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Der Wind trug ihn von hinten, aber es war nicht darum allein, dass er so leicht von der Stelle kam.



8 Hans wü rde 'Don Carlos' lesen, und dann wü rden sie etwas miteinander haben, worü ber weder Jimmerthal noch irgendein anderer mitreden konnte! Wie gut sie einander verstanden! Wer wusste, – vielleicht brachte er ihn noch dazu, ebenfalls Verse zu schreiben?... Nein, nein, das wollte er nicht! Hans sollte nicht werden wie Tonio, sondern bleiben, wie er war, so hell und stark, wie alle ihn liebten und Tonio am meisten! Aber dass er 'Don Carlos' las, wü rde trotzdem nicht schaden... Und Tonio ging durch das alte, untersetzte Tor, ging am Hafen entlang und die steile, zugige und nasse Giebelgasse hinauf zum Haus seiner Eltern. Damals lebte sein Herz; Sehnsucht war darin und schwermü tiger Neid und ein klein wenig Verachtung und eine ganze keusche Seligkeit.

 

II

 

1 Die blonde Inge, Ingeborg Holm, Doktor Holms Tochter, der am Markte wohnte, dort, wo hoch, spitzig (острый, островерхий) und vielfach (затейливый, состоящий из многих деталей; vielfach – многократный) der gotische Brunnen stand, sie war's, die Tonio Krö ger liebte, als er sechzehn Jahre alt war.

2 Wie geschah das? Er hatte sie tausendmal gesehen; an einem Abend jedoch sah er sie in einer gewissen Beleuchtung, sah, wie sie im Gesprä ch mit einer Freundin auf eine gewisse ü bermü tige Art (задорно, шаловливо; заносчиво) lachend den Kopf zur Seite warf, auf eine gewisse Art ihre Hand, eine gar nicht besonders schmale, gar nicht besonders feine Kleinmä dchenhand zum Hinterkopfe fü hrte, wobei der weiß e Gazeä rmel von ihrem Ellenbogen zurü ckglitt (и при этом белый кисейный рукав соскользнул с ее локтя), hö rte, wie sie ein Wort, ein gleichgü ltiges Wort, auf eine gewisse Art betonte, wobei ein warmes Klingen in ihrer Stimme war, und ein Entzü cken ergriff (восхищение охватило) sein Herz, weit stä rker als jenes, das er frü her zuweilen empfunden hatte, wenn er Hans Hansen betrachtete, damals, als er noch ein kleiner, dummer Junge war.

 

1 Die blonde Inge, Ingeborg Holm, Doktor Holms Tochter, der am Markte wohnte, dort, wo hoch, spitzig und vielfach der gotische Brunnen stand, sie war's, die Tonio Krö ger liebte, als er sechzehn Jahre alt war.

2 Wie geschah das? Er hatte sie tausendmal gesehen; an einem Abend jedoch sah er sie in einer gewissen Beleuchtung, sah, wie sie im Gesprä ch mit einer Freundin auf eine gewisse ü bermü tige Art lachend den Kopf zur Seite warf, auf eine gewisse Art ihre Hand, eine gar nicht besonders schmale, gar nicht besonders feine Kleinmä dchenhand zum Hinterkopfe fü hrte, wobei der weiß e Gazeä rmel von ihrem Ellenbogen zurü ckglitt, hö rte, wie sie ein Wort, ein gleichgü ltiges Wort, auf eine gewisse Art betonte, wobei ein warmes Klingen in ihrer Stimme war, und ein Entzü cken ergriff sein Herz, weit stä rker als jenes, das er frü her zuweilen empfunden hatte, wenn er Hans Hansen betrachtete, damals, als er noch ein kleiner, dummer Junge war.

 

1 An diesem Abend nahm er ihr Bild mit fort, mit dem dicken, blonden Zopf, den lä nglich geschnittenen (с продолговатым разрезом, продолговатой формы), lachenden, blauen Augen und dem zart angedeuteten Sattel von Sommersprossen (с чуть заметной россыпью веснушек; der Sattel – седло; седловина; andeuten – намекать; намечать, набрасывать) ü ber der Nase, konnte nicht einschlafen, weil er das Klingen in ihrer Stimme hö rte, versuchte leise, die Betonung nachzuahmen (подражать интонации, воспроизвести интонацию), mit der sie das gleichgü ltige Wort ausgesprochen hatte, und erschauerte dabei (и содрогнулся при этом; erschauern – содрогаться, ужасаться, пугаться; der Schauer – благоговение, /священный/ трепет, дрожь). Die Erfahrung lehrte ihn, dass dies die Liebe sei. Aber obgleich er genau wusste, dass die Liebe ihm viel Schmerz, Drangsal (die Drangsal – бедствие, нужда /высок./) und Demü tigung (унижение) bringen mü sse, dass sie ü berdies (кроме того, сверх того) den Frieden zerstö re und das Herz mit Melodien ü berfü lle, ohne dass man Ruhe fand, eine Sache rund zu formen (все это округлить, придать этому округлую форму = осознать, обработать) und in Gelassenheit etwas Ganzes daraus zu schmieden (и в покое, спокойно создать: «выковать» из этого нечто целое, цельное; die Gelassenheit – спокойствие, хладнокровие, невозмутимость), so nahm er sie doch mit Freuden auf (все же принял ее с радостью), ü berließ sich ihr ganz (предался ей полностью) und pflegte sie mit den Krä ften seines Gemü tes (и пестовал ее всеми силами своей души), denn er wusste, dass sie reich und lebendig mache, und er sehnte sich (страстно стремился, мечтал), reich und lebendig zu sein, statt in Gelassenheit etwas Ganzes zu schmieden...

 

1 An diesem Abend nahm er ihr Bild mit fort, mit dem dicken, blonden Zopf, den lä nglich geschnittenen, lachenden, blauen Augen und dem zart angedeuteten Sattel von Sommersprossen ü ber der Nase, konnte nicht einschlafen, weil er das Klingen in ihrer Stimme hö rte, versuchte leise, die Betonung nachzuahmen, mit der sie das gleichgü ltige Wort ausgesprochen hatte, und erschauerte dabei. Die Erfahrung lehrte ihn, dass dies die Liebe sei. Aber obgleich er genau wusste, dass die Liebe ihm viel Schmerz, Drangsal und Demü tigung bringen mü sse, dass sie ü berdies den Frieden zerstö re und das Herz mit Melodien ü berfü lle, ohne dass man Ruhe fand, eine Sache rund zu formen und in Gelassenheit etwas Ganzes daraus zu schmieden, so nahm er sie doch mit Freuden auf, ü berließ sich ihr ganz und pflegte sie mit den Krä ften seines Gemü tes, denn er wusste, dass sie reich und lebendig mache, und er sehnte sich, reich und lebendig zu sein, statt in Gelassenheit etwas Ganzes zu schmieden...

 

1 Dies, dass Tonio Krö ger sich an die lustige Inge Holm verlor, ereignete sich in dem ausgerä umten Salon (в гостиной, откуда была убрана мебель) der Konsulin Husteede, die es an jenem Abend traf, die Tanzstunde zu geben (у которой в тот вечер как раз происходил урок танцев), denn es war ein Privatkursus, an dem nur Angehö rige (члены семей) von ersten Familien teilnahmen, und man versammelte sich reihum (поочередно; die Reihe – ряд; очередь) in den elterlichen Hä usern, um sich Unterricht in Tanz und Anstand erteilen zu lassen (чтобы обучаться танцам и хорошим манерам; den Unterricht erteilen – давать урок, занятия; der Anstand – приличие). Aber zu diesem Behufe (для этой цели /канц. устарев./) kam allwö chentlich Ballettmeister Knaak eigens (специально /для этого/, нарочно) von Hamburg herbei.

