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Im Schein einer Osterkerze (при свете пасхальной свечи)



 

133Ostern (Пасха) war diesmal spä t im Jahr, es fiel in die zweite Aprilhä lfte (выпала на вторую половину апреля). Am Abend des Karfreitags (страстной пятницы) wurde Witko in die Schwarze Schule aufgenommen. (принят) Nie zuvor (никогда прежде) hatte Krabat einen so dü rren und struppigen (худого и взъерошенного) Raben gesehen wie ihn; auch glaubte er, einen rö tlichen Schimmer (рыжеватый оттенок) auf seinem Gefieder (в его оперении) wahrzunehmen, (видел: «воспринимал») aber das bildete er sich vielleicht nur ein. (лишь воображал) Den Karsamstag verbrachten die Mü llerburschen, indem sie auf Vorrat (про запас) schliefen. Am spä ten Nachmittag tischte Juro ihnen gewaltig (обильно, мощно) zu essen auf. (накрыл на стол) «Haltet euch nur dazu», (ешьте как следует) mahnte Hanzo, «ihr wisst ja, es muss eine Weile vorhalten! » (должно хватить на какое-то время, какое-то время придется обходиться без еды) Lyschko durfte zum erstenmal wieder aus der gemeinsamen Schü ssel (из общей тарелки) essen: bei Anbruch (при наступлении) der Osternacht musste aller Streit, (все споры) den es unter (среди) den Mü llerburschen gegeben hatte, begraben sein (быть забытым: «похороненным») – das verlangte die Regel. (этого требовало правило) Ums Dunkelwerden (при наступлении сумерок) schickte der Meister die Knappen aus, sich das Mal zu holen. Alles vollzog sich (происходило: sich vollziehen) genau wie im Jahr zuvor. (как в прошлом году) Wieder wurden die Burschen vom Meister ausgezä hlt, (были посчитаны) wieder gingen sie paarweise aus der Mü hle. Krabat kam diesmal mit Juro zusammen. «Wohin? » fragte Juro, nachdem sie sich Decken geholt hatten. «Wenn es dir recht ist: (если хочешь, если угодно) zu Bä umels Tod.» «Ist gut», meinte Juro, «wenn du den Weg nur weiß t. Auf mich ist bei Nacht kein Verlass, (нельзя положиться) da muss ich schon froh sein, (тут уж я должен быть рад) wenn ich vom Haus in den Stall finde, (дойду из… до…) ohne mich zu verlaufen.» (не заблудившись) «Ich gehe voraus», (вперед, первый) sagte Krabat. «Sieh zu, (смотри, будь внимателен) dass du in der Dunkelheit nicht abhanden kommst! » (не потеряйся: abhanden kommen – пропасть) Den Weg, den sie gehen mussten, war Krabat erst einmal (лишь однажды) gegangen, mit Tonda damals. (тогда) Den Koselbruch zu durchqueren war ja nicht schwer.

 

Im Schein einer Osterkerze

 

133 Ostern war diesmal spä t im Jahr, es fiel in die zweite Aprilhä lfte. Am Abend des Karfreitags wurde Witko in die Schwarze Schule aufgenommen. Nie zuvor hatte Krabat einen so dü rren und struppigen Raben gesehen wie ihn; auch glaubte er, einen rö tlichen Schimmer auf seinem Gefieder wahrzunehmen, aber das bildete er sich vielleicht nur ein. Den Karsamstag verbrachten die Mü llerburschen, indem sie auf Vorrat schliefen. Am spä ten Nachmittag tischte Juro ihnen gewaltig zu essen auf. «Haltet euch nur dazu», mahnte Hanzo, «ihr wisst ja, es muss eine Weile vorhalten! » Lyschko durfte zum erstenmal wieder aus der gemeinsamen Schü ssel essen: bei Anbruch der Osternacht musste aller Streit, den es unter den Mü llerburschen gegeben hatte, begraben sein – das verlangte die Regel. Ums Dunkelwerden schickte der Meister die Knappen aus, sich das Mal zu holen. Alles vollzog sich genau wie im Jahr zuvor. Wieder wurden die Burschen vom Meister ausgezä hlt, wieder gingen sie paarweise aus der Mü hle. Krabat kam diesmal mit Juro zusammen. «Wohin? » fragte Juro, nachdem sie sich Decken geholt hatten. «Wenn es dir recht ist: zu Bä umels Tod.» «Ist gut», meinte Juro, «wenn du den Weg nur weiß t. Auf mich ist bei Nacht kein Verlass, da muss ich schon froh sein, wenn ich vom Haus in den Stall finde, ohne mich zu verlaufen.» «Ich gehe voraus», sagte Krabat. «Sieh zu, dass du in der Dunkelheit nicht abhanden kommst! » Den Weg, den sie gehen mussten, war Krabat erst einmal gegangen, mit Tonda damals. Den Koselbruch zu durchqueren war ja nicht schwer.

