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RUSSISCHE MALEREI DES 19. JAHRHUNDERTS
Ilja Jefimowitsch Repin Das 19. Jahrhundert gehö rt zu den bedeutsamsten Zeitabschnitten der russischen Geschichte. Der Kampf gegen Zarismus und Unfreiheit wurde zur Herzenssache der besten Krä fte des russischen Volkes. In den Jahren 1840 bis 1860 nahm die Freiheitsbewegung stä ndig zu; groß e Teile des demokratisch gesinnten Bü rgertums, Vertreter des Adels, der Intelligenz und der Kü nstlerschaft schlö ssen sich ihr an. Wie alle Zweige der Kunst stellte sich auch die russische Malerei in den Dienst der groß en politischen Aufgabe. Auch sie wollte die Massen ü ber die bestehenden Verhä ltnisse aufklä ren und ihnen ihr eigenes Schicksal vor Augen fü hren. Deshalb trat an die Stelle verträ umter, weltferner Romantik oder prunkvoller Darstellung feudaler Herrlichkeit die Schilderung des wirklichen Lebens. Die Verderbtheit der herrschenden Klasse wurde mit beiß ender Schä rfe geschildert. Zum ersten Male erschien der arbeitende Mensch in seiner Armut und Rechtlosigkeit als Hauptperson auf den Bildern. Anklage war der Grundton der meisten Bildwerke jener Zeit. Damit diese fü r das Volk bestimmte Kunst auch wirklich populä r wurde, entstand in den sechziger Jahren die Wanderausstellungsbewegung (Peredwishniki). Sie schickten Bilder in die entferntesten Gegenden Ruß lands. Die Wirkung war gewaltig. Wo immer die Bilder der Peredwishniki erschienen, ob in Moskau oder in Petersburg, in Kleinstä dten oder auf Weltausstellungen, ü berall ergriffen sie durch ihre Wahrheit und Dramatik und erregten durch ihre kü nstlerische Vollkommenheit die Bewunderung der Kenner. Die russische Malerei der zweiten Hä lfte des 19. Jahrhunderts, deren Hö hepunkt das Schaffen Repins bildete, erlangte Weltruf. Auch er konnte zu solcher Hö he der Meisterschaft nur gelangen, indem er das von seinen Vorgä ngern Erarbeitete weiterfü hrte. Die Kunst Repins ist ohne die demokratische Bewegung der fü nfziger Jahre undenkbar. Die Kunst Fedotows, Perows und der Peredwishniki ist nur die eine Wurzel seines Schaffens; der er die volkstü mliche Thematik verdankt. Die Beherrschung der technischen Mittel und die Komposition lehrten ihn die Realisten der Petersburger Akademie - Alexander Iwanow, Gey und Kramskoi. Ilja Jefimowitsch Repin wurde am 5.8.1844 in Tschugujew im Gouvernement Charkow als Sohn eines Kosakenoffiziers geboren. Seine Kindheit und die ersten Jugendjahre verbrachte er in groß er Armut. Schon sehr frü h zeigte Repin eine Vorliebe fü r das Malen und Zeichnen. Als Vierzehnjä hriger muß te er daran denken, seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Er kam in die Werkstatt eines Provinzmalers, des Ikonenmalers Bunakow. Hier machte er schnelle Fortschritte, und schon nach einem Jahr fü hrte er Porträ taufträ ge selbstä ndig aus. Aber es hielt ihn nicht lange bei Bunakow. Bereits das Jahr 1864 sieht ihn an der Petersburger Akademie. Petersburg, das Venedig des Nordens, zog mit seinem unerschö pflichen Reichtum und seinen vielen Kunstschä tzen den Jü ngling ganz in seinen Bann, Repin begann mit Fleiß und Ausdauer ein intensives Studium. An der Akademie lernte er besonders die Beherrschung der technischen Mittel und widmete grö ß te Aufmerksamkeit der Bildkomposition. Von den groß en Realisten seiner Zeit lernte er, an sich selbst und an seine Werke die hö chsten Anforderungen zu stellen. Repin, der Meister der Farbe, erweiterte seine