Архитектура Аудит Военная наука Иностранные языки Медицина Металлургия Метрология
Образование Политология Производство Психология Стандартизация Технологии


Nun?» fragt Luise. «Noch immer?»



41    «Nein», flü stert Lottchen und richtet sich strahlend hoch. «Jetzt gibt Mutti Vati einen Kuss! »

42    Da fallen sich die Zwillinge jauchzend in die Arme!

Zwö lftes Kapitel

 

Herr Grawunder wundert sich – Direktor Kilians komische Erzä hlung – Luises und Lottchens Heiratsplä ne – Die Titelseite der «Mü nchener Illustrierten» – Ein neues Schild an einer alten Tü r – «Auf gute Nachbarschaft, Herr Kapellmeister! » – man kann verlorenes Glü ck nachholen – Kinderlachen und ein Kinderlied – «Und lauter Zwillinge! »

1      Herr Benno Grawunder, ein alter erfahrener Beamter (опытный служащий, чиновник; das Amt – должность; учреждение) im Standesamt (в загсе; der Stand – состояние) des Ersten Wiener Bezirks (первого венского района, округа: der Bezirk), nimmt eine Trauung vor (занимается /регистрацией/ бракосочетания), die ihn, bei aller Routine (при всей рутине = обычности этой процедуры), ab und zu (время от времени) ein bisschen aus der Fassung bringt (выводит из равновесия; die Fassung – самообладание; fassen – схватить; вмещать). Die Braut ist die geschiedene Frau des Brä utigams (невеста – бывшая, разведенная жена жениха). Die beiden einander entsetzlich ä hnlichen (ужасно похожие; entsetzen – приводить в ужас) zehnjä hrigen Mä dchen sind die Kinder des Brautpaars. Der eine Trauzeuge (свидетель /бракосочетания/; der Zeuge – свидетель), ein Kunstmaler namens Anton Gabele, hat keinen Schlips um (без галстука: «не имеет галстука вокруг /шеи/»). Dafü r (зато) hat der andere Zeuge, ein Hofrat Professor Doktor Strobl, einen Hund! Und der Hund hat im Vorzimmer (в передней), wo er eigentlich bleiben sollte, einen solchen Lä rm (шум) gemacht, dass man ihn hereinholen und an der standesamtlichen Trauung teilnehmen lassen musste (что пришлось завести, забрать его внутрь = в комнату и позволить принять участие в бракосочетании)! Ein Hund als Trauzeuge! Nein, so was (ну и дела: «такое нечто»)!

2     Lottchen und Luise sitzen andä chtig (внимательно, сосредоточенно, очень тихо; die Andacht – благоговение; andä chtig – исполненный благоговения, набожный; сосредоточенный) auf ihren Stü hlen und sind glü cklich wie die Schneekö nige (как «снежные короли» = не помнят себя от радости; der Schneekö nig = der Zaunkö nig – крапивник / певчая птица, не улетающая в дальние края, поющая зимой /; der Schnee – снег; der Zaun – забор). Und sie sind nicht nur glü cklich, sondern auch stolz, mä chtig stolz (очень горды)! Denn sie selber sind ja an dem herrlichen, unfassbaren Glü ck schuld (ведь они сами виноваты = виновники великолепного, непостижимого счастья)! Was wä re denn aus den armen Eltern geworden (что бы стало с бедными родителями), wenn die Kinder nicht gewesen wä ren (если бы не дети), wie? Na also (ну так вот, так-то вот)! Und leicht war’s auch nicht gerade gewesen (и это было вовсе не легко), in aller Heimlichkeit (в полной тайне, соблюдая полнейшую тайну) Schicksal zu spielen (играть судьбу = роль судьбы: das Schicksal)! Abenteuer (приключения: das Abenteuer), Trä nen, Angst, Lü gen (ложь: die Lü ge), Verzweiflung (отчаяние), Krankheit, nichts war ihnen erspart geblieben (ничего не удалось избежать, через все пришлось пройти: «ничто им не было сэкономлено»; sparen – сберегать, экономить), rein gar nichts («совершенно вовсе ничего»)!

3     Nach der Zeremonie flü stert Herr Gabele mit Herrn Palfy. Dabei zwinkern (подмигивают) die beiden Kü nstlernaturen einander geheimnisvoll zu (таинственно друг другу). Aber warum sie flü stern und zwinkern, weiß auß er ihnen niemand.

