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Kommen Sie mir nicht zu nah, ich hab' Scharlach», ermahnt ihn Thesi.



Der Herr Primararzt sagt nur: «Tief atmen! » und dann zur Schwester Theophania: «Temperatur? »

«Achtunddreiß ig, neun», sagt die Schwester. Sie hat ü brigens eine angenehm leise Stimme.

«Ich hab' gar nicht bemerkt, dass Sie mich gemessen haben, Schwester», krä chzt Thesi erstaunt. Thesis Halsansatz und ihre Arme werden betrachtet. Alles voll roter Flecken.

«Ich hab' auch Gliederschmerzen und schreckliches Halsweh – im Lexikon steht, dass es Scharlach ist», sagt Thesi.

«Sie mü ssen still sein, wenn der Herr Primararzt Sie untersucht», ermahnt Schwester Theophania.

Dann spricht der Herr Primararzt leise mit der Schwester, zuletzt sieht er Thesi an und legt ihr die Hand auf die Schulter: «Schö n ruhig bleiben, nicht viel bewegen. Dann nimmt die Krankheit ihren normalen Verlauf. Verstanden! »

 

225. Thesi blickt erschrocken in seine Augen (Тези испуганно смотрит в его глаза; erschrecken – пугаться). Hinter einer glitzernden Brille sind Augen, die durch einen hindurchsehen (за блестящими очками находятся глаза, которые видят тебя насквозь; die Brille; einen – Akk. от ‘man’). Plö tzlich fragt er noch (вдруг он спрашивает): «Ü brigens – haben Sie Brü der in Wien (кстати – у Вас есть в Вене братья; der Bruder)? »

Er hat also Thesis Personalangaben durchgesehen und weiß, dass sie aus Wien ist (значит, он просмотрел личные данные Тези и знает, что она из Вены). «Nein, ü berhaupt keine Brü der (нет, /у меня/ вообще нет никаких братьев)», «Kö nnen froh sein (можете радоваться этому)», sagt der Herr Primararzt, dreht sich um und geht hinaus (говорит господин главный врач, поворачивается и выходит /из палаты/). Hinter ihm trippelt eifrig der junge Doktor, er hat kein Wort geredet, nur immerfort genickt (за ним усердно семенит молодой доктор, он не сказал ни слова, только постоянно кивал). Der ist aber komisch, der Alte, ü berlegt Thesi (тот, старик, однако, странный, размышляет Тези). Brü der (братья)? Brü der haben nichts mit Scharlach zu tun (братья не имеют ничего общего со скарлатиной). Er ist doch kein Nervenarzt (это ведь не невропатолог). Nervenä rzte sind nä mlich meistens selbst verrü ckt (дело в том, что невропатологи по большей части сами являются сумасшедшими). Aber er ist doch Scharlacharzt (но ведь это врач, занимающийся лечением скарлатины)...

Schritte hallen auf dem Gang, laufen an Thesis Zimmer vorbei, und irgendwo geht eine Tü r (в коридоре звучат шаги, пробегают мимо комнаты Тези, где-то открывается дверь). Den Bruchteil einer Sekunde hö rt man eine halblaute Mä nnerstimme (какую-то долю секунды слышится негромкий мужской голос). Dann wird die Tü r wieder geschlossen (затем дверь снова закрывается).

 

225. Thesi blickt erschrocken in seine Augen. Hinter einer glitzernden Brille sind Augen, die durch einen hindurchsehen. Plö tzlich fragt er noch: «Ü brigens – haben Sie Brü der in Wien? »

Er hat also Thesis Personalangaben durchgesehen und weiß, dass sie aus Wien ist.

«Nein, ü berhaupt keine Brü der»,

«Kö nnen froh sein», sagt der Herr Primararzt, dreht sich um und geht hinaus. Hinter ihm trippelt eifrig der junge Doktor, er hat kein Wort geredet, nur immerfort genickt. Der ist aber komisch, der Alte, ü berlegt Thesi.