Kunst in der Farbgebung stä ndig. Brü llows leuchtende Farben, dessen Vorliebe, sie in starken Kontrasten gegeneinander zusetzen, wendet auch er in seinen Werken an, natü rlich auf eigene Weise. Die Entwicklung seines Kolorits ist auß erdem von den groß en Kü nstlern Westeuropas mitbestimmt, die er in der Ermitage studieren konnte, besonders an den Gemä lden Tizians, Velazquez' und Rubens'. Seine beiden groß en Werke der Akademiezeit, die gleichzeitig Prü fungsarbeiten waren, sind, „Hiob und seine Freunde" und „Auferweckung der Tochter des Jairus". Fü r das letztgenannte Werk erhielt Repin die groß e Medaille und ein Auslandsstipendium. Der Widerspruch zwischen den Motiven dieser beiden Bilder und Repins spä terem Schaffen erklä rt sich daraus, dass die Themen fü r die Prü fungsarbeiten aus der Mythologie oder der Religion gewä hlt werden muß ten. In dieser Zeit entstand auch das Bild „Schiffszieher an der Wolga", oder „Wolgatreidler", ein Thema, dem Leben des Volkes unmittelbar entnommen. In vielen Zeichnungen und Farbskizzen hat er uns nicht nur ihre ä uß ere Erscheinung nahegebracht. Der Reiz der Bewegung und des Muskelspiels interessierte ihn weniger, als es bei vielen Malern nach ihm der Fall war. Er drang ü ber die ä uß ere Erscheinung zum Wesen der Menschen vor, charakterisierte sie, zeigte, dass sie trotz der eintö nigen und gleichfö rmigen Arbeit keine ungeformte Masse waren. Elf Menschen stampfen, in ihren Sielen hä ngend, in glü hender Sonnehitze am Ufer der trä ge dahinfließ enden Wolga entlang. Mü de schleppen sie sich durch den feuchten Sand, den Kö rper mit Lumpen bedeckt, die Fü ß e in zerrissene Bastschuhe oder Lappen gehü llt. Repin will mit diesem Bild nicht Mitleid erregen; er verleiht den einzelnen Personen kraftvolles, individuelles Leben. Mit diesem Bild, das auf den Ausstellungen der Peredwishniki groß es Aufsehen erregte und von der fortschrittlichen Presse, besonders von dem Kritiker Stassow, sehr geschä tzt wurde, geht Repin weit ü ber seine Vorgä nger und Zeitgenossen hinaus. In ihm verbindet er das Erbe der russischen Kunst mit der von der demokratisch gesinnten Kü nstlerschaft aufgegriffenen volksnahen Thematik. Fü r alle unterdrü ckten und ausgebeuteten Menschen Ruß tands wurden die „Wolgatreidler" zum Sinnbild des russischen Volkes, das an seinen Ketten schleppte. In den Jahren 1873 bis 1876 weilte Repin im Ausland, am lä ngsten in Paris. Hier machte er die Bekanntschaft mit franzö sischen Impressionisten. Obwohl er das Schaffen der franzö sischen Frü himpressionisten anerkannte, sah er schon zu dieser Zeit, wohin eine solche Kunstrichtung fü hren muß te, nä mlich zur Abwendung vom Naturvorbild und damit zum Verfall der Kunst. Deshalb hat ihn die franzö sische Kunst wenig beeinfluß t. Dafü r studierte er eifrig die groß en Meister der Vergangenheit - Velazquez, Tizian, Rubens, Rembrandt und andere, die ihm mehr gaben als jene. Sein ganzes Schaffen wä hrend dieser Periode spiegelt die Verbundenheit mit seiner Heimat wider. Die Bilder dieser Zeit behandeln meistens heimatliche Themen, seien es russische Mä rchen wie „Sadko", Bilder ukrainischer Mä dchen oder Porträ ts russischer Menschen. In den Jahren 1877 bis 1882 lebte Repin in Moskau, wo auch sein erstes Historienbild, „Zarewna Sophia", entstand. Bald darauf ü bersiedelte er nach Petersburg und beschä ftigte sich dort mit der Darstellung des revolutionä ren Kampfes seiner Zeit. Repin, der die revolutionä re Bewegung mit