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Erst Weltanschauungskampf



Bürgertum führt um die deutsche Zukunft keinen politischen Kampf, weil es diese Zukunft in der aufbauenden Arbeit der Wirtschaft genügend gesichert vermeint.

Wir sollten aus solchen Erfahrungen lernen; denn auch bei uns würde es nicht anders gehen. Je mehr wir die gesamte Kraft unserer Bewegung zum politischen Kampf zusammenballen, um so eher werden wir auf Erfolg auf der ganzen Linie rechnen dürfen; je mehr wir uns aber vorzeitig mit Gewerkschafts-, Siedelungs- und ähnlichen Problemen belasten, um so geringer wird der Nutzen für unsere Sache, als Ganzes genommen, sein. Denn so wichtig diese Belange sein mögen, ihre Erfüllung wird doch nur dann in großem Umfange eintreten, wenn wir bereits in der Lage sind, die öffentliche Macht in den Dienst dieser Gedanken zu stellen. Bis dahin würden diese Probleme die Bewegung um so mehr lähmen, je früher sie sich damit beschäftigen und je stärker dadurch ihr weltanschaulicher Wille beeinträchtigt würde. Es könnte dann leicht dahin kommen, daß gewerkschaftliche Momente die politische Bewegung lenkten, statt daß die Weltanschauung die Gewerkschaft in ihre Bahnen zwingt.

Wirklicher Nutzen für die Bewegung sowohl als für unser Volk überhaupt kann aber aus einer nationalsozialistischen Gewerkschaftsbewegung nur dann erwachsen, wenn diese weltanschaulich schon so stark von unseren nationalsozialistischen Ideen erfüllt ist, daß sie nicht mehr Gefahr läuft, in marxistische Spuren zu geraten. Denn eine nationalsozialistische Gewerkschaft, die ihre Mission nur in der Konkurrenz zu der marxistischen sieht, wäre schlimmer als keine. Sie hat ihren Kampf der marxistischen Gewerkschaft nicht nur als Organisation, sondern vor allem als Idee anzusagen. Sie muß in ihr die Verkünderin des Klassenkampfes und Klassengedankens treffen und soll an

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Stelle dessen zur Wahrerin der beruflichen Interessen deutscher Bürger werden.

Alle diese Gesichtspunkte sprachen damals und sprechen auch heute noch gegen die Gründung eigener Gewerkschaften, es wäre denn, daß plötzlich ein Kopf erschiene, der vom Schicksal ersichtlich zur Lösung gerade dieser Frage berufen ist.

Es gab also nur zwei andere Möglichkeiten: Entweder den eigenen Parteigenossen zu empfehlen, aus den Gewerkschaften herauszugehen, oder in den bisherigen zu bleiben, um dort möglichst destruktiv zu wirken.

Ich habe im allgemeinen diesen letzteren Weg empfohlen.

Besonders im Jahre 1922/23 konnte man dies ohne weiteres tun; denn der finanzielle Nutzen, den während der Inflationszeit die Gewerkschaft von den infolge der Jugend unserer Bewegung doch noch nicht sehr zahlreichen Mitgliedern aus ihren Reihen einstrich, war gleich Null. Der Schaden für sie aber war ein sehr großer, denn die nationalsozialistischen Anhänger waren ihre schärfsten Kritiker und dadurch ihre inneren Zersetzer.

Ganz abgelehnt habe ich damals alle Experimente, die schon von vornherein den Mißerfolg in sich trugen. Ich hätte es als Verbrechen angesehen, einem Arbeiter von seinem kärglichen Verdienst soundsoviel abzunehmen für eine Institution, von deren Nutzen für ihre Mitglieder ich nicht die innere Überzeugung besaß.

Wenn eine neue politische Partei eines Tages wieder verschwindet, so ist dies kaum jemals ein Schaden, sondern fast immer ein Nutzen, und es hat niemand irgendein Recht, darüber zu jammern; denn was der einzelne einer politischen Bewegung gibt, gibt er … fonds perdu. Wer aber in eine Gewerkschaft einbezahlt, hat ein Recht auf Erfüllung der ihm zugesicherten Gegenleistungen. Wird diesem nicht Rechnung getragen, dann sind die Macher einer solchen Gewerkschaft Betrüger, zumindest aber leichtfertige Menschen, die zur Verantwortung gezogen werden müssen.

Nach dieser Anschauung wurde im Jahre 1922 denn auch von uns gehandelt. Andere verstanden es scheinbar besser

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und gründeten Gewerkschaften. Sie warfen uns den Mangel einer solchen als das sichtbarste Zeichen unserer fehlerhaften und beschränkten Einsicht vor. Allein es dauerte nicht lange, bis diese Gründungen selbst wieder verschwanden, so daß das Schlußergebnis dasselbe wie bei uns war. Nur mit dem einen Unterschied, daß wir weder uns selbst noch andere betrogen hatten.