Brü der? Brü der haben nichts mit Scharlach zu tun. Er ist doch kein Nervenarzt. Nervenä rzte sind nä mlich meistens selbst verrü ckt. Aber er ist doch Scharlacharzt...

Schritte hallen auf dem Gang, laufen an Thesis Zimmer vorbei, und irgendwo geht eine Tü r. Den Bruchteil einer Sekunde hö rt man eine halblaute Mä nnerstimme. Dann wird die Tü r wieder geschlossen.

 

226. Thesi richtet sich auf (Тези поднимается). Der Himmel ist glasklar und durchsichtig blau, durch das Fenster fä llt Sonnenschein (небо ясное и прозрачно-голубое, через окно падает /в комнату/ солнечный свет). Schwester Theophanias Stuhl ist leer (стул сестры Теофании пуст). Auf dem Fensterbrett liegt ihr Bü chlein (на подоконнике лежит ее книжечка). Mit groß en erschrockenen Fieberaugen schaut Thesi sich um (с большими, испуганными, блестящими от температуры глазами Тези оглядывается вокруг себя). Allein gelassen (оставлена одна). Sie haben mich allein gelassen (они оставили меня одну). Sie macht sich ganz klein im Bett, zieht die Decke bis ans Kinn und lauscht auf den Gang hinaus (она сжимается в кровати в комочек: «делается совсем маленькой», натягивает одеяло до подбородка и прислушивается к коридору = к звукам из коридора; das Kinn). Alles, was sie vorhin im Halbschlaf gehö rt hat, geschieht wirklich (все, что она перед этим слышала в полусне, происходит по-настоящему): Schritte, das Trippeln von Schwestern, hallende Mä nnertritte, die Tü r in der Ferne geht auf, die monotone Mä nnerstimme, die Tü r (шаги, семенящий бег сестер, гулкие мужские шаги, дверь вдалеке открывается, монотонный мужской голос, дверь)... Schwester Theophania kommt wieder ins Zimmer (сестра Теофания снова входит в палату). Thesi lä chelt ihr entgegen, sie ist froh, dass jemand hereinkommt (Тези улыбается ей навстречу, она рада, что кто-то пришел). Aber Schwester Theophania bemerkt Thesi gar nicht (но сестра Теофания совсем не замечает Тези). Sie hastet zum Fenster und stü rzt sich auf ihr abgegriffenes Bü chlein (она торопится к окну и набрасывается на свою истрепанную книжечку; die Hast – спешка, торопливость, стремительность; sich abgreifen – изнашиваться, стираться). Sie hebt es nah vor die Augen und bewegt flü sternd die Lippen (она поднимает ее близко к глазам и двигает губами, что-то шепча). Ihre Lippen zittern (ее губы дрожат). Schwester Theophania betet (сестра Теофания молится).

 

226. Thesi richtet sich auf. Der Himmel ist glasklar und durchsichtig blau, durch das Fenster fä llt Sonnenschein. Schwester Theophanias Stuhl ist leer. Auf dem Fensterbrett liegt ihr Bü chlein. Mit groß en erschrockenen Fieberaugen schaut Thesi sich um. Allein gelassen. Sie haben mich allein gelassen. Sie macht sich ganz klein im Bett, zieht die Decke bis ans Kinn und lauscht auf den Gang hinaus. Alles, was sie vorhin im Halbschlaf gehö rt hat, geschieht wirklich: Schritte, das Trippeln von Schwestern, hallende Mä nnertritte, die Tü r in der Ferne geht auf, die monotone Mä nnerstimme, die Tü r... Schwester Theophania kommt wieder ins Zimmer. Thesi lä chelt ihr entgegen, sie ist froh, dass jemand hereinkommt. Aber Schwester Theophania bemerkt Thesi gar nicht. Sie hastet zum Fenster und stü rzt sich auf ihr abgegriffenes Bü chlein. Sie hebt es nah vor die Augen und bewegt flü sternd die Lippen. Ihre Lippen zittern. Schwester Theophania betet.

