Архитектура Аудит Военная наука Иностранные языки Медицина Металлургия Метрология
Образование Политология Производство Психология Стандартизация Технологии


In ihrem Kopf dreht sich alles.



9      «Suchen Sie das geeignetste Bild aus, und dichten Sie eine Unterschrift, dass unseren Lesern das Herz im Leibe lacht! Sie kö nnen das ja erstklassig! »

10    «Vielleicht sollten wir sie doch nicht bringen», hö rt sie sich sagen.

11    «Und warum nicht, hochgeschä tzte Kollegin? »

12    «Ich halte die Aufnahmen nicht fü r echt.»

13    «Zusammenkopiert, was? » Doktor Bernau lacht. «Da tun Sie dem Herrn Eipeldauer entschieden zu viel Ehre an. So raffiniert ist der nicht! Also, rasch ans Werk, liebwerte Dame! Die Unterschrift hat bis morgen Zeit. Ich kriege den Text noch zu Gesicht, bevor Sie ihn in Satz geben.» Er nickt und beugt sich ü ber neue Arbeit.

14    Sie tastet sich hinü ber in ihr Zimmer, sinkt in ihren Sessel, legt die Fotos vor sich hin und presst die Hä nde an die Schlä fen.

15    Die Gedanken fahren in ihrem Kopfe Karussell. Ihre beiden Kinder! Das Kinderheim! Die Ferien! Natü rlich! Aber, warum hat Lottchen nichts davon erzä hlt? Warum hat Lottchen die Bilder nicht mitgebracht? Denn als sich die zwei fotografieren ließ en, taten sie’s doch nicht ohne Absicht. Sie werden entdeckt haben, dass sie Geschwister sind! Und dann haben sie sich vorgenommen, nichts darü ber zu sagen. Es lä sst sich verstehen, ja, freilich. Mein Gott, wie sie einander gleichen! Nicht einmal das vielgepriesene Mutterauge... Oh, ihr meine beiden, beiden, beiden Lieblinge!

16    Wenn jetzt Doktor Bernau den Kopf durch die Tü r steckte, sä he er in ein von Glü ck und Schmerz ü berwä ltigtes Gesicht, ü ber das Trä nen strö men, Trä nen, die das Herz ermatten, als flö sse das Leben selber aus den Augen.

17    Glü cklicherweise steckt Doktor Bernau den Kopf nicht durch die Tü r.

18    Frau Kö rner ist bemü ht, sich zusammenzureiß en. Gerade jetzt heiß t es, den Kopf oben zu behalten! Was soll geschehen? Was wird, was muss geschehen? Ich werde mit Lottchen reden!

19    Eiskalt durchfä hrt es die Mutter! Ein Gedanke schü ttelt wie eine unsichtbare Hand ihren Kö rper hin und her!

20    Ist es denn Lotte, mit der sie sprechen will?

1      Frau Kö rner hat Frä ulein Linnekogel, die Lehrerin, in der Wohnung aufgesucht (посетила).

2     «Das ist eine mehr als merkwü rdige Frage (более чем странный вопрос), die Sie an mich richten (с которым вы ко мне обращаетесь: «который вы ко мне обращаете»)», sagt Frä ulein Linnekogel. «Ob ich fü r mö glich halte (считаю ли я возможным), dass Ihre Tochter nicht ihre Tochter, sondern ein anderes Mä dchen ist? Erlauben Sie (позвольте), aber...»

3     «Nein, ich bin nicht verrü ckt (сумасшедшая)», versichert (уверяет, заверяет) Frau Kö rner und legt eine Fotografie auf den Tisch.

4     Frä ulein Linnekogel schaut das Bild an. Dann die Besucherin. Dann wieder das Bild.

5     «Ich habe zwei Tö chter», sagt die Besucherin leise. «Die zweite lebt bei meinem geschiedenen Mann in Wien. Das Bild kam mir vor etlichen Stunden durch Zufall in die Hä nde (попала в руки несколько часов назад случайно). Ich wusste nicht, dass sich die Kinder in den Ferien begegnet sind (повстречались /случайно/).»

6     Frä ulein Linnekogel macht den Mund auf und zu wie ein Karpfen auf dem Ladentisch (как карп на прилавке: der Karpfen). Kopfschü ttelnd schiebt sie die Fotografie von sich weg, als hä tte sie Angst, gebissen zu werden (как будто боится, что ее укусят: «боится быть укушенной»: beiß en – кусать). Endlich fragt sie: «Und die beiden haben bis dahin (до тех пор) nichts voneinander gewusst? »

7     Die junge Frau schü ttelt den Kopf. «Nein. Mein Mann und ich haben’s damals so vereinbart (условились, договорились), weil wir es fü r das Beste hielten (считали наилучшим).»

