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Nur diese Stunde Bist du noch mein; Sterben, ach sterben Soll ich allein.



 

4. Wä hrend der Geigenspieler in raschem Tempo das Nachspiel einsetzte (в то время как скрипач в быстром темпе заиграл финал), gesellte sich ein neuer Ankö mmling zu der Gruppe (к группе присоединился вновь прибывший).

«Ich wollte dich abholen, Reinhard (я хотел забрать тебя, Райнхард)», sagte er.

«Du warst schon fort (ты уже ушел); aber das Christkind war bei dir eingekehrt (но младенец Христос заходил к тебе: einkehren bei jemandem – заходить к кому-либо).»

«Das Christkind? » sagte Reinhard, «das kommt nicht mehr zu mir (он ко мне больше не приходит).»

«Ei was (да что ты)! Dein ganzes Zimmer roch nach Tannenbaum und braunen Kuchen (вся твоя комната пахла елкой и коричневыми пирогами = пряниками: riechen – пахнуть)».

Reinhard setzte das Glas aus der Hand und griff nach seiner Mü tze (Райнхард поставил стакан и схватил свою шапку: greifen – хватать).

«Was willst du (что ты хочешь)? » fragte das Mä dchen.

«Ich komme schon wieder (я еще вернусь).»

Sie runzelte die Stirn (она нахмурила лоб). «Bleib (останься)! » rief sie leise (позвала она тихо) und sah ihn vertraulich an (и посмотрела на него с доверительно/интимно).

Reinhard zö gerte (Райнхард медлил). «Ich kann nicht (я не могу)», sagte er.

Sie stieß ihn lachend mit der Fuß spitze (она толкнула его, смеясь, кончиком ступни: stoß en – толкать) «Geh (иди)! » sagte sie. «Du taugst nichts; ihr taugt alle miteinander nichts (ты никуда не годишься; вы все, вместе взятые, никуда не годитесь).» Und wä hrend sie sich abwandte, stieg Reinhard langsam die Kellertreppe hinauf (и в то время как она отвернулась, Райнхард медленно пошел по лестнице погребка вверх: hinaufsteigen – подниматься).

 

4. Wä hrend der Geigenspieler in raschem Tempo das Nachspiel einsetzte, gesellte sich ein neuer Ankö mmling zu der Gruppe.

«Ich wollte dich abholen, Reinhard», sagte er. «Du warst schon fort; aber das Christkind war bei dir eingekehrt.»

«Das Christkind? » sagte Reinhard, «das kommt nicht mehr zu mir.»

«Ei was! Dein ganzes Zimmer roch nach Tannenbaum und braunen Kuchen.»

Reinhard setzte das Glas aus der Hand und griff nach seiner Mü tze.

«Was willst du? » fragte des Mä dchen.

«Ich komme schon wieder.»

Sie runzelte die Stirn. «Bleib! » rief sie leise und sah ihn vertraulich an.

Reinhard zö gerte. «Ich kann nicht», sagte er. Sie stieß ihn lachend mit der Fuß spitze. «Geh! » sagte sie. «Du taugst nichts; ihr taugt alle miteinander nichts.» Und wä hrend sie sich abwandte, stieg Reinhard langsam die Kellertreppe hinauf.

 

5. Drauß en auf der Straß e war es tiefe Dä mmerung (на улице смеркалось: «снаружи на улице были глубокие сумерки»); er fü hlte die frische Winterluft an seiner heiß en Stirn (он чувствовал свежий зимний воздух на своем горячем лбу). Hie und da fiel der helle Schein eines brennenden Tannenbaums aus den Fenstern (там и сям падал светлый луч светящейся елки из окон: fallen – падать), dann und wann hö rte man von drinnen das Gerä usch von kleinen Pfeifen und Blechtrompeten (время от времени слышался из помещений: «изнутри» звук маленьких дудочек и жестяных труб) und dazwischen jubelnde Kinderstimmen (и между ними ликующие детские голоса). Scharen von Bettelkindern gingen von Haus zu Haus oder stiegen die Treppengelä nder (толпы нищенствующих детей ходили от дома к дому или поднимались по лестницам) und suchten durch die Fenster einen Blick in die versagte Herrlichkeit zu gewinnen (и пытались через окна увидеть великолепие, в котором им было отказано: einen Blick gewinnen – заглянуть куда-либо и увидеть: «получить/выиграть взгляд»; versagen – отказывать в чем-либо). Mitunter wurde auch eine Tü r plö tzlich aufgerissen (иногда неожиданно распахивалась дверь: aufreiß en – открыть рывком), und scheltende Stimmen trieben einen ganzen Schwarm solcher kleinen Gä ste aus dem hellen Hause auf die dunkle Gasse hinaus (и бранящие голоса выгоняли целую толпу таких маленьких гостей из светлого дома в темный переулок: schelten – бранить, ругать; hinaustreiben – выгонять); anderswo wurde auf dem Hausflur ein altes Weihnachtslied gesungen (в другом месте в прихожей дома звучала: «пелась» старая рождественская песня); es waren klare Mä dchenstimmen darunter (среди поющих были чистые девичьи голоса).