4     Frau Kö rner, geschiedene Palfy, verehelichte Palfy (вышедшая замуж: «на которой женились»; ehelichen – жениться; die Ehe – брак), hat ihren alten und neuen Herrn und Gebieter (повелителя; gebieten – повелевать) nur murmeln hö ren: «Noch zu frü h? » Dann fä hrt er, zu ihr gewandt (повернувшись, обращаясь к ней), leichthin fort (продолжает как бы невзначай: fortfahren – продолжать): «Ich hab eine gute Idee! Weiß t du was? Wir fahren zunä chst (сначала) in die Schule und melden Lotte an (запишем: «заявим»: anmelden)! »

5     «Lotte? Aber Lotte war doch seit Wochen... Entschuldige, du hast natü rlich Recht (ты, конечно, прав)! »

6     Der Herr Kapellmeister schaut die Frau Kapellmeister zä rtlich an. «Das will ich meinen (конечно: «так я хотел бы считать»)! »

 

1      Herr Benno Grawunder, ein alter erfahrener Beamter im Standesamt des Ersten Wiener Bezirks, nimmt eine Trauung vor, die ihn, bei aller Routine, ab und zu ein bisschen aus der Fassung bringt. Die Braut ist die geschiedene Frau des Brä utigams. Die beiden einander entsetzlich ä hnlichen zehnjä hrigen Mä dchen sind die Kinder des Brautpaars. Der eine Trauzeuge, ein Kunstmaler namens Anton Gabele, hat keinen Schlips um. Dafü r hat der andere Zeuge, ein Hofrat Professor Doktor Strobl, einen Hund! Und der Hund hat im Vorzimmer, wo er eigentlich bleiben sollte, einen solchen Lä rm gemacht, dass man ihn hereinholen und an der standesamtlichen Trauung teilnehmen lassen musste! Ein Hund als Trauzeuge! Nein, so was!

2      Lottchen und Luise sitzen andä chtig auf ihren Stü hlen und sind glü cklich wie die Schneekö nige. Und sie sind nicht nur glü cklich, sondern auch stolz, mä chtig stolz! Denn sie selber sind ja an dem herrlichen, unfassbaren Glü ck schuld! Was wä re denn aus den armen Eltern geworden, wenn die Kinder nicht gewesen wä ren, wie? Na also! Und leicht war’s auch nicht gerade gewesen, in aller Heimlichkeit Schicksal zu spielen! Abenteuer, Trä nen, Angst, Lü gen, Verzweiflung, Krankheit, nichts war ihnen erspart geblieben, rein gar nichts!

3      Nach der Zeremonie flü stert Herr Gabele mit Herrn Palfy. Dabei zwinkern die beiden Kü nstlernaturen einander geheimnisvoll zu. Aber warum sie flü stern und zwinkern, weiß auß er ihnen niemand.

4      Frau Kö rner, geschiedene Palfy, verehelichte Palfy, hat ihren alten und neuen Herrn und Gebieter nur murmeln hö ren: «Noch zu frü h? » Dann fä hrt er, zu ihr gewandt, leichthin fort: «Ich hab eine gute Idee! Weiß t du was? Wir fahren zunä chst in die Schule und melden Lotte an! »

5      «Lotte? Aber Lotte war doch seit Wochen... Entschuldige, du hast natü rlich Recht! »

6      Der Herr Kapellmeister schaut die Frau Kapellmeister zä rtlich an. «Das will ich meinen! »

1      Herr Kilian, der Direktor der Mä dchenschule, ist ehrlich verblü fft (искренне, совсем: «честно» сбит с толку; die Ehre – честь), als Kapellmeister Palfy und Frau eine zweite Tochter anmelden, die der ersten aufs Haar gleicht (походит «до волоска»). Aber er hat als alter Schulmann manches erlebt (как старый работник школы многое: «некоторое» пережил = имеет большой опыт), was nicht weniger merkwü rdig war (что было не менее странным, примечательным: merken – замечать + wü rdig – достойный), und so gewinnt er schließ lich die Fassung wieder (и потому, и так он снова «обретает самообладание», к нему возвращается самообладание).