2 Franç ois Knaak war sein Name, und was fü r ein Mann war das! «J'ai l'honneur de me vouz repré senter (имею честь представиться)», sagte er, «mon nom est Knaak

(моя фамилиия Кнаак /франц./)... Und dies spricht man nicht aus, wä hrend man sich verbeugt, sondern wenn man wieder aufrecht steht (и это нужно произносить не тогда, когда кланяешься, а когда уже снова стоишь прямо), – gedä mpft (приглушенно, негромко) und dennoch deutlich (и все же отчетливо). Man ist nicht tä glich in der Lage, sich auf Franzö sisch vorstellen zu mü ssen (не каждый день случается представляться по-французски), aber kann man es in dieser Sprache korrekt und tadellos (но если умеешь сделать это на этом языке верно и безупречно; die Tadel – порицание; tadeln – порицать, осуждать), so wird es einem auf Deutsch erst recht nicht fehlen (то на родном языке уж точно не попадешь впросак; fehlen – не хватать, недоставать).» Wie wunderbar der seidig schwarze Gehrock (черный шелковистый сюртук) sich an seine fetten Hü ften schmiegte (облегал; schmiegen – прижиматься; облегать /о платье/)! In weichen Falten fiel sein Beinkleid auf seine Lackschuhe hinab (брюки мягкими складками ниспадали на лакированные туфли; das Beinkleid – брюки, штаны; панталоны /книжн. устар./), die mit breiten Atlasschleifen (атласными бантами; die Schleife) geschmü ckt waren, und seine braunen Augen blickten mit einem mü den Glü ck ü ber ihre eigene Schö nheit umher (взирали вокруг, смотрели на все с усталым счастьем, вызванным их собственной красотой)...

 

1 Dies, dass Tonio Krö ger sich an die lustige Inge Holm verlor, ereignete sich in dem ausgerä umten Salon der Konsulin Husteede, die es an jenem Abend traf, die Tanzstunde zu geben; denn es war ein Privatkursus, an dem nur Angehö rige von ersten Familien teilnahmen, und man versammelte sich reihum in den elterlichen Hä usern, um sich Unterricht in Tanz und Anstand erteilen zu lassen. Aber zu diesem Behufe kam allwö chentlich Ballettmeister Knaak eigens von Hamburg herbei.

2 Franç ois Knaak war sein Name, und was fü r ein Mann war das! «J'ai l'honneur de me vouz repré senter», sagte er, «mon nom est Knaak... Und dies spricht man nicht aus, wä hrend man sich verbeugt, sondern wenn man wieder aufrecht steht, – gedä mpft und dennoch deutlich. Man ist nicht tä glich in der Lage, sich auf Franzö sisch vorstellen zu mü ssen, aber kann man es in dieser Sprache korrekt und tadellos, so wird es einem auf Deutsch erst recht nicht fehlen.» Wie wunderbar der seidig schwarze Gehrock sich an seine fetten Hü ften schmiegte! In weichen Falten fiel sein Beinkleid auf seine Lackschuhe hinab, die mit breiten Atlasschleifen geschmü ckt waren, und seine braunen Augen blickten mit einem mü den Glü ck ü ber ihre eigene Schö nheit umher...

 

1 Jedermann ward erdrü ckt (был подавлен; ward = wurde /книжн./) durch das Ü bermaß seiner Sicherheit und Wohlanstä ndigkeit (преизбытком его уверенности и благоприличия, умения себя держать). Er schritt – und niemand schritt wie er, elastisch, wogend (гибко, плавно; wogen – волноваться, колыхаться), wiegend (покачиваясь), kö niglich – auf die Herrin des Hauses zu, verbeugte sich und wartete, dass man ihm die Hand reiche. Erhielt er sie, so dankte er mit leiser Stimme dafü r, trat federnd (гибко, точно на пружинах; die Feder – перо; пружина) zurü ck, wandte sich auf dem linken Fuß e, schnellte den rechten (отбрасывал правую; schnellen – бросать, метать; взлетать) mit niedergedrü ckter Spitze (с оттянутым вниз носком) seitwä rts vom Boden ab und schritt mit bebenden Hü ften davon (и удалялся, подрагивая бедрами)...

2 Man ging rü ckwä rts und unter Verbeugungen (уходить нужно было пятясь и с поклонами) zur Tü r hinaus, wenn man eine Gesellschaft verließ, man schleppte einen Stuhl nicht herbei (нельзя было притащить стул), indem man ihn an einem Bein ergriff (схватив его при этом за ножку) oder am Boden entlang schleifte (или волоча по полу), sondern man trug ihn leicht an der Lehne (за спинку) herzu und setzte ihn gerä uschlos nieder (и /нужно было/ его бесшумно поставить; das Gerä usch – шорох, шум; rauschen – шелестеть, шуршать). Man stand nicht da, indem man die Hä nde auf dem Bauch faltete und die Zunge in den Mundwinkel schob; tat man es dennoch, so hatte Herr Knaak eine Art, es ebenso zu machen, dass man fü r den Rest seines Lebens (так что до конца жизни: «на остаток жизни, на всю оставшуюся жизнь») einen Ekel vor dieser Haltung bewahrte (сохранялось отвращение к этой позе)...

 

1 Jedermann ward erdrü ckt durch das Ü bermaß seiner Sicherheit und Wohlanstä ndigkeit. Er schritt – und niemand schritt wie er, elastisch, wogend, wiegend, kö niglich – auf die Herrin des Hauses zu, verbeugte sich und wartete, dass man ihm die Hand reiche. Erhielt er sie, so dankte er mit leiser Stimme dafü r, trat federnd zurü ck, wandte sich auf dem linken Fuß e, schnellte den rechten mit niedergedrü ckter Spitze seitwä rts vom Boden ab und schritt mit bebenden Hü ften davon...

2 Man ging rü ckwä rts und unter Verbeugungen zur Tü r hinaus, wenn man eine Gesellschaft verließ, man schleppte einen Stuhl nicht herbei, indem man ihn an einem Bein ergriff oder am Boden entlang schleifte, sondern man trug ihn leicht an der Lehne herzu und setzte ihn gerä uschlos nieder. Man stand nicht da, indem man die Hä nde auf dem Bauch faltete und die Zunge in den Mundwinkel schob; tat man es dennoch, so hatte Herr Knaak eine Art, es ebenso zu machen, dass man fü r den Rest seines Lebens einen Ekel vor dieser Haltung bewahrte...