 

5. Drauß en auf der Straß e war es tiefe Dä mmerung; er fü hlte die frische Winterluft an seiner heiß en Stirn. Hie und da fiel der helle Schein eines brennenden Tannenbaums aus den Fenstern, dann und wann hö rte man von drinnen das Gerä usch von kleinen Pfeifen und Blechtrompeten und dazwischen jubelnde Kinderstimmen. Scharen von Bettelkindern gingen von Haus zu Haus oder stiegen die Treppengelä nder und suchten durch die Fenster einen Blick in die versagte Herrlichkeit zu gewinnen. Mitunter wurde auch eine Tü r plö tzlich aufgerissen, und scheltende Stimmen trieben einen ganzen Schwarm solcher kleinen Gä ste aus dem hellen Hause auf die dunkle Gasse hinaus; anderswo wurde auf dem Hausflur ein altes Weihnachtslied gesungen; es waren klare Mä dchenstimmen darunter.

 

6. Reinhard hö rte sie nicht (Райнхард не слышал их), er ging rasch an allem vorü ber (он проходил быстро мимо всего), aus einer Straß e in die andere (из одной улицы в другую). Als er an seine Wohnung gekommen (когда он подошел к своей квартире), war es fast vö llig dunkel geworden (стало почти совсем темно); er stolperte die Treppe hinauf und trat in seine Stube (спотыкаясь, он поднялся вверх по лестнице и вошел в свою комнату: stolpern – спотыкаться). Ein sü ß er Duft schlug ihm entgegen (cладкий аромат окутал его: entgegenschlagen – броситься навстречу); das heimelte ihn an (это вызвало ощущение уюта), das roch wie zu Haus der Mutter Weihnachtsstube (пахло, как дома в комнате матери на Рождество). Mit zitternder Hand zü ndete er Licht an (дрожащей рукой он зажег свет: anzü nden – зажигать); da lag ein mä chtiges Paket auf dem Tisch (тут лежал огромный пакет на столе: liegen – лежать), und als er es ö ffnete (и когда он его открыл), fielen die wohlbekannten braunen Festkuchen heraus (выпали хорошо знакомые коричневые праздничные пряники: herausfallen – выпадать наружу); auf einigen waren die Anfangsbuchstaben seines Namens in Zucker ausgestreut (на некоторых начальные буквы его имени были высыпаны сахаром: ausstreuen – посыпать, обсыпать); das konnte niemand anders als Elisabeth getan haben (это не мог сделать не кто иной, как Элизабет: tun – делать). Dann kam ein Pä ckchen mit feiner, gestickter Wä sche zum Vorschein, Tü cher und Manschetten (затем обнаружился пакетик с тонким, вышитым бельем, платками и манжетами: zum Vorschein kommen – обнаружиться), zuletzt Briefe von der Mutter und von Elisabeth (и под конец письма от матери и Элизабет).

 

6. Reinhard hö rte sie nicht, er ging rasch an allem vorü ber, aus einer Straß e in die andere. Als er an seine Wohnung gekommen, war es fast vö llig dunkel geworden; er stolperte die Treppe hinauf und trat in seine Stube. Ein sü ß er Duft schlug ihm entgegen; das heimelte ihn an, das roch wie zu Haus der Mutter Weihnachtsstube. Mit zitternder Hand zü ndete er Licht an; da lag ein mä chtiges Paket auf dem Tisch, und als er es ö ffnete, fielen die wohlbekannten braunen Festkuchen heraus; auf einigen waren die Anfangsbuchstaben seines Namens in Zucker ausgestreut; das konnte niemand anders als Elisabeth getan haben. Dann kam ein Pä ckchen mit feiner, gestickter Wä sche zum Vorschein, Tü cher und Manschetten, zuletzt Briefe von der Mutter und von Elisabeth.