2     Nachdem die neue Schü lerin ordnungsgemä ß in ein groß es Buch eingetragen worden ist (после того, как новая ученица согласно порядку = по всем правилам была внесена = записана в большую книгу), lehnt er sich gemü tlich im Schreibtischsessel zurü ck (удобно откидывается /на спинку/ кресла; der Sessel – кресло) und sagt: «Als jungem Hilfslehrer ist mir einmal etwas passiert (когда я был молодым учителем-ассистентом, был со мной такой случай), das muss ich Ihnen und den beiden Mä derln erzä hlen! Da kam zu Ostern (к Пасхе) ein neuer Bub (мальчик: der Bube) in meine Klasse. Ein Bub aus ä rmlichen Verhä ltnissen (из бедной семьи; das Verhä ltnis – с оотношение, отношение; die Verhä ltnisse – условия, обстановка, обстоятельства; sich verhalten zu etwas – относиться к чему - либо как - либо; sich verhalten mit etwas – обстоять / о делах, событиях /), aber blitzsauber (очень чистенький; der Blitz – молния) und, wie ich bald merkte, sehr ums Lernen bemü ht (очень старательный по отношению к учебе; die Mü he – усилие, труд; sich um etwas bemü hen – стараться / в отношении чего - либо /, старательно добиваться чего - либо). Er kam gut voran (хорошо успевал: «продвигался вперед»). Im Rechnen war er sogar in kurzer Zeit der Beste von allen.

3     Das heiß t: nicht immer! Erst dachte ich bei mir: ‘Wer weiß, woran’s liegen mag (в чем тут дело, от чего это может зависеть)! ’ Dann dachte ich: ‘Das ist doch seltsam (все же странно)! Manchmal rechnet er wie am Schnü rchen («как по шнурочку» = как по маслу) und macht keinen einzigen Fehler (ни единой ошибки), andere Male geht es viel langsamer bei ihm, und Schnitzer macht er auß erdem (и промахи делает все равно, и к тому же делает промахи; der Schnitzer – промах, ошибка; schnitzen – вырезать / по дереву /)! ’»

4     Der Herr Schuldirektor macht eine Kunstpause (искусственную паузу = выдерживает паузу) und zwinkert Luise und Lotte wohlwollend zu (доброжелательно подмигивает). «Endlich verfiel ich auf eine seltsame Methode (додумался до странного, необычного метода: auf etwas verfallen – напасть на / какую - либо мысль, идею /). Ich merkte mir in einem Notizbü cherl an (помечал себе в записной книжечке; die Notí z – запись, пометка), wann der Bub gut und wann er miserabel (скверно, никудышно; miserá bel – жалкий, никудышный) gerechnet hatte. Und da stellte sich ja nun etwas ganz Verrü cktes heraus (и тут вот выяснилось нечто совершенно необычное: «сумасшедшее»: sich herausstellen). Montags (по понедельникам), mittwochs und freitags rechnete er gut, – dienstags, donnerstags und samstags rechnete er schlecht.»

5     «Nein so was! » sagt Herr Palfy. Und die zwei kleinen Mä dchen rutschten (заерзали; rutschen – скользить, соскальзывать) neugierig auf den Stü hlen.

6     «Sechs Wochen sah ich mir das an», fä hrt der alte Herr fort. «Es ä nderte sich nie! Montags, mittwochs, freitags – gut! Dienstags, donnerstags, samstags – schlecht! Eines schö nen Abends begab ich mich (отправился: sich begeben) in die Wohnung der Eltern und teilte ihnen meine rä tselhafte Beobachtung mit (сообщил им о своем загадочном наблюдении: mitteilen; das Rä tsel – загадка; beobachten – наблюдать). Sie schauten einander halb verlegen (полусмущенно), halb belustigt an (полувесело), und dann meinte der Mann: ‘Mit dem, was der Herr Lehrer bemerkt hat, hat’s schon seine Richtigkeit (в общем-то справедливо замечено; die Richtigkeit – правильность, верность)! ’ Dann pfiff er (свистнул: pfeifen) auf zwei Fingern. Und schon kamen aus dem Nebenzimmer zwei Jungen herü bergesprungen (выскочили: «прибыли, прыгнув сюда»). Zwei, gleich groß (одинакового роста) und auch sonst (и в остальном; sonst – иначе; кроме / этого /) vollkommen ä hnlich (совершенно похожие)! ‘Es sind Zwillinge’, meinte die Frau. ‘Der Sepp ist der gute Rechner, der Toni ist – der andere! ’ Nachdem ich mich einigermaß en erholt hatte (немного: «в некоторой мере» оправился, пришел в себя; sich erholen – прийти в себя; отдохнуть), fragte ich: ‘Ja, liebe Leute, warum schickt ihr denn nicht alle beide in die Schule? ’ Und der Vater gab mir zur Antwort: ‘Wir sind arm, Herr Lehrer. Die zwei Buben haben zusammen nur einen guten Anzug (костюм)! ’»

