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Jugendliche und ihre Probleme



Jetzt, wie auch frü her, vor ein hundert Jahren und auch vor eintausend Jahren, gilt die Jugend als die schö nste Zeit des Lebens. Tä glich erfä hrt man etwas Neues ü ber Menschen und die Welt. Zum ersten Mal verliebt man sich, zum ersten Mal fü hlt man sich romantisch. Und es gibt noch so viel in der Zukunft, was man noch nicht weiß, nur spü rt…

Und die Jugend ist auch die schwierigste Zeit fü r einen Menschen. Man beginnt nicht nur Gutes und Schö nes, um die Welt zu verstehen, sondern auch Schlechtes und Graues zu entdecken. Wenn man sich verliebt, erlebt man auch Enttä uschung und Beleidigung.

Man fü hlt sich schon erwachsen, aber die Eltern sind noch nicht einverstanden. Wenn junge Leute selbst zu leben, selbststä ndige Entscheidungen zu treffen versuchen, streiten sie oft mit ihren Eltern, die ihre Kinder noch fü r Kleine halten und ihre Unabhä ngigkeit nicht wollen.

Doch die Eltern ä ngstigen sich nicht umsonst. Manchmal ist aber diese Unabhä ngigkeit folgenschwer, wenn Kinder in eine ü ble Gesellschaft geraten. Sie kö nnen ein Verbrechen begehen oder in Abhä ngigkeit von Drogen geraten. Und indem die Eltern gegen Selbststä ndigkeit ihrer Kinder kä mpfen, ist ihr Ziel doch deutbar: das Kind vor allen Unannehmlichkeiten zu schü tzen. Die Gefahr, in eine kriminelle Gesellschaft zu geraten, die narkotischen und alkoholischen Abhä ngigkeiten sind die bö sesten Probleme der heutigen Jugendlichen.

Doch es gibt noch andere Probleme, die fü r Jugendliche aktuell sind. Zum Beispiel das Erkennen des Lebensziels. Halb Kinder, halb schon Erwachsene, stehen die 17-18-jä hrige vor der Zukunft noch mit nö tigen Kenntnissen und Erfahrungen nicht bewaffnet, und sie sollen schon solche wichtige Entscheidung treffen, wie die Berufswahl. Wenn sie nicht richtig entscheiden, womit sie sich das ganze Leben lang beschä ftigen wollen, werden sie mit ihrem Leben dann unzufrieden und immer in schlechter Laune sein.

Es ist fü r Jugendliche heute nicht leicht, ihren Weg in unserer Gesellschaft zu finden. Dazu gehö rt vor allem der Mangel an Ausbildungs- und Arbeitsplä tzen. Die Jugendlichen sollen ihren Platz in Beruf und in Gesellschaft finden und ihre Persö nlichkeit entwickeln kö nnen. In diesem Sinne muss der Staat jungen Menschen beistehen und sie unterstü tzen.

Die jungen Menschen leben heute in einer Welt, die sich in einem vorher nie gekannten Tempo ä ndert. Die Jugendlichen mü ssen sich darauf einstellen.

Heute sind die Jugendlichen unabhä ngiger und selbstbewusster geworden. Sie sind besser auf die Zukunft vorbereitet als frü here Generationen. Sie genieß en heute den Vorteil einer besseren Bildung, die ihnen die Mö glichkeit gibt, den eigenen Wohlstand zu verbessern. Deshalb steht der Beruf bei den meisten ganz oben, an der Liste der Wü nsche fü r die Zukunft. Sehr oft verbindet die Jugend von heute ihre Berufskarriere mit solchen Bereichen wie Werbung, Journalismus, Kulturmanagement und Kommunikationswissenschaften.

Aber auch die modernen jungen Leute haben ihre Probleme. Sie fü hlen sich nicht immer wohl in der Erwachsenenwelt. Jugendliche haben oft das Gefü hl, dass man sie nicht versteht. Sie kö nnen ihre Freizeit nicht immer sinnvoll gestalten. Sie wollen erwachsen sein und alles selbst entscheiden. Deshalb gibt es oft Streit mit den Eltern. Leider kö nnen nicht alle Eltern zuhö ren. Oft gehen sie davon aus, alles bereits besser zu wissen. Das fü hrt zu Missverstä ndnissen mit ihren Kindern.

Die Reaktion der jungen Generation auf diese Probleme ist widersprü chlich. Einerseits wä chst die Bereitschaft zur Arbeit und erhö ht sich die Aktivitä t der jungen Menschen. Andererseits gibt es auch sehr viele Jugendliche, die gleichgü ltig sind. Oft gewinnen Resignation, Desinteresse an allem. Vom Jahr zu Jahr steigt die Zahl jener Jugendlichen, die im Alkohol, in Drogen und in kriminellen Taten einen Ausweg suchen.

