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Nein», antwortet Herr Gabele.



16    Lotte tastet sich nun noch einen Schritt weiter vor. Sie sagt nachdenklich: «Eigentlich kö nnte doch Vati mit Ihnen tauschen! Dann hä tten Sie grö ß ere Fenster und mehr Licht zum Malen. Und Vati hä tte seine Wohnung zum Komponieren hier, gleich neben der anderen Wohnung! » Der Gedanke scheint sie enorm zu freuen. «Wä re das nicht sehr praktisch? »

17    Herr Gabele kö nnte allerlei gegen Lottes Gedankengä nge einwenden. Weil das aber nicht angeht, erklä rt er lä chelnd: «Das wä r in der Tat sehr praktisch. Es fragt sich nur, ob der Papa der gleichen Meinung ist.»

18    Lotte nickt. «Ich werd ihn fragen! Gleich nachher! »

1      Herr Palfy sitzt in seinem Atelier und hat Besuch (имеет посещение = у него гости). Damenbesuch. Frä ulein Irene Gerlach hat «zufä llig» (случайно) ganz in der Nä he Besorgungen machen mü ssen (пришлось делать покупки), und da hat sie sich gedacht: ‘Springst mal g’schwind zum Ludwig hinauf (заглянешь-ка быстренько к Людвигу /наверх/), gelt (хорошо, ладно, не правда ли /южно-нем./)? ’

2     Der Ludwig hat die Partiturseiten, an denen er kritzelt (на которых он пишет, выводит свои значки: kritzeln – писать неразборчиво, каракулями), beiseite geschoben und plauscht (разговоривает: plauschen – беседовать в близком кругу, болтать / южно - нем./) mit der Irene. Erst ä rgert er sich ein Weilchen, denn er kann es fü r den Tod nicht leiden (до смерти терпеть не может), wenn man ihn unangemeldet (не сообщив предварительно; sich anmelden – докладывать о себе) ü berfä llt (нападает) und bei der Arbeit stö rt. Aber allmä hlich siegt doch das Wohlbehagen (постепенно побеждает все же приятное чувство), mit dieser so schö nen Dame zusammenzusitzen und halb aus Versehen (почти нечаянно: «наполовину по недосмотру») ihre Hand zu streicheln (гладить).

3     Irene Gerlach weiß, was sie will. Sie will Herrn Palfy heiraten. Er ist berü hmt (знаменит). Er gefä llt ihr. Sie gefä llt ihm. Allzugroß e Schwierigkeiten stehen also nicht im Wege (слишком большие трудности, таким образом, не стоят на пути, не препятствуют). Zwar weiß er noch nichts von seinem kü nftigen Glü ck (о своем будущем счастье). Aber sie wird es ihm mit der Zeit (со временем = постепенно) und schonend (щадяще = осторожно, оберегая его чувства) beibringen (преподаст = поставит в известность). Schließ lich wird er sich einbilden (вообразит себе), dass er selber auf die Idee mit der Heirat verfallen sei (что он сам пришел к мысли о женитьбе).

4     Ein Hindernis (das Hindernis – препятствие; hindern – препятствовать) ist allerdings noch da: das nä rrische Kind (глупый ребенок; der Narr – дурак)! Aber wenn Irene dem Ludwig erst ein, zwei Babys geschenkt hat, dann wird sich alles wunschgemä ß (согласно желанию = как она хочет, захочет) einrenken (выправится, утрясется: einrenken – вправлять). Irene Gerlach wird doch wohl noch mit diesem ernsten, scheuen (с этой серьезной, робкой = нелюбезной) Fratz (невоспитанной девчонкой: der Fratz / южно - нем./) fertig werden (разберется)!

5     Es klingelt.

6     Ludwig ö ffnet.

7     Und wer steht in der Tü r? Der ernste, scheue Fratz! Hat einen Strauß (букет) in der Hand, knickst (делает книксен /приседание с поклоном/) und sagt: «Grü ß Gott, Vati! Ich bring dir frische Blumen! » Dann spaziert sie ins Atelier, knickst kurz vor dem Besuch, nimmt eine Vase und verschwindet in der Kü che.

8     Irene lä chelt maliziö s (коварно, лукаво, злобно). «Wenn man dich und deine Tochter sieht, hat man den Eindruck (впечатление), dass du unter ihrem Pantoffel stehst (под каблуком; der Pantoffel, die Pantoffeln – тапки, шлепанцы).»

