаживают), die sich am Abend zuvor den Fehdehandschuh vor die Fü ß e geschmissen haben (которые вечером накануне вызвали друг друга на дуэль: die Fehde – вражда, der Handschuh – перчатка, der Fuß – нога, schmeiß en – бросать). Auf dem Turm (на башне) fanfarenblasende Wä chter (трубящие в фанфары часовые). Und Boten (курьеры), die vom Pferd springen (которые спрыгивают с лошади), und Boten, die sich in den Sattel werfen (вскакивают в седло), Freunde des Kö nigs (друзья короля) und falsche Freunde (неверные друзья), Frauen, schö ne und gefä hrliche (красивые и опасные), und Wein (вино) und um den Palast herum Leute (а вокруг дворца люди), die nichts anderes wussten (не знали ничего другого), als all das zu bezahlen (как все это оплачивать). Aber auch der Kö nig wusste nichts anderes, als so zu leben (как жить так), und wie man auch lebt (как бы человек ни жил), ob in Saus und Braus (в роскоши) oder Armut (бедности), ob in Madrid, Barcelona oder irgendwo (где-нибудь), am Ende (в конце концов) ist es doch tä glich dasselbe (каждый день одно и то же), und man langweilt sich (скучает). So stellen sich die Leute, die irgendwo wohnen, Barcelona schö n vor (так, люди, живущие где-нибудь, думают, что в Барселоне красиво: sich vorstellen – представлять себе), und die Leute von Barcelona mö chten nach irgendwo reisen (поехать путешествовать куда-нибудь). Die Armen (бедняки) stellen es sich schö n vor, wie der Kö nig zu leben, und leiden darunter (страдают от того), dass der Kö nig glaubt, arm sein sei fü r die Armen das richtige (что бедняки должны быть бедными: быть бедным для бедных правильно).
Jemandem den Fehdehandschuh vor die Fü ß e werfen – вызывать к-либо на поединок den Fehdehandschuh aufheben – принимать вызов in Saus und Braus – прожигать жизнь в свое удовольствие; жить в роскоши
Sie beginnt vor fü nfhundert Jahren am Hofe eines Kö nigs, des Kö nigs von Spanien. Ein Palast, Seide und Samt, Gold, Silber, Bä rte, Kronen, Diener und Mä gde; Hö flinge, die sich im Morgengrauen gegenseitig die Degen in die Bä uche rennen, die sich am Abend zuvor den Fehdehandschuh vor die Fü ß e geschmissen haben. Auf dem Turm fanfarenblasende Wä chter. Und Boten, die vom Pferd springen, und Boten, die sich in den Sattel werfen, Freunde des Kö nigs und falsche Freunde, Frauen, schö ne und gefä hrliche, und Wein und um den Palast herum Leute, die nichts anderes wussten, als all das zu bezahlen. Aber auch der Kö nig wusste nichts anderes, als so zu leben, und wie man auch lebt, ob in Saus und Braus oder Armut, ob in Madrid, Barcelona oder irgendwo, am Ende ist es doch tä glich dasselbe, und man langweilt sich. So stellen sich die Leute, die irgendwo wohnen, Barcelona schö n vor, und die Leute von Barcelona mö chten nach irgendwo reisen. Die Armen stellen es sich schö n vor, wie der Kö nig zu leben, und leiden darunter, dass der Kö nig glaubt, arm sein sei fü r die Armen das richtige.
Am Morgen steht der Kö nig auf, am Abend geht der Kö nig ins Bett, und tagsü ber (в течение дня) langweilt er sich mit seinen Sorgen (скучает со своими заботами), mit seinen Dienern, seinem Gold, Silber, Samt, seiner Seide, langweilt sich mit seinen Kerzen (свечами). Sein Bett ist prunkvoll (роскошна), aber man kann darin (в ней) auch nicht viel anderes tun als schlafen. Die Diener machen am Morgen tiefe Verbeugungen (низкие поклоны), jeden Morgen gleich tief (одинаково низко), der Kö nig ist daran gewö hnt (к этому привык) und schaut nicht einmal hin (даже не смотрит). Jemand (кто-то) gibt ihm die Gabel (вилку), jemand gibt ihm das Messer (нож), jemand schiebt ihm den Stuhl zu (придвигает ему стул), und die Leute, die mit ihm sprechen, sagen Majestä t (величество) und sehr viele schö ne Worte dazu und sonst nichts (больше ничего). Nie sagt jemand zu ihm: «Du Trottel (дурак, идиот, глупец), du Schafskopf (болван)», und alles, was sie ihm heute sagen, haben sie ihm gestern schon gesagt. So ist das.
Am Morgen steht der Kö nig auf, am Abend geht der Kö nig ins Bett, und tagsü ber langweilt er sich mit seinen Sorgen, mit seinen Dienern, seinem Gold, Silber, Samt, seiner Seide, langweilt sich mit seinen Kerzen. Sein Bett ist prunkvoll, aber man kann darin auch nicht viel anderes tun als schlafen. Die Diener machen am Morgen tiefe Verbeugungen, jeden Morgen gleich tief, der Kö nig ist daran gewö hnt und schaut nicht einmal hin. Jemand gibt ihm die Gabel, jemand gibt ihm das Messer, jemand schiebt ihm den Stuhl zu, und die Leute, die mit ihm sprechen, sagen Majestä t und sehr viele schö ne Worte dazu und sonst nichts. |
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