Wenn das Vertrauen in der Familie fehlt, versuchen die Jugendlichen auf ihre eigene Art und Weise Probleme zu lö sen: Sie beginnen mit den Drogen. Aber die Probleme, die zur Droge fü hren, sind doch lö sbar, wenn man sie zeitig erkennt und zu erklä ren versucht.

Schlechte Verhä ltnisse, Probleme in der Schule (mit den Mitschü lern und Lehrern), Konflikte mit dem Alltag – es sind nur einige Grü nde, warum immer mehr Jugendliche zur Flasche greifen. Der Alkoholismus unter Jugendlichen steigt. Kontrollen in Schulen und zu Hause helfen leider nicht bei der Lö sung dieses Problems.

Die Jugendlichen haben sehr viele Probleme. Aber sie sind nicht immer so schlimm, wie es manchmal scheint. Wichtig ist, Ziele im Leben zu setzen lernen und sie anzustreben. Dabei lernt man auch, verschiedene Alltagsprobleme zu lö sen und sein Leben richtig zu gestalten.

Aufgabe 2. Nennen Sie die wichtigsten Probleme der Jugendlichen, die im Text beleuchtet sind. Welche Probleme wurden nicht genannt? Wie kann man diese Probleme lö sen?

 

Aufgabe 3. Ca. 90 % der jungen Mä nner verstoß en im Kindes- und Jugendalter irgendwann gegen strafrechtliche Vorschriften. Warum sind die Jugendlichen aggressiv? Lesen Sie den Text und besprechen Sie dann dieses Problem.

Jugendgewalt in Deutschland

Jugendliche werden viel hä ufiger kriminell auffä llig als irgendeine andere Altersgruppe, insbesondere bei Gewaltdelikten. Dass Jugendliche Grenzen ü bertreten, ist normal: es gehö rt zum Erwachsenwerden dazu. Dass die Tä ter immer jü nger und immer brutaler werden, ist jedoch ein Problem. Nicht nur fü r die Opfer - meist ebenfalls Jugendliche - sondern fü r die gesamte Gesellschaft. Weil Jugendliche besonders sensibel auf Verä nderungen reagieren, gilt Jugendgewalt als Indikator fü r gesellschaftliche Krisen.

 

Wachsende Gewaltbereitschaft?

Die Zahl krimineller Jugendlicher in Deutschland stieg rasant an: zwischen 1993 und 1998 um mehr als 50 Prozent auf mehr als 300.000 jugendliche Tatverdä chtige pro Jahr. Medien und Forschung suchten nach Erklä rungen, die Ö ffentlichkeit war alarmiert. Jugendgewalt wurde zum ersten Mal als Problem benannt.

Erst nach 1998 gingen die Zahlen gewalttä tiger Jugendlicher leicht zurü ck. Die Dunkelziffer ist hoch. Deshalb ist es schwierig, Aussagen ü ber konkrete Zahlen zu treffen. Die Statistik zeigt jedoch, dass es einen positiven Trend gibt: Von 2006 bis 2007 stieg die Gewaltkriminalitä t bei Jugendlichen zwar erneut um 6, 3 Prozent. Seitdem ging sie aber bis zum Jahr 2011 kontinuierlich zurü ck.

Dennoch hat sich in der Vorgehensweise der Jugendlichen einiges verä ndert. Die polizeiliche Kriminalstatistik notiert eine „erhö hte Gewaltbereitschaft bei gesunkener Hemmschwelle“ und „teilweise brutales Vorgehen“. Viele Regeln, die frü her fü r Prü geleien unter Jugendlichen galten, sind heute anscheinend aufgelö st: Der Kopf ist sehr wohl ein Ziel, und es ist lä ngst nicht immer Schluss, wenn das Opfer am Boden liegt und aufgibt.

 

Warum werden Jugendliche gewalttä tig?

Jeder Mensch hat Aggressionen und ist zu Gewalt fä hig, darü ber sind sich alle Forscher einig. Aber was steckt dahinter, wenn jemand zuschlä gt, weil ein anderer blö d guckt? Wann leben Jugendliche ihre Aggressionen aus? Fest steht: Es gibt kein simples Kausalprinzip mit Ursache und Wirkung, sondern ein ganzes Netz von Risikofaktoren. Klar ist auch: Eine biologische Stö rung ist selten der Grund, wenn ein Jugendlicher gewalttä tig wird.

