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Damit geht er, das eine Bett an einer Schnur hinter sich herziehend, auf das Pralinenhaus zu. Der Schokoladenzaun springt von selber auf. Luise und Lotte winken einander verzweifelt zu.



37    «Wir schreiben uns! » brü llt Luise.

38    «Postlagernd! » schreit Lotte. «Vergissmeinnicht Mü nchen 18! »

39    Der Vater und Luise verschwinden im Haus. Dann verschwindet auch das Haus, als wü rde es weggewischt.

40    Mutti umarmt Lotte und sagt traurig: «Nun sind wir beide vaterseelenallein.» Plö tzlich starrt sie das Kind unsicher an. «Welches meiner Kinder bist du denn? Du siehst aus wie Lotte! »

41    «Ich bin ja Lotte! »

42    «Nein, du siehst aus wie Luise! »

43    «Ich bin doch Luise! »

44    Die Mutter blickt dem Kind erschrocken ins Gesicht und sagt, seltsamerweise mit Vaters Stimme: «Einmal Locken! Einmal Zö pfe! Dieselben Nasen! Dieselben Kö pfe! »

45    Lotte hat jetzt links einen Zopf, rechts Locken wie Luise. Trä nen rollen ihr aus den Augen. Und sie murmelt trostlos: «Nun weiß ich selber nicht mehr, wer von uns beiden ich bin! Ach, die arme Hä lfte! »

Siebentes Kapitel

 

Wochen sind vergangen – Peperl hat sich abgefunden – Eierkuchen haben keine Knochen – Alles hat sich verä ndert, besonders die Resi – Kapellmeister Palfy gibt Klavierstunden – Frau Kö rner macht sich Vorwü rfe – Anni Habersetzer kriegt Watschen – Ein Wochenende, schö n wie nichts auf der Welt!

1      Wochen sind seit jenem ersten Tag und jener ersten Nacht in der fremden Welt und unter fremden Menschen ins Land gegangen. Wochen, in denen jeder Augenblick, jeder Zufall und jede Begegnung (каждый случай, случайность и каждая встреча) Gefahr und Entdeckung (опасность и обнаружение: die Gefahr – опасность) mit sich bringen konnten. Wochen mit sehr viel Herzklopfen und manchem postlagernden Brief (и многими: «некоторыми» письмами, не одним письмом до востребования), der neue dringende Auskü nfte heischte (которое требовало новых сведений: die Auskunft – справка, информация).

2     Es ist alles gut gelaufen (все прошло хорошо, все обошлось). Ein bisschen Glü ck war wohl auch dabei. Luise hat das Kochen «wieder» gelernt. Die Lehrerinnen in Mü nchen haben sich einigermaß en damit abgefunden (в некоторой степени примирились с тем), dass die kleine Kö rner aus den Ferien weniger fleiß ig, ordentlich und aufmerksam (менее прилежной, аккуратной и внимательной), dafü r aber um so lebhafter (но зато тем живее, гораздо живее, энергичнее) und «schlagfertiger» (более бойкой, находчивой) zurü ckgekehrt ist.

3     Und ihre Wiener Kolleginnen haben rein gar nichts dagegen (вовсе ничего не имели против; rein – чисто, начисто), dass die Tochter des Kapellmeisters Palfy neuerdings (теперь) besser aufpasst (внимательнее слушает) und besser multiplizieren (умножать) kann. Erst gestern hat Frä ulein Gstettner im Lehrerzimmer zu Frä ulein Bruckbaur ziemlich geschwollen (напыщенно) gesagt: «Die Entwicklung Luises zu beobachten (наблюдать развитие), liebe Kollegin, ist fü r jedes pä dagogische Auge ein lehrreiches Erlebnis (поучительный опыт: «переживание»). Wie sich hier aus Ü berschwang (из преизбытка) des Temperaments still wirkende (тихо действующая), beherrschte Kraft (управляемая сила) herausgebildet hat (сформировалась), aus Ü bermut (из шаловливости: der Ü bermut), Heiterkeit (веселости; heiter – веселый, беззаботный) und aus naschhaftem Wissensdurst (из страстной жажды знаний; naschen – любить сладкое; тайком лакомиться; украдкой таскать сладости; der Durst – жажда) ein stetiger ins Kleinste gehender Bildungswille (постоянная, устойчивая, проникающая в малейшие детали воля к образованию; die Bildung – образование), – also, liebe Kollegin, das ist einzigartig (уникально, единственно в своем роде: einzig – единственный + die Art – вид)! Und vergessen Sie eines nicht, diese Verwandlung (превращение; verwandeln – превратить), diese Metamorphose eines Charakters in eine hö here, gebä ndigte Form (в высшую, обузданную форму) geschah vö llig aus sich heraus (произошло полностью, совершенно само по себе: «из себя /наружу/»: geschehen – случаться, происходить), ohne jeden erzieherischen Druck von auß en (безо всякого воспитательного давления извне; erziehen – воспитывать; drü cken – давить)! »