Kapitel

Deutsche Bündnispolitik nach dem Kriege

Die Zerfahrenheit der außenpolitischen Leitung des Reiches in der Aufstellung grundsätzlicher Richtlinien für eine zweckmäßige Bündnispolitik setzte sich nach der Revolution nicht nur fort, sondern wurde noch übertroffen. Denn wenn vor dem Kriege in erster Linie allgemeine politische Begriffsverwirrungen als Ursache unserer verfehlten Staatsleitung nach außen gelten durften, dann war es nach dem kriege ein Mangel an ehrlichem Wollen. Es war natürlich, daß die Kreise, die durch die Revolution endlich ihre destruktiven Ziele erreicht sahen, kein Interesse an einer Bündnispolitik besitzen konnten, deren Endergebnis die Wiederaufrichtung eines freien deutschen Staates sein mußte. Nicht nur, daß eine solche Entwicklung dem inneren Sinne des Novemberverbrechens widersprochen, nicht nur, daß sie die Internationalisierung der deutschen Wirtschaft und Arbeitskraft unterbrochen oder gar beendet hätte: es wäre auch die politische Auswirkung im Inneren als Folgeerscheinung einer außenpolitischen Freiheitserkämpfung für die Träger der heutigen Reichsgewalten in der Zukunft verhängnisvoll gewesen. Mann kann sich eben die Erhebung einer Nation nicht denken ohne eine vorhergegangene Nationalisierung derselben, so wie umgekehrt jeder gewaltige außenpolitische Erfolg zwangsläufig Rückwirkungen im gleichen Sinne ergibt. Jeder Freiheitskampf führt erfahrungsgemäß zu einer Steigerung des Nationalgefühls, des Selbstbewußtseins und damit aber auch zu einer schärferen Empfindlichkeit antinationalen Elementen und ebensolchen Bestrebungen gegenüber. Zustände und Personen, die in friedsamen Zeiten geduldet, ja oft nicht einmal beachtet werden, finden

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in Perioden aufwühlender nationaler Begeisterung nicht nur Ablehnung, sondern einen Widerstand, der ihnen nicht selten zum Verhängnis wird. Man erinnere sich nur z.B. an die allgemeine Spionenfurcht, die bei Ausbruch von Kriegen in die Siedehitze menschlicher Leidenschaften plötzlich hervorbricht und zu brutalsten, manchmal sogar ungerechten Verfolgungen führt, obwohl sich jeder sagen kann, daß die Spionengefahr in den langen Jahren einer Friedenszeit größer sein wird, auch wenn sie aus natürlichen Gründen die allgemeine Beachtung nicht im gleichen Umfang findet.

Der feine Instinkt der durch die Novemberereignisse an die Oberfläche gespülten Staatsparasiten ahnt schon aus diesem Grunde in einer durch kluge Bündnispolitik unterstützten Freiheitserhebung unseres Volkes und der dadurch bedingten Entflammung nationaler Leidenschaften die mögliche Vernichtung des eigenen verbrecherischen Daseins.

So wird es verständlich, warum die seit dem Jahre 1918 maßgebenden Regierungsstellen in außenpolitischer Hinsicht versagten und die Leitung des Staates den wirklichen Interessen der deutschen Nation fast immer planmäßig entgegenarbeitete. Denn was auf den ersten Blick als planlos erscheinen könnte, entlarvt sich bei näherem Hinsehen nur als die konsequente Weiterverfolgung des Weges, den die Novemberrevolution 1918 zum ersten Male in aller Öffentlichkeit beschritt.

Freilich muß man hier unterscheiden zwischen den verantwortlichen oder besser "verantwortlich sein sollenden" Führern unserer Staatsgeschäfte, dem Durchschnitt unserer parlamentarischen Politikaster und der großen stupiden Hammelherde unseres schafsgeduldigen Volkes.

Die einen wissen, was sie wollen. Die anderen machen mit, entweder weil sie es wissen, oder doch zu feige sind, dem Erkannten als schädlich Empfundenen rücksichtslos entgegenzutreten. Die übrigen aber fügen sich aus Unverständnis und Dummheit.

Solange die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei nur den Umfang eines kleinen und wenig bekannten Vereines

686 Ziel der Außenpolitik: Freiheit für morgen

eines besaß, konnten außenpolitische Probleme in den Augen mancher Anhänger untergeordnete Bedeutung besitzen. Dies besonders deshalb, weil ja gerade unsere Bewegung immer grundsätzlich die Auffassung vertrat und vertreten muß, daß die äußere Freiheit weder vom Himmel noch durch irdische Gewalten als Geschenk gegeben wird, sondern vielmehr nur die Frucht einer inneren Kraftentfaltung zu sein vermag. Nur die Beseitigung der Ursachen unseres Zusammenbruchs sowie die Vernichtung der Nutznießer desselben kann die Voraussetzung zum äußeren Freiheitskampf schaffen.

Man kann also schon verstehen, wenn aus solchen Gesichtspunkten heraus in der ersten Zeit der jungen Bewegung der Wert der außenpolitischen Fragen gegenüber der Bedeutung ihrer inneren reformatorischen Absichten zurückgesetzt wurde.

