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Sie nickte und sah ihm freundlich ins Gesicht. – «Ich habe dich auch verteidigt», sagte sie nach einer Pause.



«Mich? Gegen wen hattest du das nö tig? »

«Gegen meine Mutter. Wir sprachen gestern Abend, als du weggegangen warst, noch lange ü ber dich. Sie meinte, du seiest nicht mehr so gut, wie du gewesen.»

 

7. Reinhard schwieg einen Augenblick (Райнхард помолчал одно мгновение: schweigen – schwieg – молчать); dann aber nahm er ihre Hand in die seine (затем взял ее руку в свою) und indem er ihr ernst in ihre Kinderaugen blickte, sagte er (и, взглянув серьезно в ее детские глаза, сказал): «Ich bin noch eben so gut, wie ich gewesen bin (я все еще такой же хороший, каким был); glaube du das nur fest (только верь в это крепко)! Glaubst du es, Elisabeth (ты веришь этому, Элизабет)? »

«Ja», sagte sie. Er ließ ihre Hand los und ging rasch mit ihr durch die letzte Straß e (он отпустил ее руку и пошел быстро с ней по последней улице). Je nä her ihm der Abschied kam (чем ближе приближалось прощание), desto freudiger ward sein Gesicht (тем радостнее становилось его лицо (ward = wurde – werden); er ging ihr fast zu schnell (он шел для нее почти слишком быстро = она почти не успевала за ним).

«Was hast du (что с тобой), Reinhard? » fragte sie.

«Ich habe ein Geheimnis, ein schö nes (у меня есть тайна, прекрасная тайна)! »

sagte er und sah sie wieder mit leuchtenden Augen an (и посмотрел на нее снова горящими глазами). «Wenn ich nach zwei Jahren wieder da bin, dann sollst du es erfahren (когда я через два года снова буду здесь, тогда ты должна будешь узнать ее).»

Mittlerweile hatten sie den Postwagen erreicht (тем временем они достигли почтовой кареты); es war noch eben Zeit genug (времени еще было достаточно). Noch einmal nahm Reinhard ihre Hand (еще раз взял Райнхард ее руку. «Leb wohl (прощай: «живи хорошо»)! » sagte er, «Leb wohl, Elisabeth. Vergiss es nicht (не забудь про это)! »

Sie schü ttelte mit dem Kopf (она покачала головой). «Leb wohl! » sagte sie. Reinhard stieg hinein und die Pferde zogen an (Райнхард сел, и лошади тронулись: anziehen – трогаться с места).

Als der Wagen um die Straß enecke rollte, sah er noch einmal ihre liebe Gestalt (когда повозка завернула за угол улицы, он увидел еще раз ее дорогой образ), wie sie langsam den Weg zurü ckging (как она медленно возвращалась).

 

7. Reinhard schwieg einen Augenblick; dann aber nahm er ihre Hand in die seine, und indem er ihr ernst in ihre Kinderaugen blickte, sagte er: «Ich bin noch eben so gut, wie ich gewesen bin; glaube du das nur fest! Glaubst du es, Elisabeth? »

«Ja», sagte sie. Er ließ ihre Hand los und ging rasch mit ihr durch die letzte Straß e. Je nä her ihm der Abschied kam, desto freudiger ward sein Gesicht; er ging ihr fast zu schnell.

«Was hast du, Reinhard? » fragte sie.

«Ich habe ein Geheimnis, ein schö nes! » sagte er und sah sie wieder mit leuchtenden Augen an. «Wenn ich nach zwei Jahren wieder da bin, dann sollst du es erfahren.»

Mittlerweile hatten sie den Postwagen erreicht; es war noch eben Zeit genug. Noch einmal nahm Reinhard ihre Hand. «Leb wohl! » sagte er, «Leb wohl, Elisabeth. Vergiss es nicht! »

Sie schü ttelte mit dem Kopf. «Leb wohl! » sagte sie. Reinhard stieg hinein und die Pferde zogen an. Als der Wagen um die Straß enecke rollte, sah er noch einmal ihre liebe Gestalt, wie sie langsam den Weg zurü ckging.

 

Ein Brief (Письмо)

 

Fast zwei Jahre nachher saß Reinhard von seiner Lampe zwischen Bü chern und Papieren in Erwartung eines Freundes (почти два года спустя Райнхард сидел перед своей лампой между книгами и бумагами в ожидании друга), mit welchem er gemeinschaftliche Studien ü bte (с которым он выполнял совместные исследования/штудии). Man kam die Treppe herauf (кто-то поднимался вверх по лестнице). «Herein! » (войдите! – Es war die Wirtin (это была хозяйка). «Ein Brief fü r sie, Herr Werner (письмо для Вас, господин Вернер)! » Dann entfernte sie sich wieder (затем она снова удалилась). Reinhard hatte seit seinem Besuch in der Heimat nicht an Elisabeth geschrieben (Райнхард со времени своего посещения родного города не писал Элизабет: die Heimat – родина) und von ihr keinen Brief mehr erhalten (и от нее не получил больше ни одного письма). Auch dieser war nicht von ihr (и это тоже было не от нее), es war die Hand seiner Mutter (это была рука его матери). Reinhard brach und las, und bald las er folgendes (Райнхард разорвал /конверт/ и стал читать, и вскоре он прочитал следующее: brechen – ломать; lesen – читать):

«In Deinem Alter, mein liebes Kind, hat noch fast jedes Jahr sein eigenes Gesicht (в Твоем возрасте, мое дорогое дитя, почти каждый год имеет свое собственное лицо): denn die Jugend lä sst sich nicht ä rmer machen (так как молодость не позволяет делать себя беднее). Hier ist auch manches anders geworden (здесь тоже кое-что другим стало = изменилось), was Dir wohl erstan weh tun wird (что, пожалуй, Тебе вначале причинит боль), wenn ich Dich sonst recht verstanden habe (если я Тебя обычно правильно понимала). Erich hat sich gestern endlich das Jawort von Elisabeth geholt (Эрих вчера наконец получил согласие от Элизабет), nachdem er in dem letzten Vierteljahr zweimal vergebens angefragt hatte (после того как за последнюю четверть года дважды напрасно спрашивал). Sie hat sich immer nicht dazu entschließ en kö nnen (она все не могла решиться на это); nun hat sie es endlich doch getan (теперь она наконец все-таки сделала это); sie ist auch noch gar so jung (она еще так молода). Die Hochzeit soll bald sein, und die Mutter wird dann mit ihnen fortgehen (свадьба должна скоро состояться, и мать тогда уедет вместе с ними).»

 

Fast zwei Jahre nachher saß Reinhard von seiner Lampe zwischen Bü chern und Papieren in Erwartung eines Freundes, mit welchem er gemeinschaftliche Studien ü bte. Man kam die Treppe herauf. «Herein! » – Es war die Wirtin. «Ein Brief fü r sie, Herr Werner! » Dann entfernte sie sich wieder.