 

1 Dies war der Anstand. Was aber den Tanz betraf, so meisterte Herr Knaak ihn womö glich in noch hö herem Grade (владел им в еще большей степени, если такое возможно; womö glich – быть может, возможно). In dem ausgerä umten Salon brannten die Gasflammen des Kronleuchters und die Kerzen auf dem Kamin. Der Boden war mit Talkum bestreut (посыпан тальком), und in stummem Halbkreise standen die Eleven (ученики; der Elé ve – ученик /балетного училища/) umher. Aber jenseits der Portieren (по другую сторону портьер), in der anstoß enden Stube (в смежной: «примыкающей» комнате), saß en auf Plü schstü hlen die Mü tter und Tanten und betrachteten durch ihre Lorgnetten Herrn Knaak, wie er, in gebü ckter Haltung, den Saum seines Gehrockes mit je zwei Fingern erfasst hielt und mit federnden Beinen die einzelnen Teile der Masurka demonstrierte. Beabsichtigte er aber (однако если он намеревался; die Absicht – намерение), sein Publikum gä nzlich zu verblü ffen (ошеломить), so schnellte er sich plö tzlich und ohne zwingenden Grund vom Boden empor (тогда он внезапно взмывал, отрывался без особой: «вынуждающей» причины от пола вверх), indem er seine Beine mit verwirrender Schnelligkeit (с непостижимой быстротой; verwirren – привести в замешательство; wirr – запутанный) in der Luft umeinander wirbelte (одну /ногу/ вокруг другой кружил, вертел), gleichsam mit denselben trillerte (словно пускал ими трели, пел ими), worauf er mit einem gedä mpften (после чего он с приглушенным), aber alles in seinen Festen erschü tternden Plumps (но все сотрясающим хлопком, с сотрясающим все вещи в их основаниях стуком; der Plumps – глухой удар) zu dieser Erde zurü ckkehrte...

 

1 Dies war der Anstand. Was aber den Tanz betraf, so meisterte Herr Knaak ihn womö glich in noch hö herem Grade. In dem ausgerä umten Salon brannten die Gasflammen des Kronleuchters und die Kerzen auf dem Kamin. Der Boden war mit Talkum bestreut, und in stummem Halbkreise standen die Eleven umher. Aber jenseits der Portieren, in der anstoß enden Stube, saß en auf Plü schstü hlen die Mü tter und Tanten und betrachteten durch ihre Lorgnetten Herrn Knaak, wie er, in gebü ckter Haltung, den Saum seines Gehrockes mit je zwei Fingern erfasst hielt und mit federnden Beinen die einzelnen Teile der Masurka demonstrierte. Beabsichtigte er aber, sein Publikum gä nzlich zu verblü ffen, so schnellte er sich plö tzlich und ohne zwingenden Grund vom Boden empor, indem er seine Beine mit verwirrender Schnelligkeit in der Luft umeinander wirbelte, gleichsam mit denselben trillerte, worauf er mit einem gedä mpften, aber alles in seinen Festen erschü tternden Plumps zu dieser Erde zurü ckkehrte...

 

1 Was fü r ein unbegreiflicher Affe (что за удивительная: «непостижимая» обезьяна; begreifen – понять, постичь), dachte Tonio Krö ger in seinem Sinn. Aber er sah wohl, dass Inge Holm, die lustige Inge, oft mit einem selbstvergessenen Lä cheln Herrn Knaaks Bewegungen verfolgte (с самозабвенной улыбкой следила за движениями господина Кнаака), und nicht dies allein war es, weshalb alle diese wundervoll beherrschte Kö rperlichkeit ihm im Grunde etwas wie Bewunderung abgewann (но не только из-за этого вся эта чудесно управляемая телесность вызывала у него в общем нечто вроде восхищения). Wie ruhevoll und unverwirrbar (как спокойно и невозмутимо) Herrn Knaaks Augen blickten! Sie sahen nicht in die Dinge hinein (они не смотрели внутрь вещей), bis dorthin, wo sie kompliziert und traurig werden; sie wussten nichts, als dass sie braun und schö n seien (кроме того, что они карие и прекрасные). Aber deshalb war seine Haltung so stolz! Ja, man musste dumm sein, um so schreiten zu kö nnen wie er (нужно быть глупым, чтобы /мочь, уметь/ так выступать, как он); und dann wurde man geliebt, denn man war liebenswü rdig (и тогда тебя любят, потому что ты милый, приятный: «достойный любви»). Er verstand es so gut, dass Inge, die blonde, sü ß e Inge, auf Herrn Knaak blickte, wie sie es tat. Aber wü rde denn niemals ein Mä dchen so auf ihn selbst blicken?

2 O doch, das kam vor (это случалось). Da war Magdalena Vermehren, Rechtsanwalt Vermehrens Tochter, mit dem sanften Mund (мягким, нежным ртом) und den groß en, dunklen, blanken Augen voll Ernst und Schwä rmerei (полных серьезности и мечтательности; schwä rmen – мечтать; увлекаться; восторгаться; die Schwä rmerei – мечтательность; увлечение). Sie fiel oft hin beim Tanzen (она часто падала во время танцев); aber sie kam zu ihm bei der Damenwahl (когда дамы выбирали кавалеров), sie wusste, dass er Verse dichtete, sie hatte ihn zweimal gebeten, sie ihr zu zeigen, und oftmals schaute sie ihn von weitem mit gesenktem Kopfe an. Aber was sollte ihm das (но что ему до этого)? Er, er liebte Inge Holm, die blonde, lustige Inge, die ihn sicher darum verachtete, dass er poetische Sachen schrieb... er sah sie an, sah ihre schmalgeschnittenen, blauen Augen, die voll Glü ck und Spott

(der Spott – насмешка) waren, und eine neidische Sehnsucht (завистливая тоска), ein herber, drä ngender Schmerz (терпкая, теснящая боль), von ihr ausgeschlossen und ihr ewig fremd zu sein, saß in seiner Brust und brannte...

 

1 Was fü r ein unbegreiflicher Affe, dachte Tonio Krö ger in seinem Sinn. Aber er sah wohl, dass Inge Holm, die lustige Inge, oft mit einem selbstvergessenen Lä cheln Herrn Knaaks Bewegungen verfolgte, und nicht dies allein war es, weshalb alle diese wundervoll beherrschte Kö rperlichkeit ihm im Grunde etwas wie Bewunderung abgewann. Wie ruhevoll und unverwirrbar Herrn Knaaks Augen blickten! Sie sahen nicht in die Dinge hinein, bis dorthin, wo sie kompliziert und traurig werden; sie wussten nichts, als dass sie braun und schö n seien. Aber deshalb war seine Haltung so stolz! Ja, man musste dumm sein, um so schreiten zu kö nnen wie er; und dann wurde man geliebt, denn man war liebenswü rdig. Er verstand es so gut, dass Inge, die blonde, sü ß e Inge, auf Herrn Knaak blickte, wie sie es tat. Aber wü rde denn niemals ein Mä dchen so auf ihn selbst blicken?

2 O doch, das kam vor. Da war Magdalena Vermehren, Rechtsanwalt Vermehrens Tochter, mit dem sanften Mund und den groß en, dunklen, blanken Augen voll Ernst und Schwä rmerei. Sie fiel oft hin beim Tanzen; aber sie kam zu ihm bei der Damenwahl, sie wusste, dass er Verse dichtete, sie hatte ihn zweimal gebeten, sie ihr zu zeigen, und oftmals schaute sie ihn von weitem mit gesenktem Kopfe an. Aber was sollte ihm das? Er, er liebte Inge Holm, die blonde, lustige Inge, die ihn sicher darum verachtete, dass er poetische Sachen schrieb... er sah sie an, sah ihre schmalgeschnittenen, blauen Augen, die voll Glü ck und Spott waren, und eine neidische Sehnsucht, ein herber, drä ngender Schmerz, von ihr ausgeschlossen und ihr ewig fremd zu sein, saß in seiner Brust und brannte...