7     Das Ehepaar Palfy lacht. Herr Kilian schmunzelt (ухмыляется, усмехается). Das Luiserl ruft:

8     «Das ist eine Idee! Das machen wir auch! »

9     Herr Kilian droht (грозит) mit dem Finger. «Untersteht euch (не смейте, посмейте только; sich unterstehen /etwas zu tun/ – осмеливаться, иметь наглость / что - либо сделать /; untersteh dich! – не смей! )! Frä ulein Gstettner und Frä ulein Bruckbaur werden ohnedies (и без того) Mü he genug haben (достаточно труда, заботы), euch immer richtig auseinanderzuhalten (вас все время правильно различать)! »

10   «Vor allem (прежде всего)», meint Luise begeistert, «wenn wir uns ganz gleich frisieren (сделаем одинаковые прически) und die Sitzplä tze tauschen (поменяем)! »

11   Der Herr Direktor schlä gt die Hä nde ü berm Kopf zusammen und tut ü berhaupt, als sei er der Verzweiflung nahe (как будто он близок к отчаянию). «Entsetzlich (ужасно)! » sagt er. «Und wie soll das erst einmal spä ter werden, wenn ihr junge Damen seid und euch jemand heiraten will? »

12   «Weil wir gleich aussehen», meint Lottchen nachdenklich, «gefallen wir sicher einem und demselben Mann (одному и тому же мужчине)! »

13   «Und uns gefä llt bestimmt auch nur derselbe! » ruft Luise. «Dann heiraten wir ihn ganz einfach beide! Das ist das Beste. Montags, mittwochs und freitags bin ich seine Frau! Und dienstags, donnerstags und samstags ist Lottchen an der Reihe! »

14   «Und wenn er euch nicht zufä llig einmal rechnen lä sst, wird er ü berhaupt nicht merken, dass er zwei Frauen hat», sagt der Herr Kapellmeister lachend.

15   Der Herr Direktor Kilian erhebt sich. «Der Ä rmste (бедняжка)! » meint er mitleidig (сочувственно; das Leid – страдание; das Mitleid – сострадание; leiden – страдать).

16   Frau Palfy lä chelt. «Ein Gutes hat die Einteilung aber doch (в этом распределении, разделении есть все же положительный момент)! Sonntags hat er frei (у него выходной)! »

 

1      Herr Kilian, der Direktor der Mä dchenschule, ist ehrlich verblü fft, als Kapellmeister Palfy und Frau eine zweite Tochter anmelden, die der ersten aufs Haar gleicht. Aber er hat als alter Schulmann manches erlebt, was nicht weniger merkwü rdig war, und so gewinnt er schließ lich die Fassung wieder.

2      Nachdem die neue Schü lerin ordnungsgemä ß in ein groß es Buch eingetragen worden ist, lehnt er sich gemü tlich im Schreibtischsessel zurü ck und sagt: «Als jungem Hilfslehrer ist mir einmal etwas passiert, das muss ich Ihnen und den beiden Mä derln erzä hlen! Da kam zu Ostern ein neuer Bub in meine Klasse. Ein Bub aus ä rmlichen Verhä ltnissen, aber blitzsauber und, wie ich bald merkte, sehr ums Lernen bemü ht. Er kam gut voran. Im Rechnen war er sogar in kurzer Zeit der Beste von allen.

3      Das heiß t: nicht immer! Erst dachte ich bei mir: ‘Wer weiß, woran’s liegen mag! ’ Dann dachte ich: ‘Das ist doch seltsam! Manchmal rechnet er wie am Schnü rchen und macht keinen einzigen Fehler, andere Male geht es viel langsamer bei ihm, und Schnitzer macht er auß erdem! ’»

4      Der Herr Schuldirektor macht eine Kunstpause und zwinkert Luise und Lotte wohlwollend zu. «Endlich verfiel ich auf eine seltsame Methode. Ich merkte mir in einem Notizbü cherl an, wann der Bub gut und wann er miserabel gerechnet hatte. Und da stellte sich ja nun etwas ganz Verrü cktes heraus. Montags, mittwochs und freitags rechnete er gut, – dienstags, donnerstags und samstags rechnete er schlecht.»