 

227. Thesi fü hlt sich furchtbar allein (Тези чувствует себя ужасно одинокой). Viel mehr allein als vorhin (намного больше одинокой, чем до этого). Schwester Theophania ist bei ihr und doch nicht bei ihr (сестра Теофания как бы с ней, и в то же время не с ней).

«Schwester (сестра)! Ich hab' vorhin eine Mä nnerstimme gehö rt – immer, wenn drauß en die Tü r aufgegangen ist, hab' ich die Stimme gehö rt – und ich glaub', ich kenne die Stimme (я до этого слышала мужской голос – всегда, когда снаружи открывалась дверь, я слышала этот голос – и я думаю, я знаю этот голос) –.»

Schwester Theophania blickt nur flü chtig auf (сестра Теофания поднимает взгляд только на мгновение; flü chtig – мимоходом, мельком): «Sie sollen schlafen (Вы должны спать). Drü ben auf dem Gang ist das Zimmer vom Herrn Primararzt (на той стороне коридора – кабинет господина главного врача). Dort steht ein Radioapparat (там стоит радиоприемник). Sie haben wahrscheinlich die Stimme des Ansagers gehö rt (возможно, Вы слышали голос диктора; der Ansager; ansagen – объявлять, читать дикторский текст). Sie sollen doch schlafen (однако, Вы должны спать)! » Nach einer Weile geht Schwester Theophania wieder hinaus (через какое-то время сестра Теофания снова выходит /из палаты/). «Schlafen (спать)! » sagt sie noch zu Thesi und (говорит она Тези и) «ich bin gleich wieder zurü ck (я скоро вернусь).»

 

227. Thesi fü hlt sich furchtbar allein. Viel mehr allein als vorhin. Schwester Theophania ist bei ihr und doch nicht bei ihr.

«Schwester! Ich hab' vorhin eine Mä nnerstimme gehö rt – immer, wenn drauß en die Tü r aufgegangen ist, hab' ich die Stimme gehö rt – und ich glaub', ich kenne die Stimme –.»

Schwester Theophania blickt nur flü chtig auf: «Sie sollen schlafen. Drü ben auf dem Gang ist das Zimmer vom Herrn Primararzt. Dort steht ein Radioapparat. Sie haben wahrscheinlich die Stimme des Ansagers gehö rt. Sie sollen doch schlafen! »

Nach einer Weile geht Schwester Theophania wieder hinaus. «Schlafen! » sagt sie noch zu Thesi und «ich bin gleich wieder zurü ck.»

 

228. Thesi will still und vernü nftig daliegen (Тези хочет спокойно и благоразумно продолжать лежать: «лежать здесь»). In ihren Schlä fen hä mmert es (в ее висках стучит). Auch das Herz hä mmert (сердце тоже стучит). Das kommt vielleicht vom Fieber (возможно, это от температуры). Thesis Angst kommt wahrscheinlich auch vom Fieber (страх Тези, возможно, тоже от температуры). Die Angst und dieses Gefü hl, dass etwas Schreckliches geschehen ist (страх и это чувство, что произошло что-то ужасное). Dieses Gefü hl – alle wissen es, nur ich nicht (это чувство – все знают это, только я не знаю). Sie sagen mir nichts (они ничего мне не говорят). Sie lassen mich allein (они оставляют меня одну). Man sagt kranken Leuten nie, wenn etwas geschieht