8     «Und auch Sie haben von dem Mann und Ihrem anderen Kind nie wieder gehö rt? »

9     «Nie.»

10   «Ob er wieder geheiratet hat? »

11   «Ich weiß es nicht. Ich glaube kaum (не думаю, вряд ли). Er meinte, er eigne sich nicht fü rs Familienleben (что не годится, не подходит).»

12   «Eine hö chst abenteuerliche Geschichte (в высшей степени авантюрная история)», sagt die Lehrerin. «Sollten die Kinder wirklich auf die absurde Idee verfallen sein, einander auszutauschen? Wenn ich mir Lottchens charakteristische Wandlung vor Augen halte, und dann die Schrift, Frau Kö rner, die Schrift! Ich kann es kaum fassen! – Aber es wü rde manches erklä ren (но это кое-что бы прояснило).»

13   Die Mutter nickt und schaut starr (неподвижно, застывше) vor sich hin.

14   «Nehmen Sie mir meine Offenheit nicht ü bel (не обижайтесь на мою откровенность: ü belnehmen; ü bel – плохой, дурной, противный)», meint Frä ulein Linnevogel, «ich war nie verheiratet (я никогда не была замужем), ich bin Erzieherin und habe keine Kinder – aber ich meine immer: Die Frauen, die wirklichen, verheirateten, nehmen ihre Mä nner zu wichtig (воспринимают своих мужей слишком всерьез, относятся к ним слишком серьезно)! Dabei ist nur eines wesentlich (а при этом только одно существенно; das Wesen – сущность, существо): das Glü ck der Kinder! »

15   Frau Kö rner lä chelt schmerzlich. «Glauben Sie, dass meine Kinder in einer langen, unglü cklichen Ehe glü cklicher geworden wä ren? »

16   Frä ulein Linnekogel sagt nachdenklich: «Ich mache Ihnen keinen Vorwurf (не упрекаю: «не делаю упрека»; jemandem etwas vorwerfen – упрекать кого - либо в чем - либо). Sie sind noch heute sehr jung. Sie waren, als Sie heirateten, ein halbes Kind. Sie werden Ihr Leben lang jü nger sein, als ich jemals gewesen bin (чем я когда-либо была). Was fü r den einen richtig wä re (что было бы правильным для одного), kann fü r den anderen falsch sein.»

17   Der Besuch steht auf (гостья встает).

18   «Und was werden Sie tun (и что же вы собираетесь делать, предпринять)? »

19   «Wenn ich das wü sste (если бы я знала)! » sagt die junge Frau.

 

1      Frau Kö rner hat Frä ulein Linnekogel, die Lehrerin, in der Wohnung aufgesucht.

2      «Das ist eine mehr als merkwü rdige Frage, die Sie an mich richten», sagt Frä ulein Linnekogel. «Ob ich fü r mö glich halte, dass Ihre Tochter nicht ihre Tochter, sondern ein anderes Mä dchen ist? Erlauben Sie, aber...»

3      «Nein, ich bin nicht verrü ckt», versichert Frau Kö rner und legt eine Fotografie auf den Tisch.

4      Frä ulein Linnekogel schaut das Bild an. Dann die Besucherin. Dann wieder das Bild.

5      «Ich habe zwei Tö chter», sagt die Besucherin leise. «Die zweite lebt bei meinem geschiedenen Mann in Wien. Das Bild kam mir vor etlichen Stunden durch Zufall in die Hä nde. Ich wusste nicht, dass sich die Kinder in den Ferien begegnet sind.»

6      Frä ulein Linnekogel macht den Mund auf und zu wie ein Karpfen auf dem Ladentisch. Kopfschü ttelnd schiebt sie die Fotografie von sich weg, als hä tte sie Angst, gebissen zu werden. Endlich fragt sie: «Und die beiden haben bis dahin nichts voneinander gewusst? »

7      Die junge Frau schü ttelt den Kopf. «Nein. Mein Mann und ich haben’s damals so vereinbart, weil wir es fü r das Beste hielten.»

8      «Und auch Sie haben von dem Mann und Ihrem anderen Kind nie wieder gehö rt? »

Nie.»


Поделиться:



Последнее изменение этой страницы: 2019-03-30; Просмотров: 213; Нарушение авторского права страницы


lektsia.com 2007 - 2024 год. Все материалы представленные на сайте исключительно с целью ознакомления читателями и не преследуют коммерческих целей или нарушение авторских прав! (0.014 с.)
Главная | Случайная страница | Обратная связь