5      «Nein so was! » sagt Herr Palfy. Und die zwei kleinen Mä dchen rutschten neugierig auf den Stü hlen.

6      «Sechs Wochen sah ich mir das an», fä hrt der alte Herr fort. «Es ä nderte sich nie! Montags, mittwochs, freitags – gut! Dienstags, donnerstags, samstags – schlecht! Eines schö nen Abends begab ich mich in die Wohnung der Eltern und teilte ihnen meine rä tselhafte Beobachtung mit. Sie schauten einander halb verlegen, halb belustigt an, und dann meinte der Mann: ‘Mit dem, was der Herr Lehrer bemerkt hat, hat’s schon seine Richtigkeit! ’ Dann pfiff er auf zwei Fingern. Und schon kamen aus dem Nebenzimmer zwei Jungen herü bergesprungen. Zwei, gleich groß und auch sonst vollkommen ä hnlich! ‘Es sind Zwillinge’, meinte die Frau. ‘Der Sepp ist der gute Rechner, der Toni ist – der andere! ’ Nachdem ich mich einigermaß en erholt hatte, fragte ich: ‘Ja, liebe Leute, warum schickt ihr denn nicht alle beide in die Schule? ’ Und der Vater gab mir zur Antwort: ‘Wir sind arm, Herr Lehrer. Die zwei Buben haben zusammen nur einen guten Anzug! ’ «

7      Das Ehepaar Palfy lacht. Herr Kilian schmunzelt. Das Luiserl ruft:

8      «Das ist eine Idee! Das machen wir auch! »

9      Herr Kilian droht mit dem Finger. «Untersteht euch! Frä ulein Gstettner und Frä ulein Bruckbaur werden ohnedies Mü he genug haben, euch immer richtig auseinanderzuhalten! »

10    «Vor allem», meint Luise begeistert, «wenn wir uns ganz gleich frisieren und die Sitzplä tze tauschen! »

11    Der Herr Direktor schlä gt die Hä nde ü berm Kopf zusammen und tut ü berhaupt, als sei er der Verzweiflung nahe. «Entsetzlich! » sagt er. «Und wie soll das erst einmal spä ter werden, wenn ihr junge Damen seid und euch jemand heiraten will? »

12    «Weil wir gleich aussehen», meint Lottchen nachdenklich, «gefallen wir sicher einem und demselben Mann! »

13    «Und uns gefä llt bestimmt auch nur derselbe! » ruft Luise. «Dann heiraten wir ihn ganz einfach beide! Das ist das Beste. Montags, mittwochs und freitags bin ich seine Frau! Und dienstags, donnerstags und samstags ist Lottchen an der Reihe! »

14    «Und wenn er euch nicht zufä llig einmal rechnen lä sst, wird er ü berhaupt nicht merken, dass er zwei Frauen hat», sagt der Herr Kapellmeister lachend.

15    Der Herr Direktor Kilian erhebt sich. «Der Ä rmste! » meint er mitleidig.

16    Frau Palfy lä chelt. «Ein Gutes hat die Einteilung aber doch! Sonntags hat er frei! »

1      Als das neugebackene (новоиспеченная), genauer, das wieder aufgebackene (заново испеченная) Ehepaar mit den Zwillingen ü ber den Schulhof geht, ist gerade Frü hstü ckspause. Hunderte kleiner Mä dchen drä ngen sich und werden gedrä ngt («теснят и теснимы» = толкаются, толкутся). Luise und Lotte werden unglä ubig bestaunt (на них невероятно удивленно глазеют).

2     Endlich gelingt es Trude (удается), sich bis zu den Zwillingen durchzuboxen (пробиться). Schwer atmend blickt sie von einer zur anderen. «Nanu (ну и ну)! » sagt sie erst einmal. Dann wendet sie sich gekrä nkt (обиженно) an Luise: «Erst verbietest du mir (запрещаешь), hier in der Schule drü ber zu reden, und nun kommt ihr so einfach daher (а теперь так просто заявляетесь)? »

3     «Ich hab’s dir verboten», berichtigt Lotte (поправляет).