groß er Anteilnahme verfolgte, wurde besonders von der entschlossenen Haltung der Frauen beeindruckt. Seine Bilder dieser Jahre zeigen viele solche kä mpferische Frauengestalten, zum Beispiel die „Revolutionä rin vor der Hinrichtung" oder „Unerwartet». In den Jahren 1880 bis 1889 arbeitete Repin an dem Bild „Die Verhaftung des Propagandisten". Alle seine revolutionä ren Gestalten drü cken Standhaftigkeit und Ü berzeugungstreue aus, gemischt mit Verbitterung. Mit dem Bild „Iwan IV. Und sein Sohn Iwan am 16. November 1581" beschä ftigt sich Repin wieder mit der russischen Geschichte. Hier klagt Repin das gesamte despotische Herrschersystem an, das keinen anderen Willen neben sich duldet und dabei auch vor dem Mord an den eigenen Familienmitgliedern nicht zurü ckschreckt. Iwan hat seinen Sohn wä hrend eines Streites mit dem Zepter erschlagen. Repins Bild hä lt den Augenblick fest, indem dem Zaren zum Bewuß tsein kommt, was er getan hat. Irrsinn im Blick, reiß t er den sterbenden Sohn an sich und versucht, mit der Hand das aus der Wunde strö mende Blut zurü ckzuhalten. Das Bild geht bis hart an die Grenze bildkü nstlerischer Ausdrucksmö glichkeit. Blutiges Rot herrscht als Farbe vor und verstä rkt den Eindruck des Entsetzens und der wilden Angst, der ü ber dem Ganzen liegt. Eines der schö nsten Bilder Repins begeisterte nicht nur alle Betrachter, sondern auch den Kü nstler selbst, der es als sein bestes Werk bezeichnete. Es heiß t: „Die Saporoger Kosaken schreiben einen Brief an den tü rkischen Sultan". Zehn Jahre arbeitete Repin daran. Fü r kein anderes seiner Bilder hat er eine so groß e Zahl Skizzen und Studien angefertigt. Alle Gerä tschaften, Kleidungsstü cke, Waffen, Gebrauchsgegenstä nde usw. hat er genauestens studiert und gezeichnet. Das Bild hat deshalb neben dem hohen kü nstlerischen auch einen ethnographischen Wert. Die Handlung des Bildes: Der Sultan, einer der gefä hrlichsten Nachbarn der Saporoger, fordert von ihnen Unterwerfung und Tributzahlung, so wie Annahme des mohammedanischen Glaubens. Die freiheitsliebenden, kriegerischen und wagemutigen Saporoger erteilen ihm in einem Brief die entsprechende Antwort. Dieses Bild ist ein Hymnus auf das freie Volk, ein Hohelied der Liebe zu Heimat und Volk. Neben Werken historischen und sozialen Charakters hat Repin hervorragende Porträ ts geschaffen. Bei seinen Porträ ts kam es Repin in erster Linie darauf an, den ganzen Menschen, seinen Charakter, seine Eigenheiten und seine Bedeutung zu erfassen. Das sind Porträ ts von Zeitgenossen. Das Bildnis Modest Mussorgskis ist kein Porträ tauftrag im ü blichen Sinne, sondern zugleich ein Denkmal langjä hriger Freundschaft. Das Bild von Leo Tolstoi ist nicht das einzige, das Repin geschaffen hat. Zu gleicher Zeit entstanden „Tolstoi auf dem Ackerfeld", „Tolstoi bei der Arbeit" und andere Gemä lde. Ein umfangreicher Schriftwechsel zeugt von der tiefen Freundschaft zwischen dem revolutionä ren Maler und dem groß en Schriftsteller. Beide versuchten, in ihrer Kunst die Erscheinungen des Lebens darzustellen. Wenn man von Repin und seinen Zeitgenossen spricht, darf man einen seiner besten Freunde nicht vergessen: Wladimir Wassiljewitsch Stassow. Als Freund und Kritiker erlebte er die Entstehung fast aller Bilder Repins. Wie hoch Repin Stassow schä tzte, sagen am besten seine eigenen Worte: „Ich sehe in Stassow einen Menschen, der die Kunst wirklich liebt und versteht wie kein anderer von uns." Die Freundschaft zwischen