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Der Papa schenkt ihr Kaffee ein und fragt chevaleresk: «Wie viel Sahne, meine Dame?»



Das Kind kichert. «Halb und halb, mein Herr.»

14    «Bitte sehr, meine Dame! »

15    «Vielen Dank, mein Herr! »

16    Man trinkt. Man schweigt. Schließ lich erö ffnet Lotte die Unterhaltung. «Ich war eben bei Herrn Gabele.»

Hat er dich gezeichnet? » fragt der Vater.

18    «Nur ein bisschen», meint das Kind. Noch einen Schluck Kaffee, – dann fü gt es harmlos hinzu: «Er hat zu wenig Licht. Vor allem brauchte er welches von oben. So wie hier...»

Dann soll er sich halt ein Atelier mit Oberlicht mieten», bemerkt der Herr Kapellmeister sehr treffend und ahnt nicht, dass er genau dahin steuert, wohin Lotte ihn haben will.

20    «Das hab ich ihm auch schon gesagt», erklä rt sie ruhig. «Aber sie sind alle vermietet, die Ateliers.»

21    ‘So ein kleines Biest! ’ denkt Frä ulein Gerlach. Denn sie, auch eine Tochter Evas, weiß nun schon, was das Kind im Schilde fü hrt. Und richtig...

Zum Komponieren braucht man eigentlich kein Oberlicht, Vati. Nicht?

Nein, eigentlich nicht.»

24    Das Kind holt tief Atem, blickt angestrengt auf seine Schü rze und fragt, als fiele ihm diese Frage eben erst ein: «Wenn du nun mit Herrn Gabele tauschtest, Vati? » Gott sei Dank, jetzt ist es heraus! Lotte blickt den Papa von schrä g unten an. Ihre Augen bitten furchtsam.

25    Der Vater schaut halb ä rgerlich, halb belustigt von dem kleinen Mä dchen zu der eleganten Dame, die gerade noch Zeit hat, ein sanft ironisches Lä cheln in ihr Gesicht zu zaubern.

26    «Dann hä tte der Herr Gabele ein Atelier», sagt das Kind, und die Stimme zittert ein wenig. «Mit so viel Licht, wie er braucht. Und du wohntest direkt neben uns. Neben Resi und mir.» Lottes Augen liegen, wenn man sich so ausdrü cken darf, vor des Vaters Blick auf den Knien. «Dann bist du allein, genau wie hier. Und wenn du nicht allein sein willst, kommst du bloß ü ber den Flur und bist da. Du brauchst nicht einmal einen Hut aufzusetzen. – Und mittags kö nnen wir daheim essen. – Wenn das Essen fertig ist, klingeln wir dreimal an deiner Tü r. – Wir kochen immer, was du willst. – Auch Geselchtes. – Und wenn du Klavier spielst, hö ren wir’s durch die Wand...» Die Kinderstimme klingt immer zö gernder. Sie erstirbt.

27    Frä ulein Gerlach steht abrupt auf. Sie muss schnellstens heim. Wie die Zeit vergeht! Es waren ja aber auch sooo interessante Gesprä che!

28    Herr Kapellmeister Palfy bringt seinen Gast hinaus. Er kü sst die duftende Frauenhand. «Auf heut Abend also», sagt er.

Vielleicht hast du keine Zeit? »

Wieso, Liebling? »

31    Sie lä chelt. «Vielleicht ziehst du gerade um! »

Er lacht.

33    «Lache nicht zu frü h! Wie ich deine Tochter kenne, hat sie bereits die Mö belpacker bestellt! » Wü tend rauscht die Dame treppab.

34    Als der Kapellmeister ins Atelier zurü ckkommt, ist Lotte schon dabei, das Kaffeegeschirr abzuwaschen. Er schlä gt ein paar Takte auf dem Flü gel an. Er geht mit groß en Schritten in dem Raum auf und ab. Er starrt auf die bekritzelten Partiturseiten.

35    Lotte gibt sich groß e Mü he, nicht mit den Tellern und Tassen zu klappern. – Als sie alles abgetrocknet und in den Schrank zurü ckgestellt hat, setzt sie ihr Hü tchen auf und geht leise ins Atelier hinü ber.

36    «Grü ß Gott, Vati...» «Grü ß Gott.»

Kommst du zum Abendsessen? »

Nein, heute nicht.»

39    Das Kind nickt langsam und hä lt ihm zum Abschied schü chtern die Hand hin.

40    «Hö r, Luise, – ich hab’s nicht gern, wenn sich andere Leute fü r mich den Kopf zerbrechen, auch meine Tochter nicht! Ich weiß selber, was fü r mich am besten ist.»

41    «Natü rlich, Vati», sagt sie ruhig und leise. Noch immer hä lt sie die Hand zum Abschied ausgestreckt.