(больным людям никогда не говорят, если что-то происходит). Und jetzt geschieht etwas – da, die Schritte auf dem Gang – die Schritte klatschen auf dem Linoleumboden auf (а сейчас что-то происходит – тут, шаги в коридоре – шаги издают шлепающие звуки на полу, покрытом линолеумом; klatschen – шлепать; das Linó leum – линолеум). Alle laufen ins Zimmer vom Herrn Primararzt (все бегут в кабинет господина главного врача). Man lä sst mich ganz allein (меня оставляют совершенно одну). Thesi streckt den Arm aus (Тези вытягивает руку). Tastet ü ber den Nachttisch (ощупывает ночной столик). Da liegt ihre Handtasche (тут лежит ее косметичка). Sie zieht die Handtasche aufs Bett, jede Bewegung tut weh, sie kramt aufgeregt in der Tasche, jetzt kugelt alles auf der Decke herum, die Puderdose, der Lippenstift – Thesi fingert aufgeregt – sie muss doch da sein (она подтягивает косметичку на кровать, каждое движение причиняет ей боль, взволнованно она роется в сумочке, сейчас все валяется на одеяле, пудреница, помада – Тези взволнованно перебирает пальцами – она должна быть здесь). Im Seitenfach, sie hat sie doch hineingesteckt, ja – sie hat die kleine Fotografie gefunden (в боковом кармане, она туда ее засунула, да – она нашла маленькую фотографию; das Seitenfach; die Fotografí e). Das Bild eines ö sterreichischen Offiziers in der Uniform des Jahres 1914 (фотография австрийского офицера в военной форме /образца/ 1914 года). Man muss diesen Offizier auf dem vergilbten kleinen Foto sehr gut gekannt haben, um seine verblichenen Zü ge zu erkennen (надо хорошо знать этого офицера с маленькой пожелтевшей фотографии, чтобы распознать его выцветшие черты; vergilben – пожелтеть; gelb – желтый).

 

228. Thesi will still und vernü nftig daliegen. In ihren Schlä fen hä mmert es. Auch das Herz hä mmert. Das kommt vielleicht vom Fieber. Thesis Angst kommt wahrscheinlich auch vom Fieber. Die Angst und dieses Gefü hl, dass etwas Schreckliches geschehen ist. Dieses Gefü hl – alle wissen es, nur ich nicht. Sie sagen mir nichts. Sie lassen mich allein. Man sagt kranken Leuten nie, wenn etwas geschieht. Und jetzt geschieht etwas – da, die Schritte auf dem Gang – die Schritte klatschen auf dem Linoleumboden auf. Alle laufen ins Zimmer vom Herrn Primararzt. Man lä sst mich ganz allein. Thesi streckt den Arm aus. Tastet ü ber den Nachttisch. Da liegt ihre Handtasche. Sie zieht die Handtasche aufs Bett, jede Bewegung tut weh, sie kramt aufgeregt in der Tasche, jetzt kugelt alles auf der Decke herum, die Puderdose, der Lippenstift – Thesi fingert aufgeregt – sie muss doch da sein. Im Seitenfach, sie hat sie doch hineingesteckt, ja – sie hat die kleine Fotografie gefunden. Das Bild eines ö sterreichischen Offiziers in der Uniform des Jahres 1914. Man muss diesen Offizier auf dem vergilbten kleinen Foto sehr gut gekannt haben, um seine verblichenen Zü ge zu erkennen.

 

229. Thesi hat ihren Vater gar nicht gekannt (Тези совсем не знала своего отца; kennen). Sie hä lt das Bild dicht vor die Augen und trä umt sich ein Gesicht zusammen (она держит фотографию перед глазами и придумывает его лицо; trä umen – видеть сон; мечтать). Das Gesicht vom Vater (лицо своего отца). Sie legt das Bildchen an ihre Wange und hat etwas weniger Angst (она прикладывает фотографию к своей щеке и ей уже не так страшно: «имеет немного меньше страха»). Aber plö tzlich reiß t sie sich in die Hö he (но внезапно она поднимается/вскакивает вверх). Sitzt einen Augenblick starr und aufrecht im Bett (одно мгновение сидит неподвижно и прямо в кровати). Ihre Gedanken gehen wirr durcheinander (все ее мысли беспорядочно кружатся /в голове/; wirr – запутанный; durcheinander – « одно через другое » = беспорядочно): es ist gemein, mich allein zu lassen, kranke Menschen werden immer belogen, drü ben gibt es gar kein Radio, es ist auch nicht die Stimme des Ansagers, ich will wissen, was es ist, ich will wissen (это подло оставить меня одну, больным людям всегда врут, что там снаружи нет радио, и что это не голос диктора, я хочу знать, что это, я хочу знать; jemanden belü gen – говорить неправду кому - либо; die Lü ge – ложь) –.