4     Frä ulein Bruckbaur hat gewaltig genickt (энергично кивала; die Gewalt – сила, власть; насилие) und erwidert (ответила /о реплике/): «Diese Selbstentfaltung (самораскрытие; die Falte – складка) des Charakters, dieser Eigenwille («своеволие» = воля личности) zur Form zeigt sich auch im Wandel von Luises Schrift (в изменении почерка: der Wandel)! Ich sag ja immer, dass Schrift und Charakter...» Aber wir wollen es uns schenken anzuhö ren (но мы, пожалуй, не будем слушать, пощадим себя), was Frä ulein Bruckbaur immer sagt!

5     Vernehmen (послушаем, узнаем) wir lieber, in rü ckhaltsloser Anerkennung (c истинным одобрением, не сдерживая одобрения), dass Peperl, der Hund des Hofrats Strobl, seit einiger Zeit den alten Brauch wieder aufgenommen hat (возобновил: «снова взял, принял» старый обычай), dem kleinen Mä dchen am Tisch des Herrn Kapellmeisters Grü ß Gott zu sagen. Er hat sich, obwohl es ü ber seinen Hundeverstand geht (хотя это превышает его собачий разум), damit abgefunden, dass das Luiserl nicht mehr wie das Luiserl riecht (пахнет). Bei den Menschen ist so vieles mö glich, warum nicht auch das? Auß erdem, neuerdings isst die liebe Kleine nicht mehr so oft Eierkuchen, statt dessen (вместо этого) mit groß em Vergnü gen (с большим удовольствием: das Vergnü gen) Fleischernes (мясное). Wenn man nun bedenkt (если же принять во внимание), dass Eierkuchen keine Knochen haben, Koteletts hingegen (же, напротив) in erfreulicher Hä ufigkeit (к счастью, весьма много /имеют костей/: «в радостной частоте»), so kann man doppelt verstehen (тем более: «вдвойне» можно понять), dass das Tier seine Zurü ckhaltung ü berwunden hat (что животное преодолело свою сдержанность, смущение: ü berwinden).

6     Wenn Luises Lehrerinnen schon finden, dass sich Luise in erstaunlicher Weise (удивительным образом) verwandelt hat, – was sollten sie erst zu Resi sagen (чтобы они сказали в отношении Рези), wenn sie Resi, die Haushä lterin, nä her kennten (ближе бы знали)? Denn Resi, das steht auß er Frage (без сомнения: «это стоит вне вопроса»), ist tatsä chlich (действительно; die Tatsache – факт) ein vö llig anderer Mensch geworden. Sie war vielleicht gar nicht von Grund auf (не от природы: «основания») betrü gerisch (cклонная к обману, мошенничеству; betrü gen – обманывать), schlampert (/ южно - нем./ = schlampig – неряшливая) und faul? Sondern nur, weil das scharfe Auge fehlte, das alles ü berwacht (наблюдает, следит) und sieht?

7     Seit Lotte im Haus ist und sanft, doch unabwendbar (неотступно; abwenden – предотвращать) alles prü ft (проверяет), alles entdeckt, alles weiß, was man ü ber die Kü che und Keller wissen kann, hat sich Resi zu einer «ersten» Kraft entwickelt (развилась в силу первой величины).