 

134 Erst drauß en, jenseits (по ту сторону) des Waldes konnte es schwierig werden, wenn es den Feldweg (проселочную дорогу) zu finden galt, (нужно было) der an Schwarzkollm vorbeifü hrte. (вела мимо) «Schlimmstenfalls», (в самом худшем случае) sagte sich Krabat, «mü ssen wir querfeldein (прямо через поле) laufen...» – aber da fehlte nichts. (но все прошло хорошо: «ничего не отсутствовало, не не хватало) Trotz der Finsternis (несмотря на темноту) stieß en (наткнулись) sie wie von selbst (сами по себе) auf den Pfad (на тропу). Die Lichter des Dorfes zur Linken, (по левой стороне) gingen sie durch die Felder, erreichten nach einer Weile die Fahrstraß e jenseits (по ту сторону) des Ortes und folgten ihr bis zur nä chsten Biegung. (до поворота) «Hier mü sste es sein», sagte Krabat. Sie tasteten sich (пошли на ощупь) am Waldrand von Fö hre zu Fö hre. (от сосны к сосне) Krabat war froh, als er endlich den kantigen Stamm (граненый, ребристый ствол) des Holzkreuzes mit den Fingern berü hrte. (прикоснулся пальцами) «Zu mir her, (иди сюда) Juro! » Eilends (быстро, поспешно) kam Juro herbeigestolpert. (спотыкаясь) «Wie du das bloß (просто) geschafft hast, (сделал, получилось) Krabat – das soll dir mal einer nachmachen! » (сделать как ты, повторить за тобой) Er kramte (порылся, пошарил) in seinen Taschen nach Stahl und Feuerstein, (огниво и кремень: der Stahl der Feuerstein) dann setzten sie eine Handvoll Reisig in Brand. (подожгли хворост) Beim Schein des Feuerchens klaubten sie (собрали) auf dem Waldboden Rindenstü cke (кору: die Rinde das Stü ck) und dü rre Ä ste (сухие ветки) zusammen. «Das Nachschü ren (разжигание) ü bernehme ich (беру на себя)», sagte Juro. «Mit Feuer und Holz kann ich umgehen, (обращаться) dazu (для этого) reicht es (достаточно/умения/) gerade noch (как раз только).» Krabat hü llte sich in die Decke und setzte sich unter das Kreuz. Wie Tonda vor einem Jahr hier gesessen hatte, saß heute er da: aufrecht, (прямо) mit angezogenen Knien, (с поджатыми коленями) den Rü cken gegen den Stamm gelehnt. (прислонившись спиной к стволу) Juro vertrieb sich die Zeit (проводил время) mit Geschichtenerzä hlen (рассказывая истории). Dann und wann (время от времени) sagte Krabat «ja» dazu, oder «ach» oder «sieh mal an! » (да ну) Er sagte es auf gut Glü ck, (наобум) ohne richtig hinzuhö ren. (не слушая внимательно) Mehr brauchte es nicht, (было не нужно) um Juro zufriedenzustellen. (удовлетворить) Eifrig (живо, задорно) erzä hlte er weiter, von dem und jenem, (о том и о сем) was ihm gerade einfiel. (приходило в голову) Es schien ihm nichts auszumachen, (казалось, его совсем не заботило) dass Krabat kaum bei der Sache war. (едва слушал, почти не слушал) Krabat dachte an Tonda – und dachte zugleich (и одновременно) an die Kantorka. Ohne dass er es wollte, (вопреки его желанию) war sie ihm eingefallen. Er freute sich auf den Augenblick, (ждал и радовался, предвкушал) da er sie wü rde singen hö ren, vom Dorf herü ber um Mitternacht. Und wenn er sie nicht hö rte? Wenn ein anderes Mä dchen vorsang (запевала) in diesem Jahr? Bei dem Versuch, sich die Stimme der Kantorka vorzustellen, (представить себе) machte er die Entdeckung, (открытие) dass ihm das nicht mehr mö glich war: dass sie weg war aus seinem Gedä chtnis, (из его памяти) verschwunden, ausgelö scht. (пропала, стерта) Oder kam ihm das nur so vor? (казалось) Das war schmerzlich (больно) fü r ihn; und der Schmerz, den er da empfand, war von einer besonderen Art, (особого рода) die ihm neu war: als sei er an einer Stelle (в том месте) getroffen worden, (задет, затронут) von der er bislang (до этого) nicht gewusst hatte, dass es sie gab. (что оно есть)