Repin und Stassow ist ein ü berzeugendes Beispiel fü r Bedeutung richtiger und sachlicher Kritik fü r das Schaffen eines Kü nstlers. Besonders fesselnd und aufschluß reich ist das Verhä ltnis Repins zu Gorki und Majakowski. In den Jahren 1915 bis 1917 entstanden mehrere Skizzen von Gorki und Majakowski fü r ein Ö lgemä lde. Sein letztes groß es Werk ist die „Festsitzung des Reichsrates". Von 1893 bis 1907 war er als Professor an der Petersburger Akademie tä tig, seit 1898 gleichzeitig als Rektor. In dieser Zeit begann sein langjä hriges Leiden, eine zunehmende Austrocknung der rechten Hand. Sie zwang Repin, seine Werke mit der linken Hand zu malen, was ihm groß e Schwierigkeiten bereitete. Repin starb am 29. September 1930. Das vielseitige Schaffen Repins brachte dem russischen Volk eine unschä tzbare Bereicherung seines kulturellen Erbes. Die besten Vertreter des sozialistischen Realismus studieren sein Werk und setzen es fort. Repin hat sich mit seinen Werken einen hervorragenden Platz in der Kunst der Welt gesichert.
Isaak Iljitsch Lewitan
Die erstaunliche Einfachheit und Klarheit des Motivs, die Lewitan in der letzten Zeit erreicht hat, hat keiner vorher und wird auch kaum ein anderer erreichen kö nnen. A. Tschechow Lewitan ist berü hmt als der Maler, der die Seele der russischen Natur auszudrü cken verstand. Sein Name steht gleichberechtigt neben den ganz Groß en der russischen Kultur wie Tolstoi, Tschechow, Rachmaninow, Jermolowa, Schaljapin, Repin, deren Werke den Stolz der Nation widerspiegeln. Den „besten russischen Landschaftsmaler" nannte Tschechow den Kü nstler. Die Landschaft nahm immer einen bedeutenden Platz in der Geschichte der russischen Malerei ein. In der ersten Hä lfte des 19. Jahrhunderts waren es Wenezianow, etwas spä ter Sawrassow, Wassiljew, Schischkin, Polenow und andere Kü nstler, die in ihren Werken die Schö nheit und Poesie der auf den ersten Blick so bescheidenen russischen Natur hervorhoben. Durch die Darstellung der Felder und Wä lder, der Ä cker und Dö rfer drü ckten diese Maler den groß en Inhalt des Lebens der einfachen Leute aus. Lewitan fü hrte diesen Weg fort. Seine ersten Versuche ä hneln den ersten schü chternen Melodien, aus denen sich spä ter ein kompliziertes und mä chtiges musikalisches Werk entwickelt. Die Zeit des Aufenthalts an der Wolga war ein bedeutender Meilenstein im schö pferischen Leben Lewitans. Hier hat er sich selbst gefunden, hier brachte er alles zum Ausdruck, was er gesucht hatte. Die Weite, das sich ruhig ausbreitende Land, das gleichmä ß ige Fließ en des wasserreichen Stromes, die weichen Konturen der Ufer, epische Gerä umigkeit und feine Lyrik – das alles ergibt den unaussprechlichen Liebreiz der Natur, die zugleich intim und mä chtig ist. Die Wolga mit ihren unendlichen Weiten, mit ihrer stä ndig wechselnden Beleuchtung, mit ihrem unaufhaltbaren Leben und mit ihren malerischen Landschaften hatte Lewitans Herz erobert. Er malte die Bilder: „Abend an der Wolga" (1888), „Abend", „Goldenes Pljoss" (1889), „Nach dem Regen", „Pljoss" (1889), „Abendklang" (1892), die ihm groß en Ruhm brachten. In den Werken der Wolgaperiode strebte Lewitan danach, den nationalen Charakter der russischen Landschaft, ihre eigenartige Poesie und Schö nheit zum Ausdruck zu bringen. Sein Ziel war es, ü ber Ruß land und russische Menschen, ü ber ihre Trä ume und Hoffnungen, ü ber ihre Leiden und ihren Kummer zu berichten. Tschechow und Lewitan lebten zur Zeit der