 

1 «Erstes Paar en avant (вперед /франц./)! » sagte Herr Knaak, und keine Worte schildern (опишут = могут описать), wie wunderbar der Mann den Nasallaut hervorbrachte (выговорил, произнес носовой звук). Man ü bte Quadrille (Quadrille – Tanz, bei dem sich vier Paare im Quadrat aufstellen), und zu Tonio Krö gers tiefem Erschrecken (ужасу) befand er sich mit Inge Holm in ein und demselben Karree. Er mied (избегал) sie, wie er konnte, und dennoch geriet er bestä ndig in ihre Nä he; er wehrte seinen Augen (запрещал своим глазам; wehren воспрещать, препятствовать /высок./), sich ihr zu nahen, und dennoch traf sein Blick bestä ndig auf sie (постоянно попадал на нее)... Nun kam sie an der Hand (об руку) des rotkö pfigen Ferdinand Matthiessen gleitend (скользя) und laufend herbei, warf den Kopf zurü ck und stellte sich aufatmend ihm gegenü ber. Herr Heinzelmann, der Klavierspieler, griff mit seinen knochigen Hä nden in die Tasten (ударил своими костлявыми пальцыми по клавишам; greifen – хватать; der Knochen – кость), Herr Knaak kommandierte, die Quadrille begann.

2 Sie bewegte sich vor ihm hin und her (туда и обратно), vorwä rts und rü ckwä rts (вперед и назад) schreitend und drehend, ein Duft (благоухание; der Duft), der von ihrem Haar oder dem zarten, weiß en Stoff ihres Kleides ausging, berü hrte ihn manchmal, und seine Augen trü bten (застилались дымкой; trü b – непрозрачный; пасмурный; грустный) sich mehr und mehr. Ich liebe dich, liebe, sü ß e Inge, sagte er innerlich (мысленно: «внутренне»), und er legte in diese Worte seinen ganzen Schmerz darü ber, dass sie so eifrig (увлеченно, усердно; der Eifer – усердие, старательность) und lustig bei der Sache war (отдавалась танцу: «была при деле») und sein nicht achtete (и на него не обращала внимания; achten + Genitiv). Ein wunderschö nes Gedicht von Storm (Теодор Шторм (1817 – 1888) – немецкий писатель, прозаик и лирик, чья лирическая проза оказала большое влияние на Томаса Манна) fiel ihm ein: «Ich mö chte schlafen; aber du musst tanzen.» Der demü tigende Widersinn quä lte ihn (унизительная нелепость мучила его; wider – против + der Sinn – смысл), der darin lag (которая заключалась в том), tanzen zu mü ssen, wä hrend man liebte...

 

1 «Erstes Paar en avant! » sagte Herr Knaak, und keine Worte schildern, wie wunderbar der Mann den Nasallaut hervorbrachte. Man ü bte Quadrille, und zu Tonio Krö gers tiefem Erschrecken befand er sich mit Inge Holm in ein und demselben Karree. Er mied sie, wie er konnte, und dennoch geriet er bestä ndig in ihre Nä he; er wehrte seinen Augen, sich ihr zu nahen, und dennoch traf sein Blick bestä ndig auf sie... Nun kam sie an der Hand des rotkö pfigen Ferdinand Matthiessen gleitend und laufend herbei, warf den Kopf zurü ck und stellte sich aufatmend ihm gegenü ber. Herr Heinzelmann, der Klavierspieler, griff mit seinen knochigen Hä nden in die Tasten, Herr Knaak kommandierte, die Quadrille begann.

2 Sie bewegte sich vor ihm hin und her, vorwä rts und rü ckwä rts schreitend und drehend, ein Duft, der von ihrem Haar oder dem zarten, weiß en Stoff ihres Kleides ausging, berü hrte ihn manchmal, und seine Augen trü bten sich mehr und mehr. Ich liebe dich, liebe, sü ß e Inge, sagte er innerlich, und er legte in diese Worte seinen ganzen Schmerz darü ber, dass sie so eifrig und lustig bei der Sache war und sein nicht achtete. Ein wunderschö nes Gedicht von Storm fiel ihm ein: «Ich mö chte schlafen; aber du musst tanzen.» Der demü tigende Widersinn quä lte ihn, der darin lag, tanzen zu mü ssen, wä hrend man liebte...

 

1 «Erstes Paar en avant! » sagte Herr Knaak, denn es kam eine neue Tour. «Compliment! Moulinet des dames! Tour de main! (Поклон! Дамы – накрест! За руки – кружиться! /франц./; moulinet – мельница /франц./)» Und niemand beschreibt, auf welch graziö se Art er das stumme e vom «de» verschluckte (насколько грациозно он проглатывал немое е от /предлога/ de).

2 «Zweites Paar en avant! » Tonio Krö ger und seine Dame waren daran (на очереди). «Compliment! » Und Tonio Krö ger verbeugte sich. «Moulinet des dames! » Und Tonio Krö ger, mit gesenktem Kopfe und finsteren Brauen (нахмурив брови; finster – мрачный) legte seine Hand auf die Hä nde der vier Damen, auf die Inge Holms, und tanzte ‘moulinet’.

3 Ringsum entstand ein Kichern (хихиканье) und Lachen. Herr Knaak fiel in eine Ballettpose, welche ein stilisiertes Entsetzen ausdrü ckte (принял балетную позу, котрая выражала стилизованный ужас). «O weh (Боже: «увы! ах! »)! » rief er. «Halt, halt! Krö ger ist unter die Damen geraten (попал, затесался)! En arriè re (назад

/франц./), Frä ulein Krö ger, zurü ck, fi donc (фи /же/ = стыдно /франц./)! Alle haben es nun verstanden, nur Sie nicht. Husch (живо; huschen – прошмыгнуть, промелькнуть, пробежать)! Fort (прочь)! Zurü ck mit Ihnen (давайте-ка назад)! » Und er zog sein gelbseidenes Taschentuch und scheuchte (прогнал: «спугнул, отогнал /как птицу/») Tonio Krö ger damit an seinen Platz zurü ck.

4 Alles lachte (все засмеялись, рассмеялись), die Jungen, die Mä dchen und die Damen jenseits der Portieren, denn Herr Knaak hatte etwas gar zu Drolliges aus dem Zwischenfall gemacht (сделал нечто весьма забавное из этого происшествия), und man amü sierte sich wie im Theater. Nur Herr Heinzelmann wartete mit trockener Geschä ftsmiene auf das Zeichen zum Weiterspielen, denn er war abgehä rtet (закален) gegen Herrn Knaaks Wirkungen.

 

1 «Erstes Paar en avant! » sagte Herr Knaak, denn es kam eine neue Tour. «Compliment! Moulinet des dames! Tour de main! » Und niemand beschreibt, auf welch graziö se Art er das stumme e vom «de» verschluckte.

2 «Zweites Paar en avant! » Tonio Krö ger und seine Dame waren daran. «Compliment! » Und Tonio Krö ger verbeugte sich. «Moulinet des dames! » Und Tonio Krö ger, mit gesenktem Kopfe und finsteren Brauen legte seine Hand auf die Hä nde der vier Damen, auf die Inge Holms, und tanzte ‘moulinet’.