 

134 Erst drauß en, jenseits des Waldes konnte es schwierig werden, wenn es den Feldweg zu finden galt, der an Schwarzkollm vorbeifü hrte. «Schlimmstenfalls», sagte sich Krabat, «mü ssen wir querfeldein laufen...» – aber da fehlte nichts. Trotz der Finsternis stieß en sie wie von selbst auf den Pfad. Die Lichter des Dorfes zur Linken, gingen sie durch die Felder, erreichten nach einer Weile die Fahrstraß e jenseits des Ortes und folgten ihr bis zur nä chsten Biegung. «Hier mü sste es sein», sagte Krabat. Sie tasteten sich am Waldrand von Fö hre zu Fö hre. Krabat war froh, als er endlich den kantigen Stamm des Holzkreuzes mit den Fingern berü hrte. «Zu mir her, Juro! » Eilends kam Juro herbeigestolpert. «Wie du das bloß geschafft hast, Krabat – das soll dir mal einer nachmachen! » Er kramte in seinen Taschen nach Stahl und Feuerstein, dann setzten sie eine Handvoll Reisig in Brand. Beim Schein des Feuerchens klaubten sie auf dem Waldboden Rindenstü cke und dü rre Ä ste zusammen. «Das Nachschü ren ü bernehme ich», sagte Juro. «Mit Feuer und Holz kann ich umgehen, dazu reicht es gerade noch.» Krabat hü llte sich in die Decke und setzte sich unter das Kreuz. Wie Tonda vor einem Jahr hier gesessen hatte, saß heute er da: aufrecht, mit angezogenen Knien, den Rü cken gegen den Stamm gelehnt. Juro vertrieb sich die Zeit mit Geschichtenerzä hlen. Dann und wann sagte Krabat «ja» dazu, oder «ach» oder «sieh mal an! » Er sagte es auf gut Glü ck, ohne richtig hinzuhö ren. Mehr brauchte es nicht, um Juro zufriedenzustellen. Eifrig erzä hlte er weiter, von dem und jenem, was ihm gerade einfiel. Es schien ihm nichts auszumachen, dass Krabat kaum bei der Sache war. Krabat dachte an Tonda – und dachte zugleich an die Kantorka. Ohne dass er es wollte, war sie ihm eingefallen. Er freute sich auf den Augenblick, da er sie wü rde singen hö ren, vom Dorf herü ber um Mitternacht. Und wenn er sie nicht hö rte? Wenn ein anderes Mä dchen vorsang in diesem Jahr? Bei dem Versuch, sich die Stimme der Kantorka vorzustellen, machte er die Entdeckung, dass ihm das nicht mehr mö glich war: dass sie weg war aus seinem Gedä chtnis, verschwunden, ausgelö scht. Oder kam ihm das nur so vor? Das war schmerzlich fü r ihn; und der Schmerz, den er da empfand, war von einer besonderen Art, die ihm neu war: als sei er an einer Stelle getroffen worden, von der er bislang nicht gewusst hatte, dass es sie gab.

 