 

7. Reinhard ö ffnete zuerst den letzteren (Райнхард открыл сначала последнее); Elisabeth schrieb (Элизабет писала): «Die schö nen Zuckerbuchstaben kö nnen Dir wohl erzä hlen (красивые буквы из сахара, вероятно, смогут рассказать Тебе), wer bei den Kuchen mitgeholfen hat (кто помогал делать пряники); dieselbe Person hat die Manschetten fü r Dich gestickt (тот же самый человек вышил для Тебя манжеты). Bei uns wird es nun Weihnachtabend sehr still werden (у нас теперь в рождественский вечер будет очень тихо); meine Mutter stellt immer schon um halb zehn ihr Spinnrad in die Ecke (моя мама теперь всегда в половине десятого ставит свою прялку в угол); es ist gar so einsam diesen Winter (этой зимой особенно одиноко), wo Du nicht hier bist (когда тебя не будет здесь). Nun ist auch vorigen Sonntag der Hä nfling gestorben (к тому же еще в прошлое воскресенье умерла коноплянка: sterben – умирать), den Du mir geschenkt hattest (которую ты подарил мне); ich habe sehr geweint (я очень плакала), aber ich hab ihn doch immer gut gewartet (но я ведь всегда хорошо ухаживала за ним: jemanden warten – ухаживать за кем-либо). Der sang sonst immer nachmittags (она пела всегда во второй половине дня), wenn die Sonne auf sein Bauer schien (когда солнце светило на ее клетку); Du weiß t, die Mutter hing oft ein Tuch ü ber (ты знаешь, мама вешала часто платок сверху), um ihn zu geschweigen (чтобы утихомирить ее: geschweigen усмирить, утихомирить), wenn er so recht aus Krä ften sang (когда она пела изо всех сил). Da ist es nun noch stiller der Kammer (теперь в комнате еще тише), nur dass Dein alter Freund Erich uns jetzt mitunter besucht (только Твой старый друг Эрих посещает нас теперь иногда). Du sagtest einmal (ты сказал однажды), er sä he seinem braunen Ü berrock ä hnlich (он похож на свой коричневый сюртук: ä hnlich sehen – выглядеть похожим). Daran muss ich nun immer denken (об этом я теперь всегда думаю), wenn er zur Tü r hereinkommt (когда он входит в дверь), und es ist gar zu komisch (и это слишком забавно); sag es aber nicht zur Mutter (только не говори это матери), sie wird dann leicht verdrieß lich (она тогда легко рассердится: «станет раздраженной»). – Rat, was ich Deiner Mutter zu Weihnachten schenke (угадай, что я подарю Твоей маме на Рождество)! Du rä tst es nicht (не можешь угадать)? Mich selber (себя самое)! Der Erich zeichnet mich in schwarzer Kreide (Эрих рисует меня грифелем: «черным мелом»); ich habe ihm schon dreimal sitzen mü ssen, jedesmal eine ganze Stunde (мне пришлось уже три раза позировать ему; каждый раз по целому часу). Es war mir recht zuwider (это мне было по-настоящему неприятно), dass der fremde Mensch mein Gesicht so auswendig lernte (что чужой человек мое лицо столь наизусть учил). Ich wollte auch nicht (я и не хотела), aber die Mutter redete mir zu (но мама уговорила меня: jemandem zureden – уговаривать кого-либо); sie sagte (она сказала): es wü rde der guten Frau Werner eine groß e Freude machen (это доставит доброй госпоже Вернер большую радость). Aber Du hä ltst nicht Wort, Reinhard (но ты не держишь слова, Райнхард). Du hast keine Mä rchen geschickt (ты не прислал мне сказок). Ich habe Dich oft bei Deiner Mutter verklagt (я часто жаловалась на Тебя Твоей матери); sie sagt dann immer, Du habest jetzt mehr zu tun als solche Kindereien (она говорит тогда всегда, что у Тебя теперь больше дел, чем такое ребячество). Ich glaub’ es aber nicht; es ist wohl anders (но я не верю этому, наверное, это не так).»

 