4     «Jetzt kannst du’s ruhig allen erzä hlen», erklä rt Luise huldvoll (милостиво; die Huld – милость, благосклонность). «Von morgen an kommen wir nä mlich beide (дело в том, что с завтрашнего дня мы придем обе)! »

5     Dann schiebt sich Herr Palfy wie ein Eisbrecher (ледокол) durch die Menge (через толпу; die Menge – количество; толпа) und lotst (проводит, как лоцман: der Lotse) seine Familie durchs Schultor. Trude wird inzwischen das Opfer der allgemeinen Neugierde (становится между тем жертвой всеобщего любопытства). Man bugsiert sie auf den Ast einer Eberesche (на ветку рябины). Von hier oben aus teilt sie der lauschenden Mä dchenmenge alles mit, was sie weiß.

6     Es lä utet. Die Pause ist zu Ende. So sollte man wenigstens denken (так можно было /по меньшей мере/ бы подумать).

7     Die Lehrerinnen betreten die Klassenzimmer. Die Klassenzimmer sind leer. Die Lehrerinnen treten an die Fenster und starren empö rt auf den Schulhof hinunter.

8     Der Schulhof ist ü berfü llt (переполнен). Die Lehrerinnen dringen ins Zimmer des Direktors, um im Chor Beschwerde zu fü hren (чтобы хором пожаловаться; die Beschwerde – жалоба; sich ü ber etwas beschweren – жаловаться на что - либо; der Chor [ko: r]).

9     «Nehmen Sie Platz (присаживайтесь), meine Damen! » sagt er. «Der Schuldiener (служащий школы, прислуживающий в школе; dienen – служить; der Diener – слуга) hat mir soeben (только что) die neue Nummer der Mü nchner Illustrierten gebracht. Die Titelseite ist fü r unsere Schule recht interessant (титульный лист весьма интересен). Darf ich bitten (прошу Вас), Frä ulein Bruckbaur? » Er reicht ihr die Zeitschrift.

10   Und nun vergessen auch die Lehrerinnen, genau wie im Schulhof die kleinen Mä dchen, dass die Pause lä ngst vorü ber ist (давно прошла, закончилась).

 

1      Als das neugebackene, genauer, das wieder aufgebackene Ehepaar mit den Zwillingen ü ber den Schulhof geht, ist gerade Frü hstü ckspause. Hunderte kleiner Mä dchen drä ngen sich und werden gedrä ngt. Luise und Lotte werden unglä ubig bestaunt.

2      Endlich gelingt es Trude, sich bis zu den Zwillingen durchzuboxen. Schwer atmend blickt sie von einer zur anderen. «Nanu! » sagt sie erst einmal. Dann wendet sie sich gekrä nkt an Luise: «Erst verbietest du mir, hier in der Schule drü ber zu reden, und nun kommt ihr so einfach daher? »

3      «Ich hab’s dir verboten», berichtigt Lotte.

4      «Jetzt kannst du’s ruhig allen erzä hlen», erklä rt Luise huldvoll. «Von morgen an kommen wir nä mlich beide! »

5      Dann schiebt sich Herr Palfy wie ein Eisbrecher durch die Menge und lotst seine Familie durchs Schultor. Trude wird inzwischen das Opfer der allgemeinen Neugierde. Man bugsiert sie auf den Ast einer Eberesche. Von hier oben aus teilt sie der lauschenden Mä dchenmenge alles mit, was sie weiß.

6      Es lä utet. Die Pause ist zu Ende. So sollte man wenigstens denken.

7      Die Lehrerinnen betreten die Klassenzimmer. Die Klassenzimmer sind leer. Die Lehrerinnen treten an die Fenster und starren empö rt auf den Schulhof hinunter.

8      Der Schulhof ist ü berfü llt. Die Lehrerinnen dringen ins Zimmer des Direktors, um im Chor Beschwerde zu fü hren.

9      «Nehmen Sie Platz, meine Damen! » sagt er. «Der Schuldiener hat mir soeben die neue Nummer der Mü nchner Illustrierten gebracht. Die Titelseite ist fü r unsere Schule recht interessant. Darf ich bitten, Frä ulein Bruckbaur? » Er reicht ihr die Zeitschrift.

10    Und nun vergessen auch die Lehrerinnen, genau wie im Schulhof die kleinen Mä dchen, dass die Pause lä ngst vorü ber ist.

1      Frä ulein Irene Gerlach steht, elegant wie immer, in der Nä he der Oper und starrt betroffen (растерянно) auf das Titelblatt der Mü nchner Illustrierten, wo zwei kleine bezopfte Mä dchen abgebildet sind. Als sie hochblickt, starrt sie noch mehr. Denn an der Verkehrskreuzung (у перекрестка; der Verkehr – движение транспорта) hä lt ein Taxi, und in dem Taxi sitzen zwei kleine Mä dchen mit einem Herrn, den sie gut gekannt hat, und einer Dame, die sie nie kennen lernen mö chte!