135 Er versuchte, darü ber hinwegzukommen, (не думать об этом) indem er sich sagte: «Ich habe mir nie was aus Mä dchen gemacht, (был равнодушен) und so will ich es auch in Zukunft (в будущем) halten. (поступать: «держать») Was hä tte ich denn davon? (что получилось бы из этого) Es wü rde mir eines Tages doch nur wie Tonda ergehen. (случилось бы, было бы также) Dann sä ß e ich da (сидел бы) – und das Herz ist mir schwer von Kummer. (от печали) Und nachts, wenn mein Blick auf die mondhelle Heide fä llt, gehe ich manchmal aus mir hinaus (выхожу из себя, за свои пределы) und suche den Ort auf, (нахожу, прихожу) wo die, der ich Unglü ck gebracht habe, unterm Rasen (под землей: «под травой) liegt...» Die Kunst des Aussich-Hinausgehens hatte Krabat inzwischen erlernt. (освоил) Sie gehö rte zu (оно относилось) jenen wenigen Kü nsten, die anzuwenden (использовать которые) der Meister die Burschen gewarnt hatte – «weil es leicht sein kann, dass jemand, der seinen Kö rper verlassen (покинул) hat, nicht mehr hineinfindet». (не сможет вернуться назад: «во внутрь») Denn das hatte der Meister den Mü hlknappen eingeschä rft: (вбил в голову) aus sich hinausgehen konnte man erst (лишь) nach Einbruch (после наступления) der Dunkelheit – und zurü ckkehren nur vor Anbruch (перед рассветом) des neuen Tages. Wer sich versä umte (ошибся и опоздал) und lä nger ausblieb, (отсутствовал / в теле дольше) fü r den gab es kein Zurü ck mehr. Sein Kö rper blieb ihm verschlossen (оставалось для него закрытым) und wurde fü r tot begraben, wä hrend er selbst dann umherirren (блуждать вокруг) musste, ruhelos (не зная покоя: die Ruhe) zwischen Tod und Leben, unfä hig, (неспособный) sich zu zeigen, (показаться, явиться) zu sprechen oder sich sonstwie (еще как-нибудь) bemerkbar (заметным) zu machen – und darin lag die besondere Qual (мучение) dieses Zustandes: (этого состояния) noch der windigste Poltergeist (самый ветреный барабашка) konnte ja wenigstens klopfen, (хотя бы стучать) mit Tö pfen klappern (громыхать посудой: «горшками») und Holzscheiter gegen die Wand schmeiß en. (поленья швырять о стену) «Nein», dachte Krabat, «ich werde mich hü ten, (остерегусь) aus mir hinauszugehen – was immer mich auch verlocken sollte.» (что бы меня не прельщало) Juro war still geworden, er hockte am Feuer und rü hrte sich kaum. (не двигался) Wenn er nicht ab und zu (если бы он время от времени) einen Ast in die Glut geschoben, (не совал ветку в костер: «пекло») ein Rindenstü ck nachgeschü rt hä tte: (не ворошил кусок коры) Krabat wä re versucht gewesen zu glauben, er sei ihm davongeschlafen. (был бы склонен: «соблазнен» думать, что тот заснул)

 

135 Er versuchte, darü ber hinwegzukommen, indem er sich sagte: «Ich habe mir nie was aus Mä dchen gemacht, und so will ich es auch in Zukunft halten. Was hä tte ich denn davon? Es wü rde mir eines Tages doch nur wie Tonda ergehen. Dann sä ß e ich da – und das Herz ist mir schwer von Kummer. Und nachts, wenn mein Blick auf die mondhelle Heide fä llt, gehe ich manchmal aus mir hinaus und suche den Ort auf, wo die, der ich Unglü ck gebracht habe, unterm Rasen liegt...» Die Kunst des Aus-sich-Hinausgehens hatte Krabat inzwischen erlernt. Sie gehö rte zu jenen wenigen Kü nsten, die anzuwenden der Meister die Burschen gewarnt hatte – «weil es leicht sein kann, dass jemand, der seinen Kö rper verlassen hat, nicht mehr hineinfindet». Denn das hatte der Meister den Mü hlknappen eingeschä rft: aus sich hinausgehen konnte man erst nach Einbruch der Dunkelheit – und zurü ckkehren nur vor Anbruch des neuen Tages. Wer sich versä umte und lä nger ausblieb, fü r den gab es kein Zurü ck mehr. Sein Kö rper blieb ihm verschlossen und wurde fü r tot begraben, wä hrend er selbst dann umherirren musste, ruhelos zwischen Tod und Leben, unfä hig, sich zu zeigen, zu sprechen oder sich sonstwie bemerkbar zu machen – und darin lag die besondere Qual dieses Zustandes: noch der windigste Poltergeist konnte ja wenigstens klopfen, mit Tö pfen klappern und Holzscheiter gegen die Wand schmeiß en. «Nein», dachte Krabat, «ich werde mich hü ten, aus mir hinauszugehen – was immer mich auch verlocken sollte.» Juro war still geworden, er hockte am Feuer und rü hrte sich kaum. Wenn er nicht ab und zu einen Ast in die Glut geschoben, ein Rindenstü ck nachgeschü rt hä tte: Krabat wä re versucht gewesen zu glauben, er sei ihm davongeschlafen.