7. Reinhard ö ffnete zuerst den letzteren; Elisabeth schrieb: «Die schö nen Zuckerbuchstaben kö nnen Dir wohl erzä hlen, wer bei den Kuchen mitgeholfen hat; dieselbe Person hat die Manschetten fü r Dich gestickt. Bei uns wird es nun Weihnachtabend sehr still werden; meine Mutter stellt immer schon um halb zehn ihr Spinnrad in die Ecke; es ist gar so einsam diesen Winter, wo Du nicht hier bist. Nun ist auch vorigen Sonntag der Hä nfling gestorben, den Du mir geschenkt hattest; ich habe sehr geweint, aber ich hab ihn doch immer gut gewartet. Der sang sonst immer nachmittags, wenn die Sonne auf sein Bauer schien; Du weiß t, die Mutter hing oft ein Tuch ü ber, um ihn zu geschweigen, wenn er so recht aus Krä ften sang. Da ist es nun noch stiller der Kammer, nur dass Dein alter Freund Erich uns jetzt mitunter besucht. Du sagtest einmal, er sä he seinem braunen Ü berrock ä hnlich. Daran muss ich nun immer denken, wenn er zur Tü r hereinkommt, und es ist gar zu komisch; sag es aber nicht zur Mutter, sie wird dann leicht verdrieß lich. – Rat, was ich Deiner Mutter zu Weihnachten schenke! Du rä tst es nicht? Mich selber! Der Erich zeichnet mich in schwarzer Kreide; ich habe ihm schon dreimal sitzen mü ssen, jedesmal eine ganze Stunde. Es war mir recht zuwider, dass der fremde Mensch mein Gesicht so auswendig lernte. Ich wollte auch nicht, aber die Mutter redete mir zu; sie sagte: es wü rde der guten Frau Werner eine groß e Freude machen.

Aber Du hä ltst nicht Wort, Reinhard. Du hast keine Mä rchen geschickt. Ich habe Dich oft bei Deiner Mutter verklagt; sie sagt dann immer, Du habest jetzt meht zu tun als solche Kindereien. Ich glaub’ es aber nicht; es ist wohl anders.»

 

8. Nun las Reinhard auch den Brief seiner Mutter (теперь прочитал Райнхард также письмо своей матери), und als er beide Briefe gelesen und langsam wieder zusammmengefaltet und weggelegt hatte (и когда он прочитал оба письма и медленно снова сложил их и отложил в сторону), ü berfiel ihn unerbitterliches Heimweh (напала на него неумолимая тоска по дому: ü berfallen – напасть). Er ging eine Zeitlang in seinem Zimmer auf und nieder (некоторое время он ходил взад и вперед по комнате); er sprach leise und dann halbverstä ndlich zu sich selbst (он говорил тихо и невнятно: «полупонятно» самому себе):

Er wä re fast verirret (он чуть было не заблудился: sich verirren – заблудиться; fast – почти)

Und wusste nicht hinaus (и не знал, как выйти /из этого места, из этого положения/: wissen – wusste – знать);

Da stand das Kind am Wege (там/и тут стоял ребенок у дороги: stehen – стоять)

Und winkte ihm nach Haus (и махал ему: домой /указывая направление домой/)!

 

8. Nun las Reinhard auch den Brief seiner Mutter, und als er beide Briefe gelesen und langsam wieder zusammmengefaltet und weggelegt hatte, ü berfiel ihn unerbitterliches Heimweh. Er ging eine Zeitlang in seinem Zimmer auf und nieder; er sprach leise und dann halbverstä ndlich zu sich selbst:

Er wä re fast verirret

Und wusste nicht hinaus;

Da stand das Kind am Wege

und winkte ihm nach Haus!

 

9. Dann trat er an sein Pult (затем он подошел к своему бюро), nahm einiges Geld heraus (достал немного денег) und ging wieder auf die Straß e hinab (и пошел снова на улицу). – Hier war es mittlerweile stiller geworden (здесь тем временем стало тише); die Weihnachtsbä ume waren ausgebrannt (рождественские деревья погасли), die Umzü ge der Kinder hatten aufgehö rt (шествия детей прекратились). Der Wind fegte durch die einsamen Straß en (ветер проносился: «мел» по пустынным улицам: einsam – одинокий); Alte und Junge saß en in ihren Hä usern familienweise zusammen (старики и молодежь сидели в своих домах семьями); der zweite Abschnitt des Weihnachtsabends hatte begonnen (второй период Рождественского вечера начался: beginnen – начинаться). – Als Reinhard in die Nä he des Ratkellers kam (когда Райнхард оказался вблизи винного погребка при Ратуше), hö rte er aus der Tiefe herauf Geigenstrich und den Gesang des Zithermä dchens (он услышал, как из глубины наверх доносятся звуки скрипичного смычка и пение девушки с цитрой: der Strich – прикосновение смычка к струнам; streichen – гладить; касаться; задевать; играть /исполнять/ на смычковых инструментах); nun klingelte unten die Kellertü re (тут звякнул внизу колокольчик на двери погребка), und eine dunkle Gestalt schwankte die breite, matt erleuchtete Treppe hinauf (и какая-то темная фигура, покачиваясь, стала подниматься вверх по широкой, тускло освещенной лестнице: schwanken – качаться, шататься). Reinhard trat in den Hä userschatten und ging dann rasch vorü ber (Райнхард отошел в тень домов и затем быстро пошел мимо). Nach einer Weile erreichte er den erleuchteten Laden eines Juweliers (через некоторое время он дошел до освещенного магазина ювелира); und nachdem er hier ein kleines Kreuz von roten Korallen eingehandelt hatte (и после того как он приобрел здесь меленький крестик из красных кораллов), ging er auf demselben Wege, den er gekommen war, wieder zurü ck (пошел он той же самой дорогой, по которой пришел, снова назад).