8     Lotte hat den Vater ü berredet (уговорила), das Wirtschaftsgeld (деньги на хозяйство; die Wirtschaft – хозяйство, экономика; der Wirt – хозяин) nicht lä nger der Resi, sondern ihr auszuhä ndigen (выдавать). Und es ist einigermaß en komisch (несколько, в некоторой степени странно, комично), wenn Resi anklopft (стучится) und ins Kinderzimmer tritt, um sich von dem neunjä hrigen Kinde, das ernst am Pult sitzt und seine Schulaufgaben macht, Geld geben zu lassen (получить деньги, чтобы та дала ей деньги). Sie berichtet gehorsam (сообщает, рассказывает послушно), was sie einkaufen muss, was sie zum Abendbrot auftischen (подать на ужин) will und was sonst (что еще: «кроме, помимо») im Haushalt nö tig ist (нужно в хозяйстве: der Haushalt).

9     Lotte ü berschlä gt rasch die Kosten (быстро подсчитывает стоимость, «траты»), nimmt das Geld aus dem Pult, zä hlt es Resi hin (отсчитывает), schreibt den Betrag (сумму) in ein Heft, und abends wird dann am Kü chentisch gewissenhaft (на совесть, старательно; das Gewissen – совесть) abgerechnet (подсчитывается).

10   Sogar dem Vater ist es aufgefallen (даже отцу бросилось в глаза, даже он заметил), dass der Haushalt frü her mehr gekostet hat, dass jetzt, obwohl er weniger Geld gibt, regelmä ß ig (регулярно) Blumen auf dem Tisch stehen, auch drü ben im Atelier am Ring, und dass es in der Rotenturmstraß e richtig heimelig (по-настоящему уютно: «домашне») geworden ist. (‘So, als wä re eine Frau im Haus’, hat er neulich (недавно) gedacht! Und ü ber diesen Gedanken war er nicht schlecht erschrocken (был немало напуган)! )

11   Dass er jetzt ö fter und lä nger in der Rotenturmstraß e sitzt, ist nun wieder Frä ulein Irene Gerlach, der Pralinendame, aufgefallen. Und sie hat den Herrn Kapellmeister deswegen gewissermaß en zur Rede gestellt (из-за этого в некотором смысле потребовала отчета, объяснения). Sehr vorsichtig (осторожно) natü rlich, denn Kü nstler sind empfindlich (чувствительны, обидчивы; empfinden – чувствовать, воспринимать)!

12   «Ja weiß t», hat er gesagt, «neulich komm ich doch dazu, wie das Luiserl am Klavier sitzt und stillvergnü gt auf den Tasten klimpert (бренчит по клавишам). Und dazu singt sie ein kleines Liedchen, einfach herzig! Wo sie doch frü her nicht ans Klavier gegangen wä re (в то время как раньше она не подошла бы к пианино), und wenn man sie hingeprü gelt hä tt (если бы ее даже побили)! »

13   «Und (ну и что)? » hat Frä ulein Gerlach gefragt und die Brauen bis an den Haaransatz hinaufgezogen (высоко подняв брови: «до того места, где начинаются волосы»: die Braue).

14   «Und? » Der Herr Palfy hat verlegen (смущенно) gelacht. «Seitdem geb ich ihr Klavierunterricht (der Unterricht – занятие, уроки)! Es macht ihr hö llischen Spaß (доставляет ей ужасное: «адское» удовольствие; die Hö lle – ад). Mir ü brigens auch (мне впрочем тоже).»

15   Frä ulein Gerlach hat sehr verä chtlich (презрительно; achten – уважать; verachten – презирать) geblickt. Denn sie ist eine geistig hochstehende Persö nlichkeit (духовно высоко стоящая личность; der Geist – дух). Dann hat sie spitz (колко, язвительно) erklä rt: «Ich dachte, du wä rst Komponist und nicht Klavierlehrer fü r kleine Mä dchen.»

16   Frü her hä tte das dem Kü nstler Ludwig Palfy niemand mitten ins Gesicht (прямо в лицо; mitten – посреди, в середину) sagen dü rfen! Heute hat er wie ein Schulbub (школьник; der Bube – мальчик) gelacht und gerufen: «Aber ich hab ja noch nie im Leben so viel komponiert wie gerade jetzt! Und noch nie so was Gutes! »

17   «Was wird’s denn werden? »

«Eine Kinderoper», hat er geantwortet.

