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Viele haben Angst vor mir



Arnulf (26) ließ sich eine Ganzkörpertätowierung stechen. Außerdem ist er an Ohren, Brustwarzen, Zunge und Bauchnabel gepierct. An der linken Hand trägt er ein Implantat: „Mit meinem ersten Tattoo habe ich gewartet, bis ich 19 Jahre alt war. Von Anfang an war mir klar, ich will mehr und nicht als Flickenteppich herumlaufen. Bei einem Tätowierer aus New York ließ ich mir einen 'body suit' machen. Tätowierungen und Piercings sind wie eine Sucht: Wenn man damit anfängt, will man immer mehr. Es ist eine extreme Form von Individualismus. Man stellt sich als etwas Besonderes dar und hebt sich von der Masse ab. Viele haben Angst vor mir, weil ich zu extrem bin und fremd wirke. So sind meine Tattoos wie ein Filter. Das kleine Tattoo am Körper ist heute sehr modern und wird von allen akzeptiert, aber ein 'body suit' schreckt die meisten ab.“

 

Deborah (17) ist mehrfach gepierct und hat zwei Tattoos, einen Schmetterling am Knöchel und einen Delfin über ihrem Bauchnabel: „Früher habe ich mir immer Bildchen auf die Haut gemalt. Mein erstes Tattoo bekam ich mit 13 Jahren. Ich habe gebettelt und gefleht, bis meine Mutter es erlaubte. Bei einem Stadtbummel durfte ich mir in einem Tattoo-Laden ein ganz kleines Motiv aussuchen. Ich entschied mich für den Schmetterling. Es tat überhaupt nicht weh. Es ist, als ob man mit einem Kugelschreiber über die Haut fährt. Später habe ich meinen Bauchnabel piercen und tätowieren lassen, weil ich es schön finde. Jetzt schaue ich mir den Delphin am liebsten im Spiegel an. Meine Tätowierungen sind ein sehr persönlicher Körperschmuck.“ Warum man sich tätowieren lässt? „Warum zieht man Ohrringe an? Das sagt doch alles. Meine Oma war mit meinem Bauchnabelpiercing gar nicht einverstanden. Sie hatte Angst, dass es sich entzündet. Sonst ist meine Familie sehr modern. Meine Mutter ist auch tätowiert. Von Freunden habe ich nichts Negatives gehört. Viele fragen nur: ,Was machst du, wenn du mal alt bist?, Darüber mache ich mir heute aber noch keine Gedanken. Es laufen ja Tausende mit einem Tattoo herum. Ich werde also nicht die Einzige sein.“

 

Mit Blutvergiftung ins Krankenhaus

Pia und Iris sind beide 12 Jahre alt. Sie erzählen: „Wir haben uns spontan mit Henna in der Schule bemalt. Die Tattoos haben wir selbst auf einem Blatt Papier entworfen. Mit Henna kann man sehr gut experimentieren. Manchmal missglückt auch ein Tattoo. Aber da sie nach einer Zeit wieder verschwinden, muss man sich nicht darüber ärgern. Henna-Tattoos finden wir toll, weil sie nicht ewig halten. Aber ein richtiges Tattoo hätten wir auch gern. Doch dafür sind wir noch zu jung. Unsere Eltern erlauben es uns nicht.“

Doch Piercing und Tattoos sind nicht ungefährlich. Davor warnen Ärzte und Gesundheitsämter. Viele Piercer sind nicht ausgebildet. Sie arbeiten mit unsauberen Geräten. Andrea (17) hat es am eigenen Körper erfahren: Sie ließ sich Ohrlöcher stechen und kam mit einer Blutvergiftung ins Krankenhaus.

 

 

Wortschatzhilfen

 

das Piercing (-s, -s)

1. (ohne Plural): das Durchbohren Durchstechen der Haut zur Anbringung von Schmuck.

2. mithilfe von Piercing (1) angebrachtes Stück Schmuck:

ein Piercing am Bauchnabel haben, Bauchnabel-, Zungenpiercing

 

piercen ['pi:ɐsən] (pierct, piercte, hat gepierct) ▪jemand pierct etwas = die Körperhaut durchstechen und mit Schmuck verzieren: sich den Bauchnabel piercen lassen; ein gepiercter Bauchnabel

 

der Piercer = мастер по пирсингу

 

die Tätowierung (-, -en)                  

1. der Vorgang, dass mit einer speziellen Nadel Farbe so in Haut einritzt, dass ein Bild oder Schriftzug entsteht, die dann fest in der Haut bleiben und sich nicht abwaschen lassen = татуирование:

die Tätowierung von einem Fachmann vornehmen lassen

2. ein mittels Tätowierung (1) entstandenes Bild = татуировка  = Syn. der/das Tattoo [tə'tu:] (-s, -s):

mit Tätowierungen bedeckte Arme, sich eine Tätowierung entfernen lassen

 

Ein Henna-Tattoo (= временная татуировка хной) ist eine Körperbemalung mit pulverisierten und getrockneten Blättern der Hennapflanze (хна, хенна).

 

Ein Bodysuit (der ['bɔdisju:t] = "тату-костюм") ist eine spezielle, großflächige Art der Tätowierung, welche im Regelfall den kompletten Körperrumpf und je nach Version auch Teile der Extremitäten umfasst.

 

TALK-SHOW

Simulieren Sie ein Gespräch zu diesem Thema (Moderator, Teilnehmer: Ärzte, Lehrer, Eltern, Schüler). Während der Talkshow müssen Sie versuchen, Ihre Meinung zu äußern, Ihre Argumente zu verteidigen, neue Argumente zu bringen oder diese durch Beispiele zu erläutern, den Teilnehmern der Talkshow zu widersprechen. Versuchen Sie die anderen für Ihren Standpunkt zu gewinnen.


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