2     Lotte zwickt die Schwester (щипает). «Du, dort drü ben (смотри, вон там)! »

3     «Aua! Was denn? »

4     Lotte flü stert, dass es kaum zu hö ren ist: «Frä ulein Gerlach! »

5     «Wo? »

6     «Rechts! Die mit dem groß en Hut! Und mit der Zeitung in der Hand! » Luise schielt zu der eleganten Dame hinü ber (косится). Am liebsten mö chte sie ihr triumphierend die Zunge herausstrecken (высунуть язык).

7     «Was habt ihr denn, ihr zwei? »

8     Verflixt (проклятье: «проклято»), nun hat die Mutti wohl doch etwas gemerkt?

9     Da beugt sich, zum Glü ck, aus dem Auto, das neben dem Taxi wartet, eine vornehme alte Dame herü ber. Sie hä lt der Mutti eine illustrierte Zeitung hin und sagt lä chelnd: «Darf ich Ihnen ein passendes Prä sent machen (подобающий: «подходящий» презент)? »

10   Frau Palfy nimmt die Illustrierte, sieht das Titelbild, dankt lä chelnd und gibt die Zeitung ihrem Mann.

11   Die Autos setzen sich in Bewegung (трогаются с места: «приходят в движение»). Die alte Dame nickt zum Abschied.

12   Die Kinder klettern neben Vati auf den Wagensitz und bestaunen das Titelbild.

13   «Dieser Herr Eipeldauer! » sagt Luise. «Uns so hineinzulegen (одурачить: «вложить, положить внутрь /куда-то/» = hereinlegen)! »

14   «Wir dachten doch, wir hä tten alle Fotos zerrissen (что разорвали, порвали все фотографии: zerreiß en; reiß en – рвать)! » meint Lotte.

15   «Er hat ja die Platten (диапозитивы; die Platte – пластина)! » erklä rt die Mutti. «Da kann er noch Hunderte von Bildern abziehen! »

16   «Wie gut, dass er euch angeschmiert hat (надул: «намазал»; schmieren – смазывать)», stellt der Vater fest (констатирует, утверждает: feststellen). «Ohne ihn wä re Mutti nicht hinter euer Geheimnis gekommen (не проникла бы в вашу тайну: «за вашу тайну»). Und ohne ihn wä re heute keine Hochzeit gewesen (не было бы свадьбы).»

17   Luise dreht sich plö tzlich um und schaut zur Oper zurü ck. Aber von Frä ulein Gerlach ist weit und breit nichts mehr zu sehen (нигде больше не видно: «далеко и широко»).

18   Lotte sagt zur Mutti: «Wir werden dem Herrn Eipeldauer einen Brief schreiben und uns bei ihm bedanken (выразим ему нашу благодарность)! »

 

1      Frä ulein Irene Gerlach steht, elegant wie immer, in der Nä he der Oper und starrt betroffen auf das Titelblatt der Mü nchner Illustrierten, wo zwei kleine bezopfte Mä dchen abgebildet sind. Als sie hochblickt, starrt sie noch mehr. Denn an der Verkehrskreuzung hä lt ein Taxi, und in dem Taxi sitzen zwei kleine Mä dchen mit einem Herrn, den sie gut gekannt hat, und einer Dame, die sie nie kennen lernen mö chte!

2      Lotte zwickt die Schwester. «Du, dort drü ben! »

3      «Aua! Was denn? »

4      Lotte flü stert, dass es kaum zu hö ren ist: «Frä ulein Gerlach! »

Wo? »

6      «Rechts! Die mit dem groß en Hut! Und mit der Zeitung in der Hand! » Luise schielt zu der eleganten Dame hinü ber. Am liebsten mö chte sie ihr triumphierend die Zunge herausstrecken.


Поделиться:



Последнее изменение этой страницы: 2019-03-30; Просмотров: 205; Нарушение авторского права страницы


lektsia.com 2007 - 2024 год. Все материалы представленные на сайте исключительно с целью ознакомления читателями и не преследуют коммерческих целей или нарушение авторских прав! (0.076 с.)
Главная | Случайная страница | Обратная связь