9     Der Herr Kapellmeister lacht verlegen. «Sie hat neuerdings eine so dezidierte Art (уверенный вид) zu handeln (действовать) = (действует таким уверенно), und auß erdem ist das, was sie tut, so goldrichtig (абсолютно, безупречно правильно), – da kannst nix machen (тут ничего не поделаешь, что тут поделаешь)! »

10   Wä hrend Frä ulein Gerlach mit den schö nen Schultern zuckt, erscheint Lotte wieder auf der Bildflä che («на повехности картины» = на сцене). Erst stellt sie die frischen Blumen auf den Tisch. Dann bringt sie Geschirr herbei (приносит посуду: herbeibringen) und sagt, indessen sie die Tassen verteilt (расставляя: «распределяя» чашки; indessen – в то время как, пока), zu Vati: «Ich koch nur rasch (быстро) einen Kaffee. Wir mü ssen doch deinem Besuch etwas anbieten (предложить).»

11   Vati und sein Besuch schauen perplex (сбитые с толку, растерянно: perplé x) hinter ihr drein (ей вслед). ‘Und ich hab dieses Kind fü r scheu gehalten (считала робкой, дичащейся)! ’ denkt Frä ulein Gerlach. ‘Oje (ой-ей-ей), war ich blö d (ну и глупа же я была)! ’

12   Nach kurzer Zeit taucht Lotte mit Kaffee, Zucker und Sahne auf (появляется: «выныривает»), schenkt – ganz Hausfrau (ну прямо настоящая хозяйка) – ein (наливает: einschenken), fragt, ob Zucker gefä llig sei (не угодно ли сахару), schiebt dem Besuch die Sahne hin (пододвигает), setzt sich dann neben ihren Vati und meint freundlich lä chelnd: «Ich trinke zur Gesellschaft (для компании: «общества») einen Schluck mit (выпью глоток с вами).»

13   Der Papa schenkt ihr Kaffee ein und fragt chevaleresk (по-рыцарски: chevaleré sk): «Wie viel Sahne, meine Dame? »

14   Das Kind kichert. «Halb und halb, mein Herr.»

15   «Bitte sehr, meine Dame! »

16   «Vielen Dank, mein Herr! »

17   Man trinkt. Man schweigt. Schließ lich erö ffnet Lotte die Unterhaltung (открывает беседу). «Ich war eben (как раз = только что) bei Herrn Gabele.»

18   «Hat er dich gezeichnet? » fragt der Vater.

19   «Nur ein bisschen», meint das Kind. Noch einen Schluck Kaffee, – dann fü gt es harmlos hinzu (добавляет невинно; harmlos – безобидный, безвредный, невинный; der Harm – скорбь; тяжкая обида / высок., устар./): «Er hat zu wenig Licht. Vor allem brauchte er welches von oben (прежде всего = больше всего ему нужен бы /свет/ сверху). So wie hier...»

20   «Dann soll er sich halt (как раз, именно) ein Atelier mit Oberlicht mieten», bemerkt der Herr Kapellmeister sehr treffend (очень точно; treffen – попадать /в цель/) und ahnt nicht (не подозревает, не предчувствует), dass er genau dahin steuert (точно туда направляет разговор: рулит: steuern – править рулем; управлять судном; держать курс), wohin Lotte ihn haben will.

21   «Das hab ich ihm auch schon gesagt», erklä rt sie ruhig. «Aber sie sind alle vermietet (сданы), die Ateliers.»

22   ‘So ein kleines Biest (бестия, тварь /надоедливое животное, насекомое/)! ’ denkt Frä ulein Gerlach. Denn sie, auch eine Tochter Evas, weiß nun schon, was das Kind im Schilde fü hrt (/против нее/ затевает: der Schild – щит / по гербу на щите было видно, кто перед вами: противник или союзник /). Und richtig...

23   «Zum Komponieren braucht man eigentlich kein Oberlicht, Vati. Nicht?

«Nein, eigentlich nicht.»

24   Das Kind holt tief Atem (глубоко переводит дух; der Atem – дыхание), blickt angestrengt (напряженно) auf seine Schü rze und fragt, als fiele ihm diese Frage eben erst ein (как будто этот вопрос только что пришел ей в голову): «Wenn du nun mit Herrn Gabele tauschtest (поменялся бы), Vati? » Gott sei Dank (слава Богу), jetzt ist es heraus (теперь это наружу /вышло/ = наконец-то решилась сказать)! Lotte blickt den Papa von schrä g unten an (искоса снизу). Ihre Augen bitten furchtsam (просят со страхом = умоляюще).

25   Der Vater schaut halb ä rgerlich, halb belustigt von dem kleinen Mä dchen zu der eleganten Dame, die gerade noch Zeit hat, ein sanft ironisches Lä cheln in ihr Gesicht zu zaubern («наколдовать» = изобразить улыбку).