 

229. Thesi hat ihren Vater gar nicht gekannt. Sie hä lt das Bild dicht vor die Augen und trä umt sich ein Gesicht zusammen. Das Gesicht vom Vater. Sie legt das Bildchen an ihre Wange und hat etwas weniger Angst. Aber plö tzlich reiß t sie sich in die Hö he. Sitzt einen Augenblick starr und aufrecht im Bett. Ihre Gedanken gehen wirr durcheinander: es ist gemein, mich allein zu lassen, kranke Menschen werden immer belogen, drü ben gibt es gar kein Radio, es ist auch nicht die Stimme des Ansagers, ich will wissen, was es ist, ich will wissen –.

 

230. Sie hebt die Beine aus dem Bett (она спускает ноги с кровати; heben – поднимать). Sie versucht zu stehen (она пытается стоять). Der Boden ist hier auch aus Watte, genauso wie gestern Abend zu Haus (здесь тоже пол из ваты, также, как вчера вечером у нее дома). Aber es geht ganz gut, man muss nur richtige Schritte machen und sich geradehalten (но это не страшно, надо просто делать правильные шаги и держаться прямо). Dann fä llt man nicht um (тогда не упадешь). So – da ist die Tü r (так – вот дверь). Es ist furchtbar kalt im Zimmer (в комнате ужасно холодно). Dabei scheint doch die Sonne (хотя светит солнце). Man kann die Tü r sehr leicht aufmachen (дверь очень легко открывается). Sehr gut – niemand ist auf dem Gang, niemand wird einen zurü ckjagen (очень хорошо – в коридоре никого, никто не прогонит назад). Eins, zwei – nur geradehalten und Schritte machen (раз, два – только держаться прямо и делать шаги). So viele weiß e Tü ren, alle ganz gleich (так много белых дверей, все одинаково белые). Durch diese Tü r kommt die Mä nnerstimme (из-за этой двери слышится мужской голос). Man hö rt sie ganz deutlich (его слышно очень отчетливо). Thesi nimmt sich zusammen und macht die Tü r leise, leise auf (Тези собирается с силами и тихо-тихо открывает дверь).

 

230. Sie hebt die Beine aus dem Bett. Sie versucht zu stehen. Der Boden ist hier auch aus Watte, genauso wie gestern Abend zu Haus. Aber es geht ganz gut, man muss nur richtige Schritte machen und sich geradehalten. Dann fä llt man nicht um. So – da ist die Tü r. Es ist furchtbar kalt im Zimmer. Dabei scheint doch die Sonne. Man kann die Tü r sehr leicht aufmachen. Sehr gut – niemand ist auf dem Gang, niemand wird einen zurü ckjagen.

Eins, zwei – nur geradehalten und Schritte machen. So viele weiß e Tü ren, alle ganz gleich. Durch diese Tü r kommt die Mä nnerstimme. Man hö rt sie ganz deutlich. Thesi nimmt sich zusammen und macht die Tü r leise, leise auf.

