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Halbheit - Erziehungsfehler



und Salbader zu werden, die das Schicksal seit der Revolution als "Staatsmänner" über Deutschland losgelassen hatte.

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Eine der bösesten Verfallserscheinungen war in Deutschland der Vorkriegszeit die allenthalben immer mehr um sich greifende Halbheit in allem und jedem. Sie ist immer eine Folge von eigener Unsicherheit über irgendeine Sache, sowie einer aus diesen und anderen Gründen resultierenden Feigheit. Gefördert wurde diese Krankheit noch durch die Erziehung.

Die deutsche Erziehung vor dem Kriege war mit außerordentlich vielen Schwächen behaftet. Sie war in sehr einseitiger Weise auf die Anzüchtung von reinem "Wissen" zugeschnitten und weniger auf das "Können" eingestellt. Noch weniger Wert wurde auf die Ausbildung des Charakters des einzelnen gelegt - soweit diese überhaupt möglich -, ganz wenig auf die Förderung der Verantwortungsfreudigkeit und gar nicht auf die Erziehung des Willens und der Entschlußkraft. Ihre Ergebnisse waren wirklich nicht die starken Menschen, sondern vielmehr die gefügigen "Vielwisser", als die wir Deutsche vor dem Kriege ja allgemein galten und demgemäß auch eingeschätzt wurden. Man liebte den Deutschen, da er sehr gut zu verwenden war, allein man achtete ihn wenig, gerade infolge seiner willensmäßigen Schwäche. Nicht umsonst verlor gerade er am leichtesten unter fast allen Völkern Nationalität und Vaterland. Das schöne Sprichwort "Mit dem Hute in der Hand kommt man durch das ganze Land" besagt alles.

Geradezu verhängnisvoll wurde diese Gefügigkeit aber, als sie auch die Form bestimmte, unter der allein es gestattet war, dem Monarchen entgegenzutreten. Die Form verlangte demgemäß: Nie widersprechen, sondern alles und jedes gutheißen, was Seine Majestät zu geruhen beliebt. Gerade an dieser Stelle aber war freie Manneswürde

259 Totengräber der Monarchie

am nötigsten, die monarchische Institution mußte sonst eines Tages an dieser Kriecherei zugrunde gehen; denn es war Kriecherei und sonst nichts weiter! Und nur elenden Kriechern und Schliefern, kurz, der ganzen Dekadenz, die sich an den allerhöchsten Thronen von jeher wohler gefühlt hatte als die redlichen und anständig ehrlichen Seelen, vermag dies als die allein gegebene Form des Verkehrs mit den Trägern einer Krone zu gelten! Diese "alleruntertänigsten" Kreaturen haben allerdings, bei aller Demut vor ihrem Herrn und Brotgeber, schon von jeher die größte Unverfrorenheit der anderen Menschheit gegenüber bewiesen, am stärksten dann, wenn sie sich mit frecher Stirne als einzig "monarchisch" den übrigen Sündern vorzustellen beliebten; eine wirkliche Unverschämtheit, wie sie nur so ein geadelter oder auch ungeadelter Spulwurm fertigbringt! Denn in Wahrheit sind diese Menschen noch immer die Totengräber der Monarchie und besonders des monarchischen Gedankens gewesen. Es ist dies auch gar nicht anders denkbar: Ein Mann, der bereit ist, für eine Sache einzustehen, wird und kann niemals ein Schleicher und charakterloser Kriecher sein. Wem es wirklich ernst ist um die Erhaltung und Förderung einer Institution, der wird mit der letzten Faser seines Herzens an ihr hängen und es gar nicht zu verwinden vermögen, wenn sich in ihr irgendwelche Schäden zeigen. Der wird dann allerdings nicht in aller Öffentlichkeit herumschreien, wie dies in genau so verlogener Weise die demokratischen "Freunde" der Monarchie taten, wohl aber Seine Majestät, den Träger der Krone selber, auf das ernstlichste warnen und zu bestimmen versuchen. Er wird sich dabei nicht auf den Standpunkt stellen und stellen dürfen, daß es Seiner Majestät dabei frei bleibe, doch noch nach seinem Willen zu handeln, auch wenn dies ersichtlich zu einem Unheil führen muß und wird, sondern er wird in einem solchen Falle die Monarchie vor dem Monarchen in Schutz zu nehmen haben, und zwar auf jede Gefahr hin. Wenn der Wert dieser Einrichtung in der jeweiligen Person des Monarchen läge, dann wäre dies die schlechteste Institution, die sich nur denken läßt;

Die monarchistische Idee

denn die Monarchen sind nur in den seltensten Fällen Auslesen der Weisheit und Vernunft oder auch nur des Charakters, wie man dies gerne hinstellen möchte. Das glauben nur die berufsmäßigen Kriecher und Schleicher, aber alle geraden Menschen - und dies sind denn doch noch die wertvollsten des Staates - werden sich durch das Vertreten eines solchen Unsinns nur zurückgestoßen fühlen. Für sie ist eben Geschichte Geschichte und Wahrheit Wahrheit, auch wenn es sich dabei um Monarchen handelt. Nein, das Glück, einen großen Monarchen als großen Menschen zu besitzen, wird den Völkern so selten zuteil, daß sie schon zufrieden sein müssen, wenn die Bosheit des Schicksals wenigstens vom allerärgsten Mißgriff absieht.