26   «Dann hä tte der Herr Gabele ein Atelier», sagt das Kind, und die Stimme zittert ein wenig. «Mit so viel Licht, wie er braucht. Und du wohntest direkt neben uns (жил бы прямо рядом с нами). Neben Resi und mir.» Lottes Augen liegen, wenn man sich so ausdrü cken darf (если можно так выразиться), vor des Vaters Blick auf den Knien (перед взором отца на коленях: das Knie). «Dann bist du allein, genau wie hier. Und wenn du nicht allein sein willst, kommst du bloß ü ber den Flur (через коридор) und bist da. Du brauchst nicht einmal einen Hut aufzusetzen (тебе даже не нужно будет надевать шляпу). – Und mittags kö nnen wir daheim essen. – Wenn das Essen fertig ist, klingeln wir dreimal an deiner Tü r. – Wir kochen immer, was du willst. – Auch Geselchtes. – Und wenn du Klavier spielst, hö ren wir’s durch die Wand...» Die Kinderstimme klingt immer zö gernder (все более неуверенно). Sie erstirbt (замирает).

27   Frä ulein Gerlach steht abrupt auf (резко встает: abrú pt). Sie muss schnellstens (срочно: «быстрейше») heim. Wie die Zeit vergeht (как летит: «проходит» время)! Es waren ja aber auch sooo interessante Gesprä che!

28   Herr Kapellmeister Palfy bringt seinen Gast hinaus. Er kü sst die duftende Frauenhand. «Auf heut Abend also», sagt er.

29   «Vielleicht hast du keine Zeit? »

30   «Wieso, Liebling? »

31   Sie lä chelt. «Vielleicht ziehst du gerade um (как раз переезжаешь)! »

32   Er lacht.

33   «Lache nicht zu frü h! Wie ich deine Tochter kenne, hat sie bereits die Mö belpacker bestellt (заказала грузчиков; verpacken – упаковывать; der Mö belpacker – работник, упаковывающий и перевозящий мебель)! » Wü tend rauscht die Dame treppab (в бешенстве сбегает с лестницы; die Treppe – лестница).

34   Als der Kapellmeister ins Atelier zurü ckkommt, ist Lotte schon dabei, das Kaffeegeschirr abzuwaschen. Er schlä gt ein paar Takte auf dem Flü gel an. Er geht mit groß en Schritten in dem Raum auf und ab. Er starrt auf die bekritzelten Partiturseiten.

35   Lotte gibt sich groß e Mü he (очень старается), nicht mit den Tellern und Tassen zu klappern (стучать). – Als sie alles abgetrocknet (вытерла) und in den Schrank zurü ckgestellt hat, setzt sie ihr Hü tchen auf und geht leise ins Atelier hinü ber.

36   «Grü ß Gott, Vati...» «Grü ß Gott.»

37   «Kommst du zum Abendsessen? »

38   «Nein, heute nicht.»

39   Das Kind nickt langsam und hä lt ihm zum Abschied schü chtern die Hand hin.

40   «Hö r, Luise, – ich hab’s nicht gern, wenn sich andere Leute fü r mich den Kopf zerbrechen (ломают голову), auch meine Tochter nicht! Ich weiß selber, was fü r mich am besten ist.»

41   «Natü rlich, Vati», sagt sie ruhig und leise. Noch immer hä lt sie die Hand zum Abschied ausgestreckt (протянутой).

42   Er drü ckt sie schließ lich doch und sieht dabei, dass dem Kind Trä nen in den Wimpern (на ресницах: die Wimper) hä ngen. Ein Vater muss streng sein kö nnen. Also tut er, als sä he er nichts Auffä lliges (поэтому он делает вид, будто не видит ничего особенного: «бросающегося в глаза»), sondern nickt kurz und setzt sich an den Flü gel.

43   Lotte geht schnell zur Tü r, ö ffnet sie behutsam (осторожно) – und ist verschwunden.

44   Der Herr Kapellmeister fä hrt sich durchs Haar (проводит по волосам). Kinderträ nen, auch das noch (этого еще не хватало)! Dabei soll man nun eine Kinderoper komponieren! Es ist zum Teufelhaschen (черт бы побрал; haschen – ловить / на лету /)! Es ist nicht zum Ansehen (невозможно на это смотреть), wenn so einem kleinen Geschö pf (das Geschö pf – существо; schö pfen – сотворить) Trä nen in den Augen stehen! Sie hingen in den langen Wimpern wie Tautropfen (капли росы: der Tau – роса + der Tropfen – капля) an dü nnen Grashalmen (на тонких стебельках травы; der Halm)...