3 Ringsum entstand ein Kichern und Lachen. Herr Knaak fiel in eine Ballettpose, welche ein stilisiertes Entsetzen ausdrü ckte. «O weh! » rief er. «Halt, halt! Krö ger ist unter die Damen geraten! En arriè re, Frä ulein Krö ger, zurü ck, fi donc! Alle haben es nun verstanden, nur Sie nicht. Husch! Fort! Zurü ck mit Ihnen! » Und er zog sein gelbseidenes Taschentuch und scheuchte Tonio Krö ger damit an seinen Platz zurü ck.

4 Alles lachte, die Jungen, die Mä dchen und die Damen jenseits der Portieren, denn Herr Knaak hatte etwas gar zu Drolliges aus dem Zwischenfall gemacht, und man amü sierte sich wie im Theater. Nur Herr Heinzelmann wartete mit trockener Geschä ftsmiene auf das Zeichen zum Weiterspielen, denn er war abgehä rtet gegen Herrn Knaaks Wirkungen.

 

1 Dann ward die Quadrille fortgesetzt. Und dann war Pause. Das Folgmä dchen klirrte mit einem Teebrett voll Weingeleeglä sern zur Tü r herein (горничная внесла поднос: «прозвенела подносом», который был полон стаканчиков с винным желе), und die Kö chin folgte mit einer Ladung Plumcake (с грузом кексов с изюмом /англ./) in ihrem Kielwasser (в ее кильватере). Aber Tonio Krö ger stahl sich fort (ускользнул, ушел украдкой; stehlen – красть), ging heimlich auf den Korridor hinaus und stellte sich dort, die Hä nde auf dem Rü cken, vor ein Fenster mit herabgelassener Jalousie, ohne zu bedenken, dass man durch diese Jalousie gar nichts sehen konnte, und dass es also lä cherlich sei, davorzustehen und zu tun, als blicke man hinaus (и делать вид, будто смотришь наружу, на улицу).

2 Er blickte aber in sich hinein, wo so viel Gram (der Gram – скорбь) und Sehnsucht war. Warum, warum war er hier? Warum saß er nicht in seiner Stube am Fenster und las in Storms ‘Immensee’ (самая знаменитая повесть Теодора Шторма, в которой рассказывается о несчастной любви. Повесть «Тонио Крёгер» не только тематически и стилистически постоянно перекликается с повестью «Иммензее», но и просто вписана в ту же структурную рамку /те же неравные по размеру девять глав/) und blickte hie und da (время от времени) in den abendlichen Garten hinaus, wo der alte Walnussbaum schwerfä llig knarrte (где тяжело потрескивал старый орешник)? Das wä re sein Platz gewesen. Mochten die anderen tanzen (пусть другие танцуют) und frisch und geschickt bei der Sache sein!... Nein, nein, sein Platz war dennoch hier, wo er sich in Inges Nä he wusste, wenn er auch nur einsam von ferne stand (пусть он только одиноко стоял в отдалении) und versuchte, in dem Summen (в гудении; summen – жужжать, гудеть), Klirren (звоне, дребезжании), und Lachen dort drinnen ihre Stimme zu unterscheiden, in welcher es klang von warmem Leben. Deine lä nglich geschnittenen, blauen, lachenden Augen, du blonde Inge! So schö n und heiter wie du kann man nur sein, wenn man nicht ‘Immensee’ liest und niemals versucht, selbst dergleichen (подобное) zu machen; das ist das Traurige!...

 

1 Dann ward die Quadrille fortgesetzt. Und dann war Pause. Das Folgmä dchen klirrte mit einem Teebrett voll Weingeleeglä sern zur Tü r herein, und die Kö chin folgte mit einer Ladung Plumcake in ihrem Kielwasser. Aber Tonio Krö ger stahl sich fort, ging heimlich auf den Korridor hinaus und stellte sich dort, die Hä nde auf dem Rü cken, vor ein Fenster mit herabgelassener Jalousie, ohne zu bedenken, dass man durch diese Jalousie gar nichts sehen konnte, und dass es also lä cherlich sei, davorzustehen und zu tun, als blicke man hinaus.

2 Er blickte aber in sich hinein, wo so viel Gram und Sehnsucht war. Warum, warum war er hier? Warum saß er nicht in seiner Stube am Fenster und las in Storms ‘Immensee’ und blickte hie und da in den abendlichen Garten hinaus, wo der alte Walnussbaum schwerfä llig knarrte? Das wä re sein Platz gewesen. Mochten die anderen tanzen und frisch und geschickt bei der Sache sein!... Nein, nein, sein Platz war dennoch hier, wo er sich in Inges Nä he wusste, wenn er auch nur einsam von ferne stand und versuchte, in dem Summen, Klirren und Lachen dort drinnen ihre Stimme zu unterscheiden, in welcher es klang von warmem Leben. Deine lä nglich geschnittenen, blauen, lachenden Augen, du blonde Inge! So schö n und heiter wie du kann man nur sein, wenn man nicht ‘Immensee’ liest und niemals versucht, selbst dergleichen zu machen; das ist das Traurige!...

 

1 Sie mü sste kommen! Sie mü sste bemerken, dass er fort war (что он ушел, что его нет), mü sste fü hlen, wie es um ihn stand (каково ему, как с ним обстоит дело, что с ним происходит), mü sste ihm heimlich folgen, wenn auch nur aus Mitleid, ihm ihre Hand auf die Schulter legen und sagen: Komm herein zu uns, sei froh, ich liebe dich. Und er horchte hinter sich und wartete in unvernü nftiger Spannung (в неразумном напряжении = напряженном ожидании; spannen – натягивать /лук/; запрягать), dass sie kommen mö ge. Aber sie kam keineswegs. Dergleichen geschah nicht auf Erden (на земле = в этой земной жизни).

2 Hatte auch sie ihn verlacht (осмеивала, осмеяла, посмеялась над ним), gleich allen anderen? Ja, das hatte sie getan, so gern er es ihret- und seinetwegen geleugnet hä tte (сколь бы охотно он ни отрицал это ради нее и ради него самого; leugnen – отрицать, оспаривать, отпираться). Und doch hatte er nur aus Versunkenheit in ihre Nä he (из-за погруженности в ее близость = из-за того, что был всецело поглощен ее близостью; versinken – тонуть, погружаться) ‘moulinet des dames’ mitgetanzt. Und was verschlug das (ну и что в этом такого, что страшного случилось; verschlagen – заколачивать, перегораживать; относить в сторону /течением/, сбивать; сравните: Es verschlug ihm fast den Atem – у него дух захватило)? Man wü rde vielleicht einmal aufhö ren zu lachen! Hatte etwa nicht kü rzlich eine Zeitschrift ein Gedicht von ihm angenommen, wenn sie dann auch wieder eingegangen war (прогорел, обанкротился), bevor das Gedicht hatte erscheinen kö nnen? Es kam der Tag, wo er berü hmt war, wo alles gedruckt wurde, was er schrieb, und dann wü rde man sehen, ob es nicht Eindruck auf Inge Holm machen wü rde... Es wü rde keinen Eindruck machen, nein, das war es ja (в том-то все и дело). Auf Magdalena Vermehren, die immer hinfiel, ja, auf die. Aber niemals auf Inge Holm, niemals auf die blauä ugige, lustige Inge. Und war es also nicht vergebens?...

