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Wirtschafts-Expansions-Politik



Wert der Bündnisfähigkeit Österreichs ausschließlich von der Erhaltung des deutschen Elements bestimmt wurde.

Allein, man beschritt diesen Weg ja überhaupt nicht.

Man fürchtete nichts so sehr als den Kampf, um endlich in der ungünstigsten Stunde dennoch zu ihm gezwungen zu werden.

Man wollte dem Schicksal enteilen und wurde von ihm ereilt. Man räumte von der Erhaltung des Weltfriedens und landete beim Weltkrieg.

Und dies war der bedeutendste Grund, warum man diesen dritten Weg der Gestaltung einer deutschen Zukunft gar nicht einmal ins Auge faßte. Man wußte, daß die Gewinnung neuen Bodens nur im Osten zu erreichen war, sah den dann nötigen Kampf und wollte um jeden Preis doch den Frieden; denn die Parole der deutschen Außenpolitik hieß schon längst nicht mehr: Erhaltung der deutschen Nation auf allen Wegen, als vielmehr: Erhaltung des Weltfriedens mit allen Mitteln. Wie dies dann gelang, ist bekannt.

Ich werde darauf noch besonders zurückkommen.

So blieb also noch die vierte Möglichkeit: Industrie und Welthandel, Seemacht und Kolonien.

Eine solche Entwicklung war allerdings zunächst leichter und auch wohl schneller zu erreichen. Die Besiedelung von Grund und Boden ist ein langsamer Prozeß, der oft Jahrhunderte dauert; ja darin ist ja gerade seine innere Stärke zu suchen, daß es sich dabei nicht um ein plötzliches Aufflammen, sondern um ein allmähliches aber gründliches und andauerndes Wachsen handelt, zum Unterschiede von einer industriellen Entwicklung, die im Laufe weniger Jahre aufgeblasen werden kann, um dann aber auch mehr einer Seifenblase, als einer gediegenen Stärke zu ähneln. Eine Flotte ist freilich schneller zu bauen, als im zähen Kampfe Bauernhöfe aufzurichten und mit Farmern zu besiedeln; allein, sie ist auch schneller zu vernichten als das letzte.

Wenn Deutschland dennoch diesen Weg beschritt, dann mußte man aber wenigstens klar erkennen, daß auch diese Entwicklung eines Tages beim Kampfe enden würde. Nur

157 Mit Rußland gegen England

Kinder konnten vermeinen, durch freundliches und gesittetes Betragen und dauerndes Betonen friedlicher Gesinnung ihre Bananen holen zu können im "friedlichen Wettbewerb der Völker", wie man so schön und salbungsvoll daherschwätzte; ohne also je zur Waffe greifen zu müssen.

Nein: wenn wir diesen Weg beschritten, dann mußte eines Tages England unser Feind werden. Es war mehr als unsinnig, sich darüber zu entrüsten - entsprach aber ganz unserer eigenen Harmlosigkeit - , daß England sich die Freiheit nahm, eines Tages unserem friedlichen Treiben mit der Roheit des gewalttätigen Egoisten entgegenzutreten.

Wir hätten dies allerdings nie getan.

Wenn europäische Bodenpolitik nur zu treiben war gegen Rußland mit England im Bunde, dann war aber umgekehrt Kolonial- und Welthandelspolitik nur denkbar gegen England mit Rußland. Dann mußte man aber auch hier rücksichtslos die Konsequenzen ziehen - und vor allem Österreich schleunigst fahren lassen.

Nach jeder Richtung hin betrachtet war dieses Bündnis mit Österreich um die Jahrhundertwende schon ein wahrer Wahnsinn.