 

136 So wurde es Mitternacht. Wieder tö nten von ferne die Osterglocken (послышались издалека пасхальные колокола), und abermals hob in Schwarzkollm eine Mä dchenstimme zu singen an (снова начал петь, затянул песню девичий голос) – die Stimme, die Krabat kannte, auf die er gewartet, nach der er vergebens (тщетно, напрасно) in seinem Gedä chtnis gesucht hatte. Jetzt aber, da er sie hö rte, fand er es unbegreiflich, (непонятно, непостижимо) wie er sie hatte vergessen kö nnen. «Erstanden ist Der heilig Christ» (воскрес святой Христос) Halleluja, Halleluja! » Krabat lauscht (слушает) dem Gesang der Mä dchen im Dorf, wie die Stimmen sich abwechseln, (сменяют друг друга) erst die eine und dann die andern, und wä hrend die anderen singen, wartet er schon darauf, dass die eine sie wieder ablö st. (сменит) «Was fü r Haar (какие волосы) sie wohl hat, die Kantorka? » muss er denken. «Braun vielleicht – oder schwarz – oder weizenfarben? » (цвета пшеницы) Das mö chte er wissen. Er mö chte das Mä dchen sehen, das er da singen hö rt, es verlangt ihn danach. (ему очень хочется, он чувствует желание) «Wenn ich aus mir hinausginge? » denkt er. «Fü r wenige Augenblicke nur – bloß so lang, um ihr ins Gesicht zu schauen...» Schon spricht er die Formel, schon spü rt er, wie er sich loslö st (выходит, освобождается) aus seinem Kö rper, wie er sich ausatmet, (выдыхает себя) in die schwarze Nacht hinaus. Er wirft einen Blick auf das Feuer zurü ck: auf Juro, der dahockt, (сидит там) als werde er jeden Augenblick einschlafen – auf sich selbst, wie er aufrecht sitzend am Kreuz lehnt, nicht tot, nicht lebendig. (не жив и не мертв) Alles, was Krabats Leben ausmacht, (составляет) ist nun hier drauß en, (вне) ist auß erhalb. (за пределами) Frei ist es, leicht und unbeschwert (необремененный) – und sehr wach, (бодрствующий) sehr viel wacher mit allen Sinnen, (всеми чувствами) als er es je gewesen ist. (чем он был когда-либо) Noch zö gert er, (медлит) seinen Kö rper allein zu lassen. Es gilt da, (нужно) ein letztes Band zu lö sen. (распустить последнюю ленту: «связь») Das fä llt ihm nicht leicht, (это дается ему не легко) weil er weiß, dass es eine Trennung fü r immer sein kann. (что разлука, разъединение может быть навсегда) Trotzdem wendet er sich vom Anblick (отворачивается от вида) des Burschen am Feuer, der seinen Namen trä gt (носит), ab (отворачивается: sich abwenden) – und begibt sich (направляется) ins Dorf. Niemand hö rt Krabat, niemand vermag (никто не может) ihn zu sehen.

 

136 So wurde es Mitternacht. Wieder tö nten von ferne die Osterglocken, und abermals hob in Schwarzkollm eine Mä dchenstimme zu singen an – die Stimme, die Krabat kannte, auf die er gewartet, nach der er vergebens in seinem Gedä chtnis gesucht hatte. Jetzt aber, da er sie hö rte, fand er es unbegreiflich, wie er sie hatte vergessen kö nnen. «Erstanden ist Der heilig Christ» Halleluja, Halleluja! » Krabat lauscht dem Gesang der Mä dchen im Dorf, wie die Stimmen sich abwechseln, erst die eine und dann die andern, und wä hrend die anderen singen, wartet er schon darauf, dass die eine sie wieder ablö st. «Was fü r Haar sie wohl hat, die Kantorka? » muss er denken. «Braun vielleicht – oder schwarz – oder weizenfarben? » Das mö chte er wissen. Er mö chte das Mä dchen sehen, das er da singen hö rt, es verlangt ihn danach. «Wenn ich aus mir hinausginge? » denkt er. «Fü r wenige Augenblicke nur – bloß so lang, um ihr ins Gesicht zu schauen...» Schon spricht er die Formel, schon spü rt er, wie er sich loslö st als seinem Kö rper, wie er sich ausatmet, m die schwarze Nacht hinaus. Er wirft einen Blick auf das Feuer zurü ck: auf Juro, der dahockt, als werde er jeden Augenblick einschlafen – auf sich selbst, wie er aufrecht sitzend am Kreuz lehnt, nicht tot, nicht lebendig. Alles, was Krabats Leben ausmacht, ist nun hier drauß en, ist auß erhalb. Frei ist es, leicht und unbeschwert – und sehr wach, sehr viel wacher mit allen Sinnen, als er es je gewesen ist. Noch zö gert er, seinen Kö rper allein zu lassen. Es gilt da, ein letztes Band zu lö sen. Das fä llt ihm nicht leicht, weil er weiß, dass es eine Trennung fü r immer sein kann. Trotzdem wendet er sich vom Anblick des Burschen am Feuer, der seinen Namen trä gt, ab – und begibt sich ins Dorf. Niemand hö rt Krabat, niemand vermag ihn zu sehen.