 

9. Dann trat er an sein Pult, nahm einiges Geld heraus und ging wieder auf die Straß e hinab. – Hier war es mittlerweile stiller geworden; die Weihnachtsbä ume waren ausgebrannt, die Umzü ge der Kinder hatten aufgehö rt. Der Wind fegte durch die einsamen Straß en; Alte und Junge saß en in ihren Hä usern familienweise zusammen; der zweite Abschnitt des Weihnachtsabends hatte begonnen. – Als Reinhard in die Nä he des Ratkellers kam, hö rte er aus der Tiefe herauf Geigenstrich und den Gesang des Zithermä dchens; nun klingelte unten die Kellertü re, und eine dunkle Gestalt schwankte die breite, matt erleuchtete Treppe hinauf. Reinhard trat in den Hä userschatten und ging dann rasch vorü ber. Nach einer Weile erreichte er den erleuchteten Laden eines Juweliers; und nachdem er hier ein kleines Kreuz von roten Korallen eingehandelt hatte, ging er auf demselben Wege, den er gekommen war, wieder zurü ck.

 

10. Nicht weit von seiner Wohnung bemerkte er ein kleines, in klä glichen Lumpen gehü lltes Mä dchen an einer hohen Haustü r stehen (недалеко от своей квартиры заметил он маленькую, одетую в жалкие лохмотья девочку, стоящую перед высокой входной дверью), in vergeblicher Bemü hung, sie zu ö ffnen (в тщетной попытке открыть ее). «Soll ich dir helfen (помочь тебе)? » sagte er. Das Kind erwiderte nichts (ребенок ничего не ответил), ließ aber die schwere Tü rklinke fahren (но отпустил тяжелую дверную ручку: fahren lassen – отпускать). Reinhard hatte schon die Tü r geö ffnet (Райнхард уже открыл дверь). «Nein», sagte er, «sie kö nnen dich nicht hinausjagen; komm mit mir (они не смогут тебя выгнать, пойдем со мной)! Ich will dir Weihnachtskuchen geben (я хочу дать тебе рождественский пирог).» Dann machte er die Tü r wieder zu und fasste das kleine Mä dchen an der Hand (затем он снова закрыл дверь и взял девочку за руку), das stillschweigend mit ihm in seine Wohnung ging (которая молча с ним пошла в его комнату).

 

10. Nicht weit von seiner Wohnung bemerkte er ein kleines, in klä glichen Lumpen gehü lltes Mä dchen an einer hohen Haustü r stehen, in vergeblicher Bemü hung, sie zu ö ffnen. «Soll ich dir helfen? » sagte er. Das Kind erwiderte nichts, ließ aber die schwere Tü rklinke fahren. Reinhard hatte schon die Tü r geö ffnet. «Nein», sagte er, «sie kö nnen dich nicht hinausjagen; komm mit mir! Ich will dir Weihnachtskuchen geben.»Dann machte er die Tü r wieder zu und faß te das kleine Mä dchen an der Hand, das stillschweigend mit ihm in seine Wohnung ging.

 

11. Er hatte das Licht beim Weggehen brennen lassen (уходя, он оставил свет гореть). «Hier hast du Kuchen (вот пироги для тебя)», sagte er und gab ihr die Hä lfte seines ganzen Schatzes in ihre Schü rze (и дал ей половину своего сокровища в ее фартук), nur keine mit den Zuckerbuchstaben (только не те, где были буквы из сахара). «Nun geh nach Hause und gib deiner Mutter auch davon (а теперь иди домой и поделись со своей матерью: «дай твоей матери также из этого»).» Das Kind sah mit einem scheuen Blick zu ihm hinauf (ребенок робко посмотрел на него снизу вверх); es schien solcher Freundlichkeit ungewohnt und nichts darauf erwidern zu kö nnen (казалось, он не привык к такому дружелюбию и ничего не мог возразить на это). Reinhard machte die Tü r auf und leuchtete ihr (Райнхард открыл дверь и посветил ей), und nun flog die Kleine wie ein Vogel mit ihren Kuchen die Treppe hinab und zum Hause hinaus (и малышка полетела, как птичка, со своими пирогами вниз по лестнице и прочь из дома).