 

1 Sie mü sste kommen! Sie mü sste bemerken, dass er fort war, mü sste fü hlen, wie es um ihn stand, mü sste ihm heimlich folgen, wenn auch nur aus Mitleid, ihm ihre Hand auf die Schulter legen und sagen: Komm herein zu uns, sei froh, ich liebe dich. Und er horchte hinter sich und wartete in unvernü nftiger Spannung, dass sie kommen mö ge. Aber sie kam keineswegs. Dergleichen geschah nicht auf Erden.

2 Hatte auch sie ihn verlacht, gleich allen anderen? Ja, das hatte sie getan, so gern er es ihret- und seinetwegen geleugnet hä tte. Und doch hatte er nur aus Versunkenheit in ihre Nä he ‘moulinet des dames’ mitgetanzt. Und was verschlug das? Man wü rde vielleicht einmal aufhö ren zu lachen! Hatte etwa nicht kü rzlich eine Zeitschrift ein Gedicht von ihm angenommen, wenn sie dann auch wieder eingegangen war, bevor das Gedicht hatte erscheinen kö nnen? Es kam der Tag, wo er berü hmt war, wo alles gedruckt wurde, was er schrieb, und dann wü rde man sehen, ob es nicht Eindruck auf Inge Holm machen wü rde... Es wü rde keinen Eindruck machen, nein, das war es ja. Auf Magdalena Vermehren, die immer hinfiel, ja, auf die. Aber niemals auf Inge Holm, niemals auf die blauä ugige, lustige Inge. Und war es also nicht vergebens?...

 

1 Tonio Krö gers Herz zog sich schmerzlich zusammen bei diesem Gedanken. Zu fü hlen, wie wunderbare spielende und schwermü tige Krä fte sich in dir regen

(шевелятся, движутся, бродят), und dabei zu wissen, dass diejenigen, zu denen du dich hinü bersehnst (к которым ты стремишься всей душой), ihnen in heiterer Unzugä nglichkeit gegenü berstehen (противостоят им, стоят перед ними в веселой неприступности, недоступности; der Zugang – доступ; zugä nglich – доступный), das tut sehr weh (это очень больно). Aber obgleich er einsam, ausgeschlossen und ohne Hoffnung vor einer geschlossenen Jalousie stand und in seinem Kummer tat, als kö nnte er hindurchblicken, so war er dennoch glü cklich. Denn damals lebte sein Herz. Warm und traurig schlug es fü r dich, Ingeborg Holm, und seine Seele umfasste deine blonde, lichte und ü bermü tig gewö hnliche kleine Persö nlichkeit in seliger Selbstverleugnung (в блаженном самоотречении).

2 Mehr als einmal stand er mit erhitztem Angesicht (с разгоряченным лицом; die Hitze – жара, зной) an einsamen Stellen, wohin Musik, Blumenduft und Glä sergeklirr (звон бокалов) nur leise drangen (проникали, доносились; dringen), und suchte in dem fernen Festgerä usch deine klingende Stimme zu unterscheiden, stand in Schmerzen um dich (в страданиях: «болях» = страдая из-за тебя, страдая тобой) und war dennoch glü cklich. Mehr als einmal krä nkte (задевало, обижало) es ihn, dass er mit Magdalena Vermehren, die immer hinfiel, sprechen konnte, dass sie ihn verstand und mit ihm lachte und ernst war, wä hrend die blonde Inge (в то время как Инга, Инга же), saß er auch neben ihr (даже если он сидел возле нее), ihm fern und fremd und befremdet erschien, denn seine Sprache war nicht ihre Sprache; und dennoch war er glü cklich. Denn das Glü ck, sagte er sich, ist nicht, geliebt zu werden; das ist eine mit Ekel gemischte Genugtuung fü r die Eitelkeit (удовлетворение тщеславия, смешанное с брезгливым чувством, с примесью брезгливости; der Ekel – отвращение; eitel – тщеславный). Das Glü ck ist, zu lieben und vielleicht kleine trü gerische Annä herungen an den geliebten Gegenstand zu erhaschen (улавливать маленькие обманчивые приближения к любимому предмету, сближения с предметом любви; erhaschen – поймать, ловить, схватить). Und er schrieb diesen Gedanken innerlich auf (записал), dachte ihn vö llig aus (продумал до конца) und empfand ihn bis auf den Grund (и прочувствовал до основания).

 

1 Tonio Krö gers Herz zog sich schmerzlich zusammen bei diesem Gedanken. Zu fü hlen, wie wunderbare spielende und schwermü tige Krä fte sich in dir regen, und dabei zu wissen, dass diejenigen, zu denen du dich hinü bersehnst, ihnen in heiterer Unzugä nglichkeit gegenü berstehen, das tut sehr weh. Aber obgleich er einsam, ausgeschlossen und ohne Hoffnung vor einer geschlossenen Jalousie stand und in seinem Kummer tat, als kö nnte er hindurchblicken, so war er dennoch glü cklich. Denn damals lebte sein Herz. Warm und traurig schlug es fü r dich, Ingeborg Holm, und seine Seele umfasste deine blonde, lichte und ü bermü tig gewö hnliche kleine Persö nlichkeit in seliger Selbstverleugnung.

2 Mehr als einmal stand er mit erhitztem Angesicht an einsamen Stellen, wohin Musik, Blumenduft und Glä sergeklirr nur leise drangen, und suchte in dem fernen Festgerä usch deine klingende Stimme zu unterscheiden, stand in Schmerzen um dich und war dennoch glü cklich. Mehr als einmal krä nkte es ihn, dass er mit Magdalena Vermehren, die immer hinfiel, sprechen konnte, dass sie ihn verstand und mit ihm lachte und ernst war, wä hrend die blonde Inge, saß er auch neben ihr, ihm fern und fremd und befremdet erschien, denn seine Sprache war nicht ihre Sprache; und dennoch war er glü cklich. Denn das Glü ck, sagte er sich, ist nicht, geliebt zu werden; das ist eine mit Ekel gemischte Genugtuung fü r die Eitelkeit. Das Glü ck ist, zu lieben und vielleicht kleine trü gerische Annä herungen an den geliebten Gegenstand zu erhaschen. Und er schrieb diesen Gedanken innerlich auf, dachte ihn vö llig aus und empfand ihn bis auf den Grund.

 

1 Treue (верность)! dachte Tonio Krö ger. Ich will treu sein und dich lieben, Ingeborg, solange ich lebe! So wohlmeinend war er (такие благие намерения были у него; wohlmeinend – доброжелательный, с благими намерениями). Und dennoch flü sterte in ihm eine leise Furcht (страх, опасение) und Trauer (печаль, сожаление), dass er ja auch Hans Hansen ganz und gar (совершенно) vergessen habe, obgleich er ihn tä glich sah. Und es war das Hä ß liche (отвратительное: «уродливое»)und Erbä rmliche (жалкое, презренное, подлое; sich erbarmen – сжалиться), dass diese leise und ein wenig hä mische (язвительный, злорадный) Stimme Recht behielt (был прав), dass die Zeit verging und Tage kamen, da Tonio Krö ger nicht mehr so unbedingt wie ehemals (как прежде) fü r die lustige Inge zu sterben bereit war, weil er Lust und Krä fte in sich fü hlte, auf seine Art in der Welt eine Menge des Merkwü rdigen zu leisten

(совершить много значительного; merkwü rdig – примечательный, достойный внимания).