Soweit jedoch der Rahmen des kleinen, unbedeutenden Vereins geweitet und endlich gesprengt wurde und das junge Gebilde auch die Bedeutung eines großen Verbandes bekam, ergab sich auch bereits die Notwendigkeit, zu den Fragen der außenpolitischen Entwicklung Stellung zu nehmen. Es galt, Richtlinien festzulegen, die den fundamentalen Anschauungen unserer Weltauffassung nicht nur nicht widersprechen, sondern sogar einen Ausfluß dieser Betrachtungsweise darstellen.

Gerade aus dem Mangel an außenpolitischer Schulung unseres Volkes ergibt sich eine Verpflichtung für die junge Bewegung, den einzelnen Führern sowohl als der breiten Masse durch großzügige Richtlinien eine Form des außenpolitischen Denkens zu vermitteln, die die Voraussetzung ist für jede einst stattfindende praktische Durchführung der außenpolitischen Vorbereitungen zur Wiedergewinnungsarbeit der Freiheit unseres Volkes sowie einer wirklichen Souveränität des Reiches.

Der wesentlichste Grund- und Leitsatz, der bei der Beurteilung dieser Frage uns immer vorschweben muß, ist der, daß auch die Außenpolitik nur ein Mittel zum Zweck, der

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Zweck aber ausschließlich die Förderung unseres eigenen Volkstums ist. Es kann keine außenpolitische Erwägung von einem anderen Gesichtspunkt aus geleitet werden, als dem: Nützt es unserem Volk jetzt oder in der Zukunft, oder wird es ihm von Schaden sein?

Es ist dies die einzige vorgefaßte Meinung, die bei der Behandlung dieser Frage gelten darf. Parteipolitische, religiöse, humane, überhaupt alle übrigen Gesichtspunkte scheiden restlos aus.

*

War vor dem Kriege die Aufgabe einer deutschen Außenpolitik die Sicherstellung der Ernährung unseres Volkes und seiner Kinder auf diesem Erdball durch die Vorbereitung der Wege, die zu diesem Ziele führen konnten, sowie die Gewinnung der dabei benötigten Hilfskräfte in der Form zweckmäßiger Bundesgenossen, so ist sie heute die gleiche, nur mit dem Unterschied: Vor dem Kriege galt es der Erhaltung des deutschen Volkstums zu dienen unter Berücksichtigung der vorhandenen Kraft des unabhängigen Machtstaates, heute gilt es, dem Volke erst die Kraft in der Form des freien Machtstaates wieder zu geben, die die Voraussetzung für die spätere Durchführung einer praktischen Außenpolitik im Sinne der Erhaltung, Förderung und Ernährung unseres Volkes für die Zukunft ist.

Mit anderen Worten: Das Ziel einer deutschen Außenpolitik von heute hat die Vorbereitung zur Wiedererringung der Freiheit von morgen zu sein.

Dabei muß gleich ein fundamentaler Grundsatz immer im Auge behalten werden: Die Möglichkeit, für ein Volkstum die Unabhängigkeit wieder zu erringen, ist nicht absolut gebunden an die Geschlossenheit eines Staatsgebietes, sondern vielmehr an das Vorhandensein eines

688 Voraussetzung für die Befreiung verlorener Gebiete

wenn auch noch so kleinen Restes dieses Volkes und Staates, der, im Besitz der nötigen Freiheit, nicht nur der Träger der geistigen Gemeinschaft des gesamten Volkstums, sondern auch der Vorbereiter des militärischen Freiheitskampfes zu sein vermag.

Wenn ein Volk von hundert Millionen Menschen, um die staatliche Geschlossenheit zu wahren, gemeinsam das Joch der Sklaverei erduldet, so ist dies schlimmer, als wenn ein solcher Staat und ein solches Volk zertrümmert worden wäre und nur ein Teil davon im Besitze der vollen Freiheit bliebe. Freilich unter der Voraussetzung, daß dieser Rest erfüllt wäre von der heiligen Mission, nicht nur die geistige und kulturelle Unzertrennbarkeit dauernd zu proklamieren, sondern auch die waffenmäßige Vorbereitung zu treffen für die endliche Befreiung und die Wiedervereinigung der unglücklichen unterdrückten Teile.

Weiter ist zu bedenken, daß die Frage der Wiedergewinnung verlorener Gebietsteile eines Volkes und Staates immer in erster Linie die Frage der Wiedergewinnung der politischen Macht und Unabhängigkeit des Mutterlandes ist, daß mithin in einem solchen Falle die Interessen verlorener Gebiete rücksichtslos zurückgestellt werden müssen gegenüber dem einzigen Interesse der Wiedergewinnung der Freiheit des Hauptgebietes. Denn die Befreiung unterdrückter, abgetrennter Splitter eines Volkstums oder von Provinzen eines Reiches findet nicht statt auf Grund eines Wunsches der Unterdrückten oder eines Protestes der Zurückgebliebenen, sondern durch die Machtmittel der mehr oder weniger souverän gebliebenen Reste des ehemaligen gemeinsamen Vaterlandes.

Mithin ist die Voraussetzung für die Gewinnung verlorener Gebiete die intensive Förderung und Stärkung des


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