politischen Reaktion der 80er Jahre des 19. Jh., zu einer Zeit, in der jeder freiheitsliebende Gedanke in Ruß land unterdrü ckt wurde. Alles versank im Sumpf des spieß bü rgerlichen Daseins, das beiden, Lewitan und Tschechow, verhaß t hatten. Isaak Iljitsch Lewitan wurde am 18 (30). August 1860 in dem kleinen Ö rtchen Kibarty im Gouvernement Kowno geboren. Anfang der 70er Jahre ü bersiedelte die Familie nach Moskau, wo die Eltern bald darauf starben. Lewitan blieb mit einem Bruder und zwei Schwestern allein; fü r ihn begann der Kampf ums Leben. Mit 15 Jahren besuchte er die Moskauer Kunstschule fü r Malerei, Plastik und Architektur. Bevor er anerkannt wurde, litt Lewitan lange Jahre Not. Seine Mitschü ler waren M.Nesterow, Sergei und Konstantin Korowins und N.Kasatkin. Spä ter war er auch mit anderen Kü nstlern, W.Serow und I.Ostrouchow, befreundet. Enge Beziehungen verbanden ihn mit dem Sä nger F.Schaljapin. Lewitan besaß ein seltsames Ä uß eres; als Jü ngling war er hü bsch und zierlich. In seinen reifen Jahren schien er einem Bilde von Veronese entsprungen zu sein. Sein ganzes Leben widmete Lewitan seiner Arbeit. Die Kunst war fü r ihn Sinn und Inhalt seines Daseins. Er liebte die Kunst mit Zittern und Beben, in ewigem Zweifel; er schwankte stets zwischen den Qualen der Selbstunzufriedenheit und dem Glauben an seine Krä fte. Er reagierte scharf auf alle Lebenserscheinungen und besonders auf die Schö nheit der Natur, in die er verliebt war. Lewitans Charakter war sehr kompliziert; manchmal litt er an peinlichen Melancholieanfä llen, seine Liebe zur Kunst gewann aber immer die Oberhand. Die langjä hrige Freundschaft mit der Malerin S.P.Kuwschinnikowa, einer ungewö hnlichen Frau, spielte eine wesentliche Rolle in seinem Leben. In dem Salon der Malerin versammelte sich „halb Moskau", hauptsä chlich die kü nstlerische Intelligenz: der bekannte Schauspieler und Dramatiker A.Sumbatow-Jushin, der Sä nger A.Donskoi, die berü hmte Schauspielerin Jermolowa; die Brü der Tschechow waren hier zu Besuch. Mit der Familie Tschechow wurde Lewitan im Jahre 1879 bekannt. Die Familie Tschechow war groß, da gab es immer Humor und Scherze. Man arbeitete fleiß ig und erholte sich heiter. Damals malte Lewitan das Porträ t A.P.Tschechows und die Landschaft „Der Fluß Istra". Beide schenkte er Tschechow zum Andenken. Die Freundschaft zwischen Lewitan und Tschechow ist eine bedeutende Episode in der Geschichte der russischen Kultur. Durch die tiefe Liebe zu ihrer Heimat, zur Natur und Kunst waren beide aufs innigste miteinander verbunden. Nicht nur Tschechow schä tzte Lewitan als Landschaftsmaler, auch Lewitan wuß te Tschechows Sinn fü r die Landschaft zu wü rdigen: „... die Landschaften in deinen Erzä hlungen sind Gipfel der Vollendung..." Mit dem Anfang der 1890 Jahre trat der Wunsch, das Leben philosophisch zu erfassen, im Schaffen Lewitans, besonders deutlich zutage. Er vertiefte sich in Gedanken ü ber den Sinn des Lebens, ü ber die Einstellung des Menschen zu der groß en und komplizierten Umwelt, ü ber das Schicksal Ruß lands und des russischen Volkes. Der Maler suchte das monumentale Landschaftsbild. 