 

1      Wochen sind seit jenem ersten Tag und jener ersten Nacht in der fremden Welt und unter fremden Menschen ins Land gegangen. Wochen, in denen jeder Augenblick, jeder Zufall und jede Begegnung Gefahr und Entdeckung mit sich bringen konnten. Wochen mit sehr viel Herzklopfen und manchem postlagernden Brief, der neue dringende Auskü nfte heischte.

2      Es ist alles gut gelaufen. Ein bisschen Glü ck war wohl auch dabei. Luise hat das Kochen «wieder» gelernt. Die Lehrerinnen in Mü nchen haben sich einigermaß en damit abgefunden, dass die kleine Kö rner aus den Ferien weniger fleiß ig, ordentlich und aufmerksam, dafü r aber um so lebhafter und «schlagfertiger» zurü ckgekehrt ist.

3     Und ihre Wiener Kolleginnen haben rein gar nichts dagegen, dass die Tochter des Kapellmeisters Palfy neuerdings besser aufpasst und besser multiplizieren kann. Erst gestern hat Frä ulein Gstettner im Lehrerzimmer zu Frä ulein Bruckbaur ziemlich geschwollen gesagt: «Die Entwicklung Luises zu beobachten, liebe Kollegin, ist fü r jedes pä dagogische Auge ein lehrreiches Erlebnis. Wie sich hier aus Ü berschwang des Temperaments still wirkende, beherrschte Kraft herausgebildet hat, aus Ü bermut, Heiterkeit und aus naschhaftem Wissensdurst ein stetiger ins Kleinste gehender Bildungswille, – also, liebe Kollegin, das ist einzigartig! Und vergessen Sie eines nicht, diese Verwandlung, diese Metamorphose eines Charakters in eine hö here, gebä ndigte Form geschah vö llig aus sich heraus, ohne jeden erzieherischen Druck von auß en! »

4      Frä ulein Bruckbaur hat gewaltig genickt und erwidert: «Diese Selbstentfaltung des Charakters, dieser Eigenwille zur Form zeigt sich auch im Wandel von Luises Schrift! Ich sag ja immer, dass Schrift und Charakter...» Aber wir wollen es uns schenken anzuhö ren, was Frä ulein Bruckbaur immer sagt!

5      Vernehmen wir lieber, in rü ckhaltsloser Anerkennung, dass Peperl, der Hund des Hofrats Strobl, seit einiger Zeit den alten Brauch wieder aufgenommen hat, dem kleinen Mä dchen am Tisch des Herrn Kapellmeisters Grü ß Gott zu sagen. Er hat sich, obwohl es ü ber seinen Hundeverstand geht, damit abgefunden, dass das Luiserl nicht mehr wie das Luiserl riecht. Bei den Menschen ist so vieles mö glich, warum nicht auch das? Auß erdem, neuerdings isst die liebe Kleine nicht mehr so oft Eierkuchen, statt dessen mit groß em Vergnü gen Fleischernes. Wenn man nun bedenkt, dass Eierkuchen keine Knochen haben, Koteletts hingegen in erfreulicher Hä ufigkeit, so kann man doppelt verstehen, dass das Tier seine Zurü ckhaltung ü berwunden hat.

6      Wenn Luises Lehrerinnen schon finden, dass sich Luise in erstaunlicher Weise verwandelt hat, – was sollten sie erst zu Resi sagen, wenn sie Resi, die Haushä lterin, nä her kennten? Denn Resi, das steht auß er Frage, ist tatsä chlich ein vö llig anderer Mensch geworden. Sie war vielleicht gar nicht von Grund auf betrü gerisch, schlampert und faul? Sondern nur, weil das scharfe Auge fehlte, das alles ü berwacht und sieht?

7      Seit Lotte im Haus ist und sanft, doch unabwendbar alles prü ft, alles entdeckt, alles weiß, was man ü ber die Kü che und Keller wissen kann, hat sich Resi zu einer «ersten» Kraft entwickelt.