Allein man dachte ja auch gar nicht daran, sich mit Rußland gegen England zu verbünden, so wenig wie mit England gegen Rußland, denn in beiden Fällen wäre das Ende ja Krieg gewesen, und um diesen zu verhindern, entschloß man sich ja doch überhaupt erst zur Handels- und Industriepolitik. Man besaß ja nun in der "wirtschaftsfriedlichen" Eroberung der Welt eine Gebrauchsanweisung, die der bisherigen Gewaltpolitik ein für allemal das Genick brechen sollte. Man war sich manchmal der Sache vielleicht doch wieder nicht ganz sicher, besonders, wenn aus England von Zeit zu Zeit ganz unverständliche Drohungen herüberkamen; darum entschloß man sich auch zum Bau einer Flotte, jedoch auch wieder nicht zum Angriff und zur Vernichtung Englands, sondern zur "Verteidigung" des schon benannten "Weltfriedens" und der "friedlichen" Eroberung der Welt. Daher wurde sie auch in allem und jedem etwas bescheidener gehalten, nicht nur der Zahl, sondern auch

158 "Wirtschaftsfriedliche" Eroberung

dem Tonnengehalt der einzelnen Schiffe sowie der Armierung nach, um auch so wieder die letzten Endes doch "friedliche" Absicht durchleuchten zu lassen.

Das Gerede der "wirtschaftsfriedlichen" Eroberung der Welt war wohl der größte Unsinn, der jemals zum leitenden Prinzip der Staatspolitik erhoben wurde. Dieser Unsinn wurde noch größer dadurch, daß man sich nicht scheute, England als Kronzeugen für die Möglichkeit einer solchen Leistung anzurufen. Was dabei unsere professorale Geschichtslehre und Geschichtsauffassung mitverbrochen hat, kann kaum wieder gutgemacht werden und ist nur der schlagende Beweis dafür, wie viele Leute Geschichte "lernen", ohne sie zu verstehen oder gar zu begreifen. Gerade in England hätte man die schlagende Widerlegung dieser Theorie erkennen müssen; hat doch kein Volk mit größerer Brutalität seine wirtschaftlichen Eroberungen mit dem Schwerte besser vorbereitet und später rücksichtslos verteidigt, als das englische. Ist es nicht geradezu das Merkmal britischer Staatskunst, aus politischer Kraft wirtschaftliche Erwerbungen zu ziehen und jede wirtschaftliche Stärkung sofort wieder in politische Macht umzugießen? Dabei welch ein Irrtum, zu meinen, daß England etwa persönlich zu feige wäre, für seine Wirtschaftspolitik auch das eigene Blut einzusetzen! Daß das englische Volk kein "Volksheer" besaß, bewies hier in keiner Weise das Gegenteil; denn nicht auf die jeweilige militärische Form der Wehrmacht kommt es hierbei an, als vielmehr auf den Willen und die Entschlossenheit, die vorhandene einzusetzen. England besaß immer die Rüstung, die es eben nötig hatte. Es kämpfte immer mit den Waffen, die der Erfolg verlangte. Es schlug sich mit Söldnern, solange Söldner genügten; es griff aber auch tief hinein in das wertvolle Blut der ganzen Nation, wenn nur mehr ein solches Opfer den Sieg bringen konnte; immer aber blieb die Entschlossenheit zum Kampf und die Zähigkeit wie rücksichtslose Führung desselben die gleiche.

In Deutschland aber züchtete man allmählich über den Weg der Schule, Presse und Witzblätter von dem Wesen des Engländers und noch mehr fast seines Reiches eine

159 Der Engländer in deutscher Karikatur

Vorstellung, die zu einer der bösesten Selbsttäuschungen führen mußte; denn von diesem Unsinn ward langsam alles angesteckt, und die Folge dessen war eine Unterschätzung, die sich dann auch auf das bitterste rächte. Die Tiefe dieser Fälschung war so groß, daß man überzeugt war, im Engländer den ebenso gerissenen wie aber persönlich ganz unglaublich feigen Geschäftsmann vor sich zu haben. Daß man ein Weltreich von der Größe des englischen nicht gut nur zusammenschleichen und -schwindeln konnte, leuchtete unseren erhabenen Lehrern professoraler Wissenschaft leider nicht ein. Die wenigen Warner wurden überhört oder totgeschwiegen. Ich erinnere mich noch genau, wie erstaunt bei meinen Kameraden die Gesichter waren, als wir nun in Flandern den Tommies persönlich gegenübertraten. Schon nach den ersten Schlachttagen dämmerte da wohl im Gehirn eines jeden die Überzeugung auf, daß diese Schottländer nicht gerade denen entsprachen, die man uns in Witzblättern und Depeschenberichten vorzumalen für richtig gefunden hatte.