1892 entstand das Gemä lde „Die Wladimirka" - eines der wenigen Beispiele historischer Landschaften. Nie zuvor wurde das historische Schicksal eines Landes und seines Volkes so vollkommen deutlich in einer Landschaft dargestellt wie auf diesem Bild. Die Weite der unendlichen Felder, der lange, sich im Unendlichkeit laufende Feldweg, der dü stere, wolkige Himmel, das graue, trü bselige Kolorit eines sonnenlosen Tages und nicht zuletzt die einsame Gestalt der betenden Wandererin verkö rpern fü r Lewitan die Weite und Breite seiner Heimat, ihre Grö ß e und das auf Ruß land lastende Joch, das Herzweh um das Schicksal der besten russischen Menschen. Ein breiter Wasserspiegel beeindruckte Lewitan immer wieder aufs tiefste. In seinem Bild „Ewiger Friede" bedrü ckt den Menschen die ungeheure Breite des Wassers und des tiefhä ngenden Himmels, sie erweckt den Gedanken an die Geringfü gigkeit und Vergä nglichkeit des menschlichen Lebens. Diese Landschaft ist eine der tragischsten in der Malerei ü berhaupt. Die Liebe Lewitans zur Natur war sein Leben lang gleich groß und leidenschaftlich; seinem ganzen Schaffen wohnt eine unermä ß liche Begeisterung fü r die Schö nheit der Natur inne. Man spü rt sie im Bild „Birkenhain", „Frü hjahr in Italien", „Goldener Herbst". Der Eindruck der liebkosenden Frü hlingssonne in der Landschaft „Mä rz" ist auffallend realistisch. In allen Einzelheiten findet die Vereinigung des Menschen mit der Natur ihren Ausdruck. Das Jahr 1895 war fü r den Kü nstler eine Zeit der groß en Schaffensfreuden. Er weicht dem Philosophieren aus und erlebt die wahre Freude am Tauen des Schnees, am Klang der fallenden Tropfen, am blauen Himmel, an der Purpurrö te des herbstlichen Laubes, an der Wolga wieder. Lewitan erreichte eine dekorative Farbenfü lle der russischen Landschaft und eine Klarheit der Farben, die den allrussischen Lokaltö nen der Ikonenmalerei verwandt ist. In den besten Lebensjahren Lewitans wurden seine Landschaften raffinierter, lakonischer. Nach den treffenden Worten eines Forschers sind es „Lieder ohne Worte". „Die erstaunliche Einfachheit", schrieb Tschechow ü ber die spä teren Bilder Lewitans, „und Klarheit des Motivs, die Lewitan in der letzten Zeit erreicht hat, hat keiner vorher und wird auch kaum ein anderer erreichen kö nnen." Die Bilder, die um 1899-1900 gemalt wurden, „Dä mmerung", „Die letzten Sonnenstrahlen", „Sommerabend", „Heuschober", sind feinste lyrische Poeme, in denen die alltä glichen Motive eine hohe Bedeutung erhalten und „die Stille hö rbar wird". Lewitan malt freier und sicherer, seine Malerei beruht auf koloristischen Nuancen und wird mutiger und dekorativer. Als ein wahres und weises Testament des Kü nstlers ist sein letztes Bild, das den Namen „Der See. Rus" trä gt. Ein mä chtiges und schö nes Bild der russischen Natur. Wie in dem Finale einer Sinfonie sind hier alle frü heren Melodien konzentriert, und es siegt das Hauptthema, das Thema des triumphierenden Lebens. So wü nschte der groß e Maler Ruß land zu sehen, und so sah er sein Vaterland auch. Lewitan hat das Bild nicht zu Ende gefü hrt, da die Krankheit an ihm zehrte. Ende 1899-1900 wohnte Lewitan bei Tschechow in Jalta. Am 22. Juli (4. August) 1900 ist Lewitan gestorben. Es starb ein Kü nstler, der mit der fortschrittlichen Kunstgemeinschaft der Peredwishniki verbunden war. Lewitan hat sich auch die Errungenschaften der europä ischen Kunst angeeignet, insbesondere die der Impressionisten. Dabei blieb er in jedem seiner Werke ein russischer volksverbundener Maler. Die Kunst Lewitans wurde zur Volkskunst im umfassendsten Sinne des Wortes. Deswegen wurde der Begriff „Lewitans Natur" nicht nur allgemein gebrä uchlich, sondern auch quasi zum Synonym des Begriffs „russische Natur".
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