Reinhard hatte seit seinem Besuch in der Heimat nicht an Elisabeth geschrieben und von ihr keinen Brief mehr erhalten. Auch dieser war nicht von ihr, es war die Hand seiner Mutter. Reinhard brach und las, und bald las er folgendes:

«In Deinem Alter, mein liebes Kind, hat noch fast jedes Jahr sein eigenes Gesicht: denn die Jugend lä sst sich nicht ä rmer machen. Hier ist auch manches anders geworden, was Dir wohl erstan weh tun wird, wenn ich Dich sonst recht verstanden habe. Erich hat sich gestern endlich das Jawort von Elisabeth geholt, nachdem er in dem letzten Vierteljahr zweimal vergebens angefragt hatte. Sie hat sich immer nicht dazu entschließ en kö nnen; nun hat sie es endlich doch getan; sie ist auch noch gar so jung. Die Hochzeit soll bald sein, und die Mutter wird dann mit ihnen fortgehen.»

 

Immensee (Озеро Иммензее)

 

1. Wiederum waren Jahre vorü ber (снова прошли годы). – Auf einem abwä rtsfü hrenden schattigen Waldwege (по одной тенистой, ведущей вниз лесной дороге: abwä rts – вниз; fü hren – вести) wanderte an einem warmen Frü hlingsnachmittage ein junger Mann mit krä ftigem, gebrä untem Antlitz (путешествовал одним теплым весенним днем молодой человек с крепким, загорелым лицом). Mit seinen ernsten graunen Augen sah er gespannt in die Ferne (своими серьезными серыми глазами он смотрел напряженно в даль), als erwarte er endlich eine Verä nderung des einfö rmigen Weges (как будто ожидая наконец-то изменения однообразной дороги), die jedoch immer nicht eintreten wollte (которое, однако, никак не хотело наступить). Endlich kam ein Karrenfuhrwerk langsam von unten herauf (наконец проехала медленно снизу наверх повозка). «Holla! Guter Freund (эй, добрый друг)», rief der Wanderer dem nebengehenden Bauer zu (закричал путник идущему рядом с повозкой крестьянину), «geht´ s hier recht nach Immensee (эта дорога действительно ведет к озеру Иммензее)? »

«Immer geradeaus (все время прямо)», antwortete der Mann und rü ckte an seinem Rundhute (ответил мужчина и сдвинул свою круглую шляпу). «Hat´ s denn noch weit bis dahin (далеко ли еще до озера)? » «Der Herr ist dicht davor (господин прямо перед ним: dicht – плотный). Keine halbe Pfeif’ Tobak, so haben´ s den See; das Herrenhaus liegt hart daran (меньше полтрубки табака, и будет озеро, господский дом лежит у самого озера: hart – твердый, крепкий; непосредственно, в непосредственной близости, вплотную).»

 

1. Wiederum waren Jahre vorü ber. – Auf einem abwä rtsfü hrenden schattigen Waldwege wanderte an einem warmen Frü hlingsnachmittage ein junger Mann mit krä ftigem, gebrä untem Antlitz. Mit seinen ernsten graunen Augen sah er gespannt in die Ferne, als erwarte er endlich eine Verä nderung des einfö rmigen Weges, die jedoch immer nicht eintreten wollte. Endlich kam ein Karrenfuhrwerk langsam von unten herauf. «Holla! Guter Freund», rief der Wanderer dem nebengehenden Bauer zu, «geht´ s hier recht nach Immensee? »

«Immer geradeaus», antwortete der Mann und rü ckte an seinem Rundhute. «Hat´ s denn noch weit bis dahin? »

«Der Herr ist dicht davor. Keine halbe Pfeif’ Tobak, so haben´ s den See; das Herrenhaus liegt hart daran.»

 

2. Der Bauer fuhr vorü ber (крестьянин проехал мимо); der andere ging eiliger unter den Bä umen entlang (другой пошел еще быстрее под деревьями вдоль дороги). Nach einer Viertelstunde hö rte ihm zur Linken plö tzlich der Schatten auf (через четверть часа слева от него неожиданно закончилась тень: aufhö ren – прекращаться); der Weg fü hrte an einem Abhang, aus dem die Gipfel hundertjä hriger Eichen nur kaum hervorragten (дорога вела к склону, из- за которого вершины столетних дубов лишь едва выступали). Ü ber sie hinweg ö ffnete sich eine weite, sonnige Landschaft (над ними открывался широкий, солнечный вид). Tief unten lag der See (глубоко внизу лежало озеро), ruhig, dunkelblau, fast ringsum von grü nen, sonnbeschienenen Wä ldern umgeben (спокойное, темно-синее, почти полностью окруженное зелеными, освещенными солнцем лесами); nur an einer Stelle traten sie auseinander (только в одном месте они расступались) und gewä hrten eine tiefe Fernsicht (и давали глубокий вид в даль), bis auch diese durch blaue Berge geschlossen wurde (пока и его не закрывали голубые горы). Quer gegenü ber, mitten in dem grü nen Laub der Wä lder (напротив, в центре зеленой листвы лесов; quer – поперек), lag es wie Schnee darü berher (лежало на них нечто похожее на снег); das waren blü hende Obstbä ume (это были цветущие фруктовые деревья), und daraus hervor auf dem hohen Ufer erhob sich das Herrenhaus, weiß mit roten Ziegeln (и над ними возвышался на высоком берегу господский дом, белый с красной черепицей: sich erheben – подниматься, возвышаться). Ein Storch flog vom Schornstein auf (аист взлетел с трубы: auffliegen – взлететь) und kreiste langsam ü ber dem Wasser (и закружил медленно над водой). – «Immensee! » rief der Wanderer (воскликнул путешественник). Es war fast, als hä tte er jetzt das Ziel seiner Reise erreicht (было = казалось, что он теперь достиг цели своего путешествия), denn er stand unbeweglich und sah ü ber die Gipfel der Bä ume zu seinen Fü ß en hinü ber ans andere Ufer (так как он стоял неподвижно и смотрел поверх верхушек деревьев на их основания на другой берег), wo das Spiegelbild des Herrenhauses leise schaukelnd auf dem Wasser schwamm (где отражение господского дома, тихо покачиваясь, плыло по воде: schaukeln – качать; schwimmen – плавать). Dann setzte er plö tzlich seinen Weg fort (затем он неожиданно продолжил свой путь: fortsetzen – продолжать).