 

11. Er hatte das Licht beim Weggehen brennen lassen. «Hier hast du Kuchen», sagte er und gab ihr die Hä lfte seines ganzen Schatzes in ihre Schü rze, nur keine mit den Zuckerbuchstaben. «Nun geh nach Hause und gib deiner Mutter auch davon.» Das Kind sah mit einem scheuen Blick zu ihm hinauf; es schien solcher Freundlichkeit ungewohnt und nichts darauf erwidern zu kö nnen. Reinhard machte die Tü r auf und leuchtete ihr, und nun flog die Kleine wie ein Vogel mit ihren Kuchen die Treppe hinab und zum Hause hinaus.

 

12. Reinhard schü rte das Feuer in seinem Ofen an (Райнхард раздул огонь в печи: schü ren – шуровать, мешать /угли/) und stellte das bestaubte Tintenfass auf seinen Tisch (и поставил запыленную чернильницу на стол: der Staub – пыль); dann setzte er sich hin und schrieb und schrieb die ganze Nacht Briefe an seine Mutter, an Elisabeth (затем он сел и писал, писал всю ночь письма к своей матери, к Элизабет). Der Rest der Weihnachtskuchen lag unberü hrt nеbеn ihm (остатки рождественских пирогов лежали нетронутыми рядом с ним: liegen – лежать); aber die Manschetten von Elisabeth hatte er angeknü pft (но манжеты от Элизабет от прикрепил), was sich gar wunderlich zu seinem weiß en Flausrock ausnahm (что выглядело очень чудно с его домашним пиджаком из мягкой шерсти: sich ausnehmen выглядеть /на фоне чего- либо/). So saß er noch (так он все еще сидел), als die Wintersonne auf die gefrorenen Fensterscheiben fiel (когда лучи зимнего солнца упали на замерзшие стекла окон) und ihm gegenü ber im Spiegel ein blasses, ernstes Antlitz zeigte (и показали ему напротив в зеркале бледный, серьезный лик).

 

12. Reinhard schü rte das Feuer in seinem Ofen an und stellte das bestaubte Tintenfass auf seinen Tisch; dann setzte er sich hin und schrieb und schrieb die ganze Nacht Briefe an seine Mutter, an Elisabeth. Der Rest des Weihnachtskuchen lag unberü hrt nеbеn ihm; aber die Manschetten von Elisabeth hatte er angeknü pft, was sich gar wunderlich zu seinem weiß en Flausrock ausnahm. So saß er noch, als die Wintersonne auf die gefrorenen Fensterscheiben fiel und ihm gegenü ber im Spiegel ein blasses, ernstes Antlitz zeigte.

 

Daheim (Дома)

 

1. Als es Ostern geworden war (когда настало время Пасхи), reiste Reinhard in die Heimat (Райнхард отправился на родину). Am Morgen nach seiner Ankunft ging er zu Elisabeth (утром после прибытия пошел он к Элизабет). «Wie groß du geworden bist» (какая ты стала большая), sagte er, als das schö ne schmä chtige Mä dchen ihm lä chelnd entgegenkam (сказал он, когда красивая худощавая девушка, улыбаясь, вышла ему навстречу). Sie errö tete, aber sie erwiderte nichts (она покраснела, но ничего не ответила); ihre Hand (свою руку), die er beim Willkommen in die seine genommen (которую он во время приветствия взял в свою: nehmen – брать), suchte sie ihm sanft zu entziehen (она попыталась мягко отнять у него). Er sah sie zweifelnd an (он посмотрел на нее с сомнением); das hatte sie frü her nicht getan (этого она раньше не делала); nun war es, als trete etwas Fremdes zwischen sie (теперь было так, как будто что-то чужое встает между ними). – Das blieb auch (это осталось также: bleiben – оставаться), als er schon lä nger dagewesen (когда он пробыл здесь дольше) und als er Tag fü r Tag immer wiedergekommen war (и когда он день за днем приходил все снова и снова). Wenn sie allein zusammen saß en (когда они одни вместе сидели: sitzen – сидеть), entstanden Pausen (возникали паузы: entstehen – возникать), die ihm peinlich waren (которые были ему неприятны) und denen er dann ä ngstlich zuvorzukommen suchte (и которые он тогда робко пытался предупредить). Um wä hrend der Ferienzeit eine bestimmte Unterhaltung zu haben (чтобы во время каникул иметь определенное развлечение), fing er an (начал он: anfangen), Elisabeth in der Botanik zu unterrichten (обучать Элизабет ботанике), womit er sich in den ersten Monaten seines Universitä tslebens angelegentlich beschä ftigt hatte (которой он в первые месяцы своей университетской жизни настойчиво занимался). Elisabeth, die ihm in allem zu folgen gewohnt (Элизабет, которая ему во всем привыкла следовать) und ü berdies lehrhaft war (и вдобавок была любящей учиться), ging bereitwillig darauf ein (охотно пошла на это). Nun wurden mehrere Male in der Woche Exkursionen ins Feld oder in die Heiden gemacht (теперь несколько раз в неделю совершались экскурсии в поле или на луга); und hatten sie dann mittags die grü ne Botanisierkapsel voll Kraut und Blumen nach Hause gebracht (и если они к полудню приносили домой зеленую коробку для сбора растений, полную трав и цветов: botanisieren – собирать растения, die Kapsel – коробка, bringen – приносить), so kam Reinhard einige Stunden spä ter wieder (то Райнхард приходил через несколько часов снова), um mit Elisabeth den gemeinschaftlichen Fund zu teilen (чтобы делить/разбирать с Элизабет совместную находку).