45   Seine Hä nde schlagen einige Tö ne an (берут несколько аккордов). Er neigt (склоняет) lauschend (прислушиваясь) den Kopf. Er spielt die Tonfolge (мелодию; die Folge – последовательность; folgen – следовать) noch einmal. Er wiederholt sie (повторяет) in der Sequenz. Es ist die Mollvariation eines frö hlichen Kinderliedes aus seiner Oper. Er ä ndert den Rhythmus. Er arbeitet.

46   Wozu doch Kinderträ nen gut sind (и на что же нужны, годятся детские слезы)! Ja, so ein Kü nstler ist fein heraus (отлично выходит /сухим из воды/)! Gleich wird er Notenpapier nehmen und Noten malen. Und zum Schluss wird er sich hochbefriedigt (очень довольный; befriedigen – удовлетворять) zurü cklehnen (откинется назад /на стуле, в кресле/) und die Hä nde reiben (потрет), weil ihm ein so wunderbar trauriges Lied in c-Moll gelungen ist (удалась: gelingen). (Ist denn weit und breit kein Riese oder sonst jemand da (что же, нигде не найдется какого-нибудь великана или еще кого-либо), der ihm ab und zu die Hosen straffzieht (кто бы ему время от времени задавал трепку)? )

 

1      Herr Palfy sitzt in seinem Atelier und hat Besuch. Damenbesuch. Frä ulein Irene Gerlach hat «zufä llig» ganz in der Nä he Besorgungen machen mü ssen, und da hat sie sich gedacht: ‘Springst mal g’schwind zum Ludwig hinauf, gelt? ’

2      Der Ludwig hat die Partiturseiten, an denen er kritzelt, beiseite geschoben und plauscht mit der Irene. Erst ä rgert er sich ein Weilchen, denn er kann es fü r den Tod nicht leiden, wenn man ihn unangemeldet ü berfä llt und bei der Arbeit stö rt. Aber allmä hlich siegt doch das Wohlbehagen, mit dieser so schö nen Dame zusammenzusitzen und halb aus Versehen ihre Hand zu streicheln.

3      Irene Gerlach weiß, was sie will. Sie will Herrn Palfy heiraten. Er ist berü hmt. Er gefä llt ihr. Sie gefä llt ihm. Allzugroß e Schwierigkeiten stehen also nicht im Wege. Zwar weiß er noch nichts von seinem kü nftigen Glü ck. Aber sie wird es ihm mit der Zeit und schonend beibringen. Schließ lich wird er sich einbilden, dass er selber auf die Idee mit der Heirat verfallen sei.

4      Ein Hindernis ist allerdings noch da: das nä rrische Kind! Aber wenn Irene dem Ludwig erst ein, zwei Babys geschenkt hat, dann wird sich alles wunschgemä ß einrenken. Irene Gerlach wird doch wohl noch mit diesem ernsten, scheuen Fratz fertig werden!

Es klingelt.

6      Ludwig ö ffnet.

Und wer steht in der Tü r? Der ernste, scheue Fratz! Hat einen Strauß in der Hand, knickst und sagt: «Grü ß Gott, Vati! » Ich bring dir frische Blumen! » Dann spaziert sie ins Atelier, knickst kurz vor dem Besuch, nimmt eine Vase und verschwindet in der Kü che.

7      Irene lä chelt maliziö s. «Wenn man dich und deine Tochter sieht, hat man den Eindruck, dass du unter ihrem Pantoffel stehst.»

8      Der Herr Kapellmeister lacht verlegen. «Sie hat neuerdings eine so dezidierte Art zu handeln, und auß erdem ist das, was sie tut, so goldrichtig, – da kannst nix machen! »

9      Wä hrend Frä ulein Gerlach mit den schö nen Schultern zuckt, erscheint Lotte wieder auf der Bildflä che. Erst stellt sie die frischen Blumen auf den Tisch. Dann bringt sie Geschirr herbei und sagt, indessen sie die Tassen verteilt, zu Vati: «Ich koch nur rasch einen Kaffee. Wir mü ssen doch deinem Besuch etwas anbieten.»

10    Vati und sein Besuch schauen perplex hinter ihr drein. ‘Und ich hab dieses Kind fü r scheu gehalten! ’ denkt Frä ulein Gerlach. ‘Oje, war ich blö d! ’

11    Nach kurzer Zeit taucht Lotte mit Kaffee, Zucker und Sahne auf, schenkt – ganz Hausfrau – ein, fragt, ob Zucker gefä llig sei, schiebt dem Besuch die Sahne hin, setzt sich dann neben ihren Vati und meint freundlich lä chelnd: «Ich trinke zur Gesellschaft einen Schluck mit.»


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