 

2. Der Bauer fuhr vorü ber; der andere ging eiliger unter den Bä umen entlang. Nach einer Viertelstunde hö rte ihm zur Linken plö tzlich der Schatten auf; der Weg fü hrte an einem Abhang, aus dem die Gipfel hundertjä hriger Eichen nur kaum hervorragten. Ü ber sie hinweg ö ffnete sich eine weite, sonnige Landschaft. Tief unten lag der See, ruhig, dunkelblau, fast ringsum von grü nen, sonnbeschienenen Wä ldern umgeben; nur an einer Stelle traten sie auseinander und gewä hrten eine tiefe Fernsicht, bis auch diese durch blaue Berge geschlossen wurde. Quer gegenü ber, mitten in dem grü nen Laub der Wä lder, lag es wie Schnee darü berher; das waren blü hende Obstbä ume, und daraus hervor auf dem hohen Ufer erhob sich das Herrenhaus, weiß mit roten Ziegeln. Ein Storch flog vom Schornstein auf und kreiste langsam ü ber dem Wasser. – «Immensee! » rief der Wanderer. Es war fast, als hä tte er jetzt das Ziel seiner Reise erreicht, denn er stand unbeweglich und sah ü ber die Gipfel der Bä ume zu seinen Fü ß en hinü ber ans andere Ufer, wo das Spiegelbild des Herrenhauses leise schaukelnd auf dem Wasser schwamm. Dann setzte er plö tzlich seinen Weg fort.

 

3. Er ging jetzt fast steil den Berg hinab (он шел теперь почти отвесно вниз с горы), so dass die untenstehenden Bä ume wieder Schatten gewä hrten (так что стоящие внизу деревья снова давали тень), zugleich aber die Aussicht auf den See verdeckten (но одновременно они закрывали вид на озеро), der nur zuweilen zwischen den Lü cken der Zweige hindurchblitzte (которое лишь изредка проблескивало через просветы веток). Bald ging es wieder sanft empor (скоро снова пошло = дорога пошла слегка вверх), und nun verschwand rechts und links die Holzung (и вот исчез справа и слева лес); statt dessen streckten sich dichtbelaubte Obstbä ume voll summender, wü hlender Bienen (вместо него тянулись густо покрытые листвой фруктовые деревья, наполненные жужжащими и копошащимися пчелами: das Laub – листва, das Obst – фрукты; der Baum – die Bä ume – деревья). Ein stattlicher Mann in braunem Ü berrock kam dem Wanderer entgegen (статный мужчина в коричневом сюртуке шел навстречу путешественнику). Als er ihn fast erreicht hatte (когда он его почти достиг), schwenkte er seine Mü tze und rief mit heller Stimme (помахал он своей шапкой и закричал звонким голосом): «Willkommen, willkommen, Bruder Reinhard (добро пожаловать, брат Райнхард)! Willkommen auf Gut Immensee (добро пожаловать в поместье Иммензее)! »

«Gott grü ß dich, Erich, und Dank fü r dein Willkommen (приветствую тебя, Эрих, и спасибо тебе за теплый прием)! » rief ihm der andere entgegen (крикнул другой в ответ).

 

3. Er ging jetzt fast steil den Berg hinab, so dass die untenstehenden Bä ume wieder Schatten gewä hrten, zugleich aber die Aussicht auf den See verdeckten, der nur zuweilen zwischen den Lü cken der Zweige hindurchblitzte. Bald ging es wieder sanft empor, und nun verschwand rechts und links die Holzung; statt desssen streckten sich dichtbelaubte Obstbä ume voll summender, wü hlender Bienen. Ein stattlicher Mann in braunem Ü berrock kam dem Wanderer entgegen. Als er ihn fast erreicht hatte, schwenkte er seine Mü tze und rief mit heller Stimme: «Willkommen, willkommen, Bruder Reinhard! Willkommen auf Gut Immensee! »

«Gott grü ß dich, Erich, und Dank fü r dein Willkommen! » rief ihm der andere entgegen.

 

4. Dann waren sie zueinander gekommen und reichten sich die Hä nde (затем они подошли друг к другу и подали руки). «Bist du es denn aber auch (это точно ли ты)? » sagte Erich, als er so nahe in das ernste Gesicht seines alten Schulkameraden sah (когда он близко посмотрел в серьезное лицо своего старого школьного товарища).

«Freilich bin ich’s, Erich, und du bist es auch (конечно это я, Эрих, а это – ты), nur siehst du noch fast heiterer aus, als du schon sonst immer getan hast (только ты выглядишь веселее, чем ты это делал всегда раньше = чем ты был раньше).»

Ein frohes Lä cheln machte Erichs einfache Zü ge bei diesen Worten noch um vieles heiterer (радостная улыбка сделала простые черты лица Эриха при этих словах еще намного более веселыми). «Ja, Bruder Reinhard», sagte er, diesem noch einmal Hand reichend (еще раз протянув ему руку), «ich habe aber auch seitdem das Groß e Los gezogen, du weiß t es ja (я же вытянул с тех пор большой приз = мне выпало большое счастье, ты ведь это знаешь! ).» Dann rieb er sich die Hä nde und rief vergnü gt (затем от потер руки и воскликнул довольно: reiben – тереть): «Das wird eine Ü berraschung (вот это будет сюрприз)! Den erwartet sie nicht, in alle Ewigkeit nicht (его она не ждет, во веки веков не ждет)! »

«Eine Ü berraschung? » fragte Reinhard. «Fü r wen denn (для кого же)? »

«Fü r Elisabeth.»

«Elisabeth! Du hast ihr nicht von meinem Besuch gesagt (ты ничего не сказал ей о моем приезде)? »

«Kein Wort, Bruder Reinhard; sie denkt nicht an dich, die Mutter auch nicht (ни слова, брат Райнхард; она не думает о тебе, и мать тоже). Ich hab dich ganz im geheim verschrieben, damit die Freude desto grö ß er sei (я выписал тебя совершенно тайно/по секрету, чтобы тем больше была радость). Du weiß t, ich hatte immer so meine stillen Plä nchen (ты ведь знаешь, у меня всегда были мои тихие задумки: «планы»: das Plä nchen – уменьшительное от der Plan).»

 

4. Dann waren sie zueinander gekommen und reichten sich die Hä nde. «Bist du es denn aber auch? » sagte Erich, als er so nahe in das ernste Gesicht seines alten Schulkameraden sah.

«Freilich bin ich´ s, Erich, und du bist es auch, nur siehst du noch fast heiterer aus, als du schon sonst immer getan hast.»

Ein frohes Lä cheln machte Erichs einfache Zü ge bei diesen Worten noch um vieles heiterer. «Ja, Bruder Reinhard», sagte er, diesem noch einmal Hand reichend, «ich habe aber auch seitdem das Groß e Los gezogen, du weiß t es ja.» Dann rieb er sich die Hä nde und rief vergnü gt: «Das wird eine Ü berraschung! Den erwartet sie nicht, in alle Ewigkeit nicht! »

«Eine Ü berraschung? » fragte Reinhard. «Fü r wen denn? »

«Fü r Elisabeth.»

«Elisabeth! Du hast ihr nicht von meinem Besuch gesagt? »

«Kein Wort, Bruder Reinhard; sie denkt nicht an dich, die Mutter auch nicht. Ich hab dich ganz im geheim verschrieben, damit die Freude desto grö ß er sei. Du weiß t, ich hatte immer so meine stillen Plä nchen.»