 

137 Er selbst aber hö rt und sieht alles mit einer Deutlichkeit, (с отчетливостью) die ihn staunen macht. (заставляет удивляться) Singend ziehen die Mä dchen mit ihren Laternen (с их фонарями) und Osterkerzen die Dorfstraß e auf und ab, (туда-сюда) in der Abendmahlstracht, (в одеяниях для причащения: das Abendmal die Tracht) die schwarz ist, vom Schuh bis zum Hä ubchen (с ног до головы: «от туфлей до чепчика») – mit Ausnahme (за исключением) eines weiß en Stirnbandes (белой ленты на голове: die Stirn – лоб das Band – лента) ü ber dem in der Mitte gescheitelten, (с пробором посередине) straff nach hinten gekä mmten Haar. (гладко зачесанными назад волосами) Krabat verhä lt sich, (ведет себя) wie Krabat sich auch verhalten hä tte, wä re er sichtbar (видимый) gewesen: Er gesellt sich den Dorfburschen zu, (присоединяется) die in Gruppen zu beiden Seiten der Straß e stehen, die Mä dchen beobachtend. (рассматривая) Scherzworte (шутки) fallen und Zurufe. (выкрики) «Kö nnt ihr nicht lauter singen – man hö rt euch kaum! » (вас едва слышно) «Aufpassen mit (осторожно с) den Lichtern – dass ihr euch nicht die Nasen daran verbrennt! » (не обожгите носы) «Mö gt ihr nicht herkommen (подойдите сюда) und euch ein bisschen wä rmen lassen (погрейтесь) – ihr seid ja ganz blaugefroren! » (уже посинели от холода) Die Mä dchen tun so, (делали вид) als seien die Burschen am Straß enrand nicht vorhanden (не существуют) fü r sie. Dies ist ihre Nacht, sie gehö rt ihnen (принадлежит им) ganz allein. Ruhig ziehen sie ihres Weges (своей дорогой) und singen, straß auf, (вверх по улице) straß ab. (вниз по улице) Spä ter gehen sie dann in eines der Bauernhä user zum Aufwä rmen. (чтобы согреться) Die Burschen versuchen nachzudrä ngen, (проникнуть) der Hausvater weist sie ab. (не пускает: abweisen – отсылать; отклонять, выпроваживать) Da eilen sie an die Stubenfenster und spä hen hinein. (вглядываются вовнутрь) Die Mä dchen umringen (окружают) den Ofen, die Bä uerin reicht ihnen Osterkü chlein (протягивает, подает им пасхальные пирожки) und heiß e Milch. Mehr sehen die Burschen nicht, denn gleich ist der Hausvater wieder zur Stelle, (снова появляется) diesmal mit einem Stecken. (с палкой: der Stecken) «Ksch! » macht er, wie man lä stige Kater (надоедливых котов) fortscheucht. (прогоняет) «Weg da, ihr Kerle – oder es setzt was! » (а то получите) Die Burschen verziehen sich (удаляются) maulend; (ворча) auch Krabat folgt ihnen, der es gar nicht nö tig hä tte. (которому это и необязательно, ненужно) In der Nachbarschaft (недалеко: «по соседству) warten sie, bis die Mä dchen das Haus verlassen und weiterziehen. Krabat weiß ja nun, dass die Kantorka helles Haar hat. (светлые волосы) Schmal (стройная) ist sie und von hohem Wuchs, (высокого роста) und sie hat eine stolze Art, (гордый вид, с достоинством) wie sie geht und den Kopf hä lt. Eigentlich kö nnte er lä ngst zu Juro ans Feuer zurü ckkehren, und das sollte er wohl. Doch bisher ist es so gewesen, dass er die Kantorka nur aus der Ferne (издали) beobachtet hat, vom Straß enrand, und nun will er ihr in die Augen (в глаза) sehen. Krabat wird eins (становится единым, воплощается) mit dem Kerzenlicht, (со светом свечи) das die Kantorka vor sich herträ gt. (несет перед собой) Nun ist er ihr nahe – so nah, wie er nie zuvor (как никогда прежде) einem Mä dchen gewesen ist. Er blickt in ein junges Gesicht, das sehr schö n ist im strengen Rahmen von Stirnband und Hä ubchen. Die Augen sind groß und sanft (мягкие), sie blicken auf ihn hernieder (вниз) und sehen ihn nicht – oder doch? (или все же /видят) Er weiß, dass es hö chste Zeit (самое время) ist, ans Feuer zurü ckzukehren.