 

231. Im Halbkreis stehen Schwestern und Mä nner in Ä rztekitteln (полукругом стоят сестры и мужчины в белых халатах; der Halbkreis; der Ä rztekittel – халат, спецодежда врача). Sie stehen alle mit dem Rü cken zur Tü r (они все стоят спиной к двери). Sie hö ren nicht, dass die Tü r aufgemacht wird, sie hö ren nicht, dass sich jemand auf nackten Sohlen hereinschiebt (они не слышат, что открылась дверь, они не слышат, что-то кто-то проскользнул внутрь /шлепая/ босыми ногами; die Sohle – подошва / ноги /). Sie wenden sich auch nicht und sehen deshalb nicht das Geschö pf im weiß en Krankenhemd, rote Flecken auf den Wangen, rote Flecken am Hals, erschrockene Fieberaugen (они не оборачиваются и потому не видят существо в белой больничной рубашке, с красными пятнами на щеках, красными пятнами на шее, испуганными больными глазами). Schwestern und Ä rzte hö ren nur die Stimme des Radioansagers und starren den dunklen Radioapparat an (сестры и врачи слышат только голос радиодиктора и пристально смотрят на темный радиоприемник).

«Wie bereits gemeldet, hat heute in den frü hen Morgenstunden das Bombardement auf (как уже сообщалось, сегодня ранним утром: «в ранние утренние часы» бомбардировка «на») –.»

Gleichmä ß ige Stimme des Radioansagers (ровный голос радиодиктора). Bombardement hat begonnen (бомбардировка началась). Bomben auf Stä dte und Eisenbahnen (бомбы на города и железные дороги; die Bombe; die Eisenbahn). Bomben auf Kirchen und Schiffe (бомбы на церкви и корабли). Bomben auf Menschen und Tiere (бомбы на людей и зверей; das Tier). Die Zahl der bisherigen Todesopfer ist noch nicht bekannt (число существующих до сих пор жертв пока не известно; das Todesopfer; der Tod – смерть; das Opfer – жертва). Der deutsche Heeresbericht (немецкая военная сводка; das Heer – сухопутные войска; армия; войско; der Bericht – сообщение). Der polnische Heeresbericht (польская военная сводка) –.

 

231. Im Halbkreis stehen Schwestern und Mä nner in Ä rztekitteln. Sie stehen alle mit dem Rü cken zur Tü r. Sie hö ren nicht, dass die Tü r aufgemacht wird, sie hö ren nicht, dass sich jemand auf nackten Sohlen hereinschiebt. Sie wenden sich auch nicht und sehen deshalb nicht das Geschö pf im weiß en Krankenhemd, rote Flecken auf den Wangen, rote Flecken am Hals, erschrockene Fieberaugen. Schwestern und Ä rzte hö ren nur die Stimme des Radioansagers und starren den dunklen Radioapparat an.

«Wie bereits gemeldet, hat heute in den frü hen Morgenstunden das Bombardement auf –.»

Gleichmä ß ige Stimme des Radioansagers. Bombardement hat begonnen. Bomben auf Stä dte und Eisenbahnen. Bomben auf Kirchen und Schiffe. Bomben auf Menschen und Tiere. Die Zahl der bisherigen Todesopfer ist noch nicht bekannt. Der deutsche Heeresbericht. Der polnische Heeresbericht –.

 

232. Thesi begreift nicht, es sind doch nur Worte (Тези не понимает, это же всего лишь слова). «Das bedeutet wohl (это, видимо, означает) –», beginnt der Herr Primararzt und bemü ht sich, den Lautsprecher besser einzustellen (начинает господин главный врач и пытается получше настроить громкоговоритель; der Lautsprecher). Thesi neigt sich mit weit aufgerissenen Augen vor, sie will begreifen, das bedeutet also – ja, also – (Тези с широко распахнутыми глазами наклоняется вперед, она хочет осознать, итак, это значит – да, итак)?