 

5. Reinhard wurde nachdenklich (Райнхард стал задумчивым = задумался); der Atem schien ihm schwer zu werden (казалось, ему становилось трудно дышать: der Atem – дыхание), je nä her sie dem Hofe kamen (чем ближе они подходили ко двору). An der linken Seite des Weges hö rten nun auch die Weingä rten auf (с левой стороны уже закончились и виноградники) und machten einem weitlä ufigen Kü chengarten Platz (и уступили место большому огороду: die Kü che – кухня; der Garten – сад), der sich bis fast an das Ufer des Sees hinabzog (который тянулся почти до берега озера). Der Storch hatte sich mittlerweile niedergelassen und spazierte gravitä tisch zwischen den Gemü sebeeten umher (аист тем временем опустился и важно разгуливал между овощных грядок). «Holla (эй)! » rief Erich, in die Hä nde klatschend (закричал Эрих, хлопая в ладоши), «stiehlt mir der hochbeinige Ä gypter schon wieder meine kurzen Erbsenstangen (длинноногий египтянин снова ворует у меня мои короткие побеги гороха)! » Der Vogel erhob sich langsam und flog auf das Dach eines neuen Gebä udes (птица медленно поднялась и полетела на крышу нового здания), das am Ende des Kü chengartens lag (которое лежало = располагалось в конце огорода) und dessen Mauern mit aufgebundenen Pfirsich- und Aprikosenbä umen ü berzweigt waren (и стены которого были закрыты ветвями подвязанных персиковых и абрикосовых деревьев: der Zweig – ветвь; aufbinden подвязывать). «Das ist die Spritfabrik» (это фабрика по изготовлению спирта), sagte Erich; «ich habe sie erst vor zwei Jahren angelegt (я построил ее всего два года назад). Die Wirtschaftsgebä ude hat mein Vater selig neu aufsetzen lassen (хозяйственные постройки велел построить мой покойный отец: selig – блаженный; покойный); das Wohnhaus ist schon von meinem Groß vater gebaut worden (жилой дом был построен еще моим дедом). So kommt man immer ein bisschen weiter (так и движешься/движутся все время немного вперед).»

 

5. Reinhard wurde nachdenklich; der Atem schien ihm schwer zu werden, je nä her sie dem Hofe kamen. An der linken Seite des Weges hö rten nun auch die Weingä rten auf und machten einem weitlä ufigen Kü chengarten Platz, der sich bis fast an das Ufer des Sees hinabzog. Der Storch hatte sich mittlerweile niedergelassen und spazierte gravitä tisch zwischen den Gemü sebeeten umher. «Holla! » rief Erich, in die Hä nde klatschend, «stiehlt mir der hochbeinige Ä gypter schon wieder meine kurzen Erbsenstangen! » Der Vogel erhob sich langsam und flog auf das Dach eines neuen Gebä udes, das am Ende des Kü chengartens lag und dessen Mauern mit aufgebundenen Pfirsich- und Aprikosenbä umen ü berzweigt waren. «Das ist die Spritfabrik», sagte Erich; «ich habe sie erst vor zwei Jahren angelegt. Die Wirtschaftsgebä ude hat mein Vater selig neu aufsetzen lassen; das Wohnhaus ist schon von meinem Groß vater gebaut worden. So kommt man immer ein bisschen weiter.»

 

6. Sie waren bei diesen Worten auf einen gerä umigen Platz gekommen (при этих словах они подошли к большой площадке), der an den Seiten durch die lä ndlichen Wirtschaftsgebä ude (которая по сторонам сельскими постройками), im Hintergrunde durch das Herrenhaus begrenzt wurde (а сзади господским домом была ограничена), an dessen beide Flü gel sich eine hohe Gartenmauer anschloss (к обоим флигелям которого примыкала высокая ограда сада); hinter dieser sah man die Zü ge dunkler Taxuswä nde (за ней видны были ряды темных тисовых изгородей), und hin und wieder ließ en Syringenbä ume ihre blü henden Zweige an den Hofraum hinunterhä ngen (то тут, то там кусты сирени свешивали свои цветущие ветви во двор). Mä nner mit sonnen- und arbeitsheiß en Gesichtern gingen ü ber den Platz (мужчины с разгоряченными от солнца и работы лицами шли через двор) und grü ß ten die Freunde (и приветствовали друзей), wä hrend Erich dem einen und dem andern einen Auftrag oder eine Frage ü ber ihr Tagewerk entgegenrief (в то время как Эрих то одному, то другому выкрикивал поручение или спрашивал о их дневной работе). –

 

6. Sie waren bei diesen Worten auf einen gerä umigen Platz gekommen, der an den Seiten durch die lä ndlichen Wirtschaftsgebä ude, im Hintergrunde durch das Herrenhaus begrenzt wurde, an dessen beide Flü gel sich eine hohe Gartenmauer anschloss; hinter dieser sah man die Zü ge dunkler Taxuswä nde, und hin und wieder ließ en Syringenbä ume ihre blü henden Zweige an den Hofraum hinunterhä ngen. Mä nner mit sonnen- und arbeitsheiß en Gesichtern gingen ü ber den Platz und grü ß ten die Freunde, wä hrend Erich dem einen und dem andern einen Auftrag oder eine Frage ü ber ihr Tagewerk entgegenrief. –

 

7. Dann hatten sie das Haus erreicht (затем они подошли к дому: erreichen – достигать). Ein hoher, kü hler Hausflur nahm sie auf (высокие, прохладные сени приняли их), an desssen Ende sie links in einen etwas dunkleren Seitengang einbogen (в конце которых они повернули налево в немного более темный боковой проход). Hier ö ffnete Erich eine Tü r (здесь Эрих открыл дверь), und sie traten in einen gerä umigen Gartensaal (и они вошли в большой зал /выходящий окнами в сад/), der durch das Laubgedrä nge (который из-за листвы), welches die gegenü berliegenden Fenster bedeckte (которая закрывала лежащие друг против друга окна), zu beiden Seiten mit grü ner Dä mmerung erfü llt war (с обеих сторон был наполнен зелеными сумерками); zwischen diesen aber ließ en zwei hohe, weit geö ffnete Flü geltü ren (однако между ними две высокие, широко распахнутые двустворчатые двери позволяли: lassen – ließ – позволять, ö ffnen – открывать) den vollen Glanz der Frü hlingssonne hereinfallen (сиянию весеннего солнца в полной мере попадать внутрь) und gewä hrten die Aussicht in einen Garten mit gezirkelten Blumenbeeten und hohen, steilen Laubwä nden (и открывали перспективу в сад с круглыми клумбами и высокими, отвесными зелеными изгородями), geteilt durch einen graden breiten Weg (разделенными прямой широкой дорогой), durch welchen man auf den See und weiter auf die gegenü berliegenden Wä lder hinaussah (через которую было видно озеро и леса, расположенные далее по другую сторону). Als die Freunde hineintraten (когда друзья вошли), trug die Zugluft ihnen einen Strom von Duft entgegen (сквозняк принес им навстречу поток аромата).