2 Und er umkreiste behutsam den Opferaltar (кружил, обходил осторожно вокруг алтаря), auf dem die lautere und keusche Flamme seiner Liebe loderte (на котором пылало чистое и непорочное пламя его любви; lauter – прозрачный, чистый; честный /высок./), kniete davor (преклонял перед ним колена) und schü rte und nä hrte sie auf alle Weise (и раздувал, и питал его всячески; schü ren – мешать /угли/), weil er treu sein wollte. Und ü ber eine Weile (через некоторое время), unmerklich (незаметно), ohne Aufsehen (без привлечения внимания; das Aufsehen – сенсация, шумиха) und Gerä usch, war sie dennoch erloschen (угас; erlö schen – гаснуть, потухать).

3 Aber Tonio Krö ger stand noch eine Zeitlang (некоторое время) vor dem erkalteten Altar, voll Staunen und Enttä uschung darü ber, dass Treue auf Erden unmö glich war. Dann zuckte er die Achseln (пожал плечами) und ging seiner Wege (пошел своей дорогой: «своими путями»).

 

1 Treue! dachte Tonio Krö ger. Ich will treu sein und dich lieben, Ingeborg, solange ich lebe! So wohlmeinend war er. Und dennoch flü sterte in ihm eine leise Furcht und Trauer, dass er ja auch Hans Hansen ganz und gar vergessen habe, obgleich er ihn tä glich sah. Und es war das Hä ß liche und Erbä rmliche, dass diese leise und ein wenig hä mische Stimme Recht behielt, dass die Zeit verging und Tage kamen, da Tonio Krö ger nicht mehr so unbedingt wie ehemals fü r die lustige Inge zu sterben bereit war, weil er Lust und Krä fte in sich fü hlte, auf seine Art in der Welt eine Menge des Merkwü rdigen zu leisten.

2 Und er umkreiste behutsam den Opferaltar, auf dem die lautere und keusche Flamme seiner Liebe loderte, kniete davor und schü rte und nä hrte sie auf alle Weise, weil er treu sein wollte. Und ü ber eine Weile, unmerklich, ohne Aufsehen und Gerä usch, war sie dennoch erloschen.

3 Aber Tonio Krö ger stand noch eine Zeitlang vor dem erkalteten Altar, voll Staunen und Enttä uschung darü ber, dass Treue auf Erden unmö glich war. Dann zuckte er die Achseln und ging seiner Wege.

 

III

 

1 Er ging den Weg, den er gehen musste, ein wenig nachlä ssig und ungleichmä ß ig, vor sich hin pfeifend (насвистывая себе под нос: «перед собой»), mit seitwä rts geneigtem Kopfe ins Weite blickend, und wenn er irreging (сбивался с пути; irre – заблуждающийся, ошибающийся, сбившийся с пути), so geschah es, weil es fü r etliche (для некоторых) einen richtigen Weg ü berhaupt nicht gibt. Fragte man ihn, was in aller Welt er zu werden gedachte (кем же он в конце концов намерен стать), so erteilte er wechselnde Auskunft (он отвечал то так, то так: «выдавал меняющуюся справку»; erteilen – давать /совет, заказ, справку – книжн./), denn er pflegte (имел обыкновение) zu sagen (und hatte es auch bereits aufgeschrieben), dass er die Mö glichkeiten zu tausend Daseinsformen in sich trage (что в нем заложены возможности для тысяч разных форм бытия), zusammen mit dem heimlichen Bewusstsein (наряду с тайным сознанием), dass es im Grunde lauter Unmö glichkeiten seien (сплошные «невозможности»)...

 

1 Er ging den Weg, den er gehen musste, ein wenig nachlä ssig und ungleichmä ß ig, vor sich hin pfeifend, mit seitwä rts geneigtem Kopfe ins Weite blickend, und wenn er irreging, so geschah es, weil es fü r etliche einen richtigen Weg ü berhaupt nicht gibt. Fragte man ihn, was in aller Welt er zu werden gedachte, so erteilte er wechselnde Auskunft, denn er pflegte zu sagen (und hatte es auch bereits aufgeschrieben), dass er die Mö glichkeiten zu tausend Daseinsformen in sich trage, zusammen mit dem heimlichen Bewusstsein, dass es im Grunde lauter Unmö glichkeiten seien...

 

1 Schon bevor er von der engen Vaterstadt schied, hatten sich leise die Klammern (die Klammer – скоба, зажим, прищепка) und Fä den (и нити) gelö st (ослабли, распустились), mit der sie ihn hielt. Die alte Familie der Krö ger war nach und nach (мало-помалу) in einen Zustand des Abbrö ckelns und der Zersetzung geraten (пришла в состояние распада и разложения; abbrö ckeln – отламывать /мелкими кусочками/, крошиться, осыпаться; der Brocken – кусок, обломок, глыба), und die Leute hatten Grund, Tonio Krö gers eigenes Sein und Wesen (бытие и сущность = образ жизни и характер) ebenfalls zu den Merkmalen dieses Zustandes zu rechnen (причислять к приметам этого положения; das Merkmal). Seines Vaters Mutter war gestorben, das Haupt des Geschlechtes (глава рода), und nicht lange darauf (вскоре после этого), so folgte sein Vater, der lange, sinnende, sorgfä ltig gekleidete Herr mit der Feldblume im Knopfloch, ihr im Tode nach. Das groß e Krö gersche Haus stand mitsamt seiner wü rdigen Geschichte zum Verkaufe (вместе со своей почтенной историей был объявлен к продаже; wü rdig – достойный), und die Firma ward ausgelö scht (auslö schen – гасить, тушить; стирать /написанное/; изглаживать из памяти). Tonios Mutter jedoch, seine schö ne feurige Mutter, die so wunderbar den Flü gel und die Mandoline spielte und der alles ganz einerlei war, vermä hlte sich nach Jahresfrist aufs Neue (снова сочеталась браком по истечении годичного срока /траура/; die Frist – срок), und zwar mit einem Musiker, einem Virtuosen mit italienischem Namen, dem sie in blaue Fernen (в голубые дали) folgte. Tonio Krö ger fand dies ein wenig liederlich; aber war er berufen, es ihr zu wehren (но разве был он вправе: «призван, компетентен», ей это запрещать; wehren – воспрещать, препятствовать /высок./)? Er schrieb Verse und konnte nicht einmal beantworten, was in aller Welt er zu werden gedachte...

 

1 Schon bevor er von der engen Vaterstadt schied, hatten sich leise die Klammern und Fä den gelö st, mit der sie ihn hielt. Die alte Familie der Krö ger war nach und nach in einen Zustand des Abbrö ckelns und der Zersetzung geraten, und die Leute hatten Grund, Tonio Krö gers eigenes Sein und Wesen ebenfalls zu den Merkmalen dieses Zustandes zu rechnen. Seines Vaters Mutter war gestorben, das Haupt des Geschlechtes, und nicht lange darauf, so folgte sein Vater, der lange, sinnende, sorgfä ltig gekleidete Herr mit der Feldblume im Knopfloch, ihr im Tode nach. Das groß e Krö gersche Haus stand mitsamt seiner wü rdigen Geschichte zum Verkaufe, und die Firma ward ausgelö scht. Tonios Mutter jedoch, seine schö ne feurige Mutter, die so wunderbar den Flü gel und die Mandoline spielte und der alles ganz einerlei war, vermä hlte sich nach Jahresfrist aufs Neue, und zwar mit einem Musiker, einem Virtuosen mit italienischem Namen, dem sie in blaue Fernen folgte. Tonio Krö ger fand dies ein wenig liederlich; aber war er berufen, es ihr zu wehren? Er schrieb Verse und konnte nicht einmal beantworten, was in aller Welt er zu werden gedachte...