8      Lotte hat den Vater ü berredet, das Wirtschaftsgeld nicht lä nger der Resi, sondern ihr auszuhä ndigen. Und es ist einigermaß en komisch, wenn Resi anklopft und ins Kinderzimmer tritt, um sich von dem neunjä hrigen Kinde, das ernst am Pult sitzt und seine Schulaufgaben macht, Geld geben zu lassen. Sie berichtet gehorsam, was sie einkaufen muss, was sie zum Abendbrot auftischen will und was sonst im Haushalt nö tig ist.

9      Lotte ü berschlä gt rasch die Kosten, nimmt das Geld aus dem Pult, zä hlt es Resi hin, schreibt den Betrag in ein Heft, und abends wird dann am Kü chentisch gewissenhaft abgerechnet.

10    Sogar dem Vater ist es aufgefallen, dass der Haushalt frü her mehr gekostet hat, dass jetzt, obwohl er weniger Geld gibt, regelmä ß ig Blumen auf dem Tisch stehen, auch drü ben im Atelier am Ring, und dass es in der Rotenturmstraß e richtig heimelig geworden ist. (‘So, als wä re eine Frau im Haus’, hat er neulich gedacht! Und ü ber diesen Gedanken war er nicht schlecht erschrocken! )

11    Dass er jetzt ö fter und lä nger in der Rotenturmstraß e sitzt, ist nun wieder Frä ulein Irene Gerlach, der Pralinendame, aufgefallen. Und sie hat den Herrn Kapellmeister deswegen gewissermaß en zur Rede gestellt. Sehr vorsichtig natü rlich, denn Kü nstler sind empfindlich!

12    «Ja weiß t», hat er gesagt, «neulich komm ich doch dazu, wie das Luiserl am Klavier sitzt und stillvergnü gt auf den Tasten klimpert. Und dazu singt sie ein kleines Liedchen, einfach herzig! Wo sie doch frü her nicht ans Klavier gegangen wä re, und wenn man sie hingeprü gelt hä tt! »

13    «Und? » hat Frä ulein Gerlach gefragt und die Brauen bis an den Haaransatz hinaufgezogen.

14    «Und? » Der Herr Palfy hat verlegen gelacht. «Seitdem geb ich ihr Klavierunterricht! Es macht ihr hö llischen Spaß. Mir ü brigens auch.»

15    Frä ulein Gerlach hat sehr verä chtlich geblickt. Denn sie ist eine geistig hochstehende Persö nlichkeit. Dann hat sie spitz erklä rt: «Ich dachte, du wä rst Komponist und nicht Klavierlehrer fü r kleine Mä dchen.»

16    Frü her hä tte das dem Kü nstler Ludwig Palfy niemand mitten ins Gesicht sagen dü rfen! Heute hat er wie ein Schulbub gelacht und gerufen: «Aber ich hab ja noch nie im Leben so viel komponiert wie gerade jetzt! Und noch nie so was Gutes! »

Was wird’s denn werden? »

«Eine Kinderoper», hat er geantwortet.

1      In den Augen der Lehrerinnen hat sich also Luise verä ndert. In den Augen des Kindes haben sich Resi und Peperl verä ndert. In den Augen des Vaters hat sich die Rotenturmstraß e verä ndert. So etwas von Verä nderei (сколько же изменений, сплошные изменения)!