Ein Risikofaktor ist das Elternhaus. Konflikten mit Gewalt zu begegnen, ist eine Strategie, die Kinder oft von ihren Eltern erlernen. Gewalt wird von Generation zu Generation weitergegeben. Studien haben gezeigt, dass die Jugendlichen, die besonders hä ufig als Tä ter in Erscheinung treten, auch hä ufiger Opfer von Gewalt sind.

Aggressive Jugendliche haben meist eine geringe Schulbildung und unterdurchschnittliche Noten. Im schulischen Bereich kö nnen sie also kaum Anerkennung finden. Da ihre Zukunftsaussichten ohnehin eher dü ster sind, wä chst das Risiko, dass die Jugendlichen auf einer anderen Ebene um ein starkes Selbstwertgefü hl ringen: mit Gewalt. Aggressiven Jugendlichen geht es oft darum, sich Respekt zu erarbeiten - durch die Abwertung von anderen.

Ursachen und Risikofaktoren

Auch eine problematische Wohnsituation kann ein Risikofaktor sein. Mangelnde Sprachkenntnisse, brutale Filme oder Computerspiele, sozialer Neid und sogar Langeweile - all das kann eine negative Wirkung haben. Der erste starke Anstieg der Jugendgewalt von der Wiedervereinigung bis 1998 wird heute auch mit einem ganzen Bü ndel von Ursachen erklä rt.

Zu den individuellen Problemen der Jugendlichen kamen damals die Beschaffungskriminalitä t in den wachsenden Drogenszenen, Jugendarbeitslosigkeit, die mangelnde Integration von auslä ndischen Jugendlichen, die Entstehung des Internets mit allen Zugriffsmö glichkeiten auf gewalttä tige Inhalte und die grundlegende gesellschaftliche Verunsicherung durch den raschen gesellschaftlichen und ö konomischen Wandel.

 

Selbstbewusst durch Gewalt

Viele Jugendliche suchen durch Gewalt nach Selbstbestä tigung. Sie verteidigen ihre Ehre, verschaffen sich Respekt, demonstrieren Stä rke und Durchsetzungsfä higkeit. Sie stellen Hierarchien her. Gewalt vermittelt ihnen das Gefü hl von Macht und Ü berlegenheit. Sie werden zu Herren ü ber ihre Opfer. Dies gilt nicht nur fü r kö rperliche Gewalt, sondern auch fü r psychische Gewalt, zum Beispiel durch das gezielte Mobbing von Mitschü lern.

Gewalttä tige Jugendliche beschreiben sich meist als durchsetzungsstark, dominant und selbstbewusst. Im Selbstverstä ndnis der Tä ter erfordert ihr Verhalten Mut. Erprobten Tä tern macht Gewalt oft einfach Spaß. Darum mü ssen es nicht immer Konflikte sein, die Gewalt auslö sen.

Gewalt kann auch zum Selbstzweck werden. Die meisten gewalttä tigen Jugendlichen haben kaum Schuldgefü hle und sind wenig bereit, ihr Verhalten zu ä ndern. Auf Vorwü rfe reagieren sie mit Rechtfertigungen und Verharmlosungen. Das Opfer hatte Schuld, das Ganze ist irgendwie dumm gelaufen.

 

Gewalt als Entwicklungsphase

Das Ende der Gewaltbereitschaft kommt meist von alleine. Mit der Jugend wird in den meisten Fä llen auch die Gewalt abgelegt. Aus den meisten Jugendlichen, die eine aggressive Phase durchlaufen, werden spä ter friedliche Erwachsene, die nie wieder auffä llig werden. Die Gewaltspitze liegt bei circa 16 bis 21 Jahren, danach geht die Gewalt zurü ck.

 

Aufgabe 4. Beantworten Sie die Fragen zum Text:

1. Nennen Sie die Grü nde, warum Jugendliche Gewalt anwenden. Welche konkreten Gegebenheiten und Erfahrungen fü hren zu diesem Verhalten? 2. Wie soll man mit straffä lligen Minderjä hrigen umgehen? Wie kö nnten „sinnvolle“ Strafen aussehen?

 

Aufgabe 5. Ist Gewalt fü r Sie ok? Oder finden Sie Schlä gereien vö llig inakzeptabel? Fü llen Sie die Tabelle aus. Die „1“ – Sie stimmen der Aussage gar nicht zu, die „4“ – Sie finden sie in Ordnung. Vergleichen Sie danach Ihre Ergebnisse mit anderen Studenten und Studentinnen in Ihrer Gruppe.