 

1 Und er verließ die winklige (извилистый, со множеством углов и закоулков; der Winkel – угол) Heimatstadt, um deren Giebel der feuchte Wind pfiff (над островерхими крышами, вокруг крыш которого свистел влажный ветер), verließ den Springbrunnen und den alten Walnussbaum im Garten, die Vertrauten seiner Jugend (друзей своей юности; vertraut – интимный, близкий; der Vertraute – доверенный), verließ auch das Meer, das er so sehr liebte, und empfand keinen Schmerz dabei. Denn er war groß und klug geworden, hatte begriffen, was fü r eine Bewandtnis es mit ihm hatte (как с ним обстояло дело; die Bewandtnis – обстоятельство /устарев./), und war voller Spott (и был исполнен насмешки) fü r das plumpe (по отношению к тяжеловесному, неуклюжему; plump – громоздкий; неуклюжий) und niedrige Dasein (и низкому, низменному существованию), das ihn so lange in seiner Mitte gehalten hatte (которое его так долго держало в своей среде, окружало его).

2 Er ergab sich ganz der Macht (всецело предался силе), die ihm als die erhabenste (самой возвышенной) auf Erden erschien, zu deren Dienst er sich berufen fü hlte und die ihm Hoheit und Ehren (величие и почести) versprach, der Macht des Geistes und Wortes, die lä chelnd ü ber dem unbewussten und stummen Leben thront (которая, улыбаясь, господствует: «восседает на троне» над бессознательной и немой жизнью). Mit seiner jungen Leidenschaft ergab er sich ihr, und sie lohnte ihm mit allem, was sie zu schenken hat, und nahm ihm unerbittlich (беспощадно) all das, was sie als Entgelt (взамен; das Entgelt – возмещение, воздаяние /книжн./) dafü r zu nehmen pflegt.

3 Sie schä rfte seinen Blick und ließ ihn die groß en Wö rter durchschauen, die der Menschen Busen blä hen (раздувают, распирают грудь человека), sie erschloss ihm der Menschen Seelen und seine eigene, machte ihn hellsehend (ясновидящим) und zeigte ihm das Innere der Welt (сердцевину, сущность: «внутреннюю часть» мира) und alles Letzte, was hinter den Worten und Taten ist. Was er aber sah, war dies: Komik und Elend (das Elend – беда, жалкое состояние, нищета; elend – жалкий, убогий) – Komik und Elend.

4 Da kam, mit der Qual und dem Hochmut der Erkenntnis (с высокомерием познания, понимания), die Einsamkeit (одиночество), weil es ihn im Kreise der Harmlosen (потому что его в кругу бесхитростных; harmlos – безобидный, безвредный; der Harm – скорбь; тяжкая обида /высок. устарев./) mit dem frö hlich dunklen Sinn (с весело-темным разумом) nicht litt (не терпели) und das Mal an seiner Stirn sie verstö rte (и родимое пятно, метка на его челе их сбивала с толку, вселяла в них тревогу). Aber mehr und mehr versü ß te sich ihm auch die Lust am Worte und der Form (но все сладостней становилась для него радость, получаемая от слова и формы), denn er pflegte zu sagen (und hatte es auch bereits aufgeschrieben), dass die Kenntnis der Seele allein unfehlbar trü bsinnig machen wü rde (что знание души само по себе неминуемо делало бы мрачным, меланхоличным), wenn nicht die Vergnü gungen des Ausdrucks uns wach und munter erhielten (если бы радости: «удовлетворения» выражения не сохраняли бы нам бодрость духа: «не сохраняли бы нас бодрыми»)...

 

1 Und er verließ die winklige Heimatstadt, um deren Giebel der feuchte Wind pfiff, verließ den Springbrunnen und den alten Walnussbaum im Garten, die Vertrauten seiner Jugend, verließ auch das Meer, das er so sehr liebte, und empfand keinen Schmerz dabei. Denn er war groß und klug geworden, hatte begriffen, was fü r eine Bewandtnis es mit ihm hatte, und war voller Spott fü r das plumpe und niedrige Dasein, das ihn so lange in seiner Mitte gehalten hatte.

2 Er ergab sich ganz der Macht, die ihm als die erhabenste auf Erden erschien, zu deren Dienst er sich berufen fü hlte und die ihm Hoheit und Ehren versprach, der Macht des Geistes und Wortes, die lä chelnd ü ber dem unbewussten und stummen Leben thront. Mit seiner jungen Leidenschaft ergab er sich ihr, und sie lohnte ihm mit allem, was sie zu schenken hat, und nahm ihm unerbittlich all das, was sie als Entgelt dafü r zu nehmen pflegt.

3 Sie schä rfte seinen Blick und ließ ihn die groß en Wö rter durchschauen, die der Menschen Busen blä hen, sie erschloss ihm der Menschen Seelen und seine eigene, machte ihn hellsehend und zeigte ihm das Innere der Welt und alles Letzte, was hinter den Worten und Taten ist. Was er aber sah, war dies: Komik und Elend – Komik und Elend.

4 Da kam, mit der Qual und dem Hochmut der Erkenntnis, die Einsamkeit, weil es ihn im Kreise der Harmlosen mit dem frö hlich dunklen Sinn nicht litt und das Mal an seiner Stirn sie verstö rte. Aber mehr und mehr versü ß te sich ihm auch die Lust am Worte und der Form, denn er pflegte zu sagen (und hatte es auch bereits aufgeschrieben), dass die Kenntnis der Seele allein unfehlbar trü bsinnig machen wü rde, wenn nicht die Vergnü gungen des Ausdrucks uns wach und munter erhielten...

 

1 Er lebte in groß en Stä dten und im Sü den, von dessen Sonne er sich ein ü ppigeres Reifen seiner Kunst versprach (от солнца которых он ожидал: «обещал себе» более пышное созревание своего искусства); und vielleicht war es das Blut seiner Mutter, welches ihn dorthin zog. Aber da sein Herz tot und ohne Liebe war, so geriet er in Abenteuer des Fleisches (в приключения плоти), stieg tief hinab in Wollust (спускался в низины чувственности: «глубоко в чувственность») und heiß e Schuld (и в жгучую вину) und litt unsä glich dabei (и несказанно страдал при этом). Vielleicht war es das Erbteil (наследие) seines Vaters in ihm, des langen, sinnenden, reinlich gekleideten Mannes mit der Feldblume im Knopfloch, das ihn dort unten so leiden machte (заставляло страдать) und manchmal eine schwache, sehnsü chtige Erinnerung in ihm sich regen ließ an eine Lust der Seele (о желании, страсти, утехах души; die Lust – радость, удовольствие; желание, стремление; сладострастие, похоть), die einstmals sein eigen gewesen war (которые были некогда ему свойственны) und die er in allen Lü sten nicht wiederfand.


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