42    Er drü ckt sie schließ lich doch und sieht dabei, dass dem Kind Trä nen in den Wimpern hä ngen. Ein Vater muss streng sein kö nnen. Also tut er, als sä he er nichts Auffä lliges, sondern nickt kurz und setzt sich an den Flü gel.

43    Lotte geht schnell zur Tü r, ö ffnet sie behutsam – und ist verschwunden.

44    Der Herr Kapellmeister fä hrt sich durchs Haar. Kinderträ nen, auch das noch! Dabei soll man nun eine Kinderoper komponieren! Es ist zum Teufelhaschen! Es ist nicht zum Ansehen, wenn so einem kleinen Geschö pf Trä nen in den Augen stehen! Sie hingen in den langen Wimpern wie Tautropfen an dü nnen Grashalmen...

45    Seine Hä nde schlagen einige Tö ne an. Er neigt lauschend den Kopf. Er spielt die Tonfolge noch einmal. Er wiederholt sie in der Sequenz. Es ist die Mollvariation eines frö hlichen Kinderliedes aus seiner Oper. Er ä ndert den Rhythmus. Er arbeitet.

46   Wozu doch Kinderträ nen gut sind! Ja, so ein Kü nstler ist fein heraus! Gleich wird er Notenpapier nehmen und Noten malen. Und zum Schluss wird er sich hochbefriedigt zurü cklehnen und die Hä nde reiben, weil ihm ein so wunderbar trauriges Lied in c-Moll gelungen ist. (Ist denn weit und breit kein Riese oder sonst jemand da, der ihm ab und zu die Hosen straffzieht? )

1      Wieder sind Wochen vergangen. Frä ulein Irene Gerlach hat den Auftritt (выступление; auftreten – выступать) im Atelier nicht vergessen. Sie hat den Vorschlag des Kindes, der Vater mö ge die Wohnung am Ring mit der des Malers Gabele tauschen, als das aufgefasst (восприняла), was es war: als Kampfansage (объявление войны; der Kampf – борьба; kä mpfen – бороться)! Eine richtige Frau – und Irene Gerlach ist, auch wenn Lotte sie nicht leiden mag, eine richtige Frau –, die lä sst sich nicht lange bitten (ее не надо долго упрашивать). Sie kennt ihre Waffen (свое оружие; die Waffe). Sie weiß, sie zu gebrauchen (умеет его: «их» использовать). Sie ist sich ihrer Wirkung bewusst (уверена в его действии; wirken – действовать, оказывать воздействие). Alle ihre Pfeile (стрелы: der Pfeil) hat sie auf die zuckende Zielscheibe (во вздрагивающую мишень), das Kü nstlerherz des Kapellmeisters, abgeschossen (выстрелила; schieß en – стрелять). Alle Pfeile haben ins Schwarze getroffen. Allesamt (все вместе) sitzen sie nun mit ihren Widerhaken (с крючками /затрудняющими вытаскивание/: wider – против + der Haken – крюк) im Herzen des Mannes, des geliebten Feindes (любимого врага), fest (сидят крепко: festsitzen). Er weiß sich keinen Rat mehr (не знает, что делать, в растерянности: «не знает больше совета»).

2     «Ich will, dass du meine Frau wirst», sagt er. Es klingt wie ein zorniger Befehl (звучит, как гневный приказ; der Zorn – гнев; befehlen – приказывать).

3     Sie streichelt sein Haar, lä chelt und meint spö ttisch (насмешливо; der Spott – насмешка): «Dann werde ich morgen mein bestes Kleid anziehen, Liebling, und bei deiner Tochter um deine Hand anhalten (попрошу твоей руки у твоей дочери).»

4     Wieder sitzt ein Pfeil in seinem Herzen. Und diesmal ist der Pfeil vergiftet (отравлена; das Gift – яд).

 

1      Wieder sind Wochen vergangen. Frä ulein Irene Gerlach hat den Auftritt im Atelier nicht vergessen. Sie hat den Vorschlag des Kindes, der Vater mö ge die Wohnung am Ring mit der des Malers Gabele tauschen, als das aufgefasst, was es war: als Kampfansage! Eine richtige Frau – und Irene Gerlach ist, auch wenn Lotte sie nicht leiden mag, eine richtige Frau –, die lä sst sich nicht lange bitten. Sie kennt ihre Waffen. Sie weiß, sie zu gebrauchen. Sie ist sich ihrer Wirkung bewusst. Alle ihre Pfeile hat sie auf die zuckende Zielscheibe, das Kü nstlerherz des Kapellmeisters, abgeschossen. Alle Pfeile haben ins Schwarze getroffen. Allesamt sitzen sie nun mit ihren Widerhaken im Herzen des Mannes, des geliebten Feindes, fest. Er weiß sich keinen Rat mehr.


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