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Der Leidensweg des Arbeiterkindes
Diese Erziehung wird sich dabei immer auf allgemeine, ganz große Gesichtspunkte zu beschränken haben, die, wenn nötig, in ewiger Wiederholung dem Gedächtnis und dem Empfinden des Volkes einzuprägen sind. Nun kommt aber bei uns zur negativen Unterlassungssünde noch die positive Zerstörung des Wenigen , das der einzelne das Glück hat, in der Schule zu lernen. Die Ratten der politischen Vergiftung unseres Volkes fressen auch dieses Wenige noch aus dem Herzen und der Erinnerung der breiten masse heraus, soweit nicht Not und Jammer schon das Ihrigen besorgten. Man stelle sich doch einmal folgendes vor: In einer Kellerwohnung, aus zwei dumpfen Zimmern bestehend, haust eine siebenköpfige Arbeiterfamilie. Unter den fünf Kindern auch ein Junge von, nehmen wir an, drei Jahren. Es ist dies das Alter, in dem die ersten Eindrücke einem Kinde zum Bewußtsein kommen. Bei Begabten finden sich noch bis in das hohe Alter Spuren der Erinnerung aus dieser Zeit. Schon die Enge und Überfüllung des Raumes führt nicht zu günstigen Verhältnissen. Streit und Hader werden sehr häufig schon auf diese Weise entstehen. Die Menschen leben ja so nicht miteinander, sondern drücken aufeinander. Jede, wenn auch kleinste Auseinandersetzung, die in geräumiger Wohnung schon durch ein leichtes Absondern ausgeglichen werden kann, sich so von selbst wieder löst, führt hier zu einem nicht mehr ausgehenden widerlichen Streit. Bei den Kindern ist dies natürlich noch erträglich; sie streiten in solchen Verhältnissen ja immer und vergessen es untereinander wieder schnell und gründlich. Wenn dieser Kampf unter den Eltern selber ausgefochten wird, und zwar fast jeden Tag, in Formen, die an innerer Roheit oft wirklich nichts zu wünschen übrig lassen, dann müssen sich, wenn auch noch so langsam, endlich die Resultate eines solchen Anschauungsunterrichtes bei den Kleinen zeigen. Welcher Art sie sein müssen, wenn dieser gegenseitige Zwist die Form roher Ausschreitungen des Vaters gegen die Mutter annimmt, zu Mißhandlungen in betrunkenem Zustande führt, kann sich 33 Junge Autoritäts-Verächter der ein solches Milieu eben nicht Kennende nur schwer vorstellen. Mit sechs Jahren ahnt der kleine, zu bedauernde Junge Dinge, vor denen auch ein Erwachsener nur Grauen empfinden kann. Moralisch angegiftet, körperlich unterernährt, das arme Köpfchen verlaust, so wandert der junge "Staatsbürger" in die Volksschule. Das es mit Ach und Krach bis zum Lesen und Schreiben kommt, ist auch so ziemlich alles. Von einem Lernen zu Hause kann keine Rede sein. Im Gegenteil. Mutter und Vater reden ja selbst, und zwar den Kindern gegenüber, in nicht wiederzugebender Weise über Lehrer und Schule, sind viel eher bereit, jenen Grobheiten zu sagen, als etwa ihren kleinen Sprößling über da Knie zu legen und zur Vernunft zu bringen. Was der kleine Kerl sonst noch alles zu Hause hört, führt auch nicht zu einer Stärkung der Achtung vor der lieben Mitwelt. Nichts Gutes wird hier an der Menschheit gelassen, keine Institution bleibt unangefochten; vom Lehrer angefangen bis hinauf zur Spitze des Staates. Mag es sich um Religion handeln oder um Moral an sich, um den Staat oder die Gesellschaft, einerlei, es wird alles beschimpft, in der unflätigsten Weise in den Schmutz einer niedrigsten Gesinnung gezerrt. Wenn der junge Mensch nun mit vierzehn Jahren aus der Schule entlassen wird, ist es schon schwer mehr zu entscheiden, was größer ist an ihm: die unglaubliche Dummheit, insoferne es sich um wirkliches Wissen und Können handelt, oder die ätzende Frechheit seines Auftretens, verbunden mit einer Unmoral schon in diesem Alter, daß einem die Haare zu Berge stehen könnten. Welche Stellung aber kann dieser Mensch, dem jetzt schon kaum mehr etwas heilig ist, der eben so sehr nicht Großes kennen gelernt hat, wie er umgekehrt jede Niederung des Lebens ahnt und weiß, im Leben einnehmen, in das er ja nun hinauszutreten sich anschickt? Aus dem dreijährigen Kinde ist ein fünfzehnjähriger Verächter jeder Autorität geworden. Außer Schmutz und Unrat hat der junge Mensch noch nichts kennengelernt, das ihn zu irgendeiner höheren Begeisterung anzuregen vermöchte. 34 Die Vorbedingungen der "Nationalisierung" Jetzt aber kommt er erst noch in die hohe Schule dieses Daseins. Nun setzt das gleiche Leben ein, daß er vom Vater die Jahre der Kindheit entlang in sich aufgenommen hatte. Er streunt herum und kommt weiß Gott wann nach Hause, prügelt zur Abwechslung auch noch selber das zusammengerissene Wesen, das einst seine Mutter war, flucht über Gott und die Welt und wird endlich aus irgendeinem besonderen Anlaß verurteilt und in ein Jugendlichengefängnis verbracht. Dort erhält er den letzten Schliff. Die liebe bürgerliche Mitwelt aber ist ganz erstaunt über die mangelnde "nationale Begeisterung" dieses jungen "Staatsbürgers". Sie sieht, wie in Theater und Kino, in Schundliteratur und Schmutzpresse Tag für Tag das Gift kübelweise in das Volk hineingeschüttet wird und staunt dann über den geringen "sittlichen Gehalt", die"nationale Gleichgültigkeit" der Massen dieses Volkes. Als ob Kinokitsch, Schundpresse und Ähnliches die Grundlagen der Erkenntnis vaterländischer Größe abgeben würden. Von der früheren Erziehung des einzelnen ganz abgesehen. Was ich ehedem nie geahnt hatte, lernte ich damals schnell und gründlich verstehen: Die Frage der "Nationalisierung" eines Volkes ist mit in erster Linie eine Frage der Schaffung gesunder sozialer Verhältnisse als Fundament einer Erziehungsmöglichkeit des einzelnen. Denn nur wer durch Erziehung und Schule die kulturelle, wirtschaftliche, vor allem aber politische Größe des eigenen Vaterlandes kennen lernt, vermag und wird auch jenen inneren Stolz gewinnen, Angehöriger eines solchen Volkes sein zu dürfen. Und kämpfen kann ich nur für etwas, das ich liebe, lieben nur, was ich Zeichner und Aquarellist |
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