«Dass der Weltkrieg wieder ausgebrochen ist (что снова началась мировая война; ausbrechen – разразиться, начаться / о войне /).» Weltkrieg (Мировая война). Wie ein riesiges schwarzes Tier kommt dieses Wort auf Thesi zu (как огромное черное животное, подходит это слово к Тези). Das Tier Weltkrieg ü berfä llt sie, packt ihre Schultern und greift in die Brust (животное «мировая война» нападает на нее, хватает ее за плечи и ударяет ее в грудь; greifen – хватать). Greift ans Herz (хватает за сердце). Ich verstehe, schreit es in Thesi, ich begreife (я понимаю, кричит что-то внутри Тези, я осознаю). Nur ich (только я). Ich bin die einzige hier im Zimmer (я единственная здесь в комнате). Die Dä nen wissen doch nichts, gar nichts vom Weltkrieg (датчане ведь не знают ничего, совсем ничего о мировой войне). Ich komme aus Wien (я родом из Вены). Im Krieg hat man Schuhsohlen aus Papier, der ganze Kö rper tut weh vor Kä lte und Nä sse (на войне подошвы ботинок делаются из бумаги, все тело болит от холода и сырости; die Schuhsohle; die Nä sse). Vater hat Feldpostkarten geschrieben, zuerst (отец отправлял открытки полевой почтой, поначалу; die Feldpostkarte; die Feldpost – полевая почта). Alle Kinder haben ein Recht, einen Vati zu haben (все дети имеют право иметь папочку). Nur die Wiener Kinder nicht (только венские дети не имеют). Man kann sich gegen Krieg nicht wehren, der Krieg bricht aus und packt einen und schleudert (нельзя защититься от войны, война вспыхивает, и хватает тебя, и с силой бросает) –.

«Sie schieß en also wieder aufeinander (итак, они снова стреляют друг в друга)», bemerkt der junge Arzt und nickt wie immer, wenn der Herr Primararzt den Mund auftut (замечает молодой врач и кивает как /это бывает/ всегда, когда господин главный врач начинает говорить: «открывает рот»). Der junge Arzt war beim letzten Weltenbrand ein Kopenhagener Knabe (молодой врач во времена последнего мирового пожара был копенгагенским мальчишкой; der Brand – пожар).

 

232. Thesi begreift nicht, es sind doch nur Worte. «Das bedeutet wohl –», beginnt der Herr Primararzt und bemü ht sich, den Lautsprecher besser einzustellen. Thesi neigt sich mit weit aufgerissenen Augen vor, sie will begreifen, das bedeutet also – ja, also –? «Dass der Weltkrieg wieder ausgebrochen ist.»

Weltkrieg. Wie ein riesiges schwarzes Tier kommt dieses Wort auf Thesi zu. Das Tier Weltkrieg ü berfä llt sie, packt ihre Schultern und greift in die Brust. Greift ans Herz. Ich verstehe, schreit es in Thesi, ich begreife. Nur ich. Ich bin die einzige hier im Zimmer. Die Dä nen wissen doch nichts, gar nichts vom Weltkrieg. Ich komme aus Wien. Im Krieg hat man Schuhsohlen aus Papier, der ganze Kö rper tut weh vor Kä lte und Nä sse. Vater hat Feldpostkarten geschrieben, zuerst. Alle Kinder haben ein Recht, einen Vati zu haben. Nur die Wiener Kinder nicht. Man kann sich gegen Krieg nicht wehren, der Krieg bricht aus und packt einen und schleudert –.

«Sie schieß en also wieder aufeinander», bemerkt der junge Arzt und nickt wie immer, wenn der Herr Primararzt den Mund auftut. Der junge Arzt war beim letzten Weltenbrand ein Kopenhagener Knabe.