Ich habe damals meine ersten Betrachtungen über die Zweckmäßigkeit der Form der Propaganda angestellt.

Diese Fälschung aber hatte für die Verbreiter freilich etwas Gutes: man vermochte an diesem, wenn auch unrichtigen Beispiel ja die Richtigkeit der wirtschaftlichen Eroberung der Welt zu demonstrieren. Was dem Engländer gelang, mußte auch uns gelingen, wobei dann als ein ganz besonderes Plus unsere doch bedeutend größere Redlichkeit, das Fehlen jener spezifisch englischen "Perfidie", angesehen wurde. Hoffte man doch, dadurch die Zuneigung vor allem der kleineren Nationen sowie das Vertrauen der großen nur um so leichter zu gewinnen.

Daß unsere Redlichkeit den anderen ein innerer Greuel war, leuchtete uns dabei schon deshalb nicht ein, weil wir dieses alles ganz ernsthaft selber glaubten, während die andere Welt ein solches Gebaren als Ausdruck einer ganz geriebenen Verlogenheit ansah, bis erst, wohl zum größten Erstaunen, die Revolution einen tieferen Einblick in die unbegrenzte Dummheit unserer, aufrichtigen, Gesinnung vermittelte.

160 Innere Schwäche des Dreibundes

Allein aus dem Unsinn dieser "wirtschaftsfriedlichen Eroberung" der Welt heraus war auch sofort der Unsinn des Dreibundes klar und verständlich. Mit welchem Staate konnte man sich denn da überhaupt sonst verbünden? Mit Österreich zusammen vermochte man allerdings nicht auf kriegerische Eroberung, selbst nur in Europa, auszugehen. Gerade darin aber bestand ja vom ersten Tage an die innere Schwäche des Bundes. Ein Bismarck konnte sich diesen Notbehelf erlauben, allein dann noch lange nicht jeder stümperhafte Nachfolger, am wenigsten jedoch zu einer Zeit, da wesentliche Voraussetzungen auch zu dem Bismarckschen Bündnis längst nicht mehr vorhanden waren; denn Bismarck glaube noch in Österreich einen deutschen Staat vor sich zu haben. Mit der allmählichen Einführung des allgemeinen Wahlrechtes aber war dieses Land zu einem parlamentarisch regierten, undeutschen Wirrwarr herabgesunken.

Nun war das Bündnis mit Österreich auch rassepolitisch einfach verderblich. Man duldete das Werden einer neuen slawischen Großmacht an der Grenze des Reiches, die sich früher oder später ganz anders gegen Deutschland einstellen mußte als z.B. Rußland. Dabei mußte das Bündnis selber von Jahr zu Jahr innerlich hohler und schwächer werden, in demselben Verhältnis, in dem die einzigen Träger dieses Gedankens in der Monarchie an Einfluß verloren und aus den maßgebendsten Stellen verdrängt wurden.

Schon um die Jahrhundertwende war das Bündnis mit Österreich in genau das gleiche Stadium eingetreten wie der Bund Österreichs mit Italien.

Auch hier gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man war im Bunde mit der Habsburgermonarchie, oder man mußte gegen die Verdrängung des Deutschtums Einspruch erheben. Wenn man aber mit so etwas erst einmal beginnt, pflegt das Ende meistens der offene Kampf zu sein.

Der Wert des Dreibundes war auch schon psychologisch ein bescheidener, da die Festigkeit eines Bundes in eben dem Maße abnimmt, je mehr er sich auf die Erhaltung eines bestehenden Zustandes an sich beschränkt. Ein Bund


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