Somit kann der Wert und die Bedeutung der monarchischen Idee nicht in der Person des Monarchen selber liegen, außer der Himmel entschließt sich, die Krone einem genialen Helden wie Friedrich dem Großen oder einem weisen Charakter wie Wilhelm I. auf die Schläfen zu drücken. Dies kommt in Jahrhunderten einmal vor und kaum öfters. Sonst aber tritt die Idee hier vor die Person, indem nun der Sinn dieser Einrichtung ausschließlich in der Institution an sich zu liegen hat. Damit aber fällt der Monarch selber in den Kreis des Dienens. Auch er ist nun nur mehr ein Rad in diesem Werke und ist als solches demselben verpflichtet. Auch er hat sich nun dem höheren Zwecke zu fügen und "monarchisch" ist dann nicht mehr, wer den Träger der Krone schweigend an derselben freveln läßt, sondern wer dies verhütet. Läge nicht der Sinn in der Idee, sondern in der "geheiligten" Person um jeden Preis, dürfte ja nicht einmal die Absetzung eines ersichtlich geisteskranken Fürsten vorgenommen werden.

Es ist notwendig, heute schon dies niederzulegen, tauchen doch in letzter Zeit immer mehr die Erscheinungen wieder aus dem Verborgenen hervor, deren jämmerlicher Haltung der Zusammenbruch der Monarchie nicht am wenigsten mit zuzuschreiben ist. Mit einer gewissen naiven Unverfrorenheit reden diese Leute jetzt wieder nur mehr von "ihrem König" - den sie aber denn doch vor wenigen

261 Die "Kämpfer" für die Monarchie

Jahren erst in der kritischen Stunde auf das allerjämmerlichste im Stiche gelassen hatten - und beginnen, jeden Menschen, der es nicht fertigbringen will, in ihre verlogenen Tiraden miteinzustimmen, als schlechten Deutschen hinzustellen. Und in Wahrheit sind dies doch genau dieselben Hasenfüße, die im Jahre 1918 vor jeder roten Armbinde auseinander- und auf- und davonsausten, ihren König König sein ließen, die Hellebarde schleunigst mit einem Spazierstock vertauschten, neutrale Krawatten umbanden und als friedliche "Bürger" aber auch schon spurlos verschwanden! Mit einem Schlage waren sie damals weg, diese königlichen Kämpen, und erst nachdem sich der revolutionäre Sturmwind, dank der Tätigkeit anderer soweit wieder gelegt hatte, daß man sein "Heil dem König, Heil" wieder in die Lüfte hinausschmettern konnte, begannen diese "Diener und Ratgeber" der Krone wieder vorsichtig aufzutauchen. Nun aber sind sie alle da und äugen sehnsuchtsvoll nach den Fleischtöpfen Ägyptens zurück, konnten sich kaum mehr halten vor Königstreue und Tatendrang, bis wohl wieder die erste rote Binde eines Tages auftauchen wird und der ganze Interessenspuk der alten Monarchie aufs neue, wie die Mäuse vor der Katze, ausreißt!

Wären die Monarchen nicht selber schuld an diesen Dingen, könnte man sie nur auf das herzlichste bedauern ob ihrer Verteidiger von heut. Sie dürfen aber jedenfalls überzeugt sein, daß man mit solchen Rittern wohl Throne verliert, aber keine Krone erficht.

Diese Devotheit jedoch war ein Fehler unserer ganzen Erziehung, der sich nun an dieser Stelle in besonders entsetzlicher Weise rächte. Denn ihr zufolge konnten sich diese jammervollen Erscheinungen an allen Höfen halten und die Grundlagen der Monarchie allmählich aushöhlen. Als das Gebäude dann endlich ins Wanken kam, waren sie wie weggeblasen. Natürlich: Kriecher und Speichellecker lassen sich für ihren Herrn nicht totschlagen. Daß die Monarchen dies niemals wissen und fast grundsätzlich auch nicht lernen, ist von jeher zu ihrem Verderben geworden.

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