2     Und in Mü nchen hat sich natü rlich auch allerhand (всякое = многое) verä ndert. – Als die Mutter gemerkt hat, dass Lottchen nicht mehr so hä uslich (хозяйственная) und in der Schule nicht mehr so fleiß ig ist, dafü r aber quirliger und lustiger als frü her, da ist sie in sich gegangen (задумалась, погрузилась в себя) und hat zu sich selber also gesprochen: «Luiselotte, du hast aus einem fü gsamen kleinen Wesen (из послушного маленького существа) eine Haushä lterin gemacht, aber kein Kind! Kaum war sie ein paar Wochen mit Gleichaltrigen (с ровесниками: gleich – равный + das Alter – возраст) zusammen, im Gebirge, an einem See, – schon ist sie geworden, was sie immer hä tte sein sollen (чем она всегда должа была быть): ein lustiges, von deinen Sorgen wenig beschwertes (твоими заботами мало обеспокоенная: «нагруженная») kleines Mä dchen! Du bist viel zu egoistisch gewesen, pfui (ай-яй-яй /нехорошо/)! Freu dich, dass Lottchen heiter und glü cklich ist! Mag sie getrost beim Abwaschen einen Teller zerschmettern (и пусть себе расколотит тарелку, ничего страшного в этом нет: «может она спокойно: «утешенно» при мытье посуды расколотить тарелку»)! Mag sie sogar von der Lehrerin einen Brief heimbringen: ‘Lottes Aufmerksamkeit, Ordnungsliebe und Fleiß lassen neuerdings leider bedenklich zu wü nschen ü brig (оставляют, к сожалению, значительно желать лучшего; ü brig – излишний; ü briglassen – оставлять / излишек /). Die Mitschü lerin Anni Habersetzer hat von ihr gestern schon wieder vier heftige Watschen erhalten (получила четыре сильные пощечины: die Watsche / южно - нем./ = die Ohrfeige).’ Eine Mutter hat – und hä tte sie noch so viele Sorgen (сколько бы у нее ни было забот) – vor allem die Pflicht (прежде всего обязанность, долг), ihr Kind davor zu bewahren (защитить, предохранить от того), dass es zu frü h aus dem Paradies der Kindheit vertrieben wird (чтобы он не был слишком рано изгнан из рая детства: das Paradí es; vertreiben)! »

3     So und ä hnlich hat Frau Kö rner ernst zu sich selber gesprochen, und eines Tages schließ lich auch zu Frä ulein Linnekogel, Lottes Klassenlehrerin. «Mein Kind», hat sie gesagt, «soll ein Kind sein, kein zu klein geratener Erwachsener (а не маленьким взрослым: «взрослым, который получился маленьким»)! Es ist mir lieber, sie wird ein frö hlicher, leidenschaftlicher Racker (проказник, хулиган), als dass sie um jeden Preis Ihre beste Schü lerin bleibt! »

4     «Aber frü her hat Lotte doch beides recht gut zu vereinbaren gewusst (умела сочетать)», hat Frä ulein Linnekogel, leicht pikiert, erklä rt.

5     «Warum sie das jetzt nicht mehr kann, weiß ich nicht. Als berufstä tige Frau weiß man ü berhaupt zu wenig von seinem Kind. Irgendwie muss es mit den Sommerferien zusammenhä ngen (должно быть, это как-то связано с летними каникулами). Aber eines weiß und sehe ich: Dass sie’s nicht mehr kann! Und das ist entscheidend (решающее)! »

6     Frä ulein Linnekogel hat energisch an ihrer Brille gerü ckt (подвинула = поправила). «Mir, als Erzieherin und Lehrerin Ihrer Tochter, sind leider andere Ziele gesteckt (поставлены другие цели: das Ziel). Ich muss und werde versuchen, die innere Harmonie des Kindes wieder herzustellen (внутреннюю гармонию... восстановить)! »

7     «Finden Sie wirklich, dass ein bisschen Unaufmerksamkeit in der Rechenstunde und ein paar Tintenkleckse (несколько чернильных клякс: die Tinte – чернила + der Klecks – клякса, пятно) im Schreibheft –«

8     «Ein gutes Beispiel, Frau Kö rner! Das Schreibheft! Gerade (как раз) Lottes Schrift zeigt, wie sehr das Kind die, ich mö chte sagen, seelische Balance (душевное равновесие) verloren hat. Aber lassen wir die Schrift beiseite! Finden Sie es in Ordnung (Вы находите в порядке вещей), dass Lotte neuerdings Mitschü lerinnen prü gelt (избивает)? »

9     «Mitschü lerinnen? » Frau Kö rner hat die Endung absichtlich sehr betont gehabt (намеренно подчеркнула окончание; die Absicht – намерение). «Meines Wissens (насколько я знаю) hat sie nur die Anni Habersetzer geschlagen.»

«Nur? »

10   «Und diese Anni Habersetzer hat die Ohrfeigen redlich verdient (пощечины честно заслужила = получила по заслугам)! Von irgendwem muss sie sie ja schließ lich kriegen! »

«Aber Frau Kö rner! »

11   «Ein groß es, gefrä ß iges Ding (прожорливое существо), das seine Gehä ssigkeit (злобность) heimlich an den Kleinsten der Klasse auszulassen pflegt (имеет обыкновение тайно срывать на самых маленьких), sollte von der Lehrerin noch in Schutz genommen werden (и еще берется: «должна бы еще браться» под защиту учительницей).»