 

1. Als es Ostern geworden war, reiste Reinhard in die Heimat. Am Morgen nach seiner Ankunft ging er zu Elisabeth. «Wie groß du geworden bist», sagte er, als das schö ne schmä chtige Mä dchen ihm lä chelnd entgegenkam. Sie errö tete, aber sie erwiderte nichts; ihre Hand, die er beim Willkommen in die seine genommen, suchte sie ihm sanft zu entziehen. Er sah sie zweifelnd an; das hatte sie frü her nicht getan; nun war es, als trete etwas Fremdes zwischen sie. – Das blieb auch, als er schon lä nger dagewesen und als er Tag fü r Tag immer wiedergekommen war. Wenn sie allein zusammen saß en, entstanden Pausen, die ihm peinlich waren und denen er dann ä ngstlich zuvorzukommen suchte. Um wä hrend der Ferienzeit eine bestimmte Unterhaltung zu haben, fing er an, Elisabeth in der Botanik zu unterrichten, womit er sich in den ersten Monaten seines Universitä tslebens angelegentlich beschä ftigt hatte. Elisabeth, die ihm in allem zu folgen gewohnt und ü berdies lehrhaft war, ging bereitwillig darauf ein. Nun wurden mehrere Male in der Woche Exkursionen ins Feld oder in die Heiden gemacht; und hatten sie dann mittags die grü ne Botanisierkapsel voll Kraut und Blumen nach Hause gebracht, so kam Reinhard einige Stunden spä ter wieder, um mit Elisabeth den gemeinschaftlichen Fund zu teilen.

 

2. In solcher Absicht trat er eines Nachmittags ins Zimmer (с таким намерением вошел он однажды во второй половине дня в комнату), als Elisabeth am Fenster stand (когда Элизабет стояла у окна) und ein vergoldetes Vogelbauer, das er sonst nicht dort gesehen, mit frischem Hü hnerschwarm besteckte (и позолоченную клетку, которой он раньше там не видел, заполняла свежей мокрицей /растение, используемое в качестве птичьего корма/). Im Bauer saß ein Kanarienvogel (в клетке сидела канарейка), der mit den Flü geln schlug und kreischend nach Elisabeths Finger pickte (которая била крыльями и пронзительно крича клевала пальцы Элизабет). Sonst hatte Reinhards Vogel an dieser Stelle gehangen (раньше на этом месте висела клетка с птицей Райнхарда). «Hat mein armer Hä nfling sich nach seinem Tode in einen Goldfinken verwandelt (моя бедная коноплянка после своей смерти превратилась в золотого зяблика)? » fragte er heiter (спросил он весело). «Das pflegen die Hä nflinge nicht (таких привычек у коноплянок нет)», sagte die Mutter, welche spinnend im Lehnstuhle saß (которая сидела в кресле и пряла: spinnen – прясть). «Ihr Freund Erich hat ihn heut Mittag fü r Elisabeth von seinem Hofe hereingeschickt (Ваш друг Эрих сегодня днем прислал ее для Элизабет со своей усадьбы)”. «Von welchem Hofe (c какой усадьбы)? » «Das wissen Sie nicht (Вы этого не знаете)? » «Was denn (чего же)? »

«Dass Erich seit einem Monat den zweiten Hof seines Vater am Immemsee angetreten hat (что Эрих уже месяц как вступил во владение второй усадьбой своего отца у озера Иммензее)? »

«Aber Sie haben mir kein Wort davon gesagt (но Вы не говорили мне об этом ни слова).»