 

137 Er selbst aber hö rt und sieht alles mit einer Deutlichkeit, die ihn staunen macht. Singend ziehen die Mä dchen mit ihren Laternen und Osterkerzen die Dorfstraß e auf und ab, in der Abendmahlstracht, die schwarz ist, vom Schuh bis zum Hä ubchen – mit Ausnahme eines weiß en Stirnbandes ü ber dem in der Mitte gescheitelten, straff nach hinten gekä mmten Haar. Krabat verhä lt sich, wie Krabat sich auch verhalten hä tte, wä re er sichtbar gewesen: Er gesellt sich den Dorfburschen zu, die in Gruppen zu beiden Seiten der Straß e stehen, die Mä dchen beobachtend. Scherzworte fallen und Zurufe. «Kö nnt ihr nicht lauter singen – man hö rt euch kaum! » «Aufpassen mit den Lichtern – dass ihr euch nicht die Nasen daran verbrennt! » «Mö gt ihr nicht herkommen und euch ein bisschen wä rmen lassen – ihr seid ja ganz blaugefroren! » Die Mä dchen tun so, als seien die Burschen am Straß enrand nicht vorhanden fü r sie. Dies ist ihre Nacht, sie gehö rt ihnen ganz allein. Ruhig ziehen sie ihres Weges und singen, straß auf, straß ab. Spä ter gehen sie dann in eines der Bauernhä user zum Aufwä rmen. Die Burschen versuchen nachzudrä ngen, der Hausvater weist sie ab. Da eilen sie an die Stubenfenster und spä hen hinein. Die Mä dchen umringen den Ofen, die Bä uerin reicht ihnen Osterkü chlein und heiß e Milch. Mehr sehen die Burschen nicht, denn gleich ist der Hausvater wieder zur Stelle, diesmal mit einem Stecken. «Ksch! » macht er, wie man lä stige Kater fortscheucht. «Weg da, ihr Kerle – oder es setzt was! » Die Burschen verziehen sich maulend; auch Krabat folgt ihnen, der es gar nicht nö tig hä tte. In der Nachbarschaft warten sie, bis die Mä dchen das Haus verlassen und weiterziehen. Krabat weiß ja nun, dass die Kantorka helles Haar hat. Schmal ist sie und von hohem Wuchs, und sie hat eine stolze Art, wie sie geht und den Kopf hä lt. Eigentlich kö nnte er lä ngst zu Juro ans Feuer zurü ckkehren, und das sollte er wohl. Doch bisher ist es so gewesen, dass er die Kantorka nur aus der Ferne beobachtet hat, vom Straß enrand, und nun will er ihr in die Augen sehen. Krabat wird eins mit dem Kerzenlicht, das die Kantorka vor sich herträ gt. Nun ist er ihr nahe – so nah, wie er nie zuvor einem Mä dchen gewesen ist. Er blickt in ein junges Gesicht, das sehr schö n ist im strengen Rahmen von Stirnband und Hä ubchen. Die Augen sind groß und sanft, sie blicken auf ihn hernieder und sehen ihn nicht – oder doch? Er weiß, dass es hö chste Zeit ist, ans Feuer zurü ckzukehren.

 

138 Aber die Augen des Mä dchens, die hellen Augen im Kranz der Wimpern (в венце ресниц: der Kranz die Wimper) halten ihn fest, (удерживают его) er kommt nicht mehr los davon. (не может оторваться) Die Stimme der Kantorka hö rt er nur noch von fern, sie ist ihm jetzt nicht mehr wichtig, seit (с тех пор как) er ihr in die Augen sieht. Krabat weiß, dass es auf den Morgen zugeht: (что приближается утро: «что дело идет к утру») er kann sich nicht trennen. Er weiß, dass sein Leben verspielt ist, (проиграна, потеряна) wenn er sich nicht zur rechten Zeit (вовремя) losmacht (вырвется) und heimkehrt: (возвратится) er weiß es – und schafft es nicht. (и не может это сделать, не справляется с этим) Bis ein plö tzlicher (внезапная), greller Schmerz (резкая боль) ihn durchzuckt (пронзает его), der wie Feuer brennt (которая горит, как огонь) und ihn jä h hinwegreiß t. (резко вырывает его) Krabat fand sich am Waldrand wieder (очутился), bei Juro. Auf seinem Handrü cken (на ладони) lag ein glü hendes (тлеющий) Stü ckchen Holz, rasch schü ttelte er es ab. (стряхнул) «O Krabat! » rief Juro, «das habe ich nicht gewollt! Du bist mir auf einmal (вдруг) so merkwü rdig (странным) vorgekommen (показался), so anders als sonst (чем обычно) – da hab ich dir ins Gesicht geleuchtet (посветил), mit diesem Span da. (этой лучиной: der Span) Wer konnte denn wissen, dass dir die Glut (здесь: огонь) auf die Hand fä llt... Zeig her, ob es schlimm ist! » «Es geht», sagte Krabat. Er spuckte auf (плюнул на) die verbrannte Stelle. (обожжённое место) Wie dankbar er Juro war fü r sein Ungeschick, (неловкость: das Ungeschick) durfte er ihm nicht zeigen. Ohne sein Zü ndeln (без его игры с огнем) sä ß e er jetzt nicht (не сидел бы) hier, gewiss nicht. Der Schmerz auf dem Handrü cken hatte bewirkt, (вызвала, стала причиной) dass Krabat sich in Gedankenschnelle (со скоростью мысли) mit seinem Kö rper vereinigt hatte – um keine Minute zu frü h. «Es tagt», (светает) sagte Krabat, «wir wollen die Spä ne schneiden.» (давай нарежем лучины) Sie schnitten die Spä ne, sie steckten sie in die Glut. «Ich zeichne dich, (мечу тебя) Bruder, Mit Kohle vom Holzkreuz –Ich zeichne dich Mit dem Mal der GeheimenBruderschaft.» Auf dem Heimweg zur Mü hle begegneten sie den Mä dchen mit ihren Wasserkrü gen. (с кувшинами) Einen Augenblick ü berlegte Krabat, (поразмыслил) ob er die Kantorka ansprechen (заговорить с) sollte. Aber dann ließ er es bleiben: (не стал этого делать) weil Juro dabei war – und weil er die Kantorka nicht erschrecken wollte.

 

138 Aber die Augen des Mä dchens, die hellen Augen im Kranz der Wimpern, halten ihn fest, er kommt nicht mehr los davon. Die Stimme der Kantorka hö rt er nur noch von fern, sie ist ihm jetzt nicht mehr wichtig, seit er ihr in die Augen sieht. Krabat weiß, dass es auf den Morgen zugeht: er kann sich nicht trennen. Er weiß, dass sein Leben verspielt ist, wenn er sich nicht zur rechten Zeit losmacht und heimkehrt: er weiß es – und schafft es nicht. Bis ein plö tzlicher, greller Schmerz ihn durchzuckt, der wie Feuer brennt und ihn jä h hinwegreiß t. Krabat fand sich am Waldrand wieder, bei Juro. Auf seinem Handrü cken lag ein glü hendes Stü ckchen Holz, rasch schü ttelte er es ab. «O Krabat! » rief Juro, «das habe ich nicht gewollt! Du bist mir auf einmal so merkwü rdig vorgekommen, so anders als sonst – da hab ich dir ins Gesicht geleuchtet, mit diesem Span da. Wer konnte denn wissen, dass dir die Glut auf die Hand fä llt... Zeig her, ob es schlimm ist! » «Es geht», sagte Krabat. Er spuckte auf die verbrannte Stelle. Wie dankbar er Juro war fü r sein Ungeschick, durfte er ihm nicht zeigen. Ohne sein Zü ndeln sä ß e er jetzt nicht hier, gewiss nicht. Der Schmerz auf dem Handrü cken hatte bewirkt, dass Krabat sich in Gedankenschnelle mit seinem Kö rper vereinigt hatte – um keine Minute zu frü h. «Es tagt», sagte Krabat, «wir wollen die Spä ne schneiden.» Sie schnitten die Spä ne, sie steckten sie in die Glut. «Ich zeichne dich, Bruder, Mit Kohle vom Holzkreuz –Ich zeichne dichMit dem Mal der GeheimenBruderschaft.» Auf dem Heimweg zur Mü hle begegneten sie den Mä dchen mit ihren Wasserkrü gen. Einen Augenblick ü berlegte Krabat, ob er die Kantorka ansprechen sollte. Aber dann ließ er es bleiben: weil Juro dabei war – und weil er die Kantorka nicht erschrecken wollte.

 


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