12   «Wie bitte? Wirklich? Davon weiß ich ja gar nichts (Что? На самом деле? Я об этом ничего не знаю)! »

13   «Dann fragen Sie nur die arme kleine Ilse Merck! Vielleicht erzä hlt die Ihnen einiges! »

14   «Und warum hat mir Lotte nichts gesagt, als ich sie bestraft habe (когда я ее наказала)? »

15   Da hat sich Frau Kö rner ein wenig in die Brust geworfen (осмелела, всхорохорилась, «выпятила грудь»; sich in die Brust werfen = sich brü sten – хвалиться, чваниться) und geantwortet: «Dazu fehlt es ihr wohl (для этого ей, видимо, не хватает) an der, um mit Ihnen zu sprechen (выражаясь Вашими словами: «чтобы говорить с Вами»), seelischen Balance! » Und dann ist sie in den Verlag gesaust (помчалась). Um zurechtzukommen (чтобы прибыть вовремя), hat sie ein Taxi nehmen mü ssen. Zwei Mark dreiß ig. Ach, das liebe Geld (плакали денежки)!

 

1      In den Augen der Lehrerinnen hat sich also Luise verä ndert. In den Augen des Kindes haben sich Resi und Peperl verä ndert. In den Augen des Vaters hat sich die Rotenturmstraß e verä ndert. So etwas von Verä nderei!

2      Und in Mü nchen hat sich natü rlich auch allerhand verä ndert. – Als die Mutter gemerkt hat, dass Lottchen nicht mehr so hä uslich und in der Schule nicht mehr so fleiß ig ist, dafü r aber quirliger und lustiger als frü her, da ist sie in sich gegangen und hat zu sich selber also gesprochen: «Luiselotte, du hast aus einem fü gsamen kleinen Wesen eine Haushä lterin gemacht, aber kein Kind! Kaum war sie ein paar Wochen mit Gleichaltrigen zusammen, im Gebirge, an einem See, – schon ist sie geworden, was sie immer hä tte sein sollen: ein lustiges, von deinen Sorgen wenig beschwertes kleines Mä dchen! Du bist viel zu egoistisch gewesen, pfui! Freu dich, dass Lottchen heiter und glü cklich ist! Mag sie getrost beim Abwaschen einen Teller zerschmettern! Mag sie sogar von der Lehrerin einen Brief heimbringen: ‘Lottes Aufmerksamkeit, Ordnungsliebe und Fleiß lassen neuerdings leider bedenklich zu wü nschen ü brig. Die Mitschü lerin Anni Habersetzer hat von ihr gestern schon wieder vier heftige Watschen erhalten.’ Eine Mutter hat – und hä tte sie noch so viele Sorgen – vor allem die Pflicht, ihr Kind davor zu bewahren, dass es zu frü h aus dem Paradies der Kindheit vertrieben wird! »

3      So und ä hnlich hat Frau Kö rner ernst zu sich selber gesprochen, und eines Tages schließ lich auch zu Frä ulein Linnekogel, Lottes Klassenlehrerin. «Mein Kind», hat sie gesagt, «soll ein Kind sein, kein zu klein geratener Erwachsener! Es ist mir lieber, sie wird ein frö hlicher, leidenschaftlicher Racker, als dass sie um jeden Preis Ihre beste Schü lerin bleibt! »

4      «Aber frü her hat Lotte doch beides recht gut zu vereinbaren gewusst», hat Frä ulein Linnekogel, leicht pikiert, erklä rt.

5      «Warum sie das jetzt nicht mehr kann, weiß ich nicht. Als berufstä tige Frau weiß man ü berhaupt zu wenig von seinem Kind. Irgendwie muss es mit den Sommerferien zusammenhä ngen. Aber eines weiß und sehe ich: Dass sie’s nicht mehr kann! Und das ist entscheidend! »

6      Frä ulein Linnekogel hat energisch an ihrer Brille gerü ckt. «Mir, als Erzieherin und Lehrerin Ihrer Tochter, sind leider andere Ziele gesteckt. Ich muss und werde versuchen, die innere Harmonie des Kindes wieder herzustellen! »


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