«Ei», sagte die Mutter, «Sie haben sich auch noch mit keinem Worte nach Ihrem Freunde erkundigt (но Вы также еще ни одним словом не поинтересовались своим другом: sich erkundigen nach – осведомляться о ком-либо). Er ist ein gar lieber, verstä ndiger junger Mann (он очень приятный, разумный молодой человек).»

 

2. In solcher Absicht trat er eines Nachmittags ins Zimmer, als Elisabeth am Fenster stand und ein vergoldetes Vogelbauer, das er sonst nicht dort gesehen, mit frischem Hü hnerschwarm besteckte. Im Bauer saß ein Kanarienvogel, der mit den Flü geln schlug und kreischend nach Elisabeths Finger pickte. Sonst hatte Reinhards Vogel an dieser Stelle gehangen. «Hat mein armer Hä nfling sich nach seinem Tode in einen Goldfinken verwandelt? » fragte er heiter.

«Das pflegen die Hä nflinge nicht», sagte die Mutter, welche spinnend im Lehnstuhle saß. «Ihr Freund Erich hat ihn heut mittag fü r Elisabeth von seinem Hofe hereingeschickt.»

«Von welchem Hofe? »

«Das wissen Sie nicht? »

«Was denn? »

«Dass Erich seit einem Monat den zweiten Hof seines Vater am Immemsee angetreten hat? »

«Aber Sie haben mir kein Wort davon gesagt.»

«Ei», sagte die Mutter, «Sie haben sich auch noch mit keinem Worte nach Ihrem Freunde erkundigt. Er ist ein gar lieber, verstä ndiger junger Mann.»

 

3. Die Mutter ging hinaus, um den Kaffee zu besorgen (мать вышла, чтобы принести кофе); Elisabeth hatte Reinhard den Rü cken zugewandt (Элизабет повернулась к Райнхарду спиной) und war noch mit dem Bau ihrer kleinen Laube beschä ftigt (и была занята устройством своей маленькой беседки). «Bitte, nur ein kleines Weilchen (пожалуйста, только одну минуточку: die Weile – промежуток времени)», sagte sie; «gleich bin ich fertig (я сейчас буду готова).» – Da Reinhard wider seine Gewohnheit nicht antwortete (так как Райнхард, против своего обыкновения, не отвечал: die Gewohnheit – привычка), so wandte sie sich um (то она обернулась). In seinen Augen lag ein plö tzlicher Ausdruck von Kummer (в его глазах было неожиданное выражение тревоги), den sie nie darin gewahrt hatte (которое она в них никогда не замечала). «Was fehlt dir, Reinhard (что с тобой: «что тебе не хватает», Райнхард: fehlen – недоставать)? » fragte sie, indem sie nahe zu ihm trat (спросила она, близко подходя к нему).

«Mir (со мной: «мне»)? » sagte er gedankenlos (сказал он машинально: «бездумно»: der Gedanke – мысль) und ließ seine Augen trä umerisch in den ihren ruhen (и устремил мечтательный взгляд в ее глаза: «и позволил своим глазам мечтательно покоиться в ее глазах»: der Traum – мечта). «Du siehst so traurig aus (ты выглядишь таким печальным).» «Elisabeth», sagte er, «ich kann den gelben Vogel nicht leiden (я терпеть не могу желтую птицу).»

Sie sah ihn staunend an; sie verstand ihn nicht (она посмотрела на него удивленно; она не понимала его: verstehen – понимать). «Du bist so sonderbar» (ты такой странный), sagte sie.

Er nahm ihre beiden Hä nde, die sie ruhig in den seinen ließ (он взял обе ее руки, которые она спокойно оставила в его руках). Bald trat die Mutter wieder herein (скоро мать снова вошла в комнату).

 

3. Die Mutter ging hinaus, um den Kaffee zu besorgen; Elisabeth hatte Reinhard den Rü cken zugewandt und war noch mit dem Bau ihrer kleinen Laube beschä ftigt. «Bitte, nur ein kleines Weilchen», sagte sie; «gleich bin ich fertig.» – Da Reinhard wider seine Gewohnheit nicht antwortete, so wandte sie sich um. In seinen Augen lag ein plö tzlicher Ausdruck von Kummer, den sie nie darin gewahrt hatte. «Was fehlt dir, Reinhard? » fragte sie, indem sie nahe zu ihm trat.

«Mir? » sagte er gedankenlos und ließ seine Augen trä umerisch in den ihren ruhen.

«Du siehst so traurig aus.»

«Elisabeth», sagte er, «ich kann den gelben Vogel nicht leiden.»


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