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Das Heer - die unersetzliche Schule



Grundsatze steckte eine noch unverdorbene, robuste Gesundheit, die unserem sonstigen Leben schon längst abhanden gekommen wäre, wenn nicht das Heer und seine Erziehung für die immerwährende Erneuerung dieser Urkraft gesorgt hätten. Man braucht ja nur die entsetzliche Entschlußlosigkeit unserer jetzigen Reichsführung zu sehen, die sich zu keiner Tat aufzuraffen vermag, außer es handelt sich um die erzwungene Unterschreibung eines neuen Ausplünderungsdiktates; in diesem Falle lehnt sie dann freilich jede Verantwortung ab und unterschreibt mit der Fixigkeit eines Kammerstenographen alles, was man ihr auch nur vorzulegen für gut befindet, denn in diesem Falle ist der Entschluß leicht zu fassen: er wird ihr ja diktiert.

Das Heer erzog zum Idealismus und zur Hingabe an das Vaterland und seine Größe, während im sonstigen Leben Habsucht und Materialismus um sich gegriffen hatten. Es erzog ein einiges Volk gegenüber der Trennung in Klassen und hatte hier vielleicht als einzigen Fehler die Einjährigfreiwilligen-Einrichtung aufzuweisen. Fehler deshalb, weil durch sie das Prinzip der unbedingten Gleichheit durchbrochen und das Höhergebildete wieder außerhalb des Rahmens der allgemeinen Umgebung gestellt wurde, während gerade das Umgekehrte von Vorteil gewesen wäre. Bei der ohnehin so großen Weltfremdheit unserer oberen Schichten und der immer größer werdenden Entfremdung dem eigenen Volke gegenüber hätte gerade das Heer besonders segensreich zu wirken vermocht, wenn es wenigstens in seinen Reihen jede Absonderung der sogenannten Intelligenz vermied. Daß man dies nicht tat, war ein Fehler; allein welche Institution auf dieser Welt wird fehlerlos sein? Bei dieser aber überwog ohnehin das Gute so sehr, daß die wenigen Gebrechen weit unter dem Durchschnittsgrade der menschlichen Unzulänglichkeit lagen.

Als höchstes Verdienst aber muß dem Heere des alten Reiches angerechnet werden, daß es in einer Zeit der allgemeinen Majorisierung der Köpfe die Köpfe über die Majorität stellte. Das Heer hielt gegenüber dem jüdisch-demokratischen

308 Der unvergleichliche Beamtenkörper

Gedanken einer blinden Anbetung der Zahl den Glauben an die Persönlichkeit hoch. So erzog es denn auch das, was die neuere Zeit am nötigsten brauchte: Männer. - Im Sumpfe einer allgemein um sich greifenden Verweichlichung und Verweibung schossen aus den Reihen des Heeres alljährlich 350000 kraftstrotzende junge Männer heraus, die in zweijähriger Ausbildung die Weichheit der Jugend verloren und stahlharte Körper gewonnen hatten. Der junge Mensch aber, der während dieser Zeit Gehorchen übte, konnte darauf erste Befehlen lernen. Am Tritt schon erkannte man den gedienten Soldaten.

Dies war die hohe Schule der deutschen Nation, und nicht umsonst konzentrierte sich auf sie der grimmige Haß derjenigen, die aus Neid und Habsucht die Ohnmacht des Reiches und die Wehrlosigkeit seiner Bürger brauchten und wünschten. Was viele Deutsche in Verblendung oder bösem Willen nicht sehen wollten, erkannte die fremde Welt: das deutsche Heer war die gewaltigste Waffe im Dienste der Freiheit der deutschen Nation und der Ernährung ihrer Kinder.

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Zur Staatsform und zum Heere kam als Drittes im Bunde der unvergleichliche Beamtenkörper des alten Reiches.

Deutschland war das bestorganisierte und bestverwaltete Land der Welt. Man mochte dem deutschen Staatsbeamten leicht bureaukratische Zopfigkeit nachsagen, in den anderen Staaten stand es darum nicht besser, eher sogar noch schlechter. Was aber die anderen Staaten nicht besaßen, das war die wundervolle Solidarität dieses Apparates sowie die unbestechliche ehrenhafte Gesinnung seiner Träger. Lieber noch etwas zopfig, aber redlich und treu, als aufgeklärt und modern, aber minderwertig von Charakter und, wie es sich heute häufig zeigt, unwissend und nichtskönnend. Denn wenn man jetzt gerne so tut, als ob die deutsche Verwaltung der Vorkriegszeit wohl bureaukratisch gediegen, allein kaufmännisch schlecht gewesen wäre, so kann man darauf nur folgendes antworten: Welches Land der Welt hatte einen

309 Die Staatsautorität

besser geleiteten und kaufmännischer organisierten Betrieb als Deutschland in seinen Staatsbahnen? Erst der Revolution blieb es vorbehalten, diesen Musterapparat solange zu zerstören, bis er endlich reif zu sein schien, aus den Händen der Nation genommen und im Sinne der Begründer dieser Republik sozialisiert zu werden, das heißt, dem internationalen Börsenkapital, als dem Auftraggeber der deutschen Revolution, zu dienen.

Was dabei den deutschen Beamtenkörper und Verwaltungsapparat besonders auszeichnete, war seine Unabhängigkeit von den einzelnen Regierungen, deren jeweilige politische Gesinnung auf die Stellung des deutschen Staatsbeamten keinen Einfluß auszuüben vermochte. Seit der Revolution allerdings hat sich dies gründlich geändert. An Stelle des Könnens und der Fähigkeit trat die Parteistellung, und ein selbständiger, unabhängiger Charakter wurde eher hinderlich als fördernd.

Auf der Staatsform, dem Heere und dem Beamtenkörper beruhte die wundervolle Kraft und Stärke des alten Reiches. Diese waren in erster Linie die Ursachen einer Eigenschaft, die dem heutigen Staate vollkommen fehlt: der Staatsautorität! Denn diese beruht nicht auf Schwätzereien in den Parlamenten oder Landtagen, auch nicht auf Gesetzen zu ihrem Schutze oder Gerichtsurteilen zur Abschreckung frecher Leugner derselben usw., sondern auf dem allgemeinen Vertrauen, das der Leitung und Verwaltung eines Gemeinwesens entgegengebracht werden darf und kann. Dieses Vertrauen jedoch ist wieder nur das Ergebnis einer unerschütterlichen inneren Überzeugung von der Uneigennützigkeit und Redlichkeit der Regierung und Verwaltung eines Landes sowie der Übereinstimmung des Sinnes der Gesetze mit dem Gefühl der allgemeinen Moralanschauung. Denn auf die Dauer werden Regierungssysteme nicht gehalten durch den Druck der Gewalt, sondern durch den Glauben an ihre Güte und an die Wahrhaftigkeit in der Vertretung und Förderung der Interessen eines Volkes.

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