 

233. Ich werde schreien, spü rt Thesi, ich will nicht schreien, ich will nicht, aber ich – ich schreie, schreie (я сейчас закричу, чувствует Тези, я не хочу кричать, я не хочу, но я – я кричу, кричу) –. «Nein, nein – bitte, lieber Gott, nein (нет, нет – пожалуйста, милостивый Боже, нет)! » schreit Thesi (кричит Тези). Ä rzte und Schwestern wenden sich mit einem Ruck zur Tü r (врачи и сестры рывком поворачиваются к двери). Da steht ein mageres, bloß fü ß iges Wesen im langen Hemd (тут стоит худое, босоногое существо в длинной рубашке). Das Wesen schreit nicht mehr, es wimmert nur noch (существо больше уже не кричит, оно только скулит): «Bitte, nein (пожалуйста, нет) –.» Dabei fä llt eine kleine Fotografie auf den Boden, weil das Wesen die Hä nde vor den Mund presst (при этом на пол падает маленькая фотография, потому что существо прижимает руки ко рту).

«Der neue Scharlachfall (новый случай скарлатины)! » ruft einer (кричит один из них). Das ist der junge Arzt aus der Aufnahmekanzlei (это молодой врач из приемного отделения). Und da ist auch Schwester Theophania (и тут также сестра Теофания). Ihr Gesicht wird dunkelrot vor Schreck und Verlegenheit (ее лицо становится темно-красным от испуга и растерянности; die Verlegenheit – смущение).

«Aber – aber sie hat doch so schö n geschlafen (но – но она ведь так хорошо спала)», murmelt sie hilflos und schaut verwirrt den Herrn Primararzt an (беспомощно бормочет она и растерянно смотрит на господина главного врача).

 

233. Ich werde schreien, spü rt Thesi, ich will nicht schreien, ich will nicht, aber ich – ich schreie, schreie –. «Nein, nein – bitte, lieber Gott, nein! » schreit Thesi. Ä rzte und Schwestern wenden sich mit einem Ruck zur Tü r. Da steht ein mageres, bloß fü ß iges Wesen im langen Hemd. Das Wesen schreit nicht mehr, es wimmert nur noch: «Bitte, nein –.»

Dabei fä llt eine kleine Fotografie auf den Boden, weil das Wesen die Hä nde vor den Mund presst.

«Der neue Scharlachfall! » ruft einer. Das ist der junge Arzt aus der Aufnahmekanzlei. Und da ist auch Schwester Theophania. Ihr Gesicht wird dunkelrot vor Schreck und Verlegenheit.

«Aber – aber sie hat doch so schö n geschlafen», murmelt sie hilflos und schaut verwirrt den Herrn Primararzt an.

 

234. Der Herr Primararzt kü mmert sich jetzt nicht um Schwester Theophania (господин главный врач беспокоится сейчас не о сестре Теофании). Er schiebt die Zunä chststehenden zur Seite und geht auf Thesi zu (он отодвигает в сторону стоящих впереди и идет к Тези). Thesi weicht vor ihm zurü ck, seine Brille funkelt, der Herr Primararzt wird sehr bö se sein (Тези отодвигается от него назад, его очки сверкают, господин главный врач будет очень зол = видимо, очень зол).

«Oh – bitte, entschuldigen Sie (о – пожалуйста, извините меня) –.» «Komm nur (пойдем)», sagt der Herr Primararzt einfach und legt den Arm sehr lieb und freundlich um Thesis Schultern (просто говорит господин главный врач и кладет руку по-доброму, по-дружески на плечо Тези = по-доброму, по-дружески обнимает Тези за плечо).

Thesi senkt den Kopf, ihre Stimme klingt ganz zerbrochen vor Angst (Тези опускает голову, ее голос звучит от страха совсем хрипло; zerbrechen – разбивать): «Verzeihung – aber Sie wissen ja nicht (простите – но Вы не знаете) –.»

 

234. Der Herr Primararzt kü mmert sich jetzt nicht um Schwester Theophania. Er schiebt die Zunä chststehenden zur Seite und geht auf Thesi zu. Thesi weicht vor ihm zurü ck, seine Brille funkelt, der Herr Primararzt wird sehr bö se sein.

«Oh – bitte, entschuldigen Sie –.»

«Komm nur», sagt der Herr Primararzt einfach und legt den Arm sehr lieb und freundlich um Thesis Schultern.


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