 
1. Ein bisschen Gewalt gehö rt einfach dazu, um Spaß zu haben.        
2. Ich finde es gut, wenn es Leute gibt, die auch ohne die Polizei selbst mit Gewalt fü r Ruhe und Ordnung sorgen.        
3. Man muss zu Gewalt greifen, weil man nur so beachtet wird.        
4. Wenn jemand mich angreift, dann schlage ich auch zu.        
5. Durch Gewalt sind noch nie Probleme gelö st worden.        
6. Der Stä rkere muss sich durchsetzen, sonst gibt es keinen Fortschritt.        
7. Wenn ich zeigen muss, was ich draufhabe, wü rde ich auch Gewalt anwenden.        
8. Ohne Gewalt wä re alles viel langweiliger.        
9. Wenn mich jemand provoziert, dann werde ich schnell gewalttä tig.        
10. Sich friedlich zu einigen, ist auf Dauer der bessere Weg, um miteinander auszukommen.        
11. Ü ber Gewalt schaffen Jugendliche klare Verhä ltnisse, Erwachsene reden doch nur rum.        
12. Es ist vö llig normal, wenn Mä nner sich im kö rperlichen Kampf mit anderen selbst beweisen wollen.        
13. Auge um Auge, Zahn um Zahn, so ist nun mal das Leben.        
14. Wenn ich richtig gut drauf bin, wü rde ich mich auch schon mal daran beteiligen, andere aufzumischen.        

Aufgabe 6. «Trinken bis der Arzt kommt…» Immer mehr junge Menschen kommen ins Krankenhaus, weil sie zu viel Alkohol getrunken haben. Lesen Sie den Text, der diesem Problem gewidmet ist, und lö sen Sie dann die Aufgaben.

Keine Party ohne Alkohol

Die Zahl der Alkoholvergiftungen bei jungen Menschen nimmt stark zu. Das Statistische Bundesamt hat erschreckende Zahlen hierzu verö ffentlicht: 2008 wurden 25.700 junge Menschen zwischen zehn und zwanzig Jahren wegen ü bermä ß igen Alkoholkonsums in Kliniken gebracht. Das sind elf Prozent mehr als 2007. Im Vergleich zum Jahr 2000, als es noch 9.500 gewesen waren, stieg die Zahl der jungen „Komasä ufer“ sogar um 170 Prozent.

Rund ein Fü nftel der Betroffenen sind Kinder unter 15 Jahren. Besonders bei jungen Mä dchen beobachtet man immer hä ufiger akute Alkoholvergiftungen. Immer ö fter greifen sie zur Flasche. Auch in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen von 15 bis 20 Jahren verdreifachte sich die Gesamtzahl im Jahr 2008 im Vergleich zum Vorjahr.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, fordert ein klares Handeln gegen diesen Trend. Sie sagt, dass sich noch nie eine so groß e Zahl von Kindern und Jugendlichen so hemmungslos betrunken hat. Deswegen spricht sich Dyckmans fü r stä rkere Prä ventionsmaß nahmen aus. Es soll zum Beispiel mehr Ausweiskontrollen beim Alkoholkauf bis zu einem geschä tzten Alter von 25 Jahren und mehr Alkoholprä vention an den Schulen geben.

Allerdings fehlen den Jugendlichen auch gute Vorbilder: Auch die Erwachsenen trinken hä ufiger als frü her einen ü ber den Durst. Wenn es um den Alkoholmissbrauch bei ü ber 20-Jä hrigen geht, sehen die Zahlen nicht besser aus. Nach Angaben des Bundesamtes stieg die Zahl der Krankenhausaufenthalte bei den Erwachsenen von 2007 auf 2008 um elf Prozent. Alkoholmissbrauch war bei Erwachsenen auch der zweithä ufigste Grund fü r einen Krankenhausaufenthalt.

Texterlä uterungen

ü bermä ß ig – zu viel

der/die Komasä ufer/in – umgangssprachlich: jemand, der extrem viel Alkohol auf einmal trinkt

der/die Betroffene – hier: jemand, der an etwas leidet

akut – sehr stark

zur Flasche greifen – Alkohol trinken

der/die Drogenbeauftragte – jemand, der sich um das Problem des Drogen- und Alkoholkonsums in der Gesellschaft kü mmert

hemmungslos – ohne an mö gliche Folgen zu denken

sich betrinken – sehr viel Alkohol trinken

sich fü r etwas aussprechen – etwas unterstü tzen

die Prä ventionsmaß nahme – etwas, das man tut, damit etwas anderes nicht geschieht

einen ü ber den Durst trinken – Alkohol trinken

der Missbrauch – die falsche Verwendung von etwas


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