 

7. Dann hatten sie das Haus erreicht. Ein hoher, kü hler Hausflur nahm sie auf, an desssen Ende sie links in einen etwas dunkleren Seitengang einbogen. Hier ö ffnete Erich eine Tü r, und sie traten in einen gerä umigen Gartensaal, der durch das Laubgedrä nge, welches die gegenü berliegenden Fenster bedeckte, zu beiden Seiten mit grü ner Dä mmerung erfü llt war; zwischen diesen aber ließ en zwei hohe, weit geö ffnete Flü geltü ren den vollen Glanz der Frü hlingssonne hereinfallen und gewä hrten die Aussicht in einen Garten mit gezirkelten Blumenbeeten und hohen, steilen Laubwä nden, geteilt durch einen graden breiten Weg, durch welchen man auf den See und weiter auf die gegenü berliegenden Wä lder hinaussah. Als die Freunde hineintraten, trug die Zugluft ihnen einen Strom von Duft entgegen.

 

8. Auf einer Terrasse vor der Gartentü r saß eine weiß e, mä dchenhafte Frauengestalt (на террасе перед дверью, ведущей в сад, сидела женщина в белом, с девичьей фигурой: die Gestalt – фигура). Sie stand auf (она встала) und ging den Eintretenden entgegen (и пошла вошедшим навстречу); aber auf halbem Wege blieb sie wie angewurzelt stehen (но на половине пути она остановилась как вкопанная) und starrte den Fremden unbeweglich an (и смотрела пристально и неподвижно на чужого: starren – пристально смотреть). Er streckte ihr lä chelnd die Hand entgegen (он, улыбаясь, протянул ей руку). «Reinhard! » rief sie. «Reinhard! Mein Gott, du bist es (о Господи, это ты)! – Wir haben uns lange nicht gesehen (мы давно не виделись).»

«Lange nicht (давно)», sagte er und konnte nichts weiter sagen (и не мог больше ничего сказать); denn als er ihre Stimmer hö rte (так как, когда он услышал ее голос), fü hlte er einen feinen kö rperlichen Schmerz am Herzen (он почувствовал тихую физическую боль в сердце), und wie er zu ihr aufblickte (и как = как только он на нее посмотрел), stand sie vor ihm (она стояла перед ним), dieselbe leichte, zä rtliche Gestalt (тот же самый легкий, нежный образ), der er vor Jahren in seiner Vaterstadt Lebewohl gesagt hatte (которому он несколько лет назад в своем родном городе сказал «Прощай»).

 

8. Auf einer Terrasse vor der Gartentü r saß eine weiß e, mä dchenhafte Frauengestalt. Sie stand auf und ging den Eintretenden entgegen; aber auf halbem Wege blieb sie wie angewurzelt stehen und starrte den Fremden unbeweglich an. Er streckte ihr lä chelnd die Hand entgegen. «Reinhard! » rief sie. «Reinhard! Mein Gott, du bist es! – Wir haben uns lange nicht gesehen.»

Lange nicht», sagte er und konnte nichts weiter sagen; denn als er ihre Stimmer hö rte, fü hlte er einen feinen kö rperlichen Schmerz am Herzen, und wie er zu ihr aufblickte, stand sie vor ihm, dieselbe leichte, zä rtliche Gestalt, der er vor Jahren in seiner Vaterstadt Lebewohl gesagt hatte.

 

9. Erich war mit freudestrahlendem Antlitz an der Тü r zurü ckgeblieben (Эрих с сияющим от радости лицом остался у двери: die Freude – радость, strahlen – сиять, светиться). «Nun, Elisabeth», sagte er, «gelt den hä ttest du nicht erwartet (правда, его ты не ожидала: gelt – /ю.-нем. разг./ правда? ), den in alle Ewigkeit nicht (его во веки веков нет)! »

Elisabeth sah ihn mit schwesterlichen Augen an (Элизабет посмотрела на него глазами сестры = как сестра). «Du bist so gut, Erich (ты так добр, Эрих)! » sagte sie.

Er nahm ihre schmale Hand liebkosend in die seinen (он взял ее узкую руку ласково в свои: liebkosen – ласкать). «Und nun wir ihn haben (а теперь /когда/ мы имеем его = когда он у нас)», sagte er, «nun lassen wir ihn so bald nicht wieder los (теперь мы его не скоро отпустим: loslassen – отпускать). Er ist so lange drauß en gewesen (он так долго был снаружи = далеко от нас); wir wollen ihn wieder heimisch machen (мы хотим его снова сделать местным/своим). Schau nur, wie fremd und vornehm er aussehen worden ist (посмотри только, каким чужим и знатным он стал выглядеть).» Ein scheuer Blick Elisabeths streifte Reinhards Antlitz (робкий взгляд Элизабет коснулся лица Райнхарда). «Es ist nur die Zeit (это только время), die wir nicht beisammen waren (которое мы не были вместе)», sagte er. In diesem Augenblick kam die Mutter (в этом момент вошла мать), mit einem Schlü sselkö rbchen am Arm (с коробочкой для ключей в руке), zur Tü r herein (в дверь). «Herr Werner! » sagte sie, als sie Reinhard erblickte (когда она Райнхарда увидела); «ei, ein ebenso lieber als unerwarteter Gast (столь же дорогой, как и нежданный гость).» – Und nun ging die Unterhaltung in Fragen und Antworten ihren ebenen Tritt (и теперь беседа пошла ровно в вопросах и ответах: der Tritt – шаг; eben – ровно, гладко). Die Frauen setzten sich zu ihrer Arbeit (женщины сели за свою работу), und wä hrend Reinhard die fü r ihn bereiteten Erfrischungen genoss (и в то время как Райнхард наслаждался приготовленными для него напитками: genieß en – наслаждаться), hatte Erich seinen soliden Meerschaumkopf angebrannt (Эрих зажег свою солидную пенковую курительную трубку: anbrennen – зажигать; brennen – гореть) und saß dampfend und diskurrierend an seiner Seite (и сидел, дымя и дискутируя, рядом с ним).

 

9. Erich war mit freudestrahlendem Antlitz an der Тü r zurü ckgeblieben. «Nun, Elisabeth», sagte er, «gelt den hä ttest du nicht erwartet, den in alle Ewigkeit nicht! »

Elisabeth sah ihn mit schwesterlichen Augen an. «Du bist so gut, Erich! » sagte sie. Er nahm ihre schmale Hand liebkosend in die seinen. «Und nun wir ihn haben», sagte er, «nun lassen wir ihn so bald nicht wieder los. Er ist so lange drauß en gewesen; wir wollen ihn wieder heimisch machen. Schau nur, wie fremd und vornehm er aussehen worden ist.» Ein scheuer Blick Elisabeths streifte Reinhards Antlitz. «Es ist nur die Zeit, die wir nicht beisammen waren», sagte er. In diesem Augenblick kam die Mutter, mit einem Schlü sselkö rbchen am Arm, zur Tü r herein. «Herr Werner! » sagte sie, als sie Reinhard erblickte; «ei, ein ebenso lieber als unerwarteter Gast.» – Und nun ging die Unterhaltung in Fragen und Antworten ihren ebenen Tritt. Die Frauen setzten sich zu ihrer Arbeit, und wä hrend Reinhard die fü r ihn bereiteten Erfrischungen genoss, hatte Erich seinen soliden Meerschaumkopf angebrannt und saß dampfend und diskurrierend an seiner Seite.

 

10. Am anderen Tag musste Reinhard mit ihm hinaus (на другой день Райнхард должен был с ним наружу = уехать); auf die Ä cker (на поля), in die Weinberge (в виноградники), in den Hopfengarten (в хмельник), in die Spritfabrik (на спиртовую фабрику). Es war alles wohlbestellt (все было хорошо устроено): die Leute, welche auf dem Felde und bei den Kesseln arbeiteten (люди, которые работали в поле и у котлов), hatten alle ein gesundes und zufriedenes Aussehen (имели все здоровый и довольный вид). Zu Mittag kam die Familie im Gartensaal zusammen (к полудню семья собралась в зале /выходящем окнами в сад/), und der Tag wurde dann, je nach der Muß e der Wirte, mehr oder minder gemeinschaftlich verlebt (и день тогда, если у хозяев было свободное время, проживался более или менее совместно: die Muß e – досуг, свободное время; je – в зависимости от). Nur die Stunde vor dem Abendessen (только час перед ужином), wie die ersten des Vormittags (как и первые часы до полудня), blieb Reinhard arbeitend auf seinem Zimmer (Райнхард оставался работать: «работающим» в своей комнате). Er hatte seit Jahren (он уже много лет), wo er deren habhaft werden konnte (где /только/ он смог /ими/ овладеть = получить, раздобыть: habhaft werden + Genitiv – овладеть, завладеть чем-либо), die im Volke lebenden Reime und Lieder gesammelt (собирал живущие в народе стихи и песни: sammeln – собирать) und ging nun daran, seinen Schatz zu ordnen (и теперь начал свое сокровище систематизировать: gehen an etwas – начать заниматься чем-либо) und womö glich mit neuen Aufzeichnungen aus der Umgegend zu vermehren (и, быть может, новыми записями из этой местности увеличить). – Elisabeth war zu allen Zeiten sanft und freundlich (Элизабет была все время кроткой и дружелюбной); Erichs immer gleichbleibende Aufmerksamkeit nahm sie mit einer fast demü tigen Dankbarkeit auf (постоянное внимание со стороны Эриха она воспринимала с почти безропотной благодарностью: aufnehmen – относиться к чему-либо, принимать) und Reinhard dachte mitunter (Райнхард думал порой), das heitere Kind von ehedem habe wohl eine weniger stille Frau versprochen (веселый ребенок прежних лет, пожалуй, обещал стать менее тихой женщиной: versprechen – обещать; wohl – пожалуй, вероятно; wenig – мало; still – тихий, спокойный).

 

10. Am anderen Tag musste Reinhard mit ihm hinaus; auf die Ä cker, in die Weinberge, in den Hopfengarten, in die Spritfabrik. Es war alles wohlbestellt: die Leute, welche auf dem Felde und bei den Kesseln arbeiteten, hatten alle ein gesundes und zufriedenes Aussehen. Zu Mittag kam die Familie im Gartensaal zusammen, und der Tag wurde dann, je nach der Musse der Wirte, mehr oder minder gemeinschaftlich verlebt. Nur die Stunde vor dem Abendessen, wie die ersten des Vormittags, blieb Reinhard arbeitend auf seinem Zimmer. Er hatte seit Jahren, wo er deren habhaft werden konnte, die im Volke lebenden Reime und Lieder gesammelt und ging nun daran, seinen Schatz zu ordnen und womö glich mit neuen Aufzeichnungen aus der Umgegend zu vermehren. – Elisabeth war zu allen Zeiten sanft und freundlich; Erichs immer gleichbleibende Aufmerksamkeit nahm sie mit einer fast demü tigen Dankbarkeit auf und Reinhard dachte mitunter, das heitere Kind von ehedem habe wohl eine weniger stille Frau versprochen.

 

11. Seit dem zweiten Tage seines Hierseins (со второго для своего пребывания здесь) pflegte er abends einen Spaziergang an dem Ufer des Sees zu machen (стал он по вечерам делать = совершать прогулку по берегу озера: pflegen – иметь привычку). Der Weg fü hrte hart unter dem Garten vorbei (дорога проходила вплотную под садом). Am Ende desselben (в конце которого), auf einer vorspringenden Bastei (на возвышающейся террасе: «бастионе»), stand eine Bank unter hohen Birken (стояла скамья под высокими березами); die Mutter hatte sie die Abendbank getauft (мать окрестила ее вечерней скамьей: taufen – крестить), weil der Platz gegen Abend lag (так как место располагалось к западу) und des Sonnenuntergangs halber um diese Zeit am meisten benutzt wurde (и ради заката использовалось чаще всего в это время: halber – /предлог/ из-за, ради, ввиду). – Von einem Spaziergange auf diesem Wege kehrte Reinhard eines Abends zurü ck (с прогулки по этой дороге Райнхард возвращался однажды вечером), als er vom Regen ü berrascht wurde (когда он был застигнут врасплох дождем). – Er suchte Schutz unter einer am Wasser stehenden Linde (он искал защиты под стоящей у воды липы); aber die schweren Tropfen schlugen bald durch die Blä tter (но тяжелые капли скоро пробили листья = стали проникать сквозь листья). Durchnä sst, wie er war (промокшим, как он был), ergab er sich darein und setzte langsam seinen Rü ckweg fort (покорился он этому и медленно продолжил обратный путь: sich ergeben – покоряться; fortsetzen – продолжать). Es war fast dunkel (было почти совсем темно); der Regen fiel immer dichter (дождь падал = шел все плотнее). Als er sich der Abendbank nä herte (когда он приблизился к вечерней скамейке), glaubte er (показалось ему) zwischen den schimmernden Birkenstä mmen eine weiß e Frauengestalt zu unterscheiden (что он различает между мерцающими стволами берез белую женскую фигуру). Sie stand unbeweglich und (она стояла неподвижно и), wie er beim Nä herkommen zu erkennen meinte (как ему при приближении показалось), zu ihm hingewandt (повернувшись к нему), als wenn sie jemanden erwarte (как будто она кого-то ожидала). Er glaubte, es sei Elisabeth (он думал, что это Элизабет). Als er aber rascher zuschritt (однако, когда он быстрее направился: rasch – быстро, zuschreiten – направляться, подходить, schreiten – шагать), um sie zu erreichen (чтобы ее достичь = подойти к ней) und dann mit ihr zusammen durch den Garten ins Haus zurü ckzukehren (и затем вместе с ней вернуться через сад в дом), wandte sie sich langsam ab (она медленно отвернулась) und verschwand in die dunkeln Seitengä nge (и исчезла в темные боковые проходы: verschwinden – исчезать). Er konnte das nicht reimen (он не мог это связать = объяснить; reimen – рифмовать); er war aber fast zornig aus Elisabeth (он был почти сердит на Элизабет); und dennoch zweifelte er (и все же он сомневался: zweifeln), ob sie es gewesen sei (она ли это была); aber er scheute sich, sie danach zu fragen (но он постеснялся ее об этом спросить); ja, er ging bei seiner Rü ckkehr nicht in den Gartensaal (он даже не пошел при своем возвращении в зал /окна которого выходили в сад/), nur um Elisabeth nicht etwa durch die Gartentü r hereintreten zu sehen (только для того, чтобы не увидеть Элизабет, входящую через дверь из сада).

 

11. Seit dem zweiten Tage seines Hierseins pflegte er abends einen Spaziergang an dem Ufer des Sees zu machen. Der Weg fü hrte hart unter dem Garten vorbei. Am Ende desselben, auf einer vorspringenden Bastei, stand eine Bank unter hohen Birken; die Mutter hatte sie die Abendbank getauft, weil der Platz gegen Abend lag und des Sonnenuntergangs halber um diese Zeit am meisten benutzt wurde. – Von einem Spaziergange auf diesem Wege kehrte Reinhard eines Abends zurü ck, als er vom Regen ü berrascht wurde. – Er suchte Schutz unter einer amWasser stehenden Linde; aber die schweren Tropfen schlugen bald durch die Blä tter. Durchnä sst, wie er war, ergab er sich darein und setzte langsam seinen Rü ckweg fort. Es war fast dunkel; der Regen fiel immer dichter. Als er sich der Abendbank nä herte, glaubte er zwischen den schimmernden Birkenstä mmen eine weiß e Frauengestalt zu unterscheiden. Sie stand unbeweglich und, wie er beim Nä herkommen zu erkennen meinte, zu ihm hingewandt, als wenn sie jemanden erwarte. Er glaubte, es sei Elisabeth. Als er aber rascher zuschritt, um sie zu erreichen und dann mit ihr zusammen durch den Garten ins Haus zurü ckzukehren, wandte sie sich langsam ab und verschwand in die dunkeln Seitengä nge. Er konnte das nicht reimen; er war aber fast zornig aus Elisabeth; und dennoch zweifelte er, ob sie es gewesen sei; aber er scheute sich, sie danach zu fragen; ja, er ging bei seiner Rü ckkehr nicht in den Gartensaal, nur um Elisabeth nicht etwa durch die Gartentü r hereintreten zu sehen.

 

Meine Mutter hat’s gewollt (Этого хотела моя мать)

 

1. Einige Tage nachher (несколько дней спустя), es ging schon gegen Abend (шло к вечеру = приближался вечер), saß die Familie, wie gewö hnlich um diese Zeit (сидела семья, как обычно в это время), im Gartensaal (в зале /окна которого выходили в сад/) zusammen (вместе). Die Tü ren standen offen (двери стояли открытыми = были открыты); die Sonne war schon hinter den Wä ldern jenseits des Sees (солнце было уже за лесами по ту сторону озера). Reinhard wurde um die Mitteilung einiger Volkslieder gebeten (Райнхарда попросили о сообщении некоторых народных песен: bitten – просить, wurde gebeten – был попрошен), welche er am Nachmittage von einem auf dem Lande wohnenden Freunde geschickt bekommen hatte (которые он во второй половине дня получил получил от одного друга, живущего в сельской местности: schicken – посылать; bekommen – получать). Er ging auf sein Zimmer (он сходил в свою комнату) und kam gleich darauf mit einer Papierrolle zurü ck (и вскоре вернулся со свертком бумаги), welche aus einzelnen sauber geschriebenen Blä ttern zu bestehen schien (которая, казалось, состояла из отдельных чисто = аккуратно исписанных страниц: bestehen aus – состоять из).

Man setzte sich an den Tisch (сели за стол), Elisabeth an Reinhards Seite (Элизабет рядом с Райнхардом). «Wir lesen auf gut Glü ck (мы почитаем наудачу: das Glü ck – счастье)», sagte er, «ich habe sie selber noch nicht durchgesehen (я их сам еще не просматривал).»

Elisabeth rollte das Manuskript auf (Элизабет развернула рукопись). «Hier sind Noten (здесь ноты)», sagte sie, «das musst du singen, Reinhard (это ты должен спеть).»

 

1. Einige Tage nachher, es ging schon gegen Abend, saß die Familie, wie gewö hnlich um diese Zeit, im Gartensaal zusammen. Die Tü ren standen offen; die Sonne war schon hinter den Wä ldern jenseits des Sees. Reinhard wurde um die Mitteilung einiger Volkslieder gebeten, welche er am Nachmittage von einem auf dem Lande wohnenden Freunde geschickt bekommen hatte. Er ging auf sein Zimmer und kam gleich darauf mit einer Papierrolle zurü ck, welche aus einzelnen sauber geschriebenen Blä ttern zu bestehen schien.

Man setzte sich an den Tisch, Elisabeth an Reinhards Seite. «Wir lesen auf gut Glü ck», sagte er, «ich habe sie selber noch nicht durchgesehen.» Elisabeth rollte das Manuskript auf. «Hier sind Noten», sagte sie, «das musst du singen, Reinhard.»

 

2. Und dieser las nun zuerst einige Tiroler Schnaderhü pferl (и он прочитал сначала несколько тирольских частушек), indem er beim Lesen je zuweilen die lustige Melodie mit halber Stimme anklingen ließ (напевая вполголоса время от времени при чтении веселую мелодию). Eine allgemeine Heiterkeit bemä chtigte sich der kleinen Gesellschaft (всеобщее веселье завладело маленькой компанией). «Wer hat doch aber die schö nen Lieder gemacht (но кто же сочинил эти прекрасные песни)? » fragte Elisabeth. «Ei», sagte Erich, «das hö rt man den Dingern schon an (это слышно = понятно уже из самих этих штук = песен); Schneidergesellen und Friseure und derlei luftiges Gesindel (подмастерья портных, и парикмахеры, и прочий легкомысленный/ветреный сброд).»

Reinhard sagte: «Sie werden gar nicht gemacht (их вообще не делают), sie wachsen (они растут), sie fallen aus der Luft (падают из воздуха), sie fliegen ü ber Land wie Mariengarn (они летают по земле, как паутинки), hierhin und dorthin (сюда и туда), und werden an tausend Stellen zugleich gesungen (и поются в тысяче мест одновременно). Unser eigenstes Tun und Leiden finden wir in diesen Liedern (наши самые личные дела и страдания находим мы в этих песнях); es ist, als ob wir alle an ihnen mitgeholfen hä tten (это так, как будто мы все в них помогали: helfen – помогать).»

 

2. Und dieser las nun zuerst einige Tiroler Schnaderhü pferl, indem er beim Lesen je zuweilen die lustige Melodie mit halber Stimme anklingen ließ. Eine allgemeine Heiterkeit bemä chtigte sich der kleinen Gesellschaft. «Wer hat doch aber die schö nen Lieder gemacht? » fragte Elisabeth.

«Ei», sagte Erich, «das hö rt man den Dingern schon an; Schneidergesellen und Friseure und derlei luftiges Gesindel.»

Reinhard sagte: «Sie werden gar nicht gemacht, sie wachsen, sie fallen aus der Luft, sie fliegen ü ber Land wie Mariengarn, hierhin und dorthin, und werden an tausend Stellen zugleich gesungen. Unser eigenstes Tun und Leiden finden wir in diesen Liedern; es ist, als ob wir alle an ihnen mitgeholfen hä tten.»

 

3. Er nahm ein anderes Blatt (он взял другую страницу); «Ich stand auf hohen Bergen... (я стоял в высоких горах…)»

«Das kenne ich! (это я знаю)» rief Elisabeth. «Stimme nur an, Reinhard, ich will dir helfen (запевай, Райнхард, я хочу тебе помочь).» Und nun sangen sie jene Melodie (и тут они запели ту мелодию), die so rä tselhaft ist (которая на столько загадочна: das Rä tsel – загадка), dass man nicht glauben kann (что не возможно поверить), sie sei von Menschen erdacht worden (что она придумана людьми: erdenken – придумывать); Elisabeth mit ihrer etwas verdeckten Altstimme dem Tenor sekundierend (Элизабет вторила своим глубоким альтом тенору: verdeckt – скрытый, глубокий; die Stimme – голос).

Die Mutter saß inzwischen emsig an ihrer Nä herei (мать сидела в это время усердно над своим шитьем: nä hen – шить), Erich hatte die Hä nde ineinander gelegt und hö rte andä chtig zu (Эрих сложил руки и благоговейно слушал). Als das Lied zu Ende war (когда песня закончилась), legte Reinhard das Blatt schweigend beiseite (Райнхард отложил страницу молча в сторону). Vom Ufer des Sees herauf kam durch die Abendstille das Gelä ute der Herdenglocken (с берега озера вверх поднимались сквозь вечернюю тишину звуки колокольчиков табуна: die Herde – стадо, табун; die Glocke – колокольчик); sie horchten unwillkü rlich (они прислушались невольно); da hö rten sie eine klare Knabenstimme singen (тут они услышали чистый юношеских голос):

Ich stand auf hohen Bergen (я стоял в высоких горах), Und sah ins tiefe Tal (и смотрел в глубокую долину)...

Reinhard lä chelte (Райнхард улыбнулся): «Hö rt ihr es wohl (вы слышите это)? So geht’s von Mund zu Mund (вот так оно переходит из уст в уста).»

«Es wird oft in der Gegend gesungen (это часто поют в этой местности)», sagte Elisabeth.

«Ja», sagte Erich, «es ist der Hirtenkaspar (это пастух); er treibt die Starken heim (он гонит домой молодых коров: «сильных»).»

 

3. Er nahm ein anderes Blatt; «Ich stand auf hohen Bergen...»

«Das kenne ich! » rief Elisabeth. «Stimme nur an, Reinhard, ich will dir helfen.» Und nun sangen sie jene Melodie, die so rä tselhaft ist, dass man nicht glauben kann, sie sei von Menschen erdacht worden; Elisabeth mit ihrer etwas verdeckten Altstimme dem Tenor sekundierend. Die Mutter saß inzwischen emsig an ihrer Nä herei, Erich hatte die Hä nde ineinander gelegt und hö rte andä chtig zu. Als das Lied zu Ende war, legte Reinhard das Blatt schweigend beiseite. Vom Ufer des Sees herauf kam durch die Abendstille das Gelä ute der Herdenglocken; sie horchten unwillkü rlich; da hö rten sie eine klare Knabenstimme singen:

Ich stand auf hohen Bergen, Und sah ins tiefe Tal...

Reinhard lä chelte: «Hö rt ihr es wohl? So geht’s von Mund zu Mund.»

«Es wird oft in der Gegend gesungen», sagte Elisabeth.

«Ja», sagte Erich, «es ist der Hirtenkaspar; er treibt die Starken heim.»

 

4. Sie horchten noch eine Weile (они послушали еще некоторое время), bis das Gelä ute oben hinter den Wirtschaftsgebä uden verschwunden war (пока звуки не исчезли наверху за хозяйственными постройками: verschwinden – исчезать). Das sind Urtö ne (это изначальные звуки: ur- – указывает на древность, первичность)», sagte Reinhard; «sie schlafen in Waldesgrü nden (они спят в лесной почве); Gott weiß, wer sie gefunden hat (Бог знает, кто их нашел: wissen – знать).»

Er zog ein neues Blatt heraus (он вытащил новый лист: herausziehen – zog heraus – вытянуть, вытащить). Es war schon dunkler geworden (стало уже темнее); ein roter Abendschein lag wie Schaum auf denWä ldern jenseits des Sees (красный вечерний свет лежал, как пена, на лесах по ту сторону озера). Reinhard rollte das Blatt auf (Райнхард развернул лист), Elisabeth legte an der einen Seite ihre Hand darauf (Элизабет положила с одной стороны свою руку на него) und sah mit hinein (и посмотрела в него). Dann las Reinhard (тогда прочитал Райнхард):

Meine Mutter hat’s gewollt (моя мать хотела этого),

Den andern ich nehmen sollt (другого я взять должна была);

Was ich zuvor besessen (что я раньше имела: besitzen – besaß – besessen – владеть, обладать),

Mein Herz sollt es vergessen (мое сердце должно было бы это забыть);

Das hat es nicht gewollt (этого оно не хотело).

Meine Mutter klag ich an (мою мать я обвиняю),

Sie hat nicht wohl getan (она не хорошо сделала);

Was sonst in Ehren stü nde (что раньше в почете стояло бы),

Nun ist es worden Sü nde (теперь стало грехом);

Was fang ich an (что мне делать: «что я начну»)?

Fü r all mein Stolz und Freud (за всю мою гордость и радость)

Gewonnen hab ich Leid (получила я страдания: gewinnen – gewann – gewonnen – обретать; выигрывать).

Ach, wä r das nicht geschehen (ах, если бы это не произошло),

Ach, kö nnt ich betteln gehen (ах, я могла бы просить милостыню пойти)

Ü ber die braune Heid (по коричневым пустошам)!

 

4. Sie horchten noch eine Weile, bis das Gelä ute oben hinter den Wirtschaftsgebä uden verschwunden war. Das sind Urtö ne», sagte Reinhard; «sie schlafen in Waldesgrü nden; Gott